Denn Tiere sind keine Maschinen

Butenländer Nachtmusik

von Admin, am 15.05.2020.

[arve url=“https://www.youtube.com/embed/Ox3OAIhJzUE“ align=“left“ /]

Von Mitte Mai bis etwa Ende Juni bricht auf Butenland eine Zeit an, in der wir nachts in den Genuß ganz besonderer Konzerte kommen. Denn in den Wassergräben rund um den Hof wimmelt es von Fröschen, die uns zu später Stunde mit ihren gekonnten Sinfonien beglücken. Dabei haben wir im heutigen Video nur die Generalprobe eingefangen, von der Lautstärke her nimmt das Ganze noch deutlich zu.

Damit der Butenländer Bildungsauftrag nicht buchstäblich ins Wasser fällt, gibt es auch noch ein paar Informationen zu den Ausnahmekünstlern: Die feuchten Bühnen werden besonders während der Paarungszeit gerne gewechselt. Dort betätigen sich nur die Männchen als Musiker und bilden dabei riesige Orchester in einem Gewässer oder an größeren Weihern, die offiziell als Rufgemeinschaften bezeichnet werden. Das laute Quaken lockt derweil weitere Männchen an.

Sobald ein Weibchen auftaucht, wird es belästungstechnisch etwas kritisch, denn die Dame wird sofort vom Herren gepackt. Als Verteidigung kann man allerdings einräumen, dass nur paarungsbereite Fröschinnen von den Rufen angelockt werden. Sollten zu wenig Frosch-Chicas Lust auf einen One-Night-Platsch haben, brechen regelrechte Tümpelschlägereien zwischen den Herren aus. Direkt nach der Paarung entfernt sich das Weibchen wieder von dem Männchen, hinterlässt nicht mal Nachrichten auf seinem Handy und egalisiert somit die etwas plumpe Beischlafeinladung. Um den liebeslustigen Männchen aus dem Weg zu gehen, wandern die nicht paarungsbereiten Weibchen in ein ruhigeres Gewässer ab oder verhalten sich still in einer versteckten Ecke des Rufgewässers. Das klappt so super, dass in Froschgesellschaften Anwälte des Belästigungsstrafrechts nicht mal bekannt sind.

Bei den ersten Temperaturen über 20°C beginnen die Quakkonzert. Erst noch verhalten und nur selten, bei längerer oder grösserer Wärme wird das Gequake lauter und häufiger, und der eine oder andere Hasennachbar klopft schon mal mit dem Besen an seine Höhlendecke. Bei grösseren Rufgemeinschaften kann das Quakkonzert den ganzen Tag über ununterbrochen andauern, hierzu können Zusatzinformationen aus der Menschenwelt unter den Suchbegriffen „Wacken Open Air“, „Rock am Ring“ oder „Rock im Park“ ergoogelt werden.

Die typischen sommerlichen Froschkonzerte stammen vorwiegend von den Grünfroscharten. Die Laute erzeugen diese Tiere, indem sie Luft in ihre zwei seitlichen Schallblasen einpressen. Diese dienen als Resonanzkörper und verstärken so ihre Stimme. Das Quaken des Teichfroschs ist ein Stück lauter als das des kleinen Wasserfroschs. Bald nachdem das Froschkonzert begonnen hat, beginnt die Paarungszeit. Sie erstreckt sich von Ende April bis in den Juni hinein. Dabei legen die Grünfrösche mehrere kleine Ballen (je rund 500 Eier), die sie an Wasserpflanzen anheften. Die Kaulquappen entwickeln sich binnen 2 – 3 Monaten zu Jungfröschen heran. Die Entwicklungszeit ist stark von der Witterung abhängig und wird mit tieferen Temperaturen verlängert. Einzelne Kaulquappen können auch im Wasser überwintern und verwandeln sich erst im folgenden Frühjahr zu landlebenden Tieren.


Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Butenländer Nachtmusik”

  1. Anne sagt:

    Guten Morgen nach Butenland!
    Vielen Dank für ausgiebige Info über die Teichfrösche und Grünfrösche. Hier, in meiner Umgebung, beginnt langsam, aber zuverlässig wie jedes Jahr, die Konzertreihe.einen Frosch … wir nennen ihn Albert (vielleicht nennen wir alle Frösche Albert,denn wirklich unterscheiden können wir sie nicht) zählt immer zu den Ersten und beschallt unsere Nachbarschaft.
    Heute kommt Besuch, und so wird das Thema „Frösche“ sein, wenn wir nicht mehr genau wissen, worüber wir uns unterhalten können.
    Also quaken wir mit … Männchen und Weibchen. Ob wir auch so eine Resonanz haben ????

  2. Kerstin sagt:

    Danke für den informativen und unterhaltsamen Artikel! Wir haben in unserem Garten nur einen kleinen Teich (naturbelassen und ohne Fische), aber es ist erstaunlich, wieviel Leben sich daraus speist. Über jedes Quaken und Laich freuen wir uns immer sehr.
    Der Kater meiner Kindheit war mit einem Frosch befreundet, jeden Abend haben sich die beiden getroffen und Zeit zusammen verbracht, das war schon erstaunlich, zwei so unterschiedliche Spezies.
    Wünsche allen Butenländern und Lesern ein schönes Wochenende!

  3. Anja sagt:

    Frosch-Chicas die beim Wacken Open Air keine Lust auf einen One-Night-Platsch haben und damit eine Tümpelschlägerei provozieren… Wieder einmal hab ich Tränen gelacht…! 🙂

    Und trotzdem dabei auch wieder was gelernt! Danke an die Butenländer und mal wieder einen Extra-Dank an Jens – den zweifellos kreativsten Admin der Welt!

  4. Hilke sagt:

    Eines meiner Lieblingsgeräusche, neben Hühnergackern, sind Froschkonzerte, ich gebe aber zu, daß sie hier eher selten sind und ich sie nur von Urlauben und Spaziergängen kenne. Einen Teich habe ich im April/Mai besonders gerne besucht um das Spektakel zu hören und zu beobachten.
    Die Winzlinge danach habe ich auch oft gesehen, wie sie über die Wege hüpfen und dem größeren See nebenan zustreben.
    Ein schönes Froschkonzert habt ihr mir da geliefert und dann wieder der Text, zum Ablachen. Sicher findet ihr die Lautstärke nicht jederzeit so lustig 😉 Daher besonderen Dank von mir für eure liebevolle Beschreibung und eben einfach für eure Liebe auch für diese Wesen!

  5. Gabriele R. sagt:

    Bei Euch ist die Welt wirklich noch in Ordnung. Auch die freilebenden Tiere spüren, dass ihnen hier keinerlei Gefahr durch die Menschen droht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert