Denn Tiere sind keine Maschinen

Gedanken zum Weltvegantag

von Admin, am 01.11.2021.

Der G20-Klimagipfel ist gerade erst beendet worden, natürlich blieben die Ergebnisse bei den gemeinsamen Klimazielen mal wieder weit hinter den Erwartungen zurück und genauso selbstverständlich regt sich gerade wieder die ganze Welt über die Politiker auf. Sehr entlarvend ist es da, dass heute der Weltvegantag ansteht und man sehr interessante Schnittmengen zwischen den Leuten, die den Politikern Versagen vorwerfen, und den Menschen, die NIEMALS vegan werden wollen, erkennt.

Das ist fast schon peinlich, wie schnell sich das Meinungskarussell dreht, sobald Menschen eine Schuld nicht mehr anderen in die Schuhe schieben können, sondern sich einen Stiefel selber anziehen müssen. Mittlerweile ist allgemein bekannt, was die industrielle Massentierhaltung für ein Klimakiller ist. Zusammen mit dem Verkehr und der Energiegewinnung gehört sie zu den drei Hauptsäulen der Klimakatastrophe. Das fängt schon damit an, dass Rinder Methan furzen. Dieses Gas ist pro Kilogramm 25 bis 80 Mal so klimaschädlich wie CO2, praktischerweise wird es aber sehr viel schneller abgebaut. Von Kohlendioxid hat die Atmosphäre mehrere Jahrtausende etwas, Methan ist dagegen nach höchstens 15 Jahren vollständig verschwunden. Das heißt übersetzt, dass eine Eindämmung dieses Austosses die direktesten Erfolge erzielen würde, trotzdem hat die Zahl der Wiederkäuer in den letzten 60 Jahren um über 50 % zugenommen. Tendenz sogar steigend.

Und die Methan-Begrenzung wäre nur eins der Vorteile, den ein veganes Leben für diesen Planeten bringen würde. Weniger Tierhaltung würde auch bedeuten, dass die Gülle kein Trinkwasser mehr verschmutzt, es müssten keine Nahrungsmittel und Anbauflächen an die Opfer verschwendet werden, es gäbe keine Antibiotika-Orgien mehr, die schon längst zu gefährlichen Resistenzen beim Menschen geführt haben, durch die immer mehr Krankheiten nicht mehr behandelbar sind, niemand müsste mehr schlimme Bilder aus den Betrieben wegklicken, der Verkehrssektor würde ohne Tiertransporte enorm entlastet werden, und, und, und.

Hagen Rether hat mal folgendes Zitat gebracht: „Mir fällt fast keine politisch heftigere Tat ein, die mehr Fliegen mit einer Klappe schlägt, als die vegane Lebensweise. Und das ist nicht einmal eine Tat. Nur durch das Unterlassen.“ Damit ist echt alles gesagt und es ist noch nicht mal schwierig. Trotzdem häufen sich heute die Kommentare, in denen Leute auf ihren Fleischkonsum pochen und gleichzeitig oft sogar darauf hinweisen, dass sie den Veganismus noch nie ausprobiert haben. Und dann klicken sie wieder auf eine politische Seite und wettern dagegen, dass „die da oben“ nicht genug tun, um die Klimaziele zu erreichen. Wobei „die da oben“ natürlich auch nie etwas tun dürfen, das die eigenen Lebensverhältnisse auch nur marginal ändert. Für Klimaschutz ist jeder, aber bitte immer nur auf den Gebieten, die man selber noch nie betreten hat. Ansonsten ruinieren wir doch lieber den Planeten weiter, denn ohne Leichen grillen kann man sich die eigene Existenz einfach nicht vorstellen.

Als Beobachter schwankt man wirklich zwischen Verzweifelung und Belustigung. Die Menschheit wird nicht an einem überlegenen Gegner scheitern, sondern daran, dass sie liebgewonnene Gewohnheiten jederzeit über die Zukunft ihrer Kinder stellt, egal wie einfach ein Kurswechsel auch wäre. Und gleichzeitig gibt sie ihrem Nachwuchs auch noch mit, es unbedingt genauso zu machen, und verspottet ihn sogar, sobald er sich für den Planeten engagiert und eine Perspektive fordert, die auch noch über 2030 hinausreicht. Wahrscheinlich ist doch die Verzweifelung angebracht.
Foto: Anna und Lara

