Denn Tiere sind keine Maschinen

Empathie ist keine Insel vor Griechenland

von Admin, am 08.06.2022.


Die Bundestegierung will mal wieder ein neues Tierwohllabel auf den Weg bringen. Beim aktuellen Versuch soll es gleich 5 Stufen geben, „Verlies, Verlies mit Kettenspielraum, Verlies mit Frischluft, Verlies mit offener Decke und Verlies mit echt leckerem Essen und 1A Fußboden“. Oder halt offiziell „Stall, Stall+Platz, Frischluftstall, Auslauf/Freiland und Bio“. Keine Ahnung, wieso sich die ersten Bezeichnungen nicht durchgesetzt haben. Wie gewohnt ist der ausführende Minister schon jetzt davon überzeugt, dass die Milliarde, die er in den nächsten 2 Jahren dafür im Bundeshaushalt lockermachen will, nicht mal ansatzweise ausreicht. Fast alle Medien berichten auch brav unisono, wieviel Prozent die Verbesserung zwischen den Stufen ausmacht. Denn wenn man das Ganze in Längenmaßen ausdrücken würde, käme ja heraus, dass wir hier über Zentimeter sprechen und die Farce würde sofort auffliegen. Also spricht man vorsorglich von „20 %“, weil realistische Zahlen aus dem recht pervers wirkenden Mikrokosmos nicht gut beim Verbraucher ankommen würden.

Wir wissen nicht, wer zum Leid der Tiere mehr beiträgt. Ist es der Bauer, für den Tiere bessere Gegenstände sind und die er deshalb bis aufs Blut quält, einfach weil sie in seiner Welt dabei nichts fühlen und er jede Bildung beim Thema bisher erfolgreich vermieden hat? Oder nicht doch eher der Verbraucher, der genau weiß, dass Tiere ein Schmerzempfinden haben, Gefühle entwickeln und Sehnsüchte befriedigen möchten, weshalb er ihnen immer einen winzigen Bruchteil dieser Bedürfnisse gewährt, damit sein Gewissen nicht mehr ganz so laut aufschreit? Oder vielleicht der fleischessende Haustierhalter, der seinen Hund oder seine Katze niemals zu einem Leben auf 2 qm Fläche verdammen, sie nach wenigen Monaten umbringen und sich dabei richtig gut fühlen würde, obwohl dieses Leben so maximal artgerecht verlaufen wäre, wie es sich laut seiner eigenen Überzeugung für ein Tier gehört?

Diese ganze Diskussion ist so unglaublich widerlich. Einfach weil im 21. Jahrhundert zwei Tatsachen längst felsenfest bewiesen wurden: Niemand benötigt Tierprodukte für ein gesundes Leben und selbstverständlich gibt es nur einen schönen Tod, wenn man nicht selber das Opfer ist. Das macht die Konsumenten von Tierprodukten zu einer gefühlsrohen Masse, die aufgrund eines unnötigen Luxusbedürfnisses andere leiden lassen, dafür aber bitteschön butterweiche Begriffe kreiert haben wollen, damit sie den Neandertaler im Spiegel nicht komplett verloren geben müssen. Erinnert sehr stark an ein armes Würstchen, das gerade die Welt in Brand setzt, weil ihn Macht aufgeilt, sich dafür aber die Bezeichnung „Krieg“ verbittet und das Ganze als „Friedensmission“ dargestellt sehen will.


Kategorie: Allgemein

7 Antworten zu “Empathie ist keine Insel vor Griechenland”

  1. Antonia sagt:

    Boah, das ist so erbärmlich! Da habe ich mich gestern auch drüber aufgeregt, als das in der Tagesschau lief.
    „Der Verbraucher muss informiert werden.“, so unser Minister. Na dann soll er das doch mal ehrlich tun, indem er Fotos aus Schlachthöfen oder Verladehäfen auf jede Milchpackung, Fleischpackung, auf jeden Joghurt….usw. drucken lässt. Dann wäre der Verbraucher im Detail und auch ziemlich ehrlich über seinen Beitrag zum Tierleid informiert.
    Die Frage, die man allen Herstellern und Verbrauchern stellen müsste, die von „Tierwohl“ faseln, ist, ob sie mit dem Tier tauschen wollten. Da bin ich mir sicher, dass die Antwort in 100% der Fälle ein klares Nein wäre, – zumindest wenn die Leute ehrlich zu sich selbst wären.
    Diese Tierwohl-Fassade macht mich so unglaublich traurig und wütend!!

