Denn Tiere sind keine Maschinen

80 Millionen Liter Blut und Tränen

von Admin, am 19.02.2019.

Unglaublich, wie kalt die Berichte aus der industriellen Tierhaltung wirken, wenn keine Kitsch-Musik im Hintergrund läuft, nicht verklärt von „Angestellten“ gefaselt und überhaupt jeder Begriff so gewählt wird, dass das beteiligte Tier zur reinen Produktionseinheit degradiert wird. Wir müssen diesen Bericht also übersetzen, damit die „Leistung“ von diesem Betrieb ins richtige Licht gerückt wird.

Diana mit dem bescheuerten, natürlich menschgemachten Nachnamen VG-87 hatte keine 13 Laktationen, Diana wurden 13 Kinder weggenommen, nachdem man sie gegen ihren Willen immer und immer wieder geschwängert hat. Sie selber würde die 200.000 Liter Milch auch nicht als ihre Lebensleistung ansehen, welche Mutter würde den Sinn ihrer Existenz schon nach ihrer Muttermilchausgabe beurteilen und auch noch darauf stolz sein? Der Autor hat seine eigene Mutter gerade extra gefragt, die weiß nicht mal, was sie für einen Milchertrag bei immerhin vier Kindern hatte. Stolz ist sie dagegen auf ihren Nachwuchs, den sie großgezogen hat, eine Leistung, die Diana niemals angehen konnte, da sie an ihren Kindern höchstens kurz riechen durfte, bevor sie ihr für immer entrissen wurden.

Überhaupt könnte man auch mal darauf eingehen, was es für eine Kuh bedeutet, so eine Milchmenge produzieren zu müssen. Für die Bildung von einem Liter Milch fließen 400 Liter Blut durch das Euter. Nach Adam Riese werden also für 200.000 Liter Milch 80 Millionen Liter Blut benötigt. Produziert von einer Milchkuh, die diese Leistungen bis auf kurze Trockenstehphasen das ganze Jahr über erbringen muss, ihr ganzes Leben lang. Das Herz einer „normalen“ Hochleistungskuh muss also bei einer täglichen Produktion von 100 Litern um die 40.000 Liter Blut durch ihr Euter pumpen. Mit der Milchmenge eines Jahres hätte sie alternativ 60 Kälber großziehen können.

Selbst die „normalen“ Milchkühe produzieren heutzutage das Drei- bis Vierfache von dem, was sie noch in den 50er Jahren geschafft haben. 1990 gab eine Kuh im Schnitt 4710 Kilo Milch pro Jahr, heute sind es 7620. Um diese gewaltige Menge zu erzeugen, läuft das Herz-Kreislauf-System der Kuh bereits permanent auf Hochtouren, trotzdem wird das Ganze bei einer Hochleistungskuh nochmal potenziert. Wer wundert sich dann noch, dass die Tiere meistens gar nicht diese brutale Ausbeutungsindustrie überstehen oder nur so wie unsere Lady Welle, die nur noch von ihrem Kämpferwillen aufrecht gehalten wurde, sich in Slow Motion bewegt hat und auf tägliches Kraftfutter angewiesen war.

Von einer Väterfolge, die für Härte und Langlebgkeit steht, haben wir auch das letzte Mal im Geschichtsunterricht gelesen. Seltsamerweise mit einem weit kritischeren Unterton als im Artikel und fern ab von jedem Aufruf zur spontanen Party. Und dort wurden noch nicht mal Verhältnisse wie in der heutigen Zuchtviehbranche besprochen, in der Bullensperma inzwischen per Internet geordert werden kann, produziert von Zuchtbullen, die ihr ganzes Leben lang nichts anderes machen, als ihr Ejakulat in eine Gummivagina zu spritzen und die nur zwischen Stall und Labor hin- und herpendeln dürfen.

Der Schlußsatz wird dann endlich wieder realistisch, denn allein der Halter dieser Kuh ist für diese Leistung verantwortlich. Diana selber wäre niemals auf die Idee gekommen, ihm 13 Kinder und obendrauf 200.000 Liter Muttermilch zu spendieren, nur weil er sie im Gegenzug dafür ein Leben lang gefangen hält und in den Tod schickt, sobald ihre Milchquote nachlässt. Allerdings würden wir dem Mann dazu nie gratulieren. Denn erstens hat er selber absolut nichts Positives geleistet, und sein Engagement im negativen Bereich würden wir in einer Art kommentieren, die unsere gute Erziehung leider verbietet. Deshalb bleiben wir bei den Beileidsbekundungen für Diana. Wir hoffen, dass auch du den Menschen irgendwann verzeihen kannst, sobald dein Martyrium beendet wird, weil du nicht mehr im Sinne deines Halters ausgebeutet werden kannst. Uns tut es jedenfalls schrecklich leid, Diana.

https://www.agrarheute.com/tier/rind/erste-200000-liter-kuh-schleswig-holstein-551574?fbclid=IwAR2i9JT9i0cr2k_ncMqoiQaY2ilR89IL34AgoCys4MmvWesVtNStttu6hqw


Kategorie: Allgemein

7 Antworten zu “80 Millionen Liter Blut und Tränen”

  1. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Eigentlich unglaublich, dass diese Kuh überhaupt noch auf allen vier Beinen steht…aber sicher ist auch schon der Schlachttermin festgelegt- wenn der Ruhm am größten ist, soll man ja bekanntlich abtreten! Einfach nur grausam das Ganze.

  2. Marita sagt:

    Sollten wir nicht mal unsere, ach so ständig strahlende, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fragen, ob sie nicht auch, bei all ihrem Ergeiz, ein Beispiel an der Kuh Diana nehmen will? Statt bequem in Berlin rum zu sitzen, ein paar Tage lang ihr Leben, gegen das von Diana tauschen? Angebunden, zwangsbesamt, Milch abgezapft in einem dunkelem Stall stehen und das bis der Metzger kommt? Wetten das sie dann nicht mehr so strahlt?

  3. ellen sagt:

    So eine Grausamkeit wird dann auch noch veröffentlicht und diese arme, ausgebeutete Kuh muss noch vor dem Fotografen posieren – was für eine Farce. Ja, ich muss Marita Recht geben, unsere Bundeslandwirtschaftsministerin immer strahlend, immer gutgelaunt und immer im Dienste der Lobbyisten – ein Tausch wäre doch mal sinnvoll, angebunden, allein, immer in ständiger Schwangerschaft und dann zum Schluss für dieses begnadete Leben ein Umbringen der besonderen Art. Wann hört es endlich auf…………..

  4. Monika sagt:

    Marita: Gute Idee..

  5. Melanie sagt:

    Ich bin dabei, unserer Grinsekatze-Landwirtschaftsministerin gönne ich so ziemlich alles

  6. Antonia sagt:

    Arme Diana. Sie tut mir in der Seele leid, und das Foto ist nur zum Weinen!

    Frau Klöckner ist auch für mich ein absolut rotes Tuch.

  7. Gabriele sagt:

    Die, die in diesem System arbeiten sind für mich alle pervers veranlagt, blind auf beiden Augen, ohne Herz und Empathie.

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