Denn Tiere sind keine Maschinen

Das Kinderschnitzel und seine Schattenseiten

von Admin, am 01.04.2021.
„Kälbchen sehen süß aus – da sind wir uns sicher alle einig. Doch in Wahrheit ist unser Kalbfleisch in erster Linie ein Nebenprodukt der massenhaften Milcherzeugung. Kälber laufen so nebenbei, eingepfercht und fehlernährt.“ Zur Doku: kurz.zdf.de/rTb/

Fangen wir mal mit etwas Positivem an: Sendungen wie die gestrige hier laufen längst zur Primetime zwischen 20 und 23 Uhr, überhaupt sind sie jederzeit mit einem Klick im Internet zur persönlichen Favoritenzeit zu konsumieren. Man kann also den Verantwortlichen in den Sendern nur noch schwer die Schuld der Nicht-Aufklärung in die Schuhe schieben, dazu sind diverse Themen viel zu präsent auf ihren Kanälen. Es liegt wirklich nur noch am Verbraucher, der in den meisten Fällen nicht sehen will, was er in seinem Leben für eine Blutspur hinterlässt.

Der eigentliche Beitrag hat es auch mal wieder in sich. Es geht um das perfekte Schnitzel, das eigentlich ein Abfallprodukt der Milchindustrie ist. Das liegt daran, dass vor allem männliche Kälber in diesem Arm der Ausbeutungsmaschinerie einfach ein Verlustgeschäft sind. Deshalb werden sie (Zitate aus dem Bericht) „bewusst in einen Eisenmangel“ gemästet und bekommen „im Pansen eine Schleimhautentzündung, weil sie so auf Kante mit Kraftfutter gefüttert werden, damit sie ja wachsen“. Die Reise startet in einer „mutterkuhgebundenen Kälberhaltung“, in der die Kälber einen Monat bei ihren Müttern bleiben dürfen. Was schon allein ein Hohn ist, wenn man bedenkt, dass Kühe sich frühestens nach einem Jahr von ihren Kindern abnabeln, wenn man sie darüber frei bestimmen lässt. Und dabei ist die Wirklichkeit sogar noch grausamer, denn von den 4,2 Millionen Milchkühen in Deutschland werden gerade mal 15 % als Mutterkühe gehalten. Alle anderen Familien werden direkt nach der Geburt auseinandergerissen.

Es wird auch kurz angesprochen, dass eine Kuh (oder jede andere Frau) nur Muttermilch nach einer Schwangerschaft produziert. Als Milchkuh ist man deshalb zu einem Leben in Dauerschwangerschaft verdammt, damit der Milchfluss nie abreißt. Die Bio-Lüge wird auch entlarvt, indem später im Bericht dokumentiert wird, dass der Bio-Bauer seine Kälber ebenfalls an konventionelle Mäster verschachert. Diese Tiere erleben also exakt das gleiche Leid wie ihre „normalen“ Artgenossen.

Im Bericht wird es dann eiskalt, denn es geht verstärkt um „Zweinutzungsrinder“, die man praktischerweise nicht nur ein Leben lang für ihre Milch ausbeuten kann, sondern die dabei auch noch richtig Fleisch ansetzen, damit sie als Dankeschön frühmöglichst gewinnbringend umgebracht werden können. Der Zuschauer wird mal wieder darüber informiert, dass der arme Bauer viel zu wenig Geld für seine Milch bekommt, weil er als einziger Dienstleister auf einem Markt produzieren will, für den es keine Nachfrage in dieser Größenordnung gibt. Auch das Blutgeld für Tötungsaufträge ist viel zu niedrig, wieder wird das so verpackt, als wäre es ein Grund für Mitleid.

Zwangsläufig stösst man bei diesem Thema dann auf die „Wegwerfkälber“. Laut Tierschutzgesetz ist das Töten dieser „nutzlosen“ Kälber eigentlich verboten, trotzdem ist es branchenüblich. Da werden zum Beispiel kranke Tiere einfach nicht versorgt und so zum Sterben zurückgelassen. Der Bericht stösst dabei auf Zahlen, wonach bis zu 20 % der Kälber bei der Geburt oder in den ersten Lebenstagen sterben. Die Dunkelziffer muss sogar noch höher sein, weil es für diese Statistiken nicht mal offizielle Stellen gibt, die Daten sammeln.

