Denn Tiere sind keine Maschinen

Abschied von Minna

von Admin, am 05.05.2018.

„Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen,
als es deinen Namen rief,
in uns jedoch wird’s nie verstummen,
es singt ganz leise – seelentief.“

(Edith Maria Bürger)

Gestern abend fanden wir Minna tot auf der Weide. Es gab in ihrer Nähe weder platt gedrücktes Gras oder aufgewühlte Erde noch andere Zeichen für einen Todeskampf. Alles spricht dafür, dass sie einfach friedlich eingeschlafen ist.

Minna wäre am 15.5. 19 Jahre alt geworden. Sie stammt aus einem Betrieb, der so verwahrlost war, dass das Veterinäramt Anfang 2015 den Bestand beschlagnahmte. Dort verbrachte sie fast 16 Jahre ihres Lebens in einem baufälligen Stall, zusätzlich verschärft durch Anbindehaltung. Sie musste etliche Kinder an die Milchindustrie angeben, ihr letztes Kind war Stine, die am 18.3.2008 geboren wurde. Mutter und Tocher verbrachten fast 7 Jahre täglich nebeneinander angebunden, ohne sich dabei auch nur einmal berühren zu dürfen. Zum Glück konnte die kleine Familie am 14.2.2015 gemeinsam nach Butenland vermittelt werden. Nach ihrer Ankunft haben die beiden fast eine Stunde lang Körperkontakt gepflegt.

Die jahrelange Anbindehaltung hatte bei Minna schwere Spuren hinterlassen. Wenn man sich 16 Jahre lang kaum bewegen darf und nur kleine Schritte zur Seite und nach vorne erlaubt sind, dann geht diese Tortur natürlich auf die Gelenke, die man bei Minna folgerichtig oft knacken hörte. So konnte Stine auch nach einiger Zeit auf der Krankenweide in die große Herde entlassen werden, während Minna bis zu ihrem Abschied im Kreis unserer Sorgenfellchen geblieben ist. Da sie sich auf dem Hof schnell von den Strapazen erholt hatte, lebte sie bei für ihre Verhältnisse so guter Gesundheit, dass uns ihr plötzlicher Tod doch mehr als überrascht hat. Gleichzeitig spricht das aber auch für ein Sterben, wie es sich jeder nur wünschen kann: Schnell, ohne Leiden, einfach die Augen schliessen, weil die Zeit gekommen ist. Bei aller Trauer kann uns gerade dieser Gedanken sehr trösten.

Für Minna:
https://www.youtube.com/watch…

„Irgendwo über dem Regenbogen, weit oben,
da ist ein Land, von dem ich einmal in einem Wiegenlied hörte.
Irgendwo über dem Regenbogen sind die Himmel blau
und die Träume, die du wirklich träumst, werden wahr.

Manchmal wünsche ich mich auf einen Stern,
wo ich dann aufwache und die Wolken weit hinter mir lasse,
wo Probleme wie Zitronenbonbons schmecken,
hoch über den Schornsteinspitzen – da wirst du mich finden.

Irgendwo über dem Regenbogen fliegen blaue Vögel
und die Träume, dass du es auch wagst,
oh warum – oh warum kann ich es nicht?

Wenn ich grüne Bäume sehe und auch rote Rosen,
ich sehe sie dann für mich und dich blühen.
und ich denke zu mir selbst: Was für eine wunderschöne Welt.

Wenn ich blaue Himmel sehe und weiße Wolken
und die Helligkeit des Tages, mag ich die Dunkelheit der Nacht,
und ich denke zu mir selbst: Was für eine wunderschöne Welt.

Und ich höre Babys weinen und sehe sie aufwachsen,
sie lernen soviel mehr – soviel mehr als wir wissen,
und ich denke zu mir selbst: Was für eine wunderschöne Welt.

Manchmal wünsche ich mich auf einen Stern,
wo ich dann aufwache und die Wolken weit hinter mir lasse,
wo Probleme wie Zitronenbonbons schmecken,
hoch über den Schornsteinspitzen – da wirst du mich finden,
irgendwo über dem Regenbogen, weit oben.“


Kategorie: Allgemein

14 Antworten zu “Abschied von Minna”

  1. Ute sagt:

    Diese Nachricht tut so furchtbar weh! Minnas Schicksal ist eines von denen, die mir besonders unter die Haut gehen. Die unvorstellbaren Qualen, die diese Mutter gelitten hat, haben mir ueber die Monate, in denen ich davon wusste, so oft die Traenen in die Augen getrieben. Und die Szenen des ersten Koerperkontakts nach Minnas und Stines Befreiung sind tief in meiner Seele eingebettet.
    Heute ist es (mir) noch kein Trost, dass Minnas Tod leidfrei war… Sie hat so viel mehr von Liebe gepraegtem Leben verdient!

    The memories and love I leave behind
    Are yours to keep.
    I have found my rest;
    I have turned my face to the sun,
    And now I sleep.
    Alan Curtis

    Die Erinnerungen und die Liebe,
    die ich zuruecklasse,
    sind eure zum Behalten.
    Ich habe Ruhe gefunden;
    ich habe mein Gesicht
    der Sonne zugedreht
    und schlafe jetzt.
    (Meine Uebersetzung)

  2. Wo aus Wu sagt:

    Und wieder ein Grund, weshalb ich auf dieser Seite regelmäßig vorbeischaue: Dieser total andere Umgang mit den LEBEWESEN. Man höre genau hin: Lebe kommt von Leben. Sie erfüllen alle biologischen Kriterien, LEBEN darzustellen. Und davon mehr als man bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz zugrunde legt. Und dann kommt das WESEN. Also nicht Lebegerät, Lebeding oder Lebesache oder eine andere Form von Biomasse auf 4 Beinen, sondern LebeWESEN. Und diesen Stellenwert haben die bei Euch. Ich sage nur: Weiter so! Auch wenn andere rumstänkern und nur auf Ohrmarken schauen u.s.w.

