Denn Tiere sind keine Maschinen

Endstation der Hoffnung

von Admin, am 28.09.2021.
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat in ihrem Wahlkreis das Direktmandat verpasst und mit einem Ministerinnenposten in der nächsten Regierung sieht es auch düster aus. Trotzdem kommt darüber irgendwie keine Freude auf, was nicht nur daran liegt, dass die Frau wie alle Spitzenpolitiker im Zweifelsfall weich auf einem Vorstandsposten bei ihren zahlenden Kunden landen wird. Darüberhinaus ist jede Freude fehl am Platz, weil das Wahlergebnis eine zu große Katastrophe ist.
 
Gewonnen haben die zwei Parteien, die sich noch nie für Tierrechte interessiert haben und die beide für die aktuellen Zustände hauptverantwortlich sind. Dazu kommt die FDP, deren Mitglieder man wahrscheinlich erstmal erklären müsste, was Tiere überhaupt sind. Das sind drei Parteien, die nicht mal an Tierschutzstandards interessiert sind und mit denen jede Agrarwende definitiv nicht zu machen ist.
 
Wir lesen jetzt auch verstärkt die Hoffnung in manchen Kommentaren, dass wenigstens das Landwirtschaftsministerium in grüne Hände fällt. Damit es den Tieren wenigstens ein bißchen „besser“ geht. Man könnte über das politische Brett vor dem Kopf fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Denn es ist völlig egal, ob das Landwirtschaftsministerium unter eine grüne Leitung gestellt wird. Da war es schon mal, ohne dass sich etwas geändert hat, weil die Grünen der Juniorpartner in dieser Koalition waren und somit nichts verändern konnten. Und das wird auch aktuell wieder so kommen, wenn überhaupt.
 
Hätten die Grünen eine stabile Mehrheit erreicht, die sie auch in einer Koalition ausspielen könnten, dann bestünde die Chance auf eine Veränderung. Und nein, wir sind keine Fanboys und -girls der Grünen, allerdings war diese Partei bei der letzten Wahl nunmal die einzige Möglichkeit, dass sich überhaupt etwas ändert. So müssen sie jetzt in eine Koalition mit der SPD und FDP oder der CDU und FDP und haben dort kaum Einfluß. Die Grünen haben nicht mal 15 % erreicht, in einer SPD/FDP-Koalition ständen sie damit gegen 37 % der anderen beiden Parteien, bei einer Koalition mit CDU/FDP gegen 35 %. Oder anders ausgedrückt die anderen beiden Partner hätten immer doppelt so viel Einfluß. Scheißbedingungen für eine Kehrtwendung hin zum Tierrecht.
 
Fast regt uns auch diese Naivität auf, die Julia Klöckner als das Urböse definiert. Glaubt wirklich jemand, dass diese Frau oder auch Andy Scheuer da Alleingänge gegen den Koalitionswillen gestartet haben und deshalb alles gut wird, sobald diese beiden Einzelpersonen weg sind? Jeder Tritt gegen die Tiere wurde sicherlich von der Lobbyglucke ausgeführt, aber es kam nicht einmal zu mahnenden Zwischenrufen aus der Koalition. Weil die damit konform gegangen sind. Und weil die CDU, SPD und FDP auch weiterhin mit Tieren im Elend keine Probleme haben werden, wird sich da auch nichts ändern, selbst wenn Joaquin Phoenix Landwirtschaftsminister in einer rot-grün-gelben oder schwarz-grün-gelben Koalition wird. Spoilerwarnung: Die Grünen werden mit 15 % Wählerstimmen keine Revolution starten und das Tierrecht durchsetzen.
 
Aber um diesen Beitrag nicht ganz so negativ ausklingen zu lassen, sei auch gesagt, dass es noch immer an uns selber liegt. Denn natürlich kann man (und muß) man weiterhin auf die Straße gehen und Druck auf die Regierung ausüben. Und schlußendlich wird es im Endeffekt sowieso nur darum gehen, das eigene Konsumverhalten zu überdenken und dann an jeder Kasse den Tieren eine Stimme zu geben, indem man sie nicht mehr ausbeuten lässt.

