Denn Tiere sind keine Maschinen

Weidesaison Teil 5

von Admin, am 09.04.2025.

Wie versprochen gibt es an dieser Stelle auch ein Update zu Eira in Sachen Weidegang. Mama Jantje darf inzwischen in die große Freiheit und feiert das sehr. Gerade auch, weil sie ganz im Gegensatz zu Eira sehr interessiert an den sozialen Kontakten in der Herde ist. Natürlich hat sie aber auch eine enge Bindung zu ihrem Kalb und kommt deshalb mehrmals am Tag eigenständig zu ihrer Kleinen auf den Hof zurück. Über Nacht möchte sie teilweise ebenfalls bei ihr bleiben. Andererseits will sie aber auch zu den anderen Rindern, wenn sie diese Entscheidung noch vor der Bettzeit der menschlichen Butenländer trifft, lassen wir sie entweder gehen oder sie verbringt die Nacht zu Hause.

Selbstverständlich trinkt Eira weiterhin bei Jantje, davon abgesehen war und ist bei ihr allerdings kaum eine Bindung zu ihrer Mama zu beobachten. Womöglich ist sie dazu kognitiv gar nicht in der Lage, denn Eira ist nicht nur sehbehindert, sie weist leider auch geistige Einschränkungen auf. Sie wirkt fast autistisch, erschrickt sich bei jedem unbekannten Laut und vor allem bei Geschehnissen, die um sie herum passieren und plötzlich auftreten. Da ist dann eben auch die eigene Mama manchmal nur das Lebewesen, das ein komisches Geräusch verursacht hat, das Eira verstört und vor dem sie Angst hat.

Momentan hat die Süße jedenfalls den ganzen Hof für sich und ist darüber nicht sehr traurig. Ganz im Gegenteil erkundet sie alles total neugierig, liegt viel und scheint es absolut zu genießen, dass es um sie herum so ruhig ist. Eira ist einfach sehr schnell mit neuen Situationen überfordert und dazu ruckzuck reizüberflutet, dadurch wäre ein Leben inmitten der Herde für sie der Horror schlechthin. Rinder sind von Natur aus neugierig, also würden sich alle Herdenmitglieder nach und nach auf das neue Kalb stürzen. Natürlich ohne jede böse Absicht, aber das weiß Eira nicht. Und wenn man schon mehrmals täglich vor der eigenen Mutter zurückzuckt, wie sollte das dann laufen, wenn quasi minütlich ein neuer Gast seine Aufwartung macht? Derzeit wollen wir das unserem Schatz einfach nicht zumuten.

Wir beobachten das Modell jetzt seit einer Woche und es klappt großartig. Eira weiß Ruhe in ihrem Umfeld sehr zu schätzen, ihre Mama kommt trotzdem immer mal wieder vorbei und lässt ihr Baby trinken. Es ist keine Dauerlösung, aber diese zu finden, ist nicht einfach, weil da viele verschiedene Dinge beachtet werden müssen. Wir wissen, dass Ideen und Tipps immer nur lieb gemeint sind, allerdings können nur wir auf dem Hof die Situation einschätzen. Da wir die beiden jeden Tag sehen, ihr Verhalten studieren und so überhaupt erst entscheiden können, was dauerhaft das Beste für die kleine Familie ist.


Kategorie: Allgemein

6 Antworten zu “Weidesaison Teil 5”

  1. Ida sagt:

    Ach… es ist schon traurig anzusehen, die kleine Eira alleine in dem großen leeren Stall und für Jantje bestimmt auch nicht so einfach wieder zu gehen. Ihr seht und wisst, was das Bestmögliche für die Beiden ist. Danke für euer liebevolles Kümmern ❤️ ohne euch hätte Eira überhaupt kein Leben…
    Die Zeit wird’s zeigen, vielleicht gibt’s ja irgendwann eine Mini-Weide nur für Eira oder einen ebenfalls eingeschränkten Wegbegleiter…wer weiß?

  2. Silke sagt:

    Oje, dass es neben der Sehbehinderung auch womöglich kognitive Beeinträchtigungen gibt, ist gar nicht schön zu lesen. Armes Mäuschen. Wie ihr damit umgeht und den bestmöglichen Weg sucht, ist allerdings großartig und genau richtig. Auch ist es sehr beruhigend, dass es Eira trotz allem in einer ruhigen Umgebung so gut geht. Gar nicht auszumalen, was die Milchindustrie mit ihr gemacht hätte, wenn sie überhaupt so lang hätte leben dürfen.
    Danke, dass ihr Euch so rührend und besonnen um die Kleine kümmert und ihr so ein bestmögliches Leben ermöglicht. Ihr seid einfach toll ❤❤❤

  3. Antonia sagt:

    Was für ein Paradebeispiel für die Mutter-Kind-Bindung. Mama Jantje teilt sich ihre Alltags-Aktivitäten zwischen Herde und Kind sehr liebevoll auf.♥
    Zum Glück sind die Beiden bei Euch gelandet. Eira, das arme orientierungslose Wesen, wäre überall sonst völlig verloren.

  4. ines sagt:

    Lasst euch von – wenn auch gut gemeinten – Ratschlägen und Meinungen nicht verunsichern. Brainstorming ist sicher gut, aber in diesem Fall seid ihr einfach näher dran. Ihr habt oft genug bewiesen, dass ihr euch alle erdenkliche Mühe gebt, damit es den euch anvertrauten Persönlichkeiten gut geht und dass ihr dabei auch keinen Aufwand scheut.

  5. Varken sagt:

    Ihr seid einfach nur großartig in dem, wie Ihr jedes Wesen so sein lasst, wie es ist und schaut, was es braucht. Danke

  6. Martina sagt:

    Für Eira♥️ und Janje♥️ eine passende
    Lösung zu finden, ist gar nicht so einfach.
    Aber wenn dies einer schaffen kann,dann
    nur ihr Butenländer.
    Aber es gut zu sehen,dass die Kleine
    keinesfalls unglücklich wirkt und
    sich auch sehr für die Hühner zu
    interessieren scheint :⁠-⁠)

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