Denn Tiere sind keine Maschinen

Das wahre Märchen von Tom

von Admin, am 29.10.2020.

Vor einigen Tagen erreichte uns ein Hilferuf, den wir euch nicht verschweigen wollen. Wir können auch an dieser Stelle schon ein Happy End anteasern.
 
„Mein Name ist Karl (der Große) und ich wurde am 23.07.2019 geboren. Wer meine Eltern sind, weiß ich nicht, denn meine Mama und ich wurden noch am selben Tag getrennt. Leider hatte ich einen schwierigen Start ins Leben. Obwohl ich kein Frühchen bin, wurde ich viel zu klein geboren. Aufgrund meiner Größe, meinen herausstehenden Augen, der Tatsache, dass ich allen die Zunge entgegengestreckt habe und weil ich nicht richtig laufen konnte, dachte der Bauer, dass ich nicht überleben würde. Zum Glück hat die Tochter vom Bauern von mir gehört und sich um mich gekümmert. Der Bauer hat versprochen, dass ich für immer bleiben darf, wenn ich am Leben bleibe, also habe ich gekämpft. Die Tochter hat mir meine Beine gedehnt, mich massiert und mich auf die Weide getragen, damit ich auf weichem Boden laufen üben konnte. Mein Stall war dafür leider viel zu klein. Nach ein paar Wochen konnte ich dann für einige Zeit aufrecht stehen, aber bis ich wirklich laufen konnte, brauchte ich noch einige Zeit. Schon im jungen Alter wurde ich enthornt und später auch kastriert.
 
Meine menschliche Freundin mag ich besonders, aber ich freue mich auch über jeden anderen Besuch, der Zeit mit mir verbringen möchte. Ich gebe gerne Küsschen und schlabbere alles ab, was ich interessant finde. Wenn ich müde bin, liebe ich es zu schmusen. Das passiert aber nur sehr selten, weil ich mich so sehr freue, wenn meine Freundin kommt, dass ich direkt aufstehe und zu ihr laufe. Mittlerweile kenne ich schon das Geräusch von ihrem Auto und rufe sie, wenn sie gerade erst geparkt hat und noch nicht ausgestiegen ist. Abschiede fallen mir besonders schwer, auch da rufe ich ganz laut. Am liebsten lasse ich mich jedoch am Popo kraulen. Das genieße ich besonders und rühre mich nicht vom Fleck.
 
Leider kriege ich immer häufiger mit, dass meine Freundin traurig ist, weil sie sich mit dem Bauern streitet. Sie kommt deswegen nur noch zum Hof, um mich zu besuchen. Meine Mädels und ich tun ihr leid. Jetzt hat auch noch der ältere Bauer, der Vater von dem Hofbesitzer, mitbekommen, dass ich als einziger Ochse auf dem Hof lebe. Das hat ihn sehr wütend gemacht und jetzt soll ich verschwinden. Leider bin ich für die zwei Bauern nicht wichtig, weil ich keine Milch gebe. Sie denken ich wäre gefährlich, weil ich ein Ochse bin. Dabei habe ich meiner Freundin noch nie was getan. Ich passe sogar auf, wenn die anderen Mädels bei mir im Stall zicken und möchte meine Freundin manchmal ganz für mich alleine haben. Sie kämpft dafür, dass ich nicht auf den Spaltenboden muss und auf dem Stroh stehen bleiben darf. Aber ich passe bald nicht mehr durch das Gitter zum essen und dann muss ich im Dreck wohnen. Dadurch, dass alle Mädchen wachsen, aber ich nur ganz langsam, bleibt keiner lange bei mir und alle wechseln den Stall. Dabei hätte ich doch so gerne Freunde fürs Leben.
 
Jetzt suche ich dringend ein neues Zuhause. Wo ich aktuell bin, kann ich nicht bleiben, es gibt auch keine Sicherheit mehr, dass der alte Bauer nicht die bösen Menschen anruft und ich abgeholt werde. Meine Menschenfreundin hat auch schon jemanden, der mich in mein neues Zuhause fährt. Könnte ich vielleicht zu euch ziehen und euer Freund werden?
 
Kuhle Grüße
Karl“
 
Und weil zu dieser Anfrage wirklich niemand Nein sagen kann, kommt Karl nun morgen nach Butenland. Dort wird er allerdings zu einem Tom werden. Das geschieht in Gedenken an einen Freund und Butenland-Unterstützer, der Ende August nach 15 Monaten Kampf an Krebs gestorben ist. Sein größter Wunsch war, dass einmal ein Rind mit dem Namen Tom auf Butenland lebt, den wir mit Karls Ankunft dann erfüllen werden.

Kategorie: Allgemein

20 Antworten zu “Das wahre Märchen von Tom”

  1. ellen sagt:

    Eine sehr schöne Nachricht – vor allem, weil die Geschichte glücklich endet und es ein wunderbares Happy End gibt. Freue mich schon auf die ersten Bilder und die Tochter und Freundin wird froh sein, so ein tolles Zuhause gefunden zu haben. Willkommen in der Freiheit!

  2. Hilke sagt:

    Lieber Tom, werde ein glücklicher Buti!
    Wie gut daß es Menschen gibt, wie diese Freundin und euch!!!

  3. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Hört sich fast an wie ein zweites Paulchen…auf jeden Fall ist er auf Butenland im richtigen Zuhause, also: alles wird gut! Und schön, dass es Menschen gibt, für die ein Tier mehr ist als ein Produktionsfaktor.

  4. Martina sagt:

    Ich wünsche Tom,dass bald die Traurigkeit in seinem Blick in Freude umgewandelt wird,wenn er alle seine KUHlen Freunde vom Hof Butenland kennenlernt.
    Lieber Tom,auf Dich wartet jetzt ein freies und schönes Leben im Kuh-Gluecks-Paradies !

