Denn Tiere sind keine Maschinen

Willkommen auf Hof Butenland

von Admin, am 01.04.2020.


Der Tod von Mia (ein Kälbchen, das gestern Nacht gestorben ist und leider nur 22 Stunden alt werden durfte, da die Mutter in der Schwangerschaft unterversorgt war) hat uns natürlich schwer mitgenommen. Also hat Jan gestern Abend in der Nachbarschaft herumgefragt, um für die trauernde Lina ein Kalb zu finden und wurde tatsächlich bei einem anderen Nachbarn fündig. Der wollte heute die 5 Jahre alte Mutterkuh auf den Schlachthof schicken, ihr erst 4 Tage altes Bullenkalb wäre in 10 Tagen, wie in die Mast üblich, verkauft worden. Ein männliches Kalb ist in dieser Industrie leider nichts wert, zusätzlich muss der kleine Mann eine Nabelschnurentzündung auskurieren. Außerdem hat er Keime und Viren als unerwünschte Untermieter. Der Mutter geht es noch schlechter, denn bei ihr hat sich der Labmagen verdreht. Zusammengefasst entstehen nun für beide Kosten, die kein streng kalkulierender Bauer übernehmen würde. Wir haben es gestern schon angesprochen und auch an dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass uns diese ehrlichen Bauern hundertmal lieber sind als irgendeine Form von Heuchelei und Empörung von tierhaltenden Landwirten, wenn man diese alltäglichen Umstände anspricht.

Hof Butenland darf jedenfalls diese kleine Familie nicht nur in der Herde begrüßen, beide wurden uns sogar geschenkt, was sicher auch nicht selbstverständlich ist. Der kleine Patient hat schon seine ersten Infusionen bekommen und befindet sich wie die Mutter in der Behandlung des in letzter Zeit fast schon auf dem Hof wohnenden Tierarztes. Die Mama muss jetzt erstmal fieberfrei werden, damit man mit einer OP den Labmagen drehen kann. Interessanterweise bekommt sie aber auch Medikamente, bei denen durchaus eine kleine Hoffnung besteht, dass sich der Magen von selbst wieder in die richtige Position begibt. Das wird der Doktor heute Nachmittag überprüfen, so dass wir dann die nächsten Schritte planen können.

Die Mutter ist ungewöhnlich aggressiv gegenüber Menschen, was uns aber nicht sehr verwundert. Immerhin hat sie sicher Schmerzen aufgrund ihrer Magenprobleme, und zweitens verteidigt sie natürlich ihr Kind, muss sie doch aufgrund ihrer Lebenserfahrung davon ausgehen, dass man es ihr wegnehmen will. Wir freuen uns jetzt schon auf die Momente, in denen wir Vertrauen aufbauen werden und sich immer mehr die Erkenntnis und das Begreifen in die sanften Kuhaugen schleicht, dass die kleine Familie nun im Paradies gelandet ist und hier nur noch einen Freundeskreis, jede Menge Freiheit und ein Leben in Selbstbestimmung zu erwarten hat. Zusammengefasst: Willkommen auf Hof Butenland.


Kategorie: Allgemein

18 Antworten zu “Willkommen auf Hof Butenland”

  1. Ute sagt:

    Ein Lob dem Bauern, der sein Herz lauter als sein Bankkonto sprechen liess!

    Waere es nicht wunderbar, wenn nach einer Zeit der Genesung und Eingewoehnung aller drei Tiere, Lina sich an der Erziehung des Kleinen beteiligen koennte?!? Ein Pflegekind fuer sie?

  2. Andrea sagt:

    Leben und Tod, so nah beieinander. Und Rettung in letzter Sekunde für diese Kuhdame und auch noch für ihr Kind. Was für Schicksale, und das alles in 3 Tagen. Freude, Tränen, Freude. Mit euch durchlebt man alles in kürzester Zeit. Vielen Dank an euch alle. Ihr seid unschlagbar, wie passt euer riesiges Herz in euren kleinen Körper? Leider hat Lina nun aber doch noch kein Kälbchen, um das sie sich kümmern kann. Ob Jan noch weiter sucht?

  3. Martina sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum Butenland-Zuwachs !
    Was für eine schöne Nachricht in diesen sorgenvollen
    Zeiten !

