Denn Tiere sind keine Maschinen

Der Bauer und das liebe Vieh

von Admin, am 14.12.2020.
„Für den Landwirt ist es ein heikles Thema, weil Außenstehenden dafür das Verständnis fehlt: Kälber werden direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Zwischen beiden soll keine Bindung entstehen.
Was passiert direkt nach der Geburt?
„Nach der Geburt leckt die Kuh das Kalb trocken, dann werden die Tiere möglichst schnell getrennt. Das Kalb kommt alleine in eine Box……“
Warum trinkt das Kalb nicht bei der Mutter?
„Wenn wir die Tiere direkt nach der Geburt trennen, reagieren beide eigentlich kaum darauf“. Die Kuh interessiere es nicht sonderlich. Würde das Kalb bei der Mutter bleiben, entstünde eine Beziehung. „Der Trennungsschmerz wäre größer“, so der Landwirt.
Was kommt nach der Trennung von der Mutter?

Nach einer Woche zieht das Kalb um: Es kommt in den Kälberstall. „Das ist der Kindergarten, die fühlen sich dort miteinander wohl.“ Auch das Enthornen steht an – damit sich die Tiere später nicht gegenseitig oder den Landwirt verletzen.“

Die NWZ hat eine Artikelserie gestartet, die verschiedene Landwirte durch das Jahr begleitet. In der aktuellen Folge verteidigt ein Bauer die Trennung zwischen Kuh und Kalb.

Beziehungsweise verteidigt er absolut nichts, denn im Artikel wimmelt es zwar von Ausdrücken wie „kalt“ und „herzlos“, warum man diese Barbarei trotzdem betreibt, wird aber nicht mit einem Wort erklärt. Es wird immer nur von „Außenstehenden“ gefaselt, die halt keine Ahnung haben und das deshalb nicht verstehen. Das ist übrigens ein beliebtes Stilmittel unter Bauern, viele retten sich sogar nur mit dieser Phrase durch jede Diskussion. Einfach den Gesprächspartner als Nicht-Landwirt enttarnen, ihm deshalb direkt jede Ahnung absprechen und sich danach nicht mehr äußern. Mit ein bißchen Glück fällt so niemandem auf, dass der eigene Erkenntnishorizont beim Thema an der persönlichen Nasenspitze endet.

Wie kommt man bloß darauf, dass jemand ein Kind für 9 Monate in seinem Bauch hat und trotzdem keine Beziehung zu ihm herstellt? Wie ist es überhaupt zu erklären, dass immer wieder von Kühen berichtet wird, die tagelang nach ihren gestohlenen Kindern brüllen, die sogar Transporter verfolgen, in denen ihr Nachwuchs abgekarrt wird? Warum kann das jeder Bauer nur mit Durchhalteparolen ala „Wurde immer schon so gemacht“ oder „Ist nur ein Tier“ verteidigen, gleichzeitig aber pseudobestürzt einräumen, dass so etwas kalt und herzlos wirkt? Fragen über Fragen.

Es wird sogar im Artikel nicht davor zurückgeschreckt, Platzmangel und bessere Kontrollmöglichkeiten ins Interview zu erbrechen. Zur Erinnerung: Wir reden hier noch immer von der Trennung einer Familie. Da muss man schon tief ins bittere Land der „Mit Tieren kann man alles machen“-Ideologie vorgedrungen sein, um einer Mutter ihr Kind wegzunehmen und sie damit zu trösten, dass es sonst im Knast eng wird und der Bauer das Kalb auch viel besser kontrollieren kann als ein Elternteil.

Dann werden sogar noch krasse Märchen per Nebensatz in die Welt gehustet, indem darauf hingewiesen wird, dass die Enthornung der Kälber unvermeidlich ist, weil sonst das Verletzungsrisiko unkalkulierbar wird. Auf Butenland ist es in der gesamten Historie noch nicht zu einer Verletzung durch Hörner gekommen, weder beim Menschen noch bei anderen Tieren. Wenn man den Tieren genügend Platz lässt und sich selber mit Rindern auskennt, dann kann so etwas nämlich nicht vorkommen, weil der Mensch gerade in Sachen Vor- und Rücksicht noch einiges von diesen hochsozialen Tieren lernen kann. Unkontrollierbar wird das Ganze sogar eher, wenn hornlose Tiere nicht mehr über diese wichtigen Werkzeuge, die übrigens durchblutet sind, verfügen und deshalb die wichtigen Rangordnungskämpfe durch Rammstöße und Kopfattacken austragen.

Und da es im gesamten Bericht wieder nicht erwähnt wurde, obwohl diese Tatsache die gesamte Nutztierindustrie ad absurdum führt, möchten wir es im Fazit nochmal hervorheben: Wenn man die eigene Tätigkeit deshalb selber als „Herzlos“, „Kalt“ und „Außenstehenden nicht vermittelbar“ erkannt hat, dann gibt es keinen Grund, nicht einfach damit aufzuhören. Wenigstens sollte man keine Artikel schreiben, in denen nichts erklärt, sondern einfach jedes Verbrechen gegen unsere Mittiere als Tradition hingestellt oder verantwortungslos verniedlicht wird.

https://www.nwzonline.de/plus-wesermarsch/landwirtschaft-wesermarsch-nils-von-deetzen-ueber-trennung-von-kalb-und-mutter_a_50,11,602967407.html?fbclid=


Kategorie: Allgemein

2 Antworten zu “Der Bauer und das liebe Vieh”

  1. Marita sagt:

    Manche Gedanken kann ein Mensch nicht zu Ende denken, ohne danach sein Leben zu ändern. Aber wer bringt schon die Kraft auf? Jan Gerdes ist das beste Beispiel dafür, dass es geht. Die Welt braucht mehr von solchen Menschen. Schließlich verdanken alle Butenländer Tiere, diesem veränderten Denken ihr Leben…

  2. Gabriele R. sagt:

    Liebe Marita, ich stimme Dir in allem zu und viele Menschen müssen sich selbst belügen, um sich ihrer Schuld nicht bewusst werden zu müssen. Sie leben besser mit ihren Lügen, als mit einer schweren Schuld.

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