Denn Tiere sind keine Maschinen

Muhpedia

von Admin, am 02.05.2023.


Da man auf dem Tagesfoto sowieso nichts anderes sieht außer Meentjes Schnute, schreit das natürlich geradezu nach einer Abhandlung über die Rindernase. Der Geruchssinn von Rindern ist wesentlich ausgeprägter als der von Menschen. Die Kuh und ihr Kalb erkennen sich schon wenige Stunden nach der Geburt am Körpergeruch, hier kann die Mutter ihr Kind sogar jederzeit aus einer Herde „herausriechen“. Meentjes Ziehtochter Synje kann auch längst nichts mehr anstellen, ohne dass ihre Adoptivmama das sofort erschnüffelt. Auch fremde Rinder, andere Tiere oder Menschen werden individuell nach ihrem Geruch eingeteilt.

Diese sensible Nase führt auch dazu, dass unbekannte Gerüche hin und wieder als bedrohlich eingeordnet werden und plötzliche Ablehnungs- und Fluchtreaktionen auslösen. Das ist unter anderem auch der Grund, warum wir auf Butenland unsere Besuchergruppen auf maximal 10 Personen eingeschränkt haben. Denn es kann jederzeit passieren, dass wir schnell handeln müssen, wenn ein Rind auf einen unbekannten Körpergeruch nervös reagiert.

Selbst Ausscheidungen werden extrem sensibel aufgenommen und die in ihnen enthaltenen Botenstoffe lösen unterschiedlichste Reaktionen aus. Außerdem reagieren die Tiere sehr empfindlich auf chemische Signale, die Herdenmitglieder als Duftmarken gesetzt haben. Das führt zum Beispiel dazu, dass auch ein neuer oder unbekannter Klauenkippstand direkt in der ganzen Herde unbeliebt ist, auch wenn ihn erst ein Rind benutzt hat.

Vor gar nicht so langer Zeit war die Nase der Rinder ein großer Hoffnungsträger, als es darum ging, ihnen das Stechen von Ohrmarken zu ersparen. Bereits 1999 präsentierten Berliner Forscher nämlich ein Gerät, das Rinder anhand ihres Nasenabdrucks erkennen und unterscheiden kann. Dieses Riechorgan hat Strukturen, die es bei Rindern ähnlich unverwechselbar machen wie ein Fingerabdruck beim Menschen. Dementsprechend gut ist die Idee damals auch angelaufen. Die Labortests verliefen reibungslos, die Bildverarbeitungssoftware erkannte die eingescannten Abdrücke verschiedener Kühe zuverlässig, Fördermittel flossen. Sogar die Industrie zeigte Interesse und machte sich bereit, ihre diverse Geldbörsen zu öffnen.

Dann scheiterte das Projekt aber doch, weil die Untersuchungen nur tadellos bei neugeborenen Kälbern klappte, ältere Rinder sich aber hin und wieder bockig bei der Herstellung des Abdrucks zeigten. So wurde im letzten Moment alles wieder auf Null gesetzt und Rindern durften zur Identifikation weiterhin Wunden in den Ohren beigebracht werden. Dabei wurde ignoriert, dass das System mit den Ohrmarken längst nicht so fälschungssicher war und ist wie ein unverwechselbarer Nasenabdruck. Natürlich zeigte sich auch kein Verantwortlicher bereit, das System langsam anlaufen zu lassen und es wenigstens bei Neugeborenen verbindlich zu machen, so dass die Ohrmarken im Laufe der Zeit ad acta gelegt werden könnten.


Kategorie: Allgemein

Eine Antwort zu “Muhpedia”

  1. Ira sagt:

    Liebe Meentje, so eine süße Schnute!

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