Denn Tiere sind keine Maschinen

Die vergessenen Frauen

von Admin, am 08.03.2019.

Zum heutigen Weltfrauentag möchten wir ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf die Mütter lenken, die nicht nur ständig bei den Gratulationen vergessen werden, sondern die auch noch millionenfach von einer Industrie ausgebeutet und getötet werden: Die Milchkühe.

Fast ein Drittel dieser Tiere (in Deutschland gibt es circa 4,2 Millionen Milchkühe) leben noch immer in ständiger Anbindehaltung. Im sogenannten Anbindestand sind sie fixiert, der Futtertrog und die Tränkanlage befinden sich im Kopfbereich. Teilweise sind sie so weit entfernt, dass die Kuh durch das Recken und die damit einhergehende Muskelüberdehung eine chronische Fehlstellung der Vorderbeine erleidet. Da sie sich in der Box auch nur wenige Schritte bewegen kann, leidet der ganze Bewegungsapparat. Auf Butenland wimmelt es von Bewohnerinnen, die ein nicht mehr zu korrigierendes Gangbild haben, wie sollte es auch anders sein, wenn man diesen Bedingungen über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ausgesetzt ist? Der Kot wird über einen Güllekanal entsorgt. Da die Kuh aber natürlich diesen nicht immer zielgenau trifft, liegt sie oft in ihren Exkrementen, was fast unweigerlich zu Euterentzündungen führt.

Die restlichen zwei Drittel der Milchkühe leben in der Laufstallhaltung. Dort ist der Stall in Ess-, Liege- und Melkbereiche aufgeteilt, zwischen denen das Rind sein Leben lang pendelt. Die Laufwege bestehen meist aus Beton, auch der Spaltenboden ist längst noch nicht passe. Die immer mehr in Mode kommenden automatischen Mistschieber stellen eine zusätzliche Gefahrenquelle da. Manche Menschen werden sich vielleicht an die gruseligen Undercover-Aufnahmen aus dem letzten Winter erinnern, auf denen so ein Ding ein Kalb durch den halben Stall schiebt, ohne dass jemand eingreift. Durch Kot und Urin sind diese Gänge auch sehr rutschig, was gerade für Rinder fatal ist. Denn ein Sturz, gerade auf Beton, ist für diese Tiere, die aufgrund ihres komplizierten Magensystems nicht lange in einer Position liegen dürfen, gerade in einer rein auf Profit ausgerichteten Industrie oft ein Todesurteil.

Nur wenige Milchkühe haben dauerhaften Zugang zu einer Auslauffläche, die den Namen auch verdient. Eine Weide sehen diese Tiere meistens nur in ihren kurzen Trockenstehphasen. Das ist die Bezeichnung für die wenigen Wochen zwischen den Schwangerschaften, in denen die Kuh, längst schon wieder künstlich besamt, mal keine Muttermilch abgeben muss. Die Konsumenten verdrängen es anscheinend gerne, dass ein Säugetier erstens nur Muttermilch produziert, nachdem es ein Kind geboren oder zumindest bis ins finale Entwicklungsstadium ausgetragen hat, und dass zweitens Milchkühe deshalb ihr Leben lang dauerschwanger sind.

Ihre Kinder dürfen die Milch nicht bekommen, deshalb werden die Familien entweder direkt oder wenige Stunden nach der Niederkunft auseinandergerissen. Und selbst die wenigen Ausnahmen, die angeblich vorbildlich über Monate oder gar wenige Jahre zusammenbleiben dürfen, werden irgendwann getrennt. Vielleicht ist diese „artgerechte“ Behandlung sogar die schlimmere Variante, da bei ihr dann Verbände zerstört werden, die sich voll entwickeln konnten und entsprechend miteinander vertraut sind. Männliche Kälber betrifft das Ganze sowieso nicht, denn diese Lebewesen sehen fast ausnahmslos einem kurzen Leben in der Mast entgegen und erleben ihre Mutter deshalb höchstens für Sekunden.