  5. Magda sagt:

    Sehr schön geschrieben vom kleinen großen KarlTom mit dem schönen KuhGesicht und der tollen Freundin 🙂

  6. JulMo sagt:

    Da überschlagen sich ja die guten Nachrichten, auch wenn mich die Nachricht über den Verlust eures Freundes und Unterstützers traurig stimmt. Aber ich glaube, dass Tom (Karl) das richtige Rind für den letzten Wunsch eures Freundes ist.

    Bin mal gespannt, wie Karlsson auf ihn reagiert :). Da muss die RITA ja bald neues Personal einstellen, wenn die Gruppen so weiter wachsen ;).

  7. Gabriele R. sagt:

    Es ist immer wieder ein glücklicher Moment, zu erfahren, dass es wieder ein Tier geschafft hat ins Kuhparadies umzuziehen. Lieber Tom, wir alle können Deine Ankuft kaum erwarten und freuen uns, Dich bald kennenzulernen.

  8. Melanie sagt:

    Da kommen jetzt am frühen Morgen schon die Tränen, aber vor Freude.
    Ich kann es kaum erwarten das Glück und Erstaunen von Tom zu sehen wenn er auf Butenland eintrifft. Alles, alles Gute, lieber Tom, die schlechten Tage sind jetzt vorbei und es kommen hoffentlich unendlich viele schöne.

  9. Doro sagt:

    So ein Lieber…wie traurig das ist, was er da berichtet. Ein Versprechen hat es gegeben, doch was zählt das schon? Und wer besteht schon auf der Einlösung unter solchen Bedingungen…unerwünscht, störend? Was ein Glück, daß es die Butenländer gibt, die das Herz an der richtigen Stelle haben! Ich freu mich mit allen hier auf den schönen kleinen Kerl!

  10. Kerstin sagt:

    Wenn sich zwei unterschiedliche Spezies der Mühe unterziehen, die jeweils andere Sprache zu studieren, sich kennen- und lieben zu lernen, dann, so glaube ich und ist es meine Erfahrung, werden diese Freundschaften für die Ewigkeit geschlossen. Ich freue mich sehr für Tom und seine Freundin! Dieses hier ist ein wunderbares Märchen, das jedem Kind erzählt werden sollte.
    Zauberhafter kleiner Ochse, die kuhlste Herde der Welt wartet auf Dich und das gigantische Abenteuer namens LEBEN!

  11. margitta sagt:

    Ich wünsche dieser Tochter des Bauern sehr, dass sie den Konflikt meistert und nicht daran zerbricht, oder ihren Zugang zur Familie verliert. Ich mag es allerdings nicht, wenn Menschen so schnell verurteilt werden.Das spaltet unsere Gesellschaft meiner Meinung nach in gut und böse.

  12. Wo aus Wu sagt:

    Das ist ja vielleicht ein ganz tolles „Bewerbungsschreiben“! Das kann nur erfolgreichsein! Ich bin gespannt.

  13. Marita sagt:

    Was für ein schöner Morgen. Auch wenn es Schnürsenkel regnet… Mir sind die Tränen gekommen und ich habe gleich an Paulchen gedacht, auch wenn es auch nur einen Paul geben kann. Ihr Butenländer mit euren großen Herzen…. schon jetzt vielen Dank, dass ihr den süßen Tom aufnehmt. Ich freue mich schon so sehr auf das Ankunftsvideo.

  14. Antonia sagt:

    Ich liebe Tiergeschichten mit Happy End, besonders wenn sie real sind und wieder jemand auf Butenland einziehen darf. 🙂

    Alles Gute für den Neuankömmling. Möge er von Puschek und allen anderen gut aufgenommen werden.

    Toll, dass die Tochter des Bauern sich so beharrlich um Tom gekümmert und für ihn gekämpft hat!

  15. Bettina sagt:

    Liebe Freundin von Tom, sei Deinem Vater nicht böse. Er hat sicher seinen Anteil daran, dass Du der Mensch geworden bist, den hier alle zu Recht loben.
    Ich glaube, Tom würde sich freuen, wenn Du seine Mädels, die er zurücklassen mußte, weiter besuchst und auch Ihnen eine Freundin wirst. Vielleicht erzählst Du bei Deinen Besuchen einmal die wahre Geschichte von Tom, die sich dank Dir nun weiterschreiben darf?

  16. Gisi sagt:

    Genau:Kerstin!! Ich schließe mich Deinen Erfahrungen und Grüßen an!!!

  17. Ira sagt:

    So eine rührende Geschichte. Tom sieht so traurig aus, aber bald wird er seine Traurigkeit verlieren und das Leben genießen!
    Herzlich Willkommen, kleiner Tom und ganz viel Glück!

  18. margitta sagt:

    schön, wäre es zu hören, dass der Sohn eines Bauern, statt der Tochter (wie in etlichen dokus, zu lesen) genannt wird, aber das ist eine genderfrage, die nur schwer gelöst werden kann.

  19. Bettina sagt:

    Hallo Margitta, ich denke den Tieren ist es letztlich egal, wer ihr Leid wahrnimmt und mindert. Vielleicht sollten wir es auch so halten.

  20. Kerstin sagt:

    Nun, EINEN „Sohn eines Bauern“ kennen wir alle: Jan Gerdes.
    Ihm und Karin zur Filmpremiere einmal kurz persönlich gegenüberstehen zu können, habe ich wirklich als große Ehre empfunden, auch wenn die beiden das so sicher nicht gerne hören würden 🙂

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