Denn Tiere sind keine Maschinen

Aus dem Leben von Schweinen und ihrer „Hebamme“

von Admin, am 23.04.2020.

Die industrielle Tierhaltung war und ist schon immer grausam. Es hat schon seine Gründe, dass die dortigen Taten verbindlich hinter verschlossenen Türen stattfinden, eigentlich nur ausgesuchte, immer gestellte Bilder an die Öffentlichkeit kommen und die Halter panische Angst vor Leuten haben, die in ihren Betrieben neutrale Beiträge drehen, die danach nicht zensiert werden können. Um so bizarrer wird es, wenn sich Verantwortliche dazu entschließen, selber Videos zu veröffentlichen, in denen sie ihren Alltag kommentieren, um so zu beweisen, was sie doch für hochanständige Tierfreunde sind. Das wird natürlich regelmäßig an die Wand gefahren, sorgt nur für Jubelarien unter Gleichgesinnten und bringt sicherlich so manchen neutralen Konsumenten zum Nachdenken. Deshalb wollen wir euch an dieser Stelle mal wieder so ein Werk präsentieren, dass der Betrieb „Brokser Sauen“ freundlicherweise vor ein paar Tagen auf Facebook veröffentlicht hat https://www.facebook.com/broksersauen/videos/269155170793502/?__xts__[0]

Gruselig wird es schon direkt beim Anfangsmonolog, in dem erklärt wird, dass das Filmchen von einer „Jungsau“ handelt, die sich „ein bißchen über ihren Platz im Abferkelstall geärgert hat“. Schon hier stellen sich allen Tierrechtlern die Haare auf, denn diese Leute übersetzen solche Formulierungen automatisch und ahnen deshalb, dass nun ein Schwein thematisiert wird, das sich nicht über Wochen bis zur völligen Bewegungslosigkeit fixieren lassen wollte, obwohl es vom Menschen mit fremden Ebersperma künstlich geschwängert wurde und nun Nachwuchs erwartet. Es ist so unglaublich schäbig, eine derartige Tortur in einer „Die Sendung mit der Maus“-Sprache zu beschreiben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit Monolog sieht man dann auch endlich die arme Mutter, die in irgendeinen Betongang geworfen wurde, damit sie nicht das teure Equipment kaputtmacht, und dort ihre Kinder gebären muss. Oder die „abferkelt“, wenn man die kalten Ausbeuterbegriffe verwenden möchte. Dabei ist sich die menschliche Protagonisten nicht zu schade, gleich mehrmals darauf hinzuweisen, dass sie Ferkel gerettet hat, da diese sonst von der Mutter erdrückt worden wären. Selbst wenn das so gewesen ist, muss man sich unwillkürlich fragen, wie abgestumpft so eine Halterin eigentlich sein muss, damit sie so eine Aussage treffen kann. Jedem einzelnen Ferkel, das sie heroisch rettet, beschert sie danach ein Leben in einer kahlen Abferkelbucht inklusive fixierter Mutter, nur damit es ein paar Wochen Fleisch ansetzen kann. Danach geht es vom Betongefängnis auf einen Tiertransporter, am Ankunftsort wartet entweder das Gas auf das Opfer oder es wird kopfüber irgendwo aufgehängt, damit man ihm im Akkord die Kehle durchschneiden kann. Wenn man mit diesen Scheußlichkeiten seinen Lebensunterhalt bestreitet und sie Tag für Tag zu verantworten hat, wie kann man dann sichtlich stolz darauf hinweisen, dass man seinen Opfern nach der Geburt mehrmals das Leben gerettet hat? Ein Leben, das man diesen Tieren danach gründlich ruinieren wird, weil sie nur als Handelsware in diesen Köpfen vorkommen, und das nicht mal ansatzweise lebenswert ist.

Dann wagt sie es sogar zu erwähnen, dass sie nie ein Fan von der „freien Abferkelung“ werden wird. Dazu ist sie wohl einfach zu sehr in den Vorgang verliebt, bei dem die Mutter fixiert wird, sich über Wochen kaum bewegen kann und nur noch als Säugmaschine benutzt wird. Das ist für den Halter auch einfach viel praktischer, wenn die Sau sich nicht so anstellt, sich wie alle anderen den Willen brