Denn Tiere sind keine Maschinen

Der Tod aus dem Stall

von Admin, am 10.03.2021.
Der Einsatz von Reserveantibiotika in der industriellen Tierhaltung ist wirklich gruselig, da es sich um das gefährlichste und skrupeloseste Thema handelt, was diese Branche zu bieten hat. Reserveantibiotika werden beim Menschen eingesetzt, wenn alle anderen Medikamente versagen. Da ist es kinderleicht auszurechnen, was passiert, wenn man diese Mittel auch in der Tierausbeutung einsetzt, und deshalb die Ställe zu Brutzellen von Keimen werden, die eine Resistenz gegen diesen letzten Rettungsanker bei schweren Krankheitsverläufen entwickeln.

Eine aktuelle Studie von Germanwatch hat jetzt herausgearbeitet, dass mehr als jede zweite Probe Hähnchenfleisch mit resistenten Erregern gegen mindestens ein, teilweise sogar mehrere Antibiotika belastet ist. Dazu wurden in 35 % Prozent der Fleischproben aus Supermärkten antibiotikaresistente Erreger gefunden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat auch schon längst alle Länder aufgefordert, den Einsatz dieser Medikamente bei Tieren zu verbieten, denn sie rechnet zukünftig mit 10 Millionen Toten, weil die letzten Reserveantibiotika nicht mehr anschlagen. Da wird sogar von einem Rückfall ins medizinische Mittelalter gewarnt.

Die EU hat reagiert und plant für 2022 ein neues Tierarzneigesetz, doch (oh Wunder) ist das natürlich wieder ein Werk mit unzähligen Hintertüren. So sollen weiter Reserveantibiotika verabreicht werden, wenn dem Tier der Tod im Stall droht oder „das Tierwohl“ in irgendeiner Form beeinträchtigt wird. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Tiere werden in Massen eingesperrt, diese Haltung löst natürlich diverse Krankheiten aus, aber es wird nicht etwa diese Haltung verboten, nö, man nutzt diese verbindlichen Umstände in jeder Tierhaltung sogar aus, um weiter Reserveantibiotika mit der großen Schaufel zu verabreichen. Weil das Tier diese schreckliche Haltung nicht anders überleben kann.

Endgültig zum schlechten Horrorfilm wird das Ganze dadurch, dass die Vertreter der Veterinärmedizin sogar eine eigene Expertengruppe gebildet haben. Die hat sich dann Zitat „von der ausschließlichen Betrachtung des Risikos der öffentlichen Gesundheit verabschiedet“. Da mutieren diese Tierärzte plötzlich sogar zum ersten Mal in ihrem Leben zu Tierrechtlern und pochen auf das „One-Health“-Prinzip. Das besagt zusammengefasst, dass wir jetzt plötzlich doch alle Tiere sind und deshalb selbstverständlich keinem Huhn ein Medikament vorenthalten werden darf, nur weil es der Mensch als letzte Lösung benötigt und deshalb auf keinen Fall Resistenzen dagegen entstehen dürfen. Irgendwo ist das also sogar ein schöner Gedanke, aber warum greift der nicht dahingehend, dass jede Art von Massenhaltung verboten wird und so die Reserveantibiotika in der Tierhaltung gar nicht erst benötigt werden? Logische Antwort: Weil es nicht um die Tiere geht, sondern um die Interessen der Fleischindustrie, für die sogar die öffentliche Gesundheit geopfert werden soll.

Die Welternährungsorgansation der Vereinten Nationen warnt dagegen, dass die Antibiotikaresistenz gegen Bakterien potentiell noch gefährlicher ist als Covid19, da die nächste Pandemie bakteriell und somit viel tödlicher verlaufen könnte. Das sehen die Veterinärvertreter aber nicht ein und weisen makabererweise darauf hin, dass ganz viele Tiere sterben würden, wenn auf den Einsatz von Reserveantibiotika verzichtet wird. Tiere, die sowieso für den Tod durch Schlachtung vorgesehen sind, wogegen diese Leute aber überhaupt nichts haben. Ihr Herz für Tiere entdecken sie nur, wenn mit den industriellen Ermordungen der Opfer kein Geld zu verdienen ist.
Aktuell sind 20 % der in deutschen Ställen verabreichten Antiobiotika eigentlich für die menschliche Notreserve vorgesehen. Das Gesundheitsministerium schweigt dazu völlig und überlässt das komplette Gebiet der „Lobbypuppe von der Bauerntruppe“ Klöckner, ein passender Spitzname von der Satiresendung „heute-Show“. Man muss also nicht mal kurz hoffen, dass sich dort etwas für die Menschen und gegen die Agrarindustrie ändert. Nach Schätzungen der WHO sterben währendessen jährlich 700.000 Menschen weltweit an Infektionen, bei denen Antibiotika aufgrund von Resistenzen versagen.
https://www.3sat.de/wissen/nano/210404-stalltod-nano-100.html?fbclid=IwAR1T9cS9hpLEtGHmdZvw_-56PRXHcLE2_2Gb8bqJzZCDbesbbxeSvRGVIUw

Kategorie: Allgemein

9 Antworten zu “Der Tod aus dem Stall”

  1. Wo aus Wu sagt:

    „Man muss also nicht mal kurz hoffen, dass sich dort etwas für die Menschen und gegen die Agrarindustrie ändert.“ Ich fürchte, da habt Ihr Recht, leider.

