Denn Tiere sind keine Maschinen

Mit Pferdinand in den Montag

von Admin, am 16.03.2020.


„Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.“ Dieses Zitat von Charlie Chaplin hat sich Pferdinand heute sehr zu Herzen genommen und gleich mal seinen diesbezüglichen Wochenbedarf mit einem ausgiebigen Gröhler eingefahren. Für fröhliche Stimmung hat das 26 Jahre alte Shetland-Pony nämlich inzwischen wieder allen Grund, was längst nicht immer so in seinem Leben war. Es wurde im November 2019 vom Veterinäramt beschlagnahmt und nach Butenland vermittelt. In der Tierklinik, die die Erstversorgung übernommen hat, wurden bereits Hufrehe, ein aufgerollter Vorderhuf und eine Hufbeinabsenkung mit Rotation diagnostiziert. Es deutet auch vieles daraufhin, dass es durch den für ein Tier doch immer stressigen Transport direkt zu einem neuen Reheschub kam. Gut 2 Stunden nach seiner Ankunft auf unserem Hof bekam Pferdinand dementsprechend starke Schmerzen und wollte nicht mehr stehen. Deshalb behandelten wir ihn 72 Stunden mit Eisverbänden, die aus Polstern mit Schaumstoffplatten und Crushed Ice bestanden, das Ganze in einer Socke.

Bereits auf dem Anhänger fiel Indira der starke Durchfall auf. Pferdinand gaste dazu sehr viel, sein Darm verursachte ungewöhnlich laute Geräusche und schon zu diesem Zeitpunkt wollte er nichts essen. Diese Futterverweigerung leistete er über mehrere Tage, verbunden mit sehr extremem Durchfall. Als deutliche Schmerzsymptome zeigte er verstärktes Flehmen und Zähneknirschen. Der Tierarzt war in dieser Ankunftswoche täglich da, auch am Wochenende besuchte er Pferdinand an beiden Tagen. Die Medikamentenliste des Patienten war zu diesem Zeitpunkt dementsprechend ellenlang, er bekam Schmerzmittel, Blutverdünner, Entzündungshemmer, Krampflöser, Magenschutz, ein Mittel gegen Durchfall, zahlreiche Medikamente für den Magen-Darm-Trakt und Infusionen mit Glukose, Leberschutz, Elekrolyte, Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Aufbaupräparaten.

Natürlich wurde auch ein Blutbild gemacht, das aber unauffällig war. Eine genommene Kotprobe wurde auf Würmer, Coli Bakterien, Salmonellen und andere Erreger untersucht. Seine Appetitlosigkeit versuchten wir mit Heu, Heucobs, Wiesenfasern, Seniorheu, Kräuterheu, Kaninchenheu, Heuhäcksel und Mash zu bekämpfen, lange Zeit leider erfolglos. Nur der Fenchel-Anis-Kümmeltee gegen Bauchschmerzen wurde von ihm getrunken.

Mitte Dezember erholte sich der tapfere Patient aber endlich, die Behandlungen schlugen an, und mittlerweile ist er voll in unserer Pferdetruppe angekommen. Rotzfrech macht er auch längst keine Unterschiede mehr, ob er Loriot oder Runi spielerisch herausfordert. Selbst der Einzelgänger Cello zeigt sich sehr interessiert und bereit für jede Toberunde. Alles in allem ist Pferdinand einfach ein Prachtkerl, mit dem man Pferde stehlen kann. Und trotzdem ist bisher noch kein Artgenosse vom Hof verschwunden.


Kategorie: Allgemein

4 Antworten zu “Mit Pferdinand in den Montag”

  1. Wo aus Wu sagt:

    Von der Fröhlichkeit lasst euch ruhig anstecken, aber ansonsten bleibt gesund!!

  2. Claudia sagt:

    @Wo, da stimme ich dir voll zu 🙂

  3. Marita sagt:

    Wenn man die gruselige Krankengeschichte liest, fällt einem nur eines ein: totale Vernachlässigung. Wie gefühllos muss ein Mensch nur sein. Pferdinand hat sich doch bestimmt gemeldet und signalisiert wie schlecht es ihm geht. Trotzdem wurde ihm nicht geholfen… Da können einem Menschen mit Empathie nur die Tränen kommen. Ich kann mich immer nur wieder an höherer Stelle bedanken dafür, dass es Hof Butenland mit seinen liebevollen Menschen gibt. DANKE dafür.

  4. Gabriele sagt:

    @Marita: ich kann mich Deinen Worten nur anschließen, leider gibt es noch viel schlimmere Leidensgeschichten, die mir jedesmal das Herz brechen. Ich bin für jedes Tier, dass sein Leben auf Hof Butenland verbringen darf, sehr dankbar!!! Danke an alle Helfer und Helferinnen!!!

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