Kategorie: Allgemein

11 Antworten zu “Endstation der Hoffnung”

  1. Marita sagt:

    SUPER Kommentar! Besser als alles andere was in den vergangenen 3 Tagen zustande gebracht wurde. Dazu passt das Foto hervorragend. Allerdings wäre da hintere Ende einer Kuh auch nicht schlecht gewesen. Denn wenn es um die Meinung der Tiere gehen würde, ist Zunge raus strecken wohl viel zu harmlos.

  2. margitta sagt:

    stimme dem vollständig zu, gilt für mich aber auch für alle anderen benachteiligten Menschen, denke dabei auch an die vielen Flüchlinge und hungernden Menschen eine Katastrophe, die kein Ende zu nehmen scheint.

  3. ellen sagt:

    Eine absolut ehrliche Bestandsaufnahme des existierenden Ist-Zustandes – leider ist es in Baden-Württemberg – unter Grün-Schwarz – auch nicht wirklich besser.

  4. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Ich fürchte, das Wahlergebnis zeigt einfach nur, dass diejenigen, denen Tiere, Natur und Klima nicht am A… vorbeigehen, eine Minderheit sind. Die meisten möchten, dass alles so bleibt wie es ist! Dass genau das nicht möglich sein wird, hat im Grunde keine politische Partei deutlich genug gemacht (na ja, dann wäre sie auch wohl unter der 5 Prozent Hürde geblieben). Bin gerade ziemlich pessimistisch, was die Zukunft angeht!

  5. Kerstin sagt:

    Es tröstet der Gedanke, dass dieser Planet UNS nicht braucht. Irgendwann wird Ruhe einkehren. Aber wie traurig, welches Leid wir bis dahin noch über unsere Mitgeschöpfe bringen werden, und auch, wie furchtbar es für unsere Kinder und Enkel werden wird, ganz egal, wie sehr sie um den Erhalt einer für Menschen bewohnbaren Erde dann auch kämpfen werden.
    Ich muss sagen, mir hat es am Freitag die Tränen in die Augen steigen lassen, wie sich weltweit junge Menschen einsetzen, die Wissenschaft auf ihrer Seite haben – und einfach von der Politik und den Mächtigen ignoriert und ausgelacht werden – sie können es, weil den meisten Menschen die nachfolgenden Generationen völlig egal sind. Hauptsache das Schnitzel ist billig.
    Man muss aber wohl auch sagen, dass die Grünen die Chance auf ein weit besseres, vielleicht historisches, Ergebnis verzockt haben zugunsten einen wohl für keinen vernünftigen Menschen nachvollziehbaren Personal-Kasperltheaters.
    Was für eine traurige Situation!

  6. Antonia sagt:

    Da kann ich mich nur anschließen, aus Tierschutzsicht ist das Wahlergebnis eine Katastrophe; aber nichts anderes habe ich erwartet:-(
    Die Grünen sind mir allerdings auch nicht mehr grün genug. Aber immerhin haben sie im Vergleich zu den „größeren“ ab und zu mal einen lichten Moment und einen guten Ansatz. Wie Ihr aber schon richtig bemerkt habt, werden die wenigen positiven Impulse sich nicht durchsetzen können.
    Und für Frau Klöckner kann ich nur hoffen, dass das Schicksal ihr eine ordentliche Rechnung schickt für das, was sie verbrochen hat!!

  7. Thekla sagt:

    Sehr, sehr wahr, trotzdem freue ich mich, dass Frau Klöckner weg ist.
    Darf man diese Seite eigentlich verlinken?

  8. wo aus wu sagt:

    Einen „großen Wurf“ in Sachen Tierschutz erwarte ich auch nicht, auch nicht in 4 Jahren, und auch nicht, wenn die 25% erreicht hätten. Dazu ist deren Position nicht stark und der Wille zu Veränderungen in der Bevölkerung nicht ausgeprägt genug, und die anderen Probleme in der Welt sind einfach zu erdrückend. Aber eine grundsätzliche Weichenstellung sollte schon drin sein, was man m.E. aber schon vor 25 Jahren hätte tun müssen, und was leider immer wieder „erfolgreich“ ausgebremst wurde. Denn mindestens so lange wissen wir schon mit hinreichender Genauigkeit, was da auf uns zukommt.

    Julia und Co. waren bisher immer nur ein Teil des Problems, quasi die Puppen im Theater. Ich wäre fürs erste schon zufrieden, wenn der Einfluß der Puppenspieler im Hintergrund endlich mal deutlich beschnitten würde, auch in anderen Ressorts:

    Solange die Agrarindustrie(!) und die angegliederten „Gewerke“ mit der Politik „gut vernetzt“ sind (um es mal sehr höflich auszudrücken) und nach Belieben die Strippen ziehen und darauf hinwirken können, dass ihr ruinöses Geschäftsmodell dann auch noch über Steuergelder subventioniert wird, werden Schweinehochhäuser und andere Agrarfabriken, in denen dann auch noch die letzten Reserveantibiotika für den Menschen platt gemacht werden, weiterhin durchgeboxt, können Agrarinvestoren ganze Landstriche aufkaufen und ungehindert ihr Unwesen treiben, wird weiterhin mit Gülle das Grundwasser verseucht, wird subventioniert für den Export produziert und in den Zielländern die dortigen Märkte mit Hilfe unserer Steuergelder ruiniert und und und … Und die Lösung aller Probleme ist dann die Kuh-Toilette.

    Wer außer den Grünen sollte hier auf Änderungen hinwirken? Die sind nun mal die einzigen in einer künftigen Koalition, die mit damit ernsthaft etwas was am Hut haben könnten, unabhängig davon, was die in anderen Bundesländern in Sachen Tierschutz alles getan oder unterlassen haben.

    Wie schwierig es ist, einen solchen Sumpf aufzumischen, zeigt sich am Beispiel der Kölner Oberstaatsanwältin Brorhilker in Sachen „Cum-Ex“ und ihren Problemen im eigenen Hause:

    https://www.focus.de/politik/deutschland/steuerskandal-um-warburg-bank-staatsanwaltschaft-hat-scholz-und-top-genossen-im-visier-hat-laschet-das-eingefaedelt_id_24287241.html

    Es wird sich zeigen, ob die Grünen über ein ähnliches Rückgrat verfügen oder sich in einem faulen Kompromiss selber verflüssigen. Bis dahin heißt es Ruhe bewahren und Kräfte sammeln: Wir werden uns noch mehr aufregen können, als und lieb ist.

  9. margitta sagt:

    Mit meinem Statement: ich stimme zu, meine ich nicht die vielen Anklagen, Entwertungen und Beschimpfungen, die hier geäussert werden.
    Verena Kast schrieb einmal: Der Blick des anderen ist auch unser Blick auf andere.
    Brachte mich sehr zum Nachdenken. Versuche daran zu arbeiten und für mich eine andere Form des Umgangs miteinander zu entwickeln

  10. Gabriele sagt:

    Das sich die Weissagung der Cree immer mehr bewahrheitet, wird inzwischen wohl fast allen Menschen immer bewusster, aber niemand tut etwas dagegen:

    ERST WENN DER LETZTE BAUM GERODET,
    DER LETZTE FLUSS VERGIFTET,
    DER LETZTE FISCH GEFANGEN IST,
    WERDET IHR FESTSTELLEN, DASS MAN
    GELD NICHT ESSEN KANN.

  11. Ira sagt:

    Die sogenannten Nutztiere haben leider keine Lobby.
    Für sie weiter zu kämpfen ist angesagt.

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