Denn Tiere sind keine Maschinen

Ein Lebenshof ist kein Bullerbü

von Admin, am 14.01.2023.


Wenn man auf den gestrigen Freitag, den 13. zurückblickt, könnte man glatt abergläubisch werden. Das war mal wieder einer dieser gebrauchten Tage, die sich leider sehr oft auf einem Lebenshof und vor allem in einem Altersheim ereignen.

Erst lag die 14jährige Marieke erneut fest und konnte sich diesmal gar nicht mehr selbstständig auf den Beinen halten, so dass wir sie zusammen mit unserem Tierarzt erlösen mussten. Der Doktor hatte direkt im Anschluß noch einen Termin bei Lara, die an einem Plattenepithelkarzinom des Auges leidet. Wer erfahren möchte, was sich hinter diesem „Krebsauge“ verbirgt, klickt bitte diesen Link https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sat-003:1998:140::595 an. Zwar war ihr Auge noch intakt, aber nach der operativen Entfernung des betroffenen Lids hätte das Auge keinen Halt mehr gehabt, so musste es ganz entfernt und zugenäht werden. An dieser Stelle möchten wir unterstreichen, wie froh wir darüber sind, mit so kompetenten Tierärzten zusammenarbeiten zu dürfen, die sich auch jedes Mal geduldig richtig viel Zeit für jede Krankengeschichte nehmen. Das ist eine sehr große Beruhigung.

Die Operation war naturgemäß blutig, diese Witterung hat wiederum Chaya aufgenommen und ist durch sie sehr panisch geworden. Also boxte sie sich mal kurz durch die halbe Herde auf dem Hofvorplatz, was Stine zu einem Stolpern inklusive Sturz veranlasste. Zum Glück konnte sie aber selbstständig wieder aufstehen, nachdem wir die Szene aufgelöst und Stine kurz von den anderen isoliert hatten. Trotzdem war der erste Schreck natürlich groß.

Anschließend wurde Hanni untersucht, da sie noch immer Blut im Urin hat. Erneut bekam sie Injektionen und auch ein zweites Langzeitantibiotikum, deshalb müssen wir natürlich auch unsere 19jährige Oma verstärkt beobachten und dabei trotz unserer bereits recht mitgenommenen Nerven realistisch bleiben und immer im Sinne von Hanni entscheiden.

Ebenfalls gestern bekamen wir den Kontrollwert der Pankreaslipase von Kater Jacob. Leider hat sich dort keine Verbesserung eingestellt, was auf ein tumoröses Geschehen hinweist, welches aber in der Ultraschalluntersuchung nicht zu lokalisieren war. Vermutlich handelt es sich um ein Lymphom, das inoperabel ist. Da sein Gesundheitszustand stabil und schmerzfrei ist, er ausreichend isst und eine gute Lebensqualität besitzt, bekommt er nun Cortison, was ihm hoffentlich noch eine schöne Zeit auf Butenland ermöglicht. Trotzdem ist natürlich auch bei ihm abzusehen, dass wir uns auf hoffentlich lang, aber realistisch eher kurz auf einen Abschied vorbereiten müssen.

Wie erwähnt ein richtig gebrauchter Tag, gleichzeitig aber gar nicht mal so besonders auf einem Lebenshof, wo bevorzugt ältere Tiere aus unglaublicher Ausbeutung aufgenommen werden. Hier laufen leider immer gleich mehrere Familienmitglieder herum, die wir im Auge behalten müssen und mit deren Tod wir jederzeit rechnen sollten. Die können uns durchaus überraschen, wie zum Beispiel die unvergessene Herbstzeit, die in jeder Stallsaison wahnsinnig abbaute und immer wieder festlag, aber noch jahrelang wieder auf die Füße kam und in der Weidesaison jedes Mal wahre Höhenflüge erlebte. Gleichzeitig bestätigen sich aber sehr oft unsere Befürchtungen, die natürlich inzwischen auch auf Erfahrung basieren. Außerdem gibt es immer wieder negative Überraschungen, wie zum Beispiel den erst 13jährigen Wallach Kaspar, der quasi aus heiterem Himmel mit einem vermuteten Aortendurchriss vor 4 Jahren verstorben ist.

So ein Lebenshof hat eben nichts mit einer Bullerbü-Attitüde zu tun, sondern ist harte Knochenarbeit. Die äußert sich nicht nur in Rückenschmerzen nach dem Ausmisten von drei Ställen und dem Fehlen von Urlauben, freien Tagen und Wochenenden, sondern eben auch in einer ständigen palliativen Begleitung unserer Familie, die auch schon allein deshalb logisch ist, weil es auf dem Hof kaum eine/n BewohnerIn ohne schreckliche, tierquälerische Vorgeschichte gibt. Man bekommt natürlich auch sehr viel zurück und Motivation wartet hier hinter jeder Ecke, aber trotzdem zehren diese Tage, an denen es so geballt auf einen herunterprasselt, doch ziemlich an der Substanz. Aber es hilft ja nichts, die Tiere sind auf uns angewiesen, also heißt es jetzt Mund abwischen und wieder für alle Schutzbefohlenen rund um die Uhr da sein. Das haben wir ihnen immerhin fest versprochen.


Kategorie: Allgemein

7 Antworten zu “Ein Lebenshof ist kein Bullerbü”

  1. ellen sagt:

    Ihr seid die Besten!!!

  2. Gisi sagt:

    Ja,die Allerbesten,danke!

  3. Antonia sagt:

    Das klingt wirklich gruselig und ich bewundere (sowieso immer) Eure mentale Stärke.

    Zum Glück ist Stines Sturz glimpflich ausgegangen. Geht es ihr weiterhin gut?

    Ich hoffe natürlich bei allen auf einen bestmöglichen Verlauf. Gute Besserung an alle und viel Kraft den Helfern & Pflegern!

  4. Varken sagt:

    Es ist gut, dass Ihr auch solche Berichte immer wieder schreibt. So drollig und zauberhaft vieles ist: das sind die Glitzer – und im Hintergrund ackert Ihr in einer kaum zu überbietenden Selbstlosigkeit.

    Der Freitag war wirklich schlimm. Ich wünsche allenthalben baldige Besserung (und Marieke eine gute Ankunft wo auch immer).

  5. Marita sagt:

    Es gibt nicht genug Worte, mit denen mensch Euch Butenländer Zweibeinern loben, huldigen oder einfach nur Danke sagen könnte. DANKE!

  6. Conny sagt:

    Ihr Lieben, da kann ich mich nur vor euch verneigen, um meine Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Ich wünsche euch weiterhin unendlich viel Kraft und unerschütterlichen Mut und Zuversicht für euer so wertvolles und vorbildhaftes Engagement im Tierschutz.

  7. Gabriele sagt:

    Es gibt kaum Worte dafür, was Ihr leisten müsst. Alleine ständig mit diesen vielen Verlusten der Euch ans Herz gewachsenen Bewohnern klar zu kommen, ist schon eine grosse emotionale Herausforderung. Abgesehen davon dann die viele Arbeit und dann noch die Versorgung und Betreuung der kranken Tiere. Ja, es ist wirklich eine Mammutaufgabe und die schaffen nur Menschen, die ihr ganzes Leben den Tieren widmen. Menschen wie Euch gibt es nur selten und daher seid Ihr mehr Wert als alles Gold dieser Erde!!! Wir können Euch „nur“ mit unseren Spenden unterstützen und hoffen, dass Ihr auch weiterhin die Kraft habt diese Aufgabe fortzuführen!!!

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