Denn Tiere sind keine Maschinen

Der feine Unterschied zwischen emotionalen und finanziellen Schlägen

von Admin, am 04.07.2022.

Im Emsland ist die afrikanische Schweinepest ausgebrochen, der Verdachtsfall hat sich heute bestätigt. Die CDU-Agrarministerin Otte-Künast spricht von einem harten emotionalen Schlag für die Schweinehalter im Land. Was definitiv ziemlicher Unsinn ist, denn es handelt sich für diese Leute um einen harten finanziellen Schlag. Es gibt keinen industriellen Tierhalter, der seinen Tieren positive Emotionen entgegenbringt, so etwas schließt sich komplett mit dem „Beruf“ aus. Jan hat damals wie heute tatsächlich Respekt und Liebe für seine Kühe empfunden, das war für ihn dann der logische Hauptgrund, den Milchbetrieb aufzugeben.

Einfach weil kein normaler Mensch tagtäglich Lebewesen foltern und umbringen kann, die er angeblich liebt. Im menschlichen Eheversprechen ist nicht umsonst die Rede von lieben und ehren bis ans Ende seiner Tage, in guten und in schlechten Zeiten. Es würde einfach sehr schräg ankommen und das Thema verfehlen, wenn sich Menschen vor dem Altar schwören würden, sich gegenseitig einzukasernieren und die Liebesempfängerin auf mannigfaltige Weise umzubringen, bevor ihre Haut die ersten Falten schlägt. Oder sie zu schwängern und ihr die Muttermilch abzupumpen, bis ihre Tochter an den Melkroboter angeschlossen werden kann. Das läuft aus guten Gründen zumindest in einer Zivilisation nicht unter Liebesbeweis.

In dem betroffenen Betrieb sind alle 280 Sauen und rund 1.500 Ferkel vorsorglich getötet worden. Die Zahl der Ferkel wurde geschätzt, weil niemand wusste, wieviele Babys genau da lebten und jetzt zu 99 % absolut gesund ins Gas getrieben wurden. Auch diese vorsorgliche Tötung bei einer Pandemie hat sich in Menschenkreisen noch nicht als Zeichen für überbordende Liebe durchgesetzt, obwohl Covid19 so womöglich schneller unter Kontrolle gebracht worden wäre. Statt Kontaktverfolgung Kontakterlegung pauschal in der ganzen Straße des Ausbruchs, zum Glück für menschliche Opfer eine schaurige Utopie, zum Pech für tierische Opfer absolut normal, weil die Wärter in den Tierknästen ihre Schmerzbefohlenen angeblich so abgrundtief lieben.

Es ist so entlarvend, dass jeder Verantwortliche in der Tierindustrie verzweifelt mit diesen Begriffen spielt und so immer mehr Anerkennung in der Gesellschaft verliert. Da steht der Schweinebaron stolz vor seinen Kastenständen, in denen er unzählige Sauen zur Quasi-Bewegungslosigkeit fixert hat und spricht davon, dass diese Tiere zu seiner Familie gehören. Im besten Fall gilt dieser Mann als nicht ernstzunehmender Spinner, im schlechtesten Fall findet er morgen von seiner Restfamilie nur noch einen Zettel auf dem Frühstückstisch, in dem darum gebeten wird, dass er seine Lieben nicht suchen soll, weil sie sich in Sicherheit gebracht haben.

Und irgendwo müssen einem vielleicht sogar die Tierbauern in diesem Spiel leid tun, die sich an diese Strohhalme klammern müssen, um überhaupt noch in den Spiegel gucken zu können. Denn natürlich gibt es da nur zwei Möglichkeiten: Entweder sind sie dumm genug, um das scheinheilige Gelaber über Liebe zu den Wesen, die sie regelmäßig in den Tod schicken, selber zu glauben, oder sie sind das nicht. Bei letzterem zweigt der Pfad dann wiederum ab in totale innere Verhärtung oder dem Zerbrechen an einem Beruf, der für hinterfragende, respektvolle und intelligente Menschen defintiv nicht geschaffen wurde.


Kategorie: Allgemein

6 Antworten zu “Der feine Unterschied zwischen emotionalen und finanziellen Schlägen”

  1. Antonia sagt:

    Genau dieselben Gedanken hatte ich insbes. während Corona ständig: die verschiedenen und völlig widersprüchlichen Arten im Seuchenfall mit Mensch und Tier umzugehen. Einfach unfassbar, dass auch dann einigen Leuten immernoch kein Licht aufgeht. Wirklich schlimm und widerlich, so viel Ignoranz und Gefühlskälte!

  2. Gabriele sagt:

    Wenn ich das Lesen dieser Grausamkeiten kaum ertragen kann, was müssen diese armen Tiere alles ertragen. Soooooooooooo…. traurig!!!!!!

  3. naficeh sagt:

    tiere brauchen nicht unsere liebe. sie brauchen nur unseren respekt. wenn liebe hinzukommt, umso besser.

  4. margitta sagt:

    Ja , es ist grauenvoll, tagtäglich werden nicht nur Tiere, sondern auch Menschen grauenvoll ermordet und gefoltert.Ein Ende ist nicht abzusehen. An eine Schöpfung, in der jeder Mensch,jedes Tier dazu bestimmt ist,vorausgesetzt, man glaubt an eine höhere Macht oder nur an die Gesetze der Natur, sein Leben selbst zu gestalten,sollte sich engagieren, um alles Erdenkliche zu tun, um Leiden zu lindern und zu beenden.

  5. Gabriele sagt:

    @Liebe Margitta, das hast Du wunderschön formuliert und ich möchte auch noch die Pflanzenwelt mit einbeziehen. LG von mir.

  6. Ira sagt:

    Genau auf den Punkt gebracht!
    Super geschrieben…..

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