Denn Tiere sind keine Maschinen

Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

von Admin, am 03.05.2021.

Momentan ist der Wolf mal wieder in aller Munde, so wie bei dieser Schäferin auf Facebook https://www.facebook.com/watch?v=160113019365753 . Das ist vielleicht das Thema, was am meisten künstlich aufgebauscht wird, zum einen von der schießwütigen deutschen Jägerschaft, zum anderen von Bauern, die nicht in Herdenschutz investieren wollen, beides Gruppen mit ungeheurem Lobbyrückenwind in der Politik. Ansonsten würde man gar nicht über dieses Thema diskutieren und aus dieser Mücke keinen so riesigen Elefanten machen.

Hier bei uns in Niedersachsen zählte man im November letzten Jahres 300 – 350 Wölfe und schätzte die sogenannten „Schadwölfe“ auf circa ein Dutzend, also ungefähr 12 Tiere, die Zäune überwinden und Tiere reißen. Und selbst über dieses Revivals des dreckigen Dutzends wurde partout nicht bekannt, dass sie auch Herdenschutzhunden getrotzt haben. Und schon gar nicht ging diese Bande organisiert zusammen auf Raubzug, wir sprechen da von 12 Tieren über das ganze Bundesland verteilt. Also könnte man hier schon das Thema beenden, denn Probleme mit Wölfen haben eigentlich nur Bauern, die zu dumm zum Errichten von Zäunen sind, die schon lange extra wolfsicher angeboten werden, oder die wegen einer Hundehaarallergie ihre Herde nicht in die fähigen Pfoten eines Palaus geben können.

Aber es gibt darüberhinaus ja auch einiges an der Heulerei an sich zu kritisieren. Da drängt sich vor allem auf, dass grundsätzlich über Tiere geschluchzt wird, die vom Wolf nur ein paar Tage eher getötet wurden und so nicht in den Schlachthof geschickt werden konnten. Behält man das im Hinterkopf, wird jedes Rumjammern über gerissene Tiere doppelt makaber, frei nach dem Motto „Der Wolf hat mich um den Kehlenschnitt gebracht, auf den ich mich schon so gefreut habe, tötet diese Bestie!“

In diesen Punkt spielt auch rein, dass wir den Wolf in Deutschland gerade wieder mühsam ansiedeln, während die Massentierhaltung völlig außer Kontrolle geraten ist. Das ist schon richtig schäbig, sich mit diesen unnötigen tierischen Gefangenenlagern immer weiter in den natürlichen Lebensraum von Wildtieren zu fressen und sich dann darüber zu beschweren, dass diese Wesen total frech ihre Reviere nicht aufgeben. Oder ihnen immer mehr Lebensraum zu nehmen und dann die Todesstrafe für sie zu fordern, weil sie versuchen, woanders heimisch zu werden.

Es muss auch immer wieder erwähnt werden, dass noch kein Mensch vom Wolf getötet wurde, auch wenn die Wolfsgegner dieses Ereignis in jedem Kommentarstrang förmlich herbeisehnen. Das liegt daran, dass dieses Tier auf keinen Fall die Scheu vor den Menschen verloren hat. Es hat nur immer weniger Ausweichalternativen, weil jeder Wald automatisch zum Wandergebiet erklärt wird und der Mensch es grundsätzlich geniesst, irgendwo im Nirgendwo durch die Pampa zu marschieren. Wenn dann ein Wolf auftaucht, entstehen so schräge Videos wie die Variante, die gerade durch die Online-Medien huscht. Dort hat eine Frau einen hysterischen Schreikrampf, trotzdem filmt sie natürlich alles mit ihrem Handy und der Wolf überlegt völlig irritiert mit enormen Abstand, ob er diese Boje nicht doch besser aus ihrem offenkundigen Elend erlösen sollte, traut sich aber wegen seiner natürlichen Scheu nicht dazu.

Und natürlich müssen wir zum Schluß auch nochmal darauf hinweisen, dass sich kein Gemüsebauer über Wolfattacken beschwert hat. Das weist sehr deutlich darauf hin, dass das Problem auch mit der Abschaffung der industriellen Tierhaltung gelöst werden würde. Außerdem wäre es auch ein Segen für jede Nahrungskette, wenn wir endlich die Jagd verbieten und statt schießwütigen Möchtegernnaturschützern einfach tierischen Predatoren diese Angelegenheit überlassen würden. Dann gäbe es nämlich gar keine „Schadwölfe“ mehr, da diese Tiere nur aus Hunger jagen, niemals aus einem Hobby heraus oder weil sie ein Luxusbedürfnis wie Geschmack befriedigen wollen.

Update:

Der gestrige Artikel über den Wolf hat sehr hohe Wellen geschlagen, deshalb möchten wir an dieser Stelle ein paar Dinge klarstellen und uns auch bei Menschen entschuldigen, denen wir unbeabsichtigt vor den Kopf gestoßen haben.Wir wollten niemanden despektierlich behandeln, pauschal als dumm hinstellen und schon gar nicht Menschen angreifen, welche aus verschiedenen Gründen oder gar Erfahrungen, Ängste vor dem Wolf haben. Auch wissen wir, dass Zäune und Herdenschutzhunde nicht die „einfache Lösung“ sind, welche das Problem sofort beheben könnten. Das kam vielleicht etwas missverständlich in der Darstellung an. Natürlich würden wir uns auch nie darüber lustig machen, wenn ein Lebenshof oder eine andere Auffangstation für Tiere im Wolfsgebiet liegt und deshalb tote Familienmitglieder zu beklagen hat. Das ist immer schrecklich und niemals würden wir so einen Verlust durch den Kakao ziehen.

Wir verstehen ebenfalls absolut, wenn man Angst vor dem Wolf, größeren Hunden oder anderen Tieren hat. Diese Angst drückt man nicht aus, indem man das Tier über 10 Minuten filmt und danach zum Internet-Sternchen wird, so etwas darf dementsprechend kritisiert werden, aber selbstverständlich respektieren wir jeden, der Tieren ausweicht, weil ihm in ihrer Nähe mulmig wird.

Uns ging es in dem Artikel grundsätzlich darum, dass Wolfsgegner immer nur die Option „Ausrottung“ auf dem Schirm haben. Das kann es einfach nicht sein, schon gar nicht darf man Schauermärchen über den Wolf wie zum Beispiel nie stattgefundene Attacken auf Kindergärten oder überhaupt Menschen verbreiten, nur um die Erlaubnis zu bekommen, diese Tierart vom Planeten zu fegen. Es wurde uns gestern sehr oft an den Hals gewünscht, dass unsere Tiere bedroht werden. Dieser Wunsch ist längst in Erfüllung gegangen, denn wir leben hier mit Füchsen zusammen, die für alle gefiederten Butenländer eine Todesgefahr darstellen. Trotzdem fordern wir nicht die Ausrottung dieser Tierart, wir möchten sie nicht mal direkt vor unserer Haustür abknallen lassen und haben deshalb sogar für unsere Weiden eine Jagdbefreiung erwirkt.

Das größte Raubtier auf dieser Erde ist und bleibt der Mensch, dennoch wünschen wir uns, dass es andere Lösungsansätze für dieses Problem gibt, als uns gegenseitig über den Haufen zu schießen. Deshalb räumen wir auch dem Wolf, dem Fuchs, dem Bären, der Eule, Greifvögeln ansich und allen anderen tierischen Predatoren ein Lebensrecht ein. Nicht weil wir uns über ihre Beute lustig machen wollen, sondern weil diese Wesen eben mit uns auf diesem Planeten leben und da keinen Deut weniger Recht zu haben als wir.

Um Lösungen für Probleme in diesem Zusammenleben zu erhalten, verlassen wir uns grundsätzlich auf Forscher auf diesem Gebiet und nicht auf Leute, die das Töten für ein gelungenes Hobby halten. Wir haben auch kein Verständnis für Vertreter, die auf menschliche Ballungszentren verweisen, den Wildtieren immer mehr Lebensraum entreißen und trotzdem verlangen, dass diese Tiere einen Bogen um die immer mehr ausufernden Menschensiedlungen machen. Diese Leute wollten wir eigentlich kritisieren und bestimmt nicht die Menschen, die nun diese bittere Suppe mit ihren Haustieren auslöffeln müssen. Sollten wir jemanden aus dieser Gruppe verletzt haben, dann tut uns das sehr leid und wir bitten um Entschuldigung.


Kategorie: Allgemein

12 Antworten zu “Wer hat Angst vorm bösen Wolf?”

  1. margitta sagt:

    beschäftige mich schon lange mit diesem Thema. Meine Buchempfehlung:Auge um Auge mit dem Wolf, hervorragende und eindrucksvolle Bilder und Beschreibungen von den Wölfen, die unglaublich sozial sind, so wurde eine verletzte Wölfin auf einer Landstrasse von anderen Wölfen so lange gefüttert, bis sie sich wieder erheben konnte.

  2. Gabriele R. sagt:

    Was der Mensch im Laufe seiner brutalen Herrschaft dieser Spezies angetan hat, kann er nie wieder gut machen.

    Wie erfreulich Palau auf diesem Foto zusammen mit Anton zu sehen. Er läuft ja ohne Leine und da nehme ich an, Palau hat in seinem Vertrauen wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Ich finde, die beiden passen farblich sehr schön zusammen.

  3. margitta sagt:

    Hallo Gabriele, der Mensch ist halt eine Fehlkonstruktion

  4. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Das Thema Wolf ist in der Tat gerade wieder in allen Medien, nicht nur in Eurem Bundesland (wo es in jüngster Zeit mehrere illegale Abschüsse von Jungwölfen gab), sondern auch in unserem „Wolfserwartungsgebiet“. Da glänzen Presse und Lokalpolitik durch gänzliches Fehlen von Fachwissen über den (übrigens nicht angesiedelten, sondern von selbst zugewanderten) Wolf, überbieten sich in Krokodilstränen über Risse von ungesicherten Weidetieren und verbreiten Fotos über Wölfe, die durch Siedlungen laufen. Wie Admin schon feststellt: auch ich kenne keinen Bauern, der seine Tiere schluchzend zum Schlachten verlädt, keine wirklich gut gesicherten Weiden und keine Wölfe, die sich auf Futtersuche zum nächsten Kindergarten begeben. Und die Jägerschaft, die doch jahrzehntelang ihr Schießen mit dem Fehlen großer Beutegreifer rechtfertigt hat, gerät nun, da der Wolf zurück ist, in den Rotkäppchen-Rachemodus. Dumm, verlogen und kriminell ist das Ganze!

  5. Ira sagt:

    Der Wolf ist so ein wundervolles Tier, so sozial und familenorientiert und liebevoll.
    Es ist eine Schande was für ein Shitstorm entstanden ist, von Menschen die sich mit dem Wolf scheinbar noch nie auseinander gesetzt haben.

    Palau und Anton sind ein tolles Team. Wieder mal ein super Foto!
    Welche Menschen das sind wisst ihr ja, zudem verbreiten diese auch noch Lügen über dieses Tier, das es für den Menschen so gefährlich sei!

  6. Lisa sagt:

    Ich habe Angst vor dem Wolf! Ich habe Angst um meine Tiere.Ich habe nur 3 „nutzfreie“ Nutztiere und sie weiden im Moor. An den Gräben entlang kann ich keine hohen Wolfszäune mit Untergrabeschutz ziehen und wie soll ich sie an der Grabenseite bewuchsfrei halten, damit der Strom auch leiten kann. Für 3 Tiere kann ich auch keine Herdenschutzhunde halten. Es geht nicht nur um Landwirte und Schafszüchter, es geht auch um viele Tierhalter die einfach Freude daran haben, ein paar Schafe,Pony’s,Ziegen usw. zu halten.
    Wenn der Wolf ein Tier töten und dann fressen würde …..,aber oft tötet und verletzt er dann ja etliche Tiere in der Herde. Das ist so ein grausiges Bild, das wird man gar nicht wieder los, die mit Kehlbiss verletzten, blutüberströmten Tiere.
    Ich bin nicht zu dumm um einen Zaum zu errichten, habe auch keine Hundehaarallergie. Ich möchte einfach ein paar Tiere hinter dem Haus halten ohne Fort Knox zu errichten.
    Wir werden in Zukunft mit dem Wolf leben müssen. Mein Freund wird er nicht!!!

  7. Cornelia sagt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_letzte_Wolf

    Der letzte Wolf (Originaltitel: Le dernier loup) ist ein französisch-chinesischer Film von Jean-Jacques Annaud aus dem Jahr 2015. Er basiert auf dem im Jahr 2004 erschienenen Bestseller Der Zorn der Wölfe von Lü Jiamin.

    Dies ist der erschütterndste Film zum Thema Wolf, den ich je gesehen habe – ich saß im Kino und habe Rotz und Wasser geheult, während ich mir anschaute, was Menschen mit dem Wolf gemacht haben (leichten Herzens? kalten Herzens?)

    Ich bin sehr für auch private Tierhaltung, ich bin aber auch dafür, sich anzuschauen, wo man das machen will und in welcher Form… „ich will“ ist da meistens ein schlechter Ratgeber. Aber ich will mich jetzt nicht zu sehr in die Nesseln setzen…

  8. naficeh sagt:

    es gibt keine ’schadwölfe‘. es gibt nur ’schadmenschen‘. Die wünsche ich mir weg.

  9. Gabriele R. sagt:

    Hallo Margitta, zum Glück gibt es positive Ausnahmen, wie z.B. Jan und Karin. Leider sehe ich die Spezies ebenfalls als eine Art Störfaktor für die anderen Bewohner. Ich stelle mir immer vor, wieviel Leid jeden Tag vermieden werden könnten, wenn es uns hier nicht gäbe.

  10. Gabriele R. sagt:

    Im Yosemeti hat man inzwischen festgestellt, dass durch die jahrelange Dezimierung des Wolfes, das Ökosystem durcheinandergeraten ist. Tierschützer sind bemüht die Spezies dort wieder anzusiedeln. Seitdem regulieren sich einige Missstände wieder.

  11. Irene sagt:

    Bitte mal informieren wie Wölfe töten, vor allem als Rudel. Ist bei uns paar Kilometer entfernt passiert, will niemand für seine Tiere, ob Bauer oder Pferde-oder Kleintierbesitzer.

  12. Gabriele R. sagt:

    Hallo Irene, was erwartest Du von einem Raubtier? Gehörst Du auch zu den Menschen, die aussortieren wollen, in nützlich und schädlich, oder wie dürfen wir Deinen Kommentar verstehen?

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