Denn Tiere sind keine Maschinen

Rehkitzsuche vor der Heuernte

von Admin, am 08.06.2020.

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In den nächsten Tagen steht auf Butenland die erste Heuernte auf dem Programm, deshalb bereiten wir die 20 Hektar Weiden vor, die dafür zur Verfügung stehen. Da wir uns in der Verantwortung gegenüber unseren wilden Nachbarn sehen, fliegen wir im Vorfeld die Flächen mit unserer Wärmebild-Drohne ab.

 
Jährlich werden bei der Grünlandernte in Deutschland über 100.000 Rehkitze durch Mähwerke getötet, weil sie in hohen Wiesen liegen und unter die Maschine gelangen. Leider hat die Natur nämlich einen bösen Haken in das Verhalten dieser Tiere eingebaut, der diese Erntehelfer für sie zu echten Todesfallen werden lässt. Nach der Geburt im Mai leckt die Rehmutter ihre zwei bis drei Kitze trocken, anschliessend suchen sich die Kitze unabhängig voneinander einen Liegeplatz im hohen Gras, wo sie – gut getarnt durch ihr Fleckenfell – regungslos verharren. Dieses sogenannte Drückverhalten zeigen die Kinder in den ersten zwei bis drei Wochen ihres Lebens. Werden sie dennoch entdeckt oder durch den Lärm der Mähwerke aufgeschreckt, verfallen sie in eine Starre, die dann natürlich tödlich endet. Erst ab der dritten Woche versuchen sie sich durch Flucht in Sicherheit zu bringen. Ihr Verhalten erschwert zwar Beutegreifern die Jagd auf sie, doch was beim Verstecken vor dem Fuchs Sinn macht, läuft bei Mähmaschinen unter Selbstmordversuch. Gegen einen Feind, der mit bis zu 20 km/h auf sie zukommt, haben die Rehkitze durch diesen Duckinstinkt keine Chance. Sie geraten in das Mähwerk und werden zerstückelt oder schwerstverletzt im Gras liegengelassen.
 
Um das zu verhindern, sucht Jan im Vorfeld die Weiden mit der Wärmebilddrohne sehr gründlich und gewissenhaft ab. Das muss eigentlich in den frühen Morgenstunden geschehen, da im Moment aber auch abends die Temperaturen empfindlich fallen, werden wir es heute auch mal zu später Zeit versuchen. Bei kühlen Temperaturen wird der warme Organismus des Jungtiers sicher angezeigt.
 
In den letzten Jahren fanden wir immer wieder Rehkitze auf den Weiden. Wenn wir fündig geworden sind, warten wir einfach 2 Wochen ab, prüfen danach erneut mit der Drohne und starten die Heuernte auf diesen Flächen erst, sobald sie nicht mehr als Kinderstube genutzt werden. Schließlich ist Hof Butenland seit Jahren jagdfrei https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Grundbesitzer-in-Niedersachsen-koennen-Jagdverbot-auf-eigenem-Land-erklaeren . Das hat sich natürlich auch bei unseren wilden Nachbarn herumgesprochen, die sich auf den Flächen entsprechend wohl fühlen und sie begeistert weiterempfehlen. Das Tagesvideo ist vom letzten Jahr, aber die Prozedur ist immer die gleiche und im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig.

Kategorie: Allgemein

4 Antworten zu “Rehkitzsuche vor der Heuernte”

  1. Kerstin sagt:

    Eure wilden Nachbarn… was für eine liebevolle Sprache Ihr doch nutzt. Schön ist das.

  2. margitta sagt:

    hallo kerstin, das kam mir auch sofort in den sinn

  3. Gabriele R. sagt:

    Zum Glück werden immer mehr Menschen auf dieses Problem aufmerksam und viele Helfer engagieren sich bei der Suche dieser Kitze, bevor der Bauer kommt und das Feld mäht. Eine tolle Sache!

  4. Ira sagt:

    Ein Gassigeher hat heute beobachtet, als Landwirt das heu auf der Wiese gewendet hat, wie ein Reh aufgeregt in alle Richtungen lief! Er vermutet, dass da vielleicht ei Kitz in der Nähe war.

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