  3. iski sagt:

    Ich kann mich Utes Ausführungen nur anschließen. Auch mich hat das Schicksal von Minna und Stine in besonderem Maße berührt und entsprechend traurig macht mich nun Minnas Tod. Auch ich hätte ihr noch einige gute Jahre in liebevoller Pflege gewünscht. Meine Gedanken sind nun auch bei Stine.

  4. Monika sagt:

    Ich versuche trotz allem immer das Positive zu sehen: Minna hatte einen wunderschönen Lebensabend und einen würdevollen Tod – selbst das bleibt den meisten Tieren verwehrt.

  5. Christine sagt:

    Leb‘ wohl, Minna.
    Denke da ähnlich wie Monika – Butenland hat Minna noch aufblühen lassen + sie hat ihr Leben dort geliebt.

  6. ines sagt:

    Liebe Ute, du hast wieder einmal alles gesagt. – Mach’s gut, liebe Minna! Ich würde mir wünschen, du könntest jetzt irgendwo noch einmal ein besseres, von Anfang an glückliches Leben beginnen.

  7. kabi sagt:

    Diese Abschiede tun so besonders weh

  8. Christine sagt:

    Hi Ines – zu Deinem letzten Satz:
    das hoffe, glaube + wünsch‘ ich mir für Minna + jedes Lebewesen.
    Verloren ist ja kein Leben, denn das wär ja traurig.
    Die Vorstellung, dass sie jetzt, völlig jung + gesund bei ihren Kuhfreunden ist, die den Weg schon vor ihr gegangen sind, tröstet mich einfach sehr. Dort kann sie ein genau so behütetes Leben führen, wie zu Lebzeiten auf Butenland.

  9. Ursula sagt:

    Es erschreckt mich immer wieder und danach
    befällt mich tiefe Trauer, wenn ich den Satz
    „Abschied von …“ lesen muß. Wieder ein
    Opfer der Tierindustrie, auch wenn noch ein
    bißchen vom richtigen Leben auf Butenland
    möglich war. Den Wenigen, die es hierhin
    schaffen, wünschte ich stellvertretend für
    alle Anderen ein besonders langes Leben. Gäbe
    es doch für alle geschundenen Kreaturen Hoffnung…

  10. Elke sagt:

    Das tut mir so leid, aber schön, dass sie offenbar nicht leiden musste und wenigstens noch ein paar schöne Jahre bei euch hatte nach diesen unvorstellbar vielen schlimmen Jahren. Es war bestimmt ein großer Schock, sie so auf der Weide vorzufinden, seid gedrückt!! VlG, Elke

  11. Marita sagt:

    Minna hat für sich entschieden und fand einfach ihren Zeitpunkt für gekommen. Sie wird ja auch nicht einsam sein, dort wo immer es auch sein mag. Minna wird viele Brüder und Schwestern treffen – und ihre Kinder wieder sehen. Ohne Schmerzen über die Weiden springen und an die schöne Zeit auf Butenland, mit seinen liebevollen Menschen, zurück denken. Denn wenn es jemand geschafft hat, dass sich Minna ab und an mal erinnern will an ihre Erdenzeit, dann seid ihr Butenländer es. Dafür DANKE!

  12. Inga sagt:

    Liebe Minna, Du gehörtest zu den ersten, deren Ankunft auf Butenland ich erlebt habe und deren Schicksal festgehalten hat. Danke, dass ich Dich so lange in einem freien Leben noch von Fern begleiten durfte. Ruhe in Frieden. Danke Butenland.

  13. Dagmar sagt:

    Ich habe geweint, als ich damals die ersten Schritte von Minna und Stine auf der Weide sah. Ich war für beide glücklich, dass sie aus dieser Hölle befreit werden konnten.
    Minna, ich hätte Dir noch viele Jahre auf Butenland gewünscht. Aber wenn die Zeit dann mal gekommen ist, müssen wir alle gehen.
    Minna, Du bist ruhig eingeschlafen und jetzt auf der Sternenweide.
    Ich weine wieder, jetzt, weil ich traurig über Deinen Abschied bin.
    Dem Butenland Team wünsche ich viel Trost und Kraft. Danke.

  14. Gabriele sagt:

    Erst heute lese ich von Minnas Abschied. Das tut mir sehr, sehr leid, weil sie und Ihre Tochter Stine so schrecklich lange Jahre ein qualvolles Leben hatten. Ich sehe noch das Video von Minna, als sie bei der Fellpflege war und sich bei eurer Mitarbeiterin ganz schüchtern mit einem sanften Abschlecken bedankte. Ich hätte Minna so sehr gewünscht, dass sie viele gesunde Jahre auf Hof Butenland verbringen kann. Nun waren es leider nur drei Jahre. Sie war ein so feines, sanftes, bescheidenen Wesen. Machs gut du liebe, schöne Minna.

    @Marita: Ich hoffe und wünsche, die Beschreibung Deiner jenseitigen Welt trifft für alle verstorbenen Tiere wirklich zu.

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