  2. Kerstin sagt:

    Ach, Jens. Wenn man doch weiß, wie schrecklich das alles ist, steht man trotzdem immer wieder fassungslos davor, wie sehr doch z. B. auch die Presse ein Raum frei von Empathie für die Tiere ist.
    Spiegel Online beispielsweise veröffentlicht heute „Hühner fallen bei Untersuchungen häufiger durch als Schweine“ und schafft es tatsächlich zu suggerieren, dass die Tiere daran eine (Mit)schuld tragen und sich doch bitteschön einfach mal mehr Mühe geben könnten, eine bessere Qualität abzuliefern. Lange hat mir kein Artikel zu „Nutztieren“ mehr so weh getan. Kein Wort dazu, was es über die Haltungsbedingungen und das „Leben“ dieser Tiere aussagt, dass sie im Zeitpunkt der Schlachtung viel zu krank für den Verzehr sind. 13,5 Millionen Hühner und wohl um die 100.000 Schweine waren auf amtstierärztliche Anordnung nach dem Martyrium ihres Daseins als Abfall zu entsorgen, aufgrund von „tierbezogenen Untauglichkeitsgründen“ oder auch „Schlachtschäden“. Wahnsinn.
    Jede Menge Zahlen und Statistik.
    Ich denke an Trulla, zum Beispiel, diese wunderbare, beeindruckende Hühner-Persönlichkeit, und stelle wieder einmal fest, dass mir letztlich die Worte fehlen, um auszudrücken, was ich angesichts der grenzenlosen Lieblosigkeit, die die Menschheit den Tieren entgegenbringt, empfinde.
    Butenland, das diesem Treiben die grenzenlose Liebe entgegensetzt, ist insofern nicht „nur“ für die dort lebenden Tiere ein Lebenselexier.

  3. Ulla39 sagt:

    Darf ich an dieser Stelle aufmerksam machen auf die Möglichkeit, bei foodwatch eine Petition an Minister Özdemir zu unterschreiben?

    aktuell@foodwatch.de

    Danke

  4. Ira sagt:

    Ich bin auch so fassungslos…..

  5. Gabriele sagt:

    Seit vielen Jahren sind auf den Zigarettenpackungen Krebsgeschwüre von Rauchern abgebildet und am Konsum hat sich nichts geändert. So werden auch diese „Tierwohl“Label wenig ändern. Wer Rauchen will der raucht, wer Fleisch essen will, der isst Fleisch.

    @Antonia: Es gibt Menschen, die sogar Schlachthöfe besichtigt haben und trotzdem weiterhin Fleisch essen. Die sind eben alle der Ansicht, dass Tiere dazu da sind, um sie zu essen. Denk z.B. an die vielen Jäger, die es gibt. Übrigens auch leider immer mehr Frauen.

  6. Andrea sagt:

    Den Verbrauchern ist es größtenteils leider völlig egal, wo die Ware herkommt und wie sie produziert wird, der Preis zählt.
    Ich bin jedesmal so angewidert, wenn sich in den Einkaufswagen die abgepackten Fleischverpackungen kiloweise stapeln.
    Das es Leichenteile sind, von fühlenden Lebewesen, soweit denken diese Menschen leider nicht.

    Wir sind zwar alle Erdlinge, wie es in dem aufrüttelnden Film heißt, aber so lange die sogenannte Krone der Schöpfung nicht merkt, dass sie mit ihrer Art und Weise zu leben alles ruiniert und ein besseres Klima, Nachhaltigkeit und andere angebliche Verbesserungen nicht erreichen wird, nützen alle Worte und auch Bilder wenig.
    Ein Umdenken wird vielleicht erst erfolgen, wenn der Verbraucher konstant, als Dauerwebesendung, mit der Qual und Schlachtung konfrontiert wird.
    Erst wenn sie merken, dass die Leichen, die sie essen, zu fühlenden Lebewesen gehören, von denen jeder seinen speziellen Charakter und Persönlichkeit hat (ja Chaya, genau an Dich denke ich jetzt), fangen sie hoffentlich an darüber nachzudenken, was sie tun.
    Ihr auf Butenland leistet dazu einen enormen Beitrag

    Bis so ein Umdenken einsetzt hat @Gabriele leider recht: wer Rauchen will raucht, wer Fleisch essen will, isst Fleisch.

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