    Und wir alle bezahlen und fördern das auch noch über unsere Steuern – unfreiwillig. Solange die Massentierhaltung insbesondere durch die Subventionen weiterhin lukrativ ist und die Lobby aus Agrar- und Nahrungsmittelindustrie und anderen daran beteiligten Industriezweigen dafür sorgt, dass das so bleibt, werden wir auch in Zukunft immer wieder mit sehr hässlichen Dingen aus diesem Milieu konfrontiert werden. Und wir werden mit steigenden Abgaben für Trinkwasseraufbereitung belastet und durch zunehmende Wirkungslosigkeit von Antibiotika bedroht werden.

    Ich wünsche ja niemandem was Böses, das ist gegen meine Natur. Aber vielleicht würde es helfen, wenn der ein oder andere dafür Verantwortliche mal am eigenen Leibe erfahren würde wie es ist, wenn sich eine Phlegmone mit einem resistenten Keim vom Ellenbogen langsam in Richtung Schulter und dann in Richtung Körper ausbreitet und die Worte „Sepsis“ und „Multiorganversagen“ im Raum stehen. Ich durfte das bei einem Angehörigen life erleben.

    Bin mal gespannt, wie sich der aktuelle Komplex aus Maskenaffäre und Lobbyregister entwickelt, habe aber keine große Hoffnung dass dabei was Gutes herauskommt.

  2. margitta sagt:

    bin sehr berübt, dass ich ein Teil dieses Systems bin und somit mitschuldig.
    Tue leider viel zu wenig, um dagegenzuwirken, zum Beispiel mich am Supermarkt hinzustellen und auf die Missstände aufmerksam zu machen, oder am Eisstand den Kindern und Eltern zu sagen zu sagen,welches Leid diese Kühe ertragen müssen.Hinzu kommt noch meine Aufgabe mich um Demenzkranke zu kümmern.
    Frage: gibt es Demenz auch bei Kühen oder anderen Tieren?

  3. Wo aus Wu sagt:

    Der hier passt auch noch zum Thema:

    https://www.youtube.com/watch?v=iPa5NyA0SFI

    Das Problem: Kostengünstige Produktion von Antibiotika, ermöglicht durch niedrige Standards, mit dem Ergebnis, dass sich Mikroben in Gewässern gegen Rückstände eben solcher Antibiotika „ertüchtigen“ können, die 500m weiter hinter dem Werkszaun für die Welt produziert werden. Ist aus 2017, dürfte heute aber auch noch aktuell sein.
    Ich habe wieder fertig … für Heute …

  4. Ute P. sagt:

    Admin, das ist so gruselig, dass ich mir zur Entspannung mal wieder die utopischen Bilder von Hartmut Kiewert auf seiner Webseite angeschaut habe, und zwar die Ruinenbilder:
    Ruinen der Fabriken von Danone, Westfleisch, Tönnies, Wiesenhof, Zott.
    Die Fabriken sind zerfallen, und davor grasen und weiden und picken und schnuffeln die Tiere und führen IHR Leben. Ich wünsche mir, das könnte ich noch miterleben, aber eher wird es so sein, dass eine riesige Pandemie, die ihren Ursprung in der Massentierhaltung hatte, die Menschen vorher in die Knie gezwungen hat. Aus Einsicht in die Notwendigkeit, Mensch, Tier und Umwelt zu schützen, wird die Massentierhaltung nicht unterbunden werden.

  5. Admin sagt:

    Diese tollen Bilder sehe ich jeden Tag, denn sie hängen als Poster an meinen Wänden. 🙂

  6. Ute P. sagt:

    Ich muss mal wieder die Postkarten bestellen, zum Verschenken.

  7. Gabriele R. sagt:

    Von wegen „Fleisch, ein Stück Lebenskraft“, es ist und bleibt das ungesündeste Zeug, was die Menschen sich da reinziehen und dann wundern sie sich, wenn sie irgendwann Krebs und Allergien bekommen.

  8. ingeborch sagt:

    Ich bin einfach sprachlos. Wenn Grausamkeit und Gedankenlosigkeit einen Bund eingehen, wird die geballte Dummheit der Menschheit sichtbar.

  9. Ira sagt:

    Wie gruselig das alles ist. Dieses entsetzliche Leiden der Tiere.

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