Denn Tiere sind keine Maschinen

Das grausame Melken

von Admin, am 03.11.2018.
Immer wenn wir Beiträge wie diesen https://www.facebook.com/NDRfernsehen/videos/2390104697698894/ sehen, werden wir die Situation der Rinder richtigstellen. Einfach weil wir automatisch die Perspektive wechseln und uns bewusst machen, wie das Melken das Leben unserer Herde verändern würde. Und was passieren würde, wenn Rinder von uns „mit ihrer Seele im Melkstand ankommen“.
 
Was wäre zum Beispiel mit Lillja passiert, wenn sie das Leben einer Milchkuh führen würde? Sie müsste einmal im Jahr künstlich besamt werden, weil nunmal nur Mütter Milch für ihren Nachwuchs produzieren. Diese Kinder würde man ihr wegnehmen, jedes Jahr aufs Neue, in den meisten Haltungsform dürfte sie sie nicht mal ablecken, in den angeblich „besseren“ Versionen würde man die Familie erst später brutal auseinanderreißen. Wer kann da schon beurteilen, was grausamer ist? Verliert man sein Kind lieber, wenn man es gar nicht kennenlernen durfte, oder haut es eine Mutter noch mehr um, wenn man ihr Ein und Alles von ihrer Seite reißt, nachdem sie es ausgiebig kennengelernt hat? In allen Beispielen rufen die Mütter jedenfalls verzweifelt nach ihrem Nachwuchs, da ist jede Spezies gleich. Wenn Lilljas Milchleistung irgendwann nachlassen würde, dann müsste sie den letzten Gang zum Schlachter antreten, weil Milchkühe mit ihrer Produktionsrate auch ihr Lebensrecht in dieser Industrie verlieren.
 
Jule hätte das gleiche Schicksal aus Sicht eines Kindes gedroht. Entweder hätte sie Jette gar nicht kennengelernt, da man sie direkt nach der Niederkunft von der Seite ihrer Mutter gerissen hätte, oder dieses Worst-Case-Szenario für jedes Lebewesen hätte angestanden, wenn sich die Liebe zu ihrer Mutter über 1, 2 Jahre richtig entfaltet hätte. Im ersten Fall wäre sie mit einem Ersatzprodukt abgespeist worden, sie wäre orientierungs- und schutzlos in ein Kälberiglu gesteckt worden, und vielleicht hätte sie ihre Mutter noch tagelang nach ihr schreien gehört. Nach 2 Jahren wäre sie dann das erste Mal besamt worden, nach 2 Jahren und 9 Monaten müsste sie sich das erste Mal von ihrem Kind trennen. Heutzutage hätte sie gute Chancen, dass sie zu einer Hochleistungskuh gepusht würde, mit einem Euter, durch dessen Volumen sie sich kaum bewegen könnte, mit sechstelliger Produktionsliterzahlen in ihrem Leben, am Ende so verbraucht und ausgebrannt wie unsere Lady Welle.
 
Anton wäre entweder direkt nach der Geburt getötet worden. Spätestens in den ersten Tagen seines Lebens hätte es einen „Unfall“ gegeben, weil Rinder erst nach einer Woche im bundesweiten System erfasst werden. Bis dahin ist der mörderischen Kreativität einiger Bauern wegen den sinkenden Kälberpreisen für männliche Tiere keine Grenze gesetzt. Wir haben in Sachen Mordinstrument schon von Plastiktüten über Tritte gegen den Schädel bis zu Hammereinsätzen alles erfahren. Oder er wäre als sogenanntes Schlachtvieh in knapp 400 Tagen auf sein Mastendgewicht zwischen 650 – 750 kg hochgezogen worden. Wie auch die Milchkühe müsste er das in den meisten Fällen auf Spaltenboden ertragen, obwohl Rinder Weichbodengänger sind, von der Natur ausgelegt für Weiden und anderen eben weichen Boden. Daraus hätten sich dann Klauenverletzungen gebildet, auf Butenland haben wir Rinder, dessen ganzes Gangbild fürs Leben geschädigt ist. Vielleicht würde er sogar in Anbindehaltung leben, auch aus dieser Haltungsform stammen einige Herdenmitglieder auf unserem Hof, die sich ihr Leben lang nur wenige Schritte zurück und zur Seite bewegen durften und deren Bewegungsapparat entsprechend verkümmert war, was oft sogar chronisch wurde. Möglicherweise würde er auch in der Kälbermast landen, um dort innerhalb von 13 bis 16 Wochen auf sein Endgewicht von 150 – 200 kg gemästet zu werden. Artgenossen würde er nicht kennen, Stroh gäbe es nicht mal auf dem Boden, weil das Kalbfleisch nicht durch „falsches Futter“ verfärbt werden darf und außerdem der Labmagen noch für die Käseproduktion benötigt wird. Sobald das Mastgewicht erreicht wäre, ginge es auf die letzte Fahrt im Tiertransporter zum Schlachthof, diesmal mit Artgenossen, deren Todesschreie Anton dann im Schlachthof hören könnte und so genau wüsste, was ihm blüht.
 
Mattis wäre möglicherweise ein Zuchtbulle geworden. Echte Kühe würde er dann gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Täglich würde er in künstliche Vaginas abspritzen, angebracht auf einer Kuhattrappe. Dieser Samen würde im Labor untersucht und dann gekühlt rund um den Erdball verschickt werden. Inzwischen kann man Rindersamen sogar online kaufen, das Geschäft boomt. Dabei betonen Bauern auch ständig, wie gut es ihren Tieren geht, tauschen möchte trotzdem keiner mit ihnen. Wahrscheinlich weil kein Bauer seinen Ruhestand gegen einen Bolzenschuß eintauschen möchte und es auch schätzt, dass er in Freiheit, Würde und Selbstbestimmung leben kann. Alles Dinge, die man den Tieren verwehrt, egal in welchem Arm der Industrie und völlig schnuppe bei welcher Spezies.
 
Das geht uns also durch den Kopf, wenn wir Beiträge wie den hier vorgestellten sehen. Und wir hoffen sehr, etwas dazu beitragen zu können, dass immer mehr Menschen diese realistischen Bilder direkt vor Augen haben, wenn das Thema aufkommt, und das sich immer weniger von den grausamen Hintergründen ablenken lassen.

Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Das grausame Melken”

  1. Stefan sagt:

    Schonungslose Berichterstattung.
    Nur, für wie lange bleibt so ein Text in den Köpfen der Menschen? Wahrscheinlich, bis der nächste Skandal irgendwo aufgedeckt wird.

  2. Marita sagt:

    Es ist einfach nur grausam, wie der Mensch mit den Tieren umgeht. Nach dem Bericht und Eurern Text ist mir nur zum Weinen. Was muss denn nur passieren, damit die Menschen innen halten und sich eines Besseren belehren lassen? Wahrscheinlich funktioniert es nur, wenn die Menschen selber unter ihrem Tun leiden. Aber da ich auf einen, wie auch immer gearteten Gott nicht mehr hoffe, versagt meine Phantasie was zu tun ist. Ehtischische Einsichten und Emphatie schließe ich für den Großteil der Menschheit aus. Aber soll es wirklich immer so weiter gehen?

  3. Maria sagt:

    Alle Milchprodukte im Supermarkt und Bioladen sollten durch Verbraucherhände nicht an der Kasse landen. Der Verbraucher entscheidet, auch über seine eigene Mitschuld!

  4. Vera sagt:

    Wie krank ist das denn??? Ein Mensch, der offensichtlich alles nur aus der egoistischen Perspektive betrachtet. Die Kühe stehen direkt vor ihm , er hört sie, aber er sieht sie nicht, nicht wirklich. Das ist sooooo traurig.

  5. Stefan sagt:

    Auch unser Planet wird bis zum letzten Tropfen Öl gemolken. Trotz dieses Wissens sind erstaunlich wenig Fußgänger auf den Straßen unterwegs.
    Es fehlt ein Altersheim für Planeten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert