Denn Tiere sind keine Maschinen

Unser Beitrag zur Einbruchsdiskussion

von Admin, am 05.06.2018.

https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Stalleinbrecher-hart-bestrafen-und-Gemeinnuetzigkeit-entziehen-9202174.html

Dazu antworten wir :

Am Spannendsten und gleichzeitig am Entlarvendsten an der ganzen Debatte um Tierquälerei und Aufdeckungsvideos ist immer, was die Verantwortlichen für Alternativen vorschlagen. Als erstes weisen sie immer darauf hin, dass sie selber Studien in Auftrag gegeben haben, diese taufen sie gerne auf markige Namen wie „Offensive Nachhaltigkeit“. Was sie aus diesen Studien aber in Zukunft lernen wollen oder ob sie überhaupt auf ihrer Basis etwas verändern wollen, bleibt streng geheim und wird nicht mehr angesprochen. Dann pochen sie auf Leuchtturmprojekte, die öffentlich begleitet werden sollen, und sie glorifizieren Leithöfe. Obwohl genau so etwas die Problematik nur verschärft. Was die Gesellschaft jetzt gerade nicht braucht, ist weitere Augenwischerei, bei der ausgesuchte Höfe medial begleitet werden und zeigen dürfen, wie großartig bei ihnen alles ist, wenn sie wissen, wann die Kamera kommt und man ihnen vor diesem Termin noch ein paar Wochen Zeit zum Aufräumen gibt. Wie soll das ein Ersatz sein für unangekündigte Besuche von Menschen, die auch noch zusätzlich auf der Seite der Tiere stehen? Die Seite, um die es zu 100 % gehen sollte, denn immerhin stellt sie die alleinigen Opfer der Tierausbeutung.

Es ist auch unglaublich, was Gegner von Tierrechtsarbeit für Forderungen stellen. Da wird von Hausfriedensbruch gesprochen, der „mit allen staatlichen Mitteln geahndet“ werden soll. Der Staat müsse seine Bürger vor diesen „Einbrüchen“ schützen und mit sämtlichen staatlichen Organen durchgreifen. Gleichzeitig wird von einer „Tierretter-Szene“ gesprochen, der unbedingt die Gemeinnützigkeit entzogen werden muss. Wenn diese Leute tatsächlich so einen Tonfall bevorzugen, dann fordern wir an dieser Stelle auch mal, dass Tierquälerei in den Ställen mit allen staatlichen Mitteln geahndet werden muss und dort dringend alle staatlichen Organe durchgreifen müssen. Von einer pauschalen „Bauern-Szene“ sprechen wir dabei nicht, diese Verallgemeinerungen überlassen wir der Gegenseite, aber dass bei Verstößen sofort die Gemeinnützigkeit entzogen werden sollte, darüber können wir gerne wieder reden.

Unglaublich ist auch, dass es immer so dargestellt wird, als würden mutige Menschen aus Langeweile oder krimineller Intention in Ställe gehen und dort Filmaufnahmen machen. Es gibt wohl keinen Tierrechtler, der nicht gerne damit aufhören würde, weil er nicht mehr gebraucht wird, da staatliche Stellen die Sache im Griff haben. Aber das ist eine Utopie. Gerade die von CDU und FDP geführten Länder haben zwar genug menschliche Kapazitäten, um einen Lebenshof „mit allen staatlichen Organen“ regelmäßig und mehrmals im Jahr zu besuchen, aber der Flut der schwarzen Schafe in der Tierausbeutungsindustrie stehen diese Leute entweder hilflos gegenüber oder sie gehören selber dazu, ohne ihren Prüfungsposten dadurch zu gefährden.

Es ist auch immer sehr bezeichnend, wie Bauern auf Schreckensbilder aus Ställen reagieren. Da gibt es keinen Protest, der gezeigte Stall wird auch nicht samt Besitzer in den Kreisen verteufelt und als Nestbeschmutzer bezeichnet, es wird sich natürlich auch nicht für die Aufklärung bedankt. Im Gegenteil rückt dann die gesamte Szene zusammen und fordert, dass die Beschaffung solcher Bilder gesetzlich verboten wird. Niemand klagt da die gezeigten Umstände an oder empört sich darüber, alles regt sich ausschließlich darüber auf, dass diese Bilder gezeigt werden dürfen. Wer soll unter solchen Bedingungen noch an schwarze Schafe glauben, wenn alle weißen sich mit ihnen spontan und ohne Einschränkung solidarisieren? Und überhaupt; was für Gründe sollten die weißen Schafe haben, so etwas zu tun, wenn es unter ihrer Wolle nicht auch zappenduster aussehen würde?


Kategorie: Allgemein

7 Antworten zu “Unser Beitrag zur Einbruchsdiskussion”

  1. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Angriff ist die beste Verteidigung! Also schnell den Spieß umdrehen und diejenigen kriminalisieren, die Tierquälerei und Verbrauchertäuschung aufdecken. So ist das bewährte Muster, und die Politik, die ja eigentlich die Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler vertreten sollte, macht fleißig gemeinsame Sache mit Wirtschaft und Industrie. Dafür gibt es inzwischen viele aktuelle Beispiele. Und da wundern sich einige noch über die „Politikverdrossenheit“. Ich nicht…