  4. Antonia sagt:

    Eieiei, bei Euch ist ja allerhand was los! Ihr habt es tatsächlich geschafft, mich von den Corona-Nachrichten abzulenken;-)

    In dem Auf und Ab der Gefühle sind das sehr gute & liebe Nachrichten, dass die neue Mama mit Baby vor dem üblichen grausamen Weg, also Trennung und Schlachtung, gerettet wurden. Das freut mich riesig für die traumatisierte Mama und ihren Winzling.♥

    Aus laienhafter Neugier habe ich 2 Fragen: Wird die neue Mama Lina als Zusatz-Mama akzeptieren? Und wann könnte die Zusammenführung frühestens stattfinden, damit Lina sich nicht die Viren und Bakterien von dem kleinen Mann einfängt?

    Auf jeden Fall schicke ich Euch Grüße und Umarmungen 🙂 und danke Euch, dass Ihr Euch um all diese Notfellchen so rührend kümmert!

  5. Hilke sagt:

    Da hatte Jan aber einen guten Riecher, gestern nach Kälbchen zu fragen! Heute wäre es für die 2 Hübschen zu spät gewesen.
    Alles Glück den zwei Neu-Butenländern <3

  6. Thekla sagt:

    Ich schließe mich allen Vorrednerinnen an.
    Manche Lebewesen haben einfach Glück.
    Freude Freude Freude bin sehr gespannt auf die Berichte.

  7. Rielle sagt:

    So hat Mias Tod wenigstens für diese Beiden etwas Gutes bewirkt.
    Bekommt Lina jetzt noch ein Kälbchen dazu?

  8. Anne sagt:

    „Schläft ein Lied in allen Dingen.
    die da träumen fort und fort.
    Und die Welt hebt an zu singen,
    triffst du nur das Zauberwort.“
    Eine Freundin schickte mir vorhin dieses Gedicht und gerade habe ich bei Hof Butenland reingeschaut … und als ich die Neuigkeiten las … da kamen erst mal Tränen. Es ist alles mit Worten nicht zu beschreiben … jedoch zu fühlen … nachzufühlen…
    Jan, du hast einen guten Instinkt gehabt in Bezug auf Lina und irgendwie ein Zauberwort getroffen, das eine ganz neue Situation schafft …
    Meinen Segen mit euch!
    Möge es für die drei Neuzugänge und allen anderen auf Butenland erträglich werden … am besten GUT.

  9. Varken sagt:

    Ihr seid wundervoll.

    Eine Patchworkfamilie… und drei Leben, die nun leben dürfen, wie es sich gehört.
    So kann die kleine Mia dort, wo sie nun ist, mit Trost auf ihre Mama schauen.

    Noch einmal: Ihr seid wundervoll.

  10. Marita sagt:

    Ihr schickt uns ganz ordentlich durch eine Gefühlsachterbahn. Aber besser so, als umgekehrt. Ich wünsche der noch namenlosen Mama und ihrem Büblein alles Gute. Genau wie Lina, die sich hoffentlich auch bald erholt. Ich freue mich schon auf die Video’s von dem Kleinen, wie er über die Weiden von Butenland galoppiert und seine Mama lächelt….

  11. Admin sagt:

    Es ging nicht darum, ein Kalb für Lina zu suchen, da sie leider sowieso nicht genug Milch für ein Kalb produzieren kann. Das hat unser Tierarzt direkt nach der Geburt schon festgestellt. Rinder bilden aber einen Kindergarten, wenn ein Kalb in der Herde lebt und die ersten Tage, in denen es nur mit der Mutter Kontakt hat, vorbei sind. Und da könnte sich womöglich auch Lina an der Erziehung beteiligen, wenn sie denn dazu Lust hat.

    Dazu auch noch gerne ein Auszug aus unserem Paul-Buch:
    „Direkt nach der Geburt leckt die Mutter ihr Kind trocken und muht dabei tief und intensiv. Das steigert direkt von den ersten Lebenssekunden an die Bindung zwischen ihnen. Das Lecken mit gleichzeitiger Ansprache wird auch in der Folgezeit ständig betrieben, so dass das Kalb seine Mama bereits nach 2, 3 Tagen an der Stimme erkennen kann. Die Kuh selbst identifiziert den Nachwuchs nicht nur anhand seiner Laute, sondern kann auch den Geruch jederzeit zuordnen.

    In der ersten Lebenswoche trinkt das Kalb 6 – 8 Mal täglich bei der Mutter, immer über mehrere Minuten, und nimmt dabei pro Trinkvorgang mehrere Liter Muttermilch auf. Dabei bleiben die Kälber noch an abgeschirmten Orten liegen und werden von der Mutter dort regelmäßig aufgesucht. Ab der 2. Woche führt die Kuh ihr Kind zur Herde. Dort wird ein Kindergarten innerhalb der Herdenhierarchie gegründet, der von erfahrenen Rindern beaufsichtigt wird. Die Mutter sucht ihren Nachwuchs nur noch circa viermal täglich auf, um ihn zu säugen und zu belecken, während das Kalb selber immer mehr pflanzliche Nahrung zu sich nimmt.

    Ab dem 2. Monat begibt sich das Kalb mehr und mehr eigenständig in die Herde, um dort zu spielen, zieht sich aber auch noch regelmäßig zu den Freunden in den Kindergarten zurück. Ab dem 5. Monat beginnt das Rind länger in der Herde zu weiden und das Leben mehr und mehr im Verband zu verbringen.

    Weibliche Rinder werden von den Müttern nach circa 8 bis 9 Monaten auf die eigenen Füße gesetzt, während die männlichen Kälber etwas länger für ihre Eigenständigkeit brauchen, da wurden 11 bis 12 Monate beobachtet. Soweit zumindest die graue Wissenschaft, auf unserem Hof können wir diese Zeiträume nicht allgemein bestätigen, sondern machen immer wieder die Erfahrung, wie unterschiedlich die einzelnen Familien diesen Zeitraum auslegen.

    Da wären zum einen Dina und ihr Mattis, ein imposanter Ochse, der trotz seiner 8 Jahre jede Minute in der Nähe von Mutti verbringt und sogar vor gar nicht allzu langer Zeit noch Milchschaum ergattert hat. Durchgehend gesäugt wurde er volle 3 Jahre, während Martin und Martina eine andere Butenland-Familie stellen, wo der Sohnemann schon nach einem Jahr nicht mehr ans Euter durfte. Ein weiteres Modell betreiben Jette und Jule, in dem die vierjährige Jule noch circa zweimal täglich bei Jette trinkt. So oder so kann man nur zu Protokoll geben, dass diese Tiere nicht nur, aber gerade in diesem Bereich so individuell aufgestellt sind wie wir Menschen.

    Die Bindung innerhalb der Familie bleibt sowieso in den meisten Fällen von der Entwöhnung unberührt. Oft weiden verwandte Rinder noch zusammen, beleckt werden sogar ausschließlich Familienmitglieder und enge Freunde. Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf kann man sich noch besser ausmalen, was man diesen extrem sozialen Wesen antut, wenn man ihnen die Kinder nach der Geburt raubt.“

  12. Ira sagt:

    Was für freudige Ereignisse!
    Sehr größzügig von dem Bauern euch die Beiden zu überlassen um Ihnen ein tolles Leben zu ermöglichen.
    Freue mich über die künftigen Berichte und wünsche den Neuankömmlinge alles erdenklich Gute.

  13. Anne sagt:

    Schön, dass ich soviel, durch euch über Kühe lernen kann.
    Ich bin 1944 im Krieg geboren und verdanke mein Groß-werden den Kühen eines benachbarten Bauernhofs.
    Meine Mutter konnte mich nicht stillen und hatte ein Jahr zuvor, ihr erstes Kind, mein Bruder, nach drei Monaten und 16 Tagen, verloren. Ernährungsstörung wurde als Todesgrund genannt. Aus tiefen Mitgefühl wohl, bekam meine Mutter täglich 1 Liter Milch von der Bäuerin für mich. Mit verdünnter Kuhmilch wurde ich gestillt. Ich war dafür immer dankbar, auf andere Art wie heute.
    Im sehr spätem Nachhinein: Ein großes DANKESCHÖN an diese Tiere.

  14. Moni sagt:

    Oh, wie schön! So schön für Lina und für die gerettete Mama mit ihrem Söhnchen. Ich freue mich schon auf eure Berichte!

  15. Petra B. sagt:

    Wow! Ich muss noch einmal schreiben. Ich schließe mich der Freude meiner VorschreiberInnen an! Und sende alle meine guten Wünsche für alle drei neuen Butenländer. Darf ich einen Namensvorschlag für den kleinen Mann machen? Was haltet Ihr von Linus? Wäre eine kleine Hommage an Lina. Hoffe, dass ich nicht zu „übergriffig“ bin.

  16. Melanie sagt:

    Jetzt freue ich mich auch auf neue Nachrichten von allen dreien :-))
    Der kleine Mann hat den Mega-Jackpot erwischt, keine Mast sondern Traumleben auf Butenland, ich gönne es ihm von Herzen.

  17. Gabriele R. sagt:

    Was für ein großes Glück für die beiden schönen Neuankömmlinge. Dem Kleinen wurde ein kurzes Leben in der Mast und beiden wurde das grausame Ende im Schlachthaus erspart. Ich freue mich, wenn es beiden bald besser geht und darauf, den Kleinen wachsen zu sehen in der Hoffnung, dass seine Mama bald Vertrauen zum Hof Butenland-Team fassen kann.

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