Dann wird es wieder klebrig und die Autorin des Berichts geht der Frage nach, ob Kälber wirklich Abfall sein müssen oder ob man sie nicht doch schlachten kann, damit sie einen Nutzen haben. Wieso den meisten Menschen allein bei dieser Fragestellung nicht schlecht wird, ist wohl ein ewiges Rätsel der Verdrängung.

Es wird auch eine Mast besucht, die sich auf Kälber spezialisiert hat und in der die Kinder jeweils zu dritt auf 6 Quadratmeter in Käfigen vor sich hin vegetieren und diese sie bis zu ihrem frühen Tod nicht mehr verlassen werden. In einem anderen „Stall“ bzw. der Betonparodie darauf leben fünf Kälber auf 9 Quadratmeter, natürlich wie ihre Mitleidenden auf Spaltenboden ohne jedes Stroh. Ständig lecken die Tiere ihre Käfige ab, da sie durch den Milchersatz gezielt in einen Eisenmangel getrieben werden, damit ihr Fleisch schön weiß bleibt, weil der Verbraucher „es so will“. Es ist absolut schleierhaft, wieso manche Menschen trotz solchen Bildern noch etwas von Schmackhaftigkeit des Kinderfleisches faseln können und so versuchen, ihre schaurige Ernährung in ein positives Licht zu rücken. Unbedingt hinweisen muss man auch noch auf den Bauern, dessen Empathie vor langer, langer Zeit zu Grabe getragen wurde. Er erklärt tatsächlich, dass es den Kälbern in diesen Käfigen gut geht, das ganze Horrorszenario sogar die ideale Haltungsform darstellt und Stroh den Tieren schadet. Aber wahrscheinlich muss man sich diese Lügen auch täglich einreden, damit man sich nicht selber hasst.

Dann wird es nochmal interessanter, denn es geht zum Schluß um die abnorme Antibiotika-Menge, die Kälbern verabreicht werden. Die ist erforderlich, weil die Kinder beim Mäster aus den unterschiedlichsten Orten zusammenkommen und so ein riesiges Keimspektrum entsteht. Zusätzlich funktioniert bei den Kälbern das Immunsystem noch nicht optimal und sie sind massenweise Streßfaktoren ausgesetzt. Also hagelt es schon als Prophylaxe Arzneimittel, damit diese sowieso angeschlagenen Tiere überhaupt eine Chance haben, ihre kurze Mastzeit zu durchleben. Über die Gefahren für den Menschen haben wir bereits hier https://www.stiftung-fuer-tierschutz.de/2021/03/der-tod-aus-dem-stall/ berichtet.

Das Fazit des Berichts übernehmen wir nicht, denn es geht nicht darum, ob man Kälber mit mehr Gras halten sollte. Es kann nur darum gehen, diese Tiere einfach mal in Ruhe zu lassen und sie nicht gnadenlos ihr ganzes Leben lang für pure Geschmackswelten auszubeuten. Dann lösen sich auch alle Folgeprobleme in Luft auf.


Kategorie: Allgemein

2 Antworten zu “Das Kinderschnitzel und seine Schattenseiten”

  1. Gabriele R. sagt:

    Konnte nur kurz in diese Sendung hineinschauen. Dieses kleine, eingeschüchterte Kälbchen in dem Transporter, was auf dem Masthof eingetroffen war, ist mal wieder ein Bild, dass ich nie wieder vergesse. Es ist alles so traurig und bedrückend.

  2. Silke sagt:

    Ich habe mir den Bericht auch angeschaut. Der Kälbermaststall war an Trostlosigkeit nicht zu übertreffen und dann auch noch der Satz, dass die Kälbchen ihr Gefängnis erst am Schlachttag wieder verlassen… einfach nur beklemmend und un-, un-, unendlich traurig.
    Es gibt so viele leckere, gesunde Milchalternativen, kein Mensch auf der Welt müsste je wieder die Muttermilch einer anderen Spezies rauben.
    Dieser ganze Sch… könnte sofort beendet werden, wenn Menschen nur nicht so ignorant, arrogant und dumm wären.
    Bei diesem Kälberhort tat sich ein wenig Hoffnung auf. Leider schreiben sie auf ihrer Website, dass die Kälber, nachdem sie gerettet, benannt und aufgezogen wurden, an Privatpersonen oder Biohöfe verkauft werden, um dort genutzt zu werden. Na klasse… Wieder ein Negativbeispiel. Sehr schade 🙁

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