 


Kategorie: Allgemein

9 Antworten zu “Gedanken zum Weltvegantag”

  1. Silke sagt:

    Besser könnte man es nicht zusammenfassen

  2. Hilke sagt:

    Super geschrieben! Ich praktiziere für mich selbst statt verzweifelung und sich verspotten lassen selbige Menschen weitgehend zu ignorieren. Selbst wenn es die eigenen Verwandten sind. Ich brauch jedenfalls nicht ihre Gegenwart z.B. zu Weihnachten ein auf FriedeFreudeEierkuchen machen, was eh nur Heuchelei ist. Und da bin ich schon wieder bei den „liebgewonnenen Gewohnheiten“, die über das Leben gestellt werden, das ihrer Kinder sowie die eigene Lebendigkeit.
    Lieber Weihnachten od. Geburtstage alleine verbringen, wenn sich keine echten Freunde finde.
    Das „Was-die-andere-tun,-tu-ich-auch-um-dazuzugehören“ ist der Tod der Lebendigkeit und das große Übel dieser Zeit.

  3. Anja sagt:

    Wieder so ein Artikel, der doch auch wirklich den letzten Fleisch(fr)esser, Milchtrinker etc. überzeugen müsste… aber wir wissen ja, dass die Wahrheit leider ganz anders aussieht.
    Wir werden auch manchmal belächelt, manchmal kritisch beäugt wegen unserer konsequent veganen Haltung und Lebensweise (fast immer begleitet von dem widerlichen Kommentar „wir essen ja auch nur ganz wenig Fleisch…“), aber trotzdem habe ich das Gefühl (vielleicht getrieben von der Hoffnung), dass es immer mehr werden, bei denen die Vernunft siegt.

    Wenn man das wunderschöne Foto von den beiden wunderschönen Freundinnen Anna und Lara sieht, dann kann man das wirklich nur hoffen!

  4. Antonia sagt:

    Auch ich schließe mich dem sehr treffend geschriebenen Text an. Es ist immer wieder traurig und armselig, wie wenig kompromissbereit die meisten Menschen sind: Mit der größten Selbstverständlichkeit fordern sie viel für sich selbst, während ihnen das Leben anderer Wesen oder die Ereignisse auf dem Planeten völlig gleichgültig sind. Den meisten dieser Menschen unterstelle ich schlichtweg herzlose Ignoranz. Denn so dumm, dass sie es wirklich nicht verstehen, sind nur wenige.

  5. Ira sagt:

    Das habt ihr super geschrieben!
    Die Menschen werden sich nicht ändern, es sind die einzigen Lebewesen, die ihren eigenen Lebensraum vernichten!

  6. naficeh sagt:

    lieber jens,

    deine klugen und zutreffenden gedanken gehören auf das titelblatt jeder seriösen zeitung. und zwar jeden tag aufs neue, damit es endlich mal ankommt in den zugenagelten köpfen der masse.
    ich gehöre leider zu den verzweiflern. nur das glück von anna und lara und allen butenländern kann mich angesicht des egoismus der überwiegenden menschheit trösten.

  7. Elke Kloos sagt:

    Kann ich nur voll und ganz unterstreichen.
    Danke für diese klugen und wahren Worte.

  8. Gabriele sagt:

    Es ist so beängstigend, dass die Verantwortlichen immer noch glauben, wir hätten ganz viel Zeit – es ist doch schon fast zu spät und die Klimaforscher haben bereits vor vierzig Jahren auf diese Probleme aufmerksam gemacht.

  9. margitta sagt:

    stimmt, liebe Gabriele, seit 1980 lebe ich vegan, und weiss sehr gut, was Rinder benötigen und wieviel Menschen davon leben können. Heute bin ich 75 Jahre alt, gebe die Hoffnung auf Veränderung nicht auf, arbeite sehr vorsichtig und mit Erfolg verklage und verurteile niemanden, dass bringt sie allzusehr in die Verteidigungshaltung und damit ist niemandem gedient.Ich freu mich immer sehr, wenn ich behutsam und durch meine Lebensweise Menschen überzeugen kann. Ablehnen, wegen seiner Anschaung tue ich niemanden. Jeder kann nur soweit gehen, wie er selbst gekommen ist. Ich bin voller Dankbarkeit und Demut, dass mir dieser Weg aufgezeichnet wurde.

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