Denn Tiere sind keine Maschinen

Ronja

von Admin, am 09.07.2024.

Wir haben letzte Woche Ronja in unsere Herde aufgenommen, die aus eigenem Antrieb vom Nachbarn zu uns gewechselt ist. Gestern erwähnten wir außerdem, dass sie schwanger ist und im Dezember ihr erstes (und einziges) Kind erwartet. Darauf kamen viele Reaktionen und eigentlich bezogen sich alle darauf, wie süß das doch wäre. Deshalb möchten wir an dieser Stelle dazu noch ein paar Worte verlieren.

Leider ist an dieser Schwangerschaft so gar nichts niedlich oder bezaubernd. Das fängt schon damit an, dass Ronja nicht irgendwo ihren Stier fürs Leben gefunden hat, sondern künstlich befruchtet wurde. Höflich ausgedrückt, ohne sie zu fragen, realistisch gesagt gegen ihren Willen. Viel schlimmer ist allerdings, dass Ronja Ende September 2 Jahre alt wird und der Eingriff im letzten März stattfand. Das heißt übersetzt, dass sie quasi direkt bei Erreichen ihrer Geschlechtsreife künstlich geschwängert wurde. Rinder sind mit circa 15 Monaten geschlechtsfähig, Menschen mit elf Jahren. Was würde für ein Aufschrei entstehen, wenn herauskommen würde, dass irgendwo elfjährige Mädchen industriell und in Massen künstlich befruchtet werden? Und zu allem Unglück ihre Kinder auch nicht behalten dürfen, weil man nur an ihrer Muttermilch interessiert ist? Die man ihnen abzapft, während sie selber schon wieder schwanger sind, weil sie jährlich ein Kind gebären müssen, damit ihr Milchfluss nicht versiegt? Ein absolutes Horrorszenario, allerdings nur für Menschen, bei Rindern ist eine ganze milliardenschwere Industrie auf dieser Ungeheuerlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes aufgebaut worden.

Hinzu kommt, dass natürlich auch ein hohes Gesundheitsrisiko für die Mutter bei dieser Geburt besteht. Wir erwägen deshalb auch einen Kaiserschnitt, überlassen die Entscheidung aber natürlich unserem Tierarzt. Rinder beenden mit 4 Jahren ihren Zahnwechsel, Ronja wird ihr erstes Kind also bekommen, während sie noch ihre Milchzähne hat. Mattis hat fast 5 Jahre regelmäßig bei Dina getrunken, Ronja wird ihr einziges Kind säugen, obwohl sie selber noch gerne Muttermilch zu sich nehmen würde, wenn man sie bei ihrer Mutter gelassen hätte. Und das Bitterste haben wir uns für den Schluß aufbewahrt: Als unser Nachbar bemerkte, wie entsetzt wir auf die Nachricht der Schwangerschaft reagierten, meinte er nur, dass das ganz normal wäre und er seine Kühe sogar recht spät besamt. Und tatsächlich wurde Ronja mit 18 Monaten dieser Prozedur unterzogen, während in der Industrie längst die 15 Monate gang und gäbe sind.

Süß ist leider gar nichts daran. Deshalb kann man nicht oft genug darauf hinweisen, was man mit Milchprodukten für eine lebensfeindliche Maschinerie am Laufen hält. Gerade auch als vegetarisch lebender Mensch, der Fleisch sogar durch Milchprodukte ersetzt und dadurch noch mal in diesem Bereich auf eine viel dramatischere Endabrechnung als FleischesserInnen kommt. Wer dieses Elend nicht unterstützen möchte, kommt an einem veganen Leben nicht vorbei. Was für ein Glück, dass das heutzutage wirklich keine Herausforderung mehr darstellt.

Aber wir wollen diesen Text auch nicht zu negativ beenden und auf keinen Fall unter den Tisch fallen lassen, was diese Schwangerschaft außerdem bedeutet. Nämlich dass Ronja ihr Kind auf Butenland austragen und gebären wird. Dieses Glück hatten bisher nur Dina mit ihrem Riesenbaby Mattis, Martina mit Martin und Christine mit Trine. Das bedeutet gleichzeitig, dass Mutter und Kind nie getrennt werden, die Milchbar solange geöffnet ist, wie das Kalb es für richtig hält, und weder Mutter noch Kind jemals wieder irgendeine Form von Ausbeutung erfahren müssen. Und ihr werdet natürlich in einem virtuellen Tsunami an Babyfotos ertrinken, das können wir auch bereits an dieser Stelle fest versprechen. Der Hintergrund dieser Geburt ist sehr traurig, die Zukunft für Ronja und ihr Baby wird aber strahlend, zumindest werden wir alles in unserer Macht Stehende dafür tun.


Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Ronja”

  1. Cornelia sagt:

    Ein sehr wichtiger Beitrag!!! Wenn’s um Tierkinder geht, besteht leider ein unendlicher Hang zur Verkitschung ohne sich die tatsächlichen Bedingungen anzusehen…

    Was mir aber besonders gefällt, ist der wunderbar trotzige Blick von Ronja, der besagt, ihr kann keener!!!

  2. JuMo sagt:

    Da kann man nur sagen: Gott sei Dank ist sie noch rechtzeitig zu euch gekommen. Als ich von der Schwangerschaft gelesen habe, war ich geschockt. Aber nun bleibt ihr das Schicksal von Lina und Mia erspart. Optimale Schwangerschaftsbegleitung und jede Menge kuhles Fachpersonal und familiäre Stütze an der Seite.

  3. Silke sagt:

    Sehr gut zusammengefasst und leider so wahr. Natürlich ist ein Kalb immer extrem niedlich und ja, wir Butenlandfreunde werden von den Babybildern total entzückt sein. Aber es ist leider Tatsache, dass diese Schwangerschaft unter Ausübung von Gewalt und Zwang eingeleitet wurde und dass zudem bei einem Wesen, welches doch selber noch ein Kind ist. Der Vergleich mit der menschlichen 11- Jährigen ist deshalb mehr als treffend und söllte viel mehr Leuten bewusst gemacht werden.

  4. Antonia sagt:

    Die arme Ronja ist ja selbst noch ein Kind. Die Aussage Eures Nachbarn spricht Bände über dieses ganze perverse System, – dem aber Ronja zum Glück entkommen ist. Dann freuen wir uns mit ihr darüber, dass sie ihr Familienleben in Sicherheit verbringen kann. Und Synje wird dann gewissermaßen Oma;-)

  5. Gabriele R. sagt:

    Ronja sieht selbst noch aus wie ein Baby. Ich freue mich sehr, dass sie bei Euch ist und sie und ihr Kind in Eurer Obhut eine friedliche Geburt ohne Trennung erleben dürfen. Alles, alles Gute und, dass die Geburt gut verläuft wünsche ich von ganzem Herzen❤

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