Gab eine Milchkuh in den 1950er Jahren etwa 2.500 Kilogramm Milch im Jahr, so kann sie heute bis zu 14.000 Kilogramm pro Jahr geben.Hier https://www.facebook.com/HofButenland/posts/2059843680720209?__tn__=-R kann sich die Leserschaft nochmal den Kommentar durchlesen, den wir zu der ersten 200.000-Liter-Kuh in Schleswig Holstein abgegeben haben. Durch die immer größere Hochleistung häufen sich Krankheiten wie Euterentzündungen, das ganze Herz-Kreislauf-System wird mehr belastet, statistisch gesehen werden Kühe heute meist um die fünf Jahre alt, Tendenz fallend. Durch die immer häufiger auftretenden Erkrankungen steigt natürlich auch der Antibiotika-Einsatz, so dass sich immer mehr Medikamentenrückstände in der Milch nachweisen lassen.

Vielen Kälber werden die Hörner ausgebrannt, dabei wird die Hornanlage mit einem Brennstab zerstört. Inzwischen treten auch immer mehr hornlose Zuchtrassen auf. Was man diesen Tieren damit antut, wird einem erst bewusst, wenn man bedenkt, dass Hörner mit Nervenbahnen durchzogenen sind und nicht nur als Besteck, Klimaanlage und Kratzhilfe dienen, sondern sogar die Verdauung beeinflussen. Ganz davon abgesehen, dass die immens wichtigen Rangkämpfe in einem Herdenverbund nur garantiert verletzungsfrei mit Hörnern stattfinden können. Die hornlosen Streitigkeiten enden oft mit Kopfschmerzen, aber auch fatalere Verletzungen stellen sich ein, da die Tiere verstärkt auf Rammen und andere ungeeignete Methoden setzen. Aber gut, von einem Herdenverband kann eine Kuh in einem normalen Milchbetrieb ja sowieso nur träumen.

Wie bei jeder Tierhaltung ist auch die Bioform dieser Ausbeutung Augenwischerei, denn sie bezieht sich eigentlich nur auf besseres Futter, längere Weidezeiten und mehr Platz im Stall. Trotzdem produziert auch eine Bio-Kuh bis zu 9.000 Liter Milch im Jahr, auch sie lebt in Dauerschwangerschaft und auch ihr werden die Kinder nach durchschnittlich 3 Tagen entrissen. Es gibt sogar Biohöfe, in denen die Anbindehaltung außerhalb der Weidezeiten favorisiert wird. Die vielen unterschiedlichen Bio-Siegel tun ihr Übriges, um diese Haltungsform als artgerecht auszuschließen.

Wir beenden den Bericht in der Hoffnung, vielleicht dem einen oder anderen Tiermilchtrinker gerade heute am Weltfrauentag etwas den Appetit verdorben zu haben. Das Tagesbild zeigt Christine mit ihrer Trine, eine Kuh, die ihre Milch zumindest hier auf Butenland nur für ihr Kalb produziert hat und ansonsten frei von jeder Ausbeutung ihr selbstbestimmtes, freies Leben geführt hat. Ein Leben, wie wir es uns für jede Frau, egal welcher Art, für jeden Mann und überhaupt für alle intelligenten, emotionalen Lebewesen wünschen würden.


Kategorie: Allgemein

2 Antworten zu “Die vergessenen Frauen”

  1. ellen sagt:

    Christine und Trine – ein Bild voller Harmonie – es könnte so einfach sein, wenn „Mensch“ nur begreifen könnte, dass diese Tiere Lebewesen sind wie DU und ICH und ein Recht auf „Leben“ haben.

  2. Marita sagt:

    Mir geht es an solchen „Gedenktagen“ zu „Ehren“ der Frau nicht gut. Ganz im Gegenteil. Ich könnte schreien, habe so viel Wut im Bauch, die doch nicht heraus kann. Aber es nutzt nichts, wenn wir Frauen immer nur unser Leid beklagen, wir müssen auch mal konsequent sein und nicht in Zickenkriegereien verfallen, sondern uns gegen unsere Unterdrücker wenden. Eben auch ein Grund, aus dem ich mir wünsche, es gäbe Ausserirdische, die uns Menschen für unsere Untaten strafen. Männlein wie Weiblein, denn auch die essen Fleisch, beteiligen sich an Tierquälereien, siehe unsere Bundeslandwirtschaftsministerin, und leben oberflächlich. Wenn wir uns so sehr gegen die Natur versündigen, dann vielleicht auch in der Hoffnung, dass es noch eine zweite, eine bessere Welt gibt? Dann hätte zumindestens alles einen Sinn.

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