Denn Tiere sind keine Maschinen

Ach, wie schön ist Milchbetrieb …

von Admin, am 16.01.2019.
Vor ein paar Tagen haben wir darüber berichtet, dass die Milchindustrie inzwischen verzweifelt versucht, sich transparent darzustellen, um so in der Öffentlichkeit zu punkten und ein „Alles halb so schlimm“-Gefühl zu erzeugen. Schon damals haben wir uns gewundert, dass diese Transparenz über 90 % der Dinge verheimlicht. Es ging um die Trennung einer Mutter von ihrem Kind, die ausschließlich aus Sicht der Kuh geschildert wurde, selbst da wurden ziemlich offensichtliche Lügen verbreitet, und das Schicksal des Kalbs, das sich nur zwischen dem männlichen Tod oder der weiblichen Karriere als ausgenutzte Milchkuh entscheiden darf, wurde komplett verheimlicht. Wer sich über diese Transparenz, die man sonst nur von Stahlbetonmauern kennt, gewundert hat, der kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wenn er diese Reaktion https://www.facebook.com/hofhueske/photos/a.435587363521271/598734780539861/?type=3&theater des gleichen Milchbetriebs sieht, mit dem jetzt auf Kritik auf dieses Transparenz-Waterloo reagiert wird.
 
Da wird gleich als Einleitung die Parole „Erst vollständig lesen, dann sachlich antworten. Fairness first!“ ausgegeben und der ganze Absatz handelt davon, wie sehr man an einer sachlichen Diskussion interessiert ist. Die ist aber angeblich wegen bösen Veganern nicht möglich, deshalb wird zugegeben, dass man viele beleidigende Kommentare gelöscht hat. Verschwiegen wird dabei, dass schon der Hinweis, was mit männlichen Kälbern in der Milchindustrie geschieht, als Beleidigung empfunden wurde. Dass beim Thema „Tötung im Neugeborenenalter“ nicht jeder sachlich und ruhig bleibt, ist zumindest für uns auch verständlich. Leser von uns berichteten, dass sie schon gesperrt wurden, weil sie den Bericht mit unserem Kommentar oder anderen kritischen Anmerkungen geteilt haben. Man muss also nicht mal aktiv an der Diskussion teilnehmen, um von ihr ausgeschlossen zu werden, da werden sehr aufmerksam selbst die Verteilungen nach kritischen Stimmen abgesucht und sofort gesperrt. Inzwischen tummeln sich nur noch positive Anmerkungen, Dankesbekundungen und Jubelarien im Kommentarbereich des Beitrags, den alle Kritiker nur noch lesen können, weil sie komplett gesperrt wurden. Das ist echt ein interessantes Konzept von „Fairness first!“, für das sich bestimmt auch Donald Trump erwärmen könnte.
 
Es folgt eine Passage über das Leiden einer Bauernfamilie, die jeden Tag hart arbeiten muss und vor lauter Tierliebe fast erstickt. Keine Ahnung, was mit diesem Hinweis ausgedrückt werden soll, für uns ist Tierausnutzung jedenfalls auch nicht gerechtfertigt, wenn der Aggressor dabei richtig dolle schwitzt und seinem Opfer mehrmals am Tag eine „Ich hab dich lieb“-Säuselei ins Ohr flüstert. Es soll in diesem Beitrag doch angeblich darum gehen, ob es in Ordnung ist, dass Familien auseinandergerissen und die Mitglieder entweder getötet oder als lebenslanges Nutztier ausgebeutet werden. Wen interessiert da, wie anstrengend das für die Verursacher ist? Es ist bei diesem Thema auch nicht von Belang, wie groß die Ställe sind und ob Kuhbürsten existieren. Außerdem bleibt schleierhaft, was die Nennung des Melkroboters beim ach so hohen Kuhkomfort zu suchen hat. Der dient eindeutig der Bequemlichkeit des Landwirtes, in Kuhkreisen wird das Ding bestimmt nicht euphorisch als Must-Have abgefeiert.
 
Dann folgt endlich der Absatz, in dem es um die Trennung geht. Dort muss man sich erstmal durch viele Standardphrasen kämpfen, denn natürlich werden ominöse Studien erwähnt, die herausgefunden haben sollen, dass die Kuh gar nichts davon mitbekommt, wenn man ihr das Kind wegnimmt. Und da diese Untersuchungen von echten Rinderflüsterern, die telepathisch Kuhpsychen lesen können, erstellt wurden, ist auch sicher, dass so eine Trennung der Mutter gar nichts ausmacht. Wahrscheinlich bedankt sich die Kuh auch nur tagelang beim Bauern, und die Geräusche, die sie dabei verursacht, sind gar keine Schreie nach ihrem Kind. Die Alternative dazu ist, dass man für neutrale Objektivität keine Studien bemühen sollte, die vom Bauernverband und anderen Lobbyvertretern bezahlt wurden.
 
