Kurze Stellungnahme
von Admin, am 16.01.2022.Momentan häufen sich in unserem E-Mail-Postfach und auch vereinzelt im Kommentarbereich bei Facebook und Co. Versuche, die wir leider nur als emotionale Erpressung beschreiben können. Eigentlich prallt das an uns ab, da wir seit Gründung von Butenland damit leben und auch nur ein kleiner Bruchteil unserer Kontakte diese Schiene fährt. Größtenteils bekommen wir positive Reaktionen und konstruktive Kritik, wofür wir uns an dieser Stelle auch mal bedanken möchten. Trotzdem sind diese regelmäßigen Ausreißer ärgerlich, deshalb wollen wir sie jetzt mal thematisieren.
Was meinen wir also mit emotionaler Erpressung? Das sind Mails, in denen ausführlich geschildert wird, wie enttäuscht man über eine Absage von uns ist. Oder auch Kommentare, in denen angeblich langjährige Fans eine Pause ankündigen, weil wir Tier XY nicht helfen „wollten“, obwohl so sehr darum gebeten wurde. Das tut zwar nicht mehr so weh wie am Anfang, weil wir da mittlerweile zwangsläufig ein dickes Fell besitzen, was sich wohl jeder Lebenshofbesitzer anschaffen muss. Trotzdem ist es so unglaublich unfair.
Wir haben noch nie ein Tier ohne guten Grund abgelehnt. Wir verschicken Absagen, weil wir fast täglich Anfragen bekommen. Jedes abgelehnte Tier tut uns leid, aber dennoch sind wir es schon den auf Butenland lebenden Tieren schuldig, dass wir nur so viele Bewohner aufnehmen, wie wir auch versorgen können. Wir würden durchaus mehr Tiere retten, wenn wir dafür die Personalkapazitäten hätten. Seit Jahren suchen wir jetzt händeringend einen Menschen, der bestenfalls eine landwirtschaftliche Ausbildung oder Erfahrung in dem Bereich hat, sich deshalb auf dem Gebiet auskennt und den wir deshalb sogar für die Nachfolge in Erwägung ziehen könnten. Das ist aber die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Einen Lebenshof zu führen bedeutet jede Menge Knochenarbeit, kaum (bzw. in Karins und Jans Fall sogar gar keinen) Urlaub, von freien Wochenenden hat man schon mal gehört, glaubt aber nicht daran, und reich wird man dadurch auch nicht. Man hat einfach sein komplettes Leben seinen Schutzbefohlenen gewidmet. Das klingt für die meisten Menschen nur wie ein Träumchen, bis sie diesen Traum dann mal zwei Wochen live erleben. Und wenn man dann doch mal einen guten Zufallsfang macht, dann fehlt eben das Landwirtschaftsstudium, das aber gerade bei der Arbeit mit Rindern unerlässlich ist, wenn denn tatsächlich mal Jan in den Ruhestand gehen möchte. Einfach weil man mindestens einen Landwirtschaftsmeister in einem Kuhaltersheim benötigt.
Apropros Katzen: Wir reagieren auch prinzipiell nicht auf Anfragen, in denen Tiere abgeschafft werden, weil sich menschlicher Nachwuchs ankündigt oder die neue Wohnung tierfrei gehalten werden muss. Wer seine Familie mit einem Tier erweitert, der hat dafür die lebenslange Verantwortung übenommen. Es ist sehr schäbig und unanständig, wenn man dann die neue Wohnung nicht nach entsprechenden Kriterien aussucht oder das Leben mit Kind nicht nach den Wünschen des schon anwesenden Kindes mitausrichtet. Da verweigern wir aus Überzeugung jede Unterstützung von Abschiebeversuchen.
