Denn Tiere sind keine Maschinen

Ach ja, die Frauenversteher …

von Admin, am 02.02.2021.


Das hier hat Top Agrar zu diesem Bild getextet: „“Ich liebe unsere Kühe“, erzählt Jungbauer Thomas Werning (22) begeistert. Er sieht sich als #Frauenversteher sozusagen von Berufswegen, sagt der Landwirt aus Salzkotten-Scharmede mit einem Augenzwinkern und doch überzeugt.

Schon irgendwo lustig, dass ausgerechnet dieser Berufsstand ständig geschlossen auf die Barrikaden geht, wenn man Tiere vermenschlicht, aber gleichzeitig nur noch mit solchen Vermenschlichungen Werbung betreibt. Wir halten also fest, dass man sich als Bauer in der Öffentlichkeit ständig als Frauenversteher, Familienbetreuer und anderen Bezeichnungen mit positivem Hintergrund darstellen darf, jederzeit kann man auch von seinen „Damen“ sprechen, man kann sogar Sympathievergleiche zur eigenen Ehefrau ziehen, aber wehe, ein Tierrechtler fordert dann eine menschliche Behandlung der tierischen Opfer ein. Das ist dann nicht hinnehmbare Vermenschlichung, während die ganze üble Soße der Werbepropaganda der Agrarindustrie zwar ins exakt gleiche Horn stößt, aber beide Sachverhalte natürlich überhaupt nicht vergleichbar sind.

Wir haben es schon öfter gefragt, aber trotzdem wollen wir nochmal nachhaken: Kann man die Tiere nicht einfach mal in Ruhe lassen, wenn man sie ach so gut versteht, man sie innig liebt und ihr Wohl eine persönliche Herzensangelegenheit ist? Warum dürfen stattdessen schräge Geister ihre ganze perverse Kreativität auf die Opfer loslassen? In diesem Video https://www.facebook.com/Unser.Land/videos/998313117323417 geht es um eine „Kuh-Toilette“, mit der man das Ammoniakproblem in den Griff bekommen will. Dabei wird ausgenutzt, dass das Rind am Hinterteil einen Nerv besitzt, der es zum Wasser lassen zwingt, sobald er berührt wird. Also hat man sich gedacht, dass es doch eine Super-Idee wäre, hinter die sowieso fixierten Tiere eine weitere Befestigung zu installieren, an der ein Eimer entlangfährt, auf die Hintern der Tiere drückt und so den Urin von ihnen auffängt.

Sicher werden viele abgestumpfte Bauern diese Erfindung begeistert abfeiern und sich fragen, was daran denn ein Aufreger sein soll. Das erklären wir gerne. Erstens setzt diese Maschine darauf, dass sich die Tiere nicht bewegen können, denn sonst könnte dieser Nerv nicht zielgenau getroffen werden. Zweitens wollen wir gar nicht wissen, was danach mit dem Urin gemacht wird. Den trägt der Bauer sicher nicht eimerweise zur eigenen Toilette und kippt es so in die Kanalisation, er wird das Zeug wohl auch nicht irgendwo lagern, bis es verdunstet. Wer weiß, vielleicht wird es auf die gleiche Weise abgebaut wie der riesige Muttermilchsee und auch einfach sinnlos in möglichst viele Lebensmittel gepanscht. Da braucht es nur einen komplizierten Zahlencode für die Zutatenliste, fertig ist das neue Supervitamin für die besonders raffinierte Nascherei. Die Wurst im Eigendarm, also dem Ausscheidungsorgan, isst ja auch jeder Fleischesser, ohne das auch nur ansatzweise ekelhaft zu finden.

Drittens ist es uns aber wirklich schleierhaft, wie man ständig zu Protokoll geben kann, dass man seine Tiere liebt und gleichzeitig keine Möglichkeit auslässt, ihnen ihre Würde zu rauben. Es reicht als Liebesbeweis anscheinend nicht, ihnen die Kinder, die Muttermilch, die Freiheit, die Selbstbestimmung und am Ende der Produktivität sogar kerngesund das Leben weit vor der natürlichen Erwartung zu nehmen, sie müssen auch immer mehr gedemütigt werden, damit es ihnen in ihrem modernen Sklavendasein so richtig „gut“ geht. Während wir diesen Text aufsetzen, vermeldet Top-Agrar, dass Zitzenversiegler nun mit schicker neuer Farbe auf den Markt kommen https://www.topagrar.com/rind/news/zitzenversiegler-mit-auffaelliger-farbe-12444797.html Übersetzt sollen Babys durch so eine Vorrichtung daran gehindert werden, Milch bei ihrer Mutter zu trinken. Dazu werden auch gerne Stachelringe eingesetzt, die das Kind auf die Nase gesetzt bekommt und so die Mutter bei einem Trinkversuch an ihrer empfindlichsten Stelle verletzt, wodurch diese das Kind dann wegstösst.

Wehe, man überträgt so etwas auf den Menschen, da ist jede dieser Behandlungen absolut geisteskrank und strafwürdig. Aber mit Tieren kann man es ja machen und man verbietet sich lapidar jeden Vergleich, einfach weil das so ist. Dabei werden da fühlende und denkende Lebewesen gequält, mit denen wir uns sogar größtenteils die Säugetierklasse teilen. Sicher sollte man mit diesen PERSONEN keine politische Diskussion anfangen oder sie zu einem Playstation-Abend einladen, einfach weil auf diesen Gebieten jeder Vergleich absurd ist. Geht es aber um Bewegungsdrang, Freiheitswunsch, Schmerzempfinden und andere Bedürfnisse, dann darf man nicht nur Vergleiche ziehen, auf diesen Gebieten sind sie sogar zwingend notwendig. Schon allein damit man vielleicht doch noch merkt, dass man moralisch nicht mal mehr zuckt, das aber jederzeit ändern könnte. Da stirbt unsere Hoffnung zuletzt, allein weil sonst dieser Monsunregen an kranken Einfällen nicht auszuhalten wäre.


Kategorie: Allgemein

14 Antworten zu “Ach ja, die Frauenversteher …”

  1. Magda sagt:

    Krankes System, gesponsert vom Verbraucher an der Supermarktkasse.

  2. Doris sagt:

    Also wir wohnen auf dem platten Land in einem winzigen Dorf mit 450 menschlichen Einwohnern. Die doppelte Menge an Kühen. Aber eine „Milchkuh“ auf der Weide sieht man hier nicht! Geht auch nicht, weil es kaum noch Grasland gibt. Und wenn, wird dieses ständig für Grassilo gemäht. Die anderen Ländereien werden mit Mais bepflanzt. Entweder als Futter geerntet oder für die so genannten „Biogasanlagen“ verwendet. Wobei das Wort „Bio“ hier auch irreführend verwendet wird. Der Mais wird viele Kilometer durch die Gegend gefahren. Die meisten Menschen bekommen, das nicht mit. Die glauben dann diese Schlagzeilen und schön gestellten Bilder. Die Realität sieht leider anders aus. Kühe auf den Weiden, gibt es bei uns nicht, bei uns zaubern die Kühe auch nicht aus Gras Milch

  3. Marita sagt:

    Ob die Herren Bauern so mit den Damen aus ihrer Zweibeinerfamilie umgehen würden? Der Ehefrau nach der Geburt das Baby weg nehmen, oder es zumindestens daran hindern, bei der Mama seine ihm zustehende Milch zu trinken? Nach einem Jahr die Gattin wieder schwängern und das ganze Prozedere so lange wiederholen bis die Frau keine Kraft mehr hat? Weiter möchte ich meine Gedanken hier nicht ausführen, aber es kann sich wohl jede/r vorstellen wohin das führen könnte. So viel zu einer ganz besonderen Art von Liebe und einer ganz besonderen Art von Heuchelei.

  4. Gabriele R. sagt:

    Das schlimme ist, dass die Verbraucher es glauben und auch davon überzeugt sind, dass es den Tieren gut geht. Die Werbepropaganda ist leider die reinste Gehirnwäsche. Viel zu langsam wachen einige Menschen auf und durchschauen diesen Lug und Trug.

  5. Gudi sagt:

    Danke einmal mehr…aufklären und nochmals aufklären. Zu eigener Recherche lerne und erfahre ich vieles durch den Austausch durch euch alle hier auf dieser Seite.
    So viel Perversität im bäuerlichen Bereich, aber trotzdem auch : Wieviel Anteil daran hat der gedankenlose oder unwissende Verbraucher ?

  6. Gudi sagt:

    ja genau so Gabriele, durch schriebst gerade als ich noch nachdachte.

  7. margitta sagt:

    ich wünsche mir sehr, dass diese Bauern und auch Bäuerinnen einen anderen Zugang zu ihren Tieren bekommen. Ich verurteile und verunglimpfe sie nicht, Sie sind anders grossgeworden, ähnlich wie Jan Gerdes, der es mithilfe von Karin geschafft hat, aus dem „kranken“ System auszubrechen.Leider gehöre ich auch dazu, Obwohl ich mich frage, ob ein System krank sein kann.

  8. margitta sagt:

    ich ertrage es langsam nicht mehr, dass immer mit dem inger auf andere gezeigt werden, deshalb überlege ich, hier im Forum auszusteigen.

  9. margitta sagt:

    korrektur:
    mit dem Finger gezeigt wird.

  10. Gudi sagt:

    Liebe Margitta, bitte nicht so denken. Wir lernen doch alle voneinander uns eine Meinung zu bilden. Von einem lebhaften Für und Wider können wir doch nur profitieren oder was meint ihr dazu.

  11. Phil sagt:

    Jan ist der einzige (Ex-)Landwirt den ich mag. Bei uns wird nur gespritzt was das Zeug hält und kein Strauch darf stehen bleiben. Dann heulen weil die Preise so schlecht sind, aber mit dem SUV auf den Acker…
    Gassigehen mit dem Hunde sieht da wie folgt aus: Jäger/Landwirt in besagten SUV und der Dackel darf hinterherlaufen. Da steigt mir regelmäßig die Galle hoch.

  12. margitta sagt:

    liebe gudi, danke für deine Rückmeldung. Mit sich und anderen gnädig sein, ist eine schwieriger Prozess. Die Beiträge zeigen es deutlich, dass ein noch langer Weg vor uns liegt, der Achtsamkeit und Geduld erfordert und nicht auf Anklagen beruht. Das öffnet keine Tür. Die Schreiber und Schreiberinnen fühlen sich durch ihre Anklagen miteinander verbunden. Schade, ich wünschte mir vielmehr konstruktive Prozesse und Anteilnahme

  13. margitta sagt:

    hallo phil, meine güte hast du es schwer, was ist ein SUV?

  14. […] Februar über die Tierquälerei berichtet, die unter „Kuhtoilette“ vorgestellt wurde. https://www.stiftung-fuer-tierschutz.de/2021/02/ach-ja-die-frauenversteher/ Nun hat sich auch die Autorin und Butenland-Freundin Hilal Sezgin in ihrer aktuellen FR-Kolumne mit […]

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