Danach wird es richtig klebrig, denn die Trennung wird jetzt sogar als etwas hingestellt, das dem Kalb hilft. Nur so kann angeblich gewährleistet werden, dass das Kind auch ausreichend Biestmilch zu sich nimmt. Schon komisch, dass auf Butenland gleich mehrere Familie lebten und leben, die das ohne Eingriff des Menschen tadellos hinbekommen haben. Egal ob Jette mit ihrer Jule, Dina mit ihrem Mattis, Christine mit ihrer Trine (übrigens unser Tagesbild, Trine wurde 2006 in Freiheit geboren) oder Martina mit ihrem Martin, in allen Fällen haben die Kälber einfach so viel Milch getrunken, bis sie satt waren und wie es von der Natur vorgesehen war. Wieso hat das bloß geklappt, ohne dass ein Milchbetrieb sich als Gott aufgespielt hat? Den ganzen Stunt sollte man übrigens nicht an unserer Spezies durchziehen, wenn man an Harmonie interessiert ist. „Frau Müller, das ist ihr erstes Baby, Sie wissen doch gar nicht, wie man so etwas versorgt. Deshalb nehmen wir es ihnen jetzt weg, zapfen Ihre Muttermilch ab und versorgen Ihr Kind dann mit der idealen Menge. Sie sollten sich jetzt sowieso darauf konzentrieren, nochmal schwanger zu werden.“ Die Taktik könnte vielleicht doch hier und da auf Unverständnis stoßen.
 
Und das ganze unbeholfene Gehampel nur, weil niemand zugeben möchte, dass die Familie einfach nur aus schnödem wirtschaftlichen Interesse so schnell wie eben möglich getrennt werden muss. Das Fleisch des männlichen Kalbes ist nur wenige Wochen so zart wie vom Konsumenten gewünscht, eine Tochter ist direkt eine Investition in den eigenen Betrieb, und die Mutter hat man nunmal ausschließlich dafür künstlich geschwängert, um an die Milch heranzukommen. Aber das klingt natürlich nicht so romantisch, also kann man auch über Tierliebe, Kuhkomfort und Mütter, die unbedingt ihre Kinder loswerden wollen, schwadronieren, das kommt einfach besser beim Verbraucher an.
 
Geschlossen wird der Beitrag mit der erneuten Bitte nach einer fairen Diskussion. Die hat man ja auch erreicht, immerhin scrollt man sich an der eigenen Sperrliste inzwischen tot und im Kommentarbereich gibt es nur noch Glückwünsche, Begeisterungsstürme und total beeindruckte Bauern, die sich endlich verstanden fühlen. Und Gegendarstellungen wie diese gibt es nur noch auf anderen, nicht so vorbildlich transparent zensierten Seiten. Trotzdem werden wir natürlich den großen „Wir lieben unsere Opfer“-Feldzug der Tierindustrie weiter begleiten und kommentieren. Schließlich klappt es sonst nicht mit der Fairness.


Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Ach, wie schön ist Milchbetrieb …”

  1. Ursula sagt:

    Nicht nur in der Milchindustrie ist alles in
    Butter, auch die Species gemeiner Fleischfresser wurde in der letzten WDR/
    Quarks-Sendung freigesprochen. Es scheint,
    der Mainstream hat die Order, die Stimmung
    zugunsten der Tierausbeuterindustrie herum-
    zureissen.

  2. Gabriele sagt:

    Kühe geben keine Milch, die Menschen nehmen sie ihr weg. Bei youtube habe ich ein Video gefunden, dort können sich Menschen eine Besamungsstation anschauen und dort sitzen sogar Zuschauer, die sich diesen Horror freiwillig ansehen.

  3. Ute sagt:

    Gabriele – Und sie finden diese „Vorstellung“ zweifellos auch noch unterhaltsam!
    Entweder hier in England oder in Irland (bin mir nicht ganz sicher) wurden junge Laemmer aufrecht an den Beinen und mit Unterseite dem Menschen schutzlos ausgeliefert in ein Karussell eingespannt, um Prozeduren ohne Narkose ueber sich ergehen lassen zu muessen. In einem Fernsehstudio und vor einem lachenden Publikum….

  4. Christine sagt:

    Das ist ja grauenhaft, Gabriele und Ute, was da passiert – wo haben die Menschen da ihr Herz und Hirn?

  5. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Verharmlosen, Verschweigen, Vertuschen…und das mit einer Dreistigkeit, die schon Staunen macht. Aber es geht ja auch um viel. Da steht die Glaubwürdigkeit eines ganzen Wirtschaftszweigs und Berufsstands auf dem Spiel. Und das „Schlimmste“: auch mit Reformen und Verbesserungen und der Flucht in „Bio“ ist da nichts zu machen – das System basiert auf Ausbeutung, und Ausstieg ist die einzige Lösung.

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