  2. Ute sagt:

    Folgendes passiert mir gerade: durch den sehr harten Winter hindurch habe ich eine Gruppe von Pferden (schon ein oder zwei Mal hier erwaehnt) mit so viel Futter versorgt, wie ich es mir leisten konnte. Trotzdem haben die unterdessen zehn Tiere Gewicht verloren und ihr Zustand wurde, teilweise auch wetterbedingt, erbarmungswuerdig. Menschen, die die Sachlage erkannten (und von denen am Ende EIN Mann mithalf, die Tiere am Leben zu erhalten), berichteten die Situation an verschiedene Organisationen, mit dem Ergebnis, dass der Tierschutzverband sich mit dem „Besitzer“ in Verbindung setzte, seinen Versicherungen, dass er die Pferde hervorragend versorge und sie jeden Tag drei bis vier Mal besuche, Glauben schenkte und sich „auf die Jagd“ machte, die Zufuetterer ausfindig zu machen. Mit der Absicht, sie zu verklagen wegen „interference with livestock (horses)“ – „Einmischung in Nutztiere (Pferde)“.
    Das ist ihnen jetzt gelungen. Ein gutglaeubiger Mensch hat dem Verband ahnungslos erzaehlt, wo die „besorgte Frau“ wohnt. Fazit: Gerichtstermin Ende Juni (glaube „preliminary hearing“ ist auf Deutsch „Voruntersuchung“?)
    Weiss nicht, ob ich mehr Angst oder Wut habe. Meine Hoffnung ist einfach, dass das Ganze einfach rausgeschmissen wird.
    Es ist einfach verrueckt, dass Hilfeleistungen fuer Notduerftige (Mensch oder Tier) heute zur Kriminalitaet erklaert werden….

  3. Marita sagt:

    Es ist traurig und auch entlarvend, dass die Menschen, die auf eine offene Wunde hindeuten, noch kriminalisiert werden. Diese Menschen werden dann sprachtechnisch in die Terroristenecke gedrängt, damit der ganze Dreck, der unter dem eigenen Teppich liegt, nicht entdeckt wird. Wenn wir mal überlegen, was „unser“ Staat für Verbrechen begeht, z.B. Waffenverkäufe – an Staaten, die laut Gesetz niemals Waffen bekommen dürften. Die PolitikerInnen wissen sehr wohl, was damit für ein Leid ausgelöst wird. Aber das wird ja als Erfolg erklärt, weil die Wirtschaft „Arbeitsplätze“ schafft und doch nur an ihren Profit denkt. Diese Politikerleute die durch Intrigen und Politik überall auf der Welt Konflikte und Kriege erzeugen, haben so viel Angst vor Menschen, die gequälte und gepeinigte Tiere filmen? Ja – genauso ist es! Denn die wenigen Aufrechten zeigen ihnen nämlich durch ihre Taten, was Charakter zu haben bedeutet. Nicht nach Geld, Erfolg und Macht schielen. Sondern laut zu sagen NEIN! So geht es nicht weiter! Schluß jetzt! Haben wir so was schon mal bei einem der PolitikerInnen gehört? Denen möchte ich gerne sagen: so schlecht wie ihr handelt, kann ein/e TierschützerIn gar nicht denken.
    Dir liebe Ute wünsche ich viel Kraft, bei dem was auf dich zu kommt. Du hast das einzig Richtige getan. Du hast gehandelt wie ein mitfühlender, aufrechter und charaktervoller Mensch. Danke in Namen der armen Pferde dafür.

  4. Doro sagt:

    Ihr habt schon alles benannt, was ich auch ausdrücken wollte…abgesehen von der düsteren Thematik freue ich mich, hier von Menschen umgeben zu sein, die sowohl das Herz am richtigen Fleck haben wie auch den Grips, zu verstehen was läuft.
    Liebe Ute, ich wünsche dir ganz viel Unterstützung bei deiner Anhörung!

  5. Ute sagt:

    Marita und Doro, hi! Danke fuer Eure Worte! Ich hoffe, mit Hilfe von Fotos, die mein „Mittaeter“ (dessen Identitaet dem Tierschutzverband uebrigens nicht bekannt ist 🙂 ) aufgenommen hat, beweisen zu koennen, dass die vermeintlichen kriminellen Untaten Lebensrettung waren…
    Marita, weisst Du – ich habe mir einige Male waehrend der letzten paar Monate ueberlegt, ob ich den Pferden wirklich einen Gefallen tue, sie am Leben zu erhalten. Die Bedingungen werden sich fuer sie wohl nie verbessern, eher verschlechtern und permanent gerade so eben mit dem Leben davonkommen ist wirklich kein erstrebenswerter Zustand. Zu allem Ueberfluss hat „Magda“ jetzt ein zweites Fohlen – „Pumpkin“ – geboren, ein knappes Jahr nach dem letzten Fohlen, „Ellie“. (Ja, ich habe den Tieren Namen gegeben. Eine Anerkennung ihres Wertes.)
    Uebrigens gehe ich immer noch taeglich mit Futter zu den Tieren hin, Vorladung oder nicht – Lebewesen muessen essen. Und, obwohl jetzt das Gras wieder waechst, um zehn Pferde ausreichend zu ernaehren – eines davon eine laktierende Stute- ist es noch zu wenig…

  6. Christine sagt:

    Es trifft wirklich so verflixt oft diejenigen, welche helfen.
    Ach Ute – Du hast das Herz am richtigen Fleck + schaust nicht weg, wenn Tiere Hilfe brauchen.
    Das ist gut, wenn Dein Mithelfer unbekannt bleibt. Fotos sind sicher bei einer Anhörung hilfreich, die die unhaltbaren Zustände dokumentieren.
    Du hast genau das Richtige für die armen Pferde getan + tust es auch weiterhin (bist einfach lieb!) + deshalb glaub‘ ich, dass alles gut ausgehen wird.

  7. Ute sagt:

    Nee, Christine – „lieb“ bin ich nicht, wuetend schon! 🙂
    Aber Du bist nett mit Deinem Zuspruch – danke!!

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