Wir können auch nicht auf Ebay-Anzeigen reagieren. Die meisten werden uns nach der Taktik „Ich schicke euch mal einfach die Anzeige, die Tiere tun mir so leid, kümmert euch mal“ zugeschickt. Gerade den Mail-Schriftverkehr erledigen wir mit nur drei Leuten, Karin und Jan tun es im Feierabend nach der Arbeit mit den Tieren. Da sind die notwendigen Recherchearbeiten einfach nicht drin, zumal man diese sowieso am besten vor Ort durchführt. Wir kümmern uns quasi 24 Stunden um die Butenländer Tiere, danach hat man eher selten Lust, Adressen in Erfahrung zu bringen, Unterlagen einzufordern, oft sogar den Bauern erstmal zu überreden, das Tier überhaupt abzugeben etc. pp.
Der Zeitfaktor spielt auch eine große Rolle bei anderen Verwaltungsdingen. Unser Anrufbeantworter ist täglich randvoll, da können wir nicht auf Anfragen ala „Ruft mich mal unter Nummer XY zurück, ich möchte euch was erzählen“ reagieren. Stellt euch vor, ihr kommt von eurer anstrengenden Arbeit nach Hause und habt dann einen Feierabend von knapp 3 Stunden. Wie gerne auf einer Skala von 1 – 10 würdet ihr den dann damit verbringen, euch Geschichten von fremden Personen am Telefon anhören? – 3? Deshalb ist es enorm wichtig, kompakt das Anliegen vorzutragen und dann vor allem nicht traurig zu sein, wenn keine Reaktion kommt. Das ist keine böse Absicht, sondern einfach dem Fakt geschuldet, dass diese Aufgaben höchstens das Bonusmaterial eines Lebenshofs darstellen und dementsprechend auch mal unter den Tisch fallen. Es ist ein Unterschied, ob man auf einen Rückruf wartet oder täglich mehrere machen soll. So leid uns das auch tut.
In das gleiche Horn müssen wir bei der Beantwortung von Mails oder Kommentaren in den virtuellen Netzwerken stoßen. Sicher verschickt Jens auch mal automatisierte Mails. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es uns inzwischen zu gut geht, sondern einfach wieder mit der Masse an Mails, die uns erreicht. Da kann man einfach nicht jede Absage personalisieren und am besten noch eine Brieffreundschaft darauf aufbauen. Kürzlich haben wir eine sehr empörte Mail bekommen, weil wir es gewagt haben, in einem Kommentar zu fragen „Was für eine Nachricht denn?“. Das wurde uns als flapsig und desinteressiert ausgelegt, obwohl wir nach der Antwort die Nachricht gesucht, vorgezogen und beantwortet haben. Ganz wichtig bei diesem Thema: Wir können nicht jede Mail am gleichen Tag beantworten und wir überprüfen auch nicht unseren Spam-Ordner mit der Lupe. Wenn also eine Nachricht mal länger unbeantwortet bleibt, einfach mal Geduld haben oder im Zweifelsfall auch mal nett nachhaken, ob sie vielleicht untergegangen ist.
Zusammengefasst möchten wir mit diesem Beitrag einfach ausdrücken, dass wir in keinem Fall Leute vor den Kopf stoßen möchten, sondern immer gute Gründe haben, um Absagen zu verschicken. Oder mal nicht zu reagieren. Und im Meinungsaustausch, der nicht vis-a-vis abläuft, sollte man sowieso nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern einfach mal keine Untertöne herauslesen. Was sollte uns daran liegen, Menschen abzuschrecken, die uns oder andere Tiere unterstützen möchten? Da gibt es absolut nichts, deshalb sollte man auch absolut nichts hineininterpretieren.
Foto: Elsa und Colorida
Kategorie: Allgemein
Es besteht wirklich kein Grund, Euch zu rechtfertigen. Jede/r der/die auch nur ansatzweise Ahnung von der Arbeit auf einen so großen Lebenshof mit so vielen Tieren hat, sollte doch wissen, dass alles mal seine Grenzen hat. Irgendwann ist die Aufnahmekapazität erreicht, die menschliche Kraft aufgebraucht. Lieber ein paar Tiere weniger auf dem Hof, dafür aber die volle Aufmerksamkeit des Personals. Hier gibt es kein bisschen weniger, sondern ein ganz oder gar nicht. Bitte weiterhin so verantwortungsbewusst wie bisher. Ich freue mich jeden Tag darüber und bedanke mich dafür.
Da kann ich mich Marita nur voll und ganz anschließen!!!!!!
Gut be- und geschrieben, vollstes Verständnis meinerseits! 🙂
Ich finde, daß diese Stellungnahme sehr fair und auch sachlich-informativ ist.
Das sind wohl auch die Schattenseiten einer steigenden Bekanntheit durch Presse etc.
Was die Forderungen nach dem Motto „ihr seid schließlich Tierretter, dann macht mal“ angeht, da können die örtlichen Tierheime auch ein Lied von singen, ich war so manches Mal live dabei, wie jemand z.B. einen Hund (natürlich möglichst ein Welpe) adoptieren wollte als „Überraschung“ für Kind od. Gattin. Die Tierheimer sagten freundlich aber bestimmt ab u. erklärten die Gründe und erfuhren Wut u. Unverständnis. Doch ein Tier ist kein Tennisschläger, den man in die Ecke stellen kann. So gibt es auch neuerdings das Unwort „Coronahund“, der sein Quarantäne-Job erfüllt hat… 🙁
Ich les gerad Marita’s Kommi und kann nur zustimmen!!! Wunderbar geschrieben.n
Ich habe tiefste Erschöpfung erlebt
weil ich nicht auf mich gehört hatte.Ich war hart an der Kante. Auch Jan kennt das Thema burnout und er hat daraus gelernt. Vielleicht mehr als ich…
Weiter so ihr Butenländer alle, ihr seid klasse!
Man kann sich nur Marita’s Kommentar anschließen. Unser örtliches Tierheim ist komplett überfordert mit Tierabgaben, die auf Anschaffungen während des Lockdowns beruhen. Tiere sind keine Sachgegenstände, die beliebig in der Ecke verschwinden. Tiere brauchen Zeit, Liebe, entsprechenden Lebensraum und natürlich Geld. Informationen über Haltung, Lebensalter und Kosten sind heute problemlos zu erhalten. Niemand wird gezwungen ein Tier aufzunehmen. Aber es dann einfach zu entsorgen und anderen zu überlassen ist einfach schäbig und es gehören einfach gewissen Bestimmungen eingeführt, die es nicht möglich machen, Tiere beliebig zu kaufen!
Ihr lieben Butenländer,ihr macht ALLES richtig und vielen,vielen Dank dafür.Ich erfreue mich an den Tieren,auch wenn fast immer ein Schicksal dahintersteht.Von meinem Patenkind Emil erzähle ich oft,natürlich mit dem Hintergrund,über Fleischkonsum nachzudenken ohne erhobenen Zeigefinger.Viel Freude hab ich auch am Leben teilzunehmen von euren Schützlingen.Puschek bleibt bei mir unvergessen der Chef von Butenland,sorry Jan.
Liebe Hof Butenländer,
ja, es wurde schon mehrfach geschrieben: Ihr macht alles richtig! Auch ich habe vor über einem Jahr einmal um die Aufname einer Kuh gebeten, was leider nicht möglich war. Ihr habt mir geantwortet und ich konnte die Absage gut nachvollziehen. Was aber bleibt, ist, dass ich mich für jedes Tier immer sehr freue, dass bei Euch aufgenommen werden kann. Und dafür herzlichen Dank!
Ich bin für jedes von Euch gerettete Tier unendlich dankbar, dass es auf Hof Butenland endlich in Frieden leben darf. Für mich gibt es keinen Grund, Eure Arbeit in irgendeiner Form zu kritisieren. Karin und Jan haben meine grösste Hochachtung. Es sollte viel mehr solcher Höfe geben bzw. sollte die ganze Welt auf tierische Produkte verzichten. Denn dort liegt die Wurzel allen Übels.
Liebes Butenlandteam, ihr gebt alles und opfert euch auf. Ihr macht alles richtig!
Vielen lieben Dank dafür! ❤️
Leider gibt es zuviel Tiere, die in Not sind und zu wenige Menschen, die sich für sie einsetzen!