Denn Tiere sind keine Maschinen

Prozessbeobachtungen

von Admin, am 16.01.2023.

Heute startete der Prozess gegen zwei Tierärzte, die für den Landkreis Osnabrück den Schlachthof Temme in Bad Iburg überwacht haben. Die SOKO Tierschutz hat im letzten Herbst dort unglaubliche Tierquälerei aufgedeckt, an der ein ganzes Netzwerk beteiligt war. Die Presse sprach damals einhellig vom größten deutschen Tierschutzskandal und scheußlichste Bilder gingen online um die Welt. Wer starke Nerven hat, kann gerne mal nach „Schlachthof Temme Bad Iburg“ googeln. Schon die Strafen gegen die Betreiber waren damals ein weiterer Skandal, da sogar der Hauptverantwortliche mit einer winzigen Geld- sowie einer Bewährungsstrafe davon kam. Heute standen also zwei Leute vor Gericht, die auf regelmäßiger Basis weggeguckt haben, selbst bei schwerster Tierquälerei.
 
Beide Angeklagten sind so genannte amtliche Tierärzte, also vom Landkreis angeheuerte, private Tierärzte mit eigener Praxis. „Solche Tierärzte machen den unangenehmen Job im Schlachthof häufig aus Geldnot und werden massiv unter Druck gesetzt von allen Seiten. Darum sehen sie weg und werden Mittäter“, erklärte dazu SOKO Tierschutz Ermittler Friedrich Mülln. Die SOKO hat zum Prozesstag einen Liveticker gestartet und allein der liest sich unglaublich absurd. So kamen beide Angeklagte vermummt in den Verhandlungssaal, wollten ihr Gehalt nicht nennen und beharrten darauf, jahrelang keinerlei Tierquälerei mitbekommen zu haben. Und dass, obwohl der Staatsanwalt zum Prozessbeginn unfassbare 45 Minuten lang Verstöße gegen den Tierschutz vorgelesen hat. Der Tierarzt ist dazu Jäger, die Tierärtzin sagt irgendwie gar nichts und schliesst sich ihrem Kollegen immer nur an. Den gesamten Live-Ticker könnt ihr hier https://www.facebook.com/sokotierschutz.ev/posts/pfbid028Z8DnxjLphRuketmoda6gMb87Hv4GGXMAhd7VZfeBmPHVo6kVMfRVYYt594VLZBVl lesen.
 
Der Prozess läuft momentan noch, aber trotzdem geht realistischerweise niemand von gerechten Strafen aus. Einfach weil schon der Hauptangeklagte nur etwas aus sener Portokasse zahlen musste und ansonsten mit einer Bewährung, als quasi nichts, davongekommen ist. Die SOKO fordert, dass amtliche Tierärzte Bodycams zum Eigenschutz und zur Korruptionsprävention tragen und immer im Team arbeiten, dass Tierschutzskandale personelle Konsequenzen im zuständigen Veterinäramt haben, und dass mittelfristig amtliche Tierärzte durch verbeamtete, unabhängige Kontrolleure ersetzt werden. Und bei all diesen Forderungen wundert man sich unwillkürlich, warum das nicht schon längst Usus ist. Aber daran merkt man einfach, dass man im Kampf um Tierrechte nicht gegen einzelne Täter, sondern gegen ein ganzes System antritt und dieses bis tief in den Staat und die Gesetzgebung hinein miteinander verzahnt ist. Was aber überhaupt kein Grund ist, aufzugeben, ganz im Gegenteil.

Kategorie: Allgemein

2 Antworten zu “Prozessbeobachtungen”

  1. margitta sagt:

    ich frag mich auch immer, wie eure TierärzTinnen das aushalten, wenn sie mit diesen schrecklichen Vorkommnissen konfrontiert werden. Sie kennen ja nicht nur Hof Butenland.
    Aber vielleicht gibt es bei ihnen sowas, wie ein Gesinnungswechsel, da ihr ja wunderbare Vorbilder seit.

  2. Gabriele sagt:

    Wie kalt muss das Herz eines Menschen sein, der jeden Tag so einen Job machen kann. Ich gehe davon aus, dass es keine nennenswerten Strafen gibt. Die Richter, die zu entscheiden haben sind doch auch Fleischesser und sind darauf angewiesen, dass es Leute gibt, die diese Drecksarbeit erledigen.

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