Denn Tiere sind keine Maschinen

Liebe, die durch den Magen geht

von Admin, am 22.01.2021.


Gestern war in der Sendung DAS vom NDR ein Milchbauer zu Gast, wie ihr an unserem Tagesbild seht, steht Lillemor noch immer etwas unter Schock wegen diesem Interview. Das war die Gegeneinladung, die massiv von der Bauernschaft durch einen kleinen Shitstorm nach unserem Auftritt eingefordert wurde. Zwar ist es schon ein bißchen peinlich, wenn man so interessant ist, dass nicht der Sender einlädt, sondern man sich quasi von Berufskollegen unter anderem mit Boykottandrohungen vor die Kamera brüllen lässt, aber das soll jetzt gar nicht das Thema sein.

Die Sendung fing auf jeden Fall super an, denn der Moderator bezeichnete den Mann mehrmals als „Landwirt und Milchbauer“. Dadurch wurde sehr schön herausgearbeitet, dass das eben zwei Paar Schuhe sind und wirklich niemand gegen Landwirte agiert, wenn er Milchbauern und andere industrielle Tierhalter kritisiert. Wir würden auch jederzeit zustimmen, dass Landwirte die Bevölkerung ernähren, Milchbauern tun das aber garantiert nicht.

Es folgten mehrere Interviews und Einspieler, die viele Fragen aufwerfen. Zum Beispiel wieso die liebevoll mit Musik geweckten Kühe das Futter direkt vor ihre Nase geschmissen bekommen. Das ist recht leicht zu erklären: Auf konventionellen Höfen gibt es keine Futterraufen, an denen sich die Tiere selbst bedienen können, meistens dürfen sich diese Lebewesen nur vom Melkroboter bis zu ihrer Zelle bewegen, diese paar Meter sind eben die maximale Freiheit, die Milchbauern bereit sind, ihren ach so geliebten Tieren einzuräumen. Wir lernen im weiteren Sendungsverlauf, dass sich dieser Mensch gegenüber seiner Tierfamilie als Geburtshelfer und Vater sieht und sogar für seine Tiere das Geschlecht wechselt, da er auch als Mutter gefordert wird. Was ihn aber natürlich alles nicht davon abhält, seine Lieben Jahrzehnte vor ihrem natürlichen Ende als kerngesunde Kühe umbringen zu lassen, wenn er mit ihnen nicht mehr genug Kasse machen kann. Als Drehbuch würde dieser Berufsalltag auch etwas mit Tieren zu tun haben, vor allem mit schweigenden Lämmern.

Über die Trennung von Mutter und Kind haben wir uns erst kürzlich hier https://www.stiftung-fuer-tierschutz.de/2021/01/der-harry-potter-vom-bauernverband/ ausgelassen, es ist auch eine dreiste Lüge, dass Kühe mehrmals am Tag gemolken werden müssen. Das muss man nur tun, wenn man ihnen die Muttermilch rauben will, auf Butenland wurde seit 20 Jahren keine Kuh mehr am Euter befummelt. Im nächsten Einspieler wird es dann wieder gruselig, denn unter anderem geht es um die Anschaffung von Angus-Rindern, alle Beteiligten faseln sichtlich glückstrunken etwas von ihrer Liebe zur Tierversorgung und nur einmal im anschließenden Interviewsegment fällt der Begriff „Fleischrinder“ und so wird erwähnt, weswegen diese Tiere tatsächlich angeschafft wurden, nämlich um ein (stark verkürztes) Leben lang ausgebeutet zu werden und dann als „Fleischrind“ quasi im Kindesalter auf dem Schlachthof zu sterben. In einem Nebensatz wird auch kurz mitgeteilt, dass auf dem Hof im Durchschnitt wöchentlich 2 neue Kälber geboren werden, weil Kühe eben nur im dauerschwangeren Zustand profitabel sind. Wer gibt sich bei dieser Quote noch Illusionen hin, dass all diese Tiere glücklich bis an ihr Lebensende dort leben? Es wird auch immer nur von „Damen“ gesprochen, was mit den männliche Kälbern geschieht, wird tunlichst verschwiegen. Fast natürlich, denn es gibt kein größeres „Abfallprodukt“ als männliche Kinder in der Milchindustrie.

Dann wird es wieder gruselig und der Mann spricht über die tiefe Liebe, die er für diejenigen empfindet, die er dann irgendwann kerngesund zum Schlachthof bringt, um sie dort per Bolzenschuss, also einem künstlichen Schlaganfall, umbringen zu lassen. Da kann man persönlich nur darauf hoffen, dass man nie in den Genuss dieser Liebesbeweise kommt. Ein bißchen Sorgen macht man sich auch spontan um die Ehefrau und die Töchter, immerhin spricht der Mann allgemein von „seinen Damen“, von denen er umzingelt ist, und scheint da keine großen Unterschiede zu sehen.

Danach wird es eher uninteressant, denn es geht bei diesem Thema nicht um Nachhaltigkeit und Geld verdienen, sondern nur um die Frage, ob Tiere ohne Quälerei ausgebeutet werden können. Das ist nicht der Fall, was wir an jedem neuen Bewohner sehen, der es nach Butenland schafft. Überhaupt würde es nicht mal interessieren, wenn dieser Mann tatsächlich einen tiergerechten Hof betreiben würde, denn damit wäre er die absolute Ausnahme. Das verstehen zum Glück auch immer mehr Medienanstalten, erst gestern gab es zwei hochinteressante Artikel im Spiegel https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/julia-kloeckner-so-gut-geht-es-tieren-in-deutschland-sagt-die-ministerin-a-982fbb3e-4c1e-449c-8702-0b77847442c8?fbclid= und in der Geo https://www.geo.de/natur/tierwelt/23849-rtkl-foodwatch-analyse-bericht-enthuellt-agrarministerium-beschoenigt-die?utm_medium=posting , die unterstrichen haben, dass industrielle Tierhalter ihre Betriebe grundsätzlich beschönigen und die Realität eher katastrophal aussieht. Was hilft es also, einen Vorzeigebauern einzuladen, wenn es bei 90 % seiner Kollegen in den Ställen völlig anders aussieht? Die Sendung von gestern könnt ihr hier https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/das/Norddeutschland-und-die-Welt,sendung1118924.html anschauen, auch unser Besuch ist noch verfügbar https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/das/DAS-mit-Butenland-Betreiber-Karin-Mueck-und-Jan-Gerdes,dasx23020.html Macht euch also einfach selber ein Bild.



Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Liebe, die durch den Magen geht”

  1. Helga sagt:

    Piep piep piep wir haben uns alle lieb. Helmut und die Märchenstunde . Er trennt das neugeborene Kalb von der Mutter weil es alleine nicht den Euter findet ??? Und die , wie hast Du gesagt , noch nicht abgestillte Menschheit ist mit so einer Reportage erstmal zufriedengestellt .

  2. Gabriele R. sagt:

    Solange Tiere nicht als Personen im GGB anerkannt werden, haben sie leider keine Rechte. Dabei sind Tiere auch nur Menschen ausgestattet mit einer Seele, allerdings in einem anderen Körper, der nicht im geringsten mit weniger und sogar den gleichen Gefühlen ausgestattet ist wie der, der Menschen. Sobald sich das GGB in dieser Hinsicht ändern würde, sind Milchbauern u. andere „Nutz“tierhalter nur Folterknechte, Schlachter sind Verbrecher und Mörder und der Konsument gibt den Mord an den Tieren in Auftrag.

  3. Thekla sagt:

    Danke für diesen Beitrag.
    Ich konnte auch nur kopfschüttelnd die Sendung verfolgen. Es wird wirklich Schlimmes schöngeredet. Ein Umdenken ist nicht in Sicht.

  4. Marita sagt:

    In Momenten wie diesen wird mir immer wieder bewusst, wie wichtig und richtig euer Beitrag zur Gesellschaft ist. Damit meine ich nicht nur die Richtigstellung der Fernsehsendung, sondern den Magnetismus den ihr ausübt mit euer Vorzeigelebenseinstellung. Durch euer Bespiel habe ich gelernt, was es bedeutet, vegan zu leben und auch zu lieben. Denn der Mensch entwickelt bei veganer Lebensführung, eine ganz andere Form von Liebe. Zur Natur und zu allen Lebewesen. Diese werden eben auch ganz anders betrachtet. Früher hätte ich eine solchen Beitrag, wie oben erwähnt, interessant gefunden. Heute ist er nur noch traurig und abstoßend. Wie die Wahrheit verbogen wird, damit die Ausbeutung der Tiere gerechtfertigt werden kann, sagt viel über die Spezie Mensch aus. Ich danke Gott jeden Tag, dass es solche Ausnahmen wie euch gibt. Es ist zumindestens ein hoffnungsvoller Anfang. Danke dafür!

  5. Ira sagt:

    Und die Konsumenten sind mal wieder beruhigt und bestätigt worden. Es gibt noch soviele, die gar nicht wissen, daß Kühe dauerschwanger sind um Milch zu geben und wenn man es ihnen sagt glauben sie es noch nicht mal!
    Warum wird nicht mal Soko Tierschutz eingeladen, um seine Aufnahmen zu präsentieren?!
    Und warum hat man ihm soviel Sendezeit gegeben?
    Karin und Jan hatten doch nicht soviel Sendezeit!
    Diese Milchindustrie hat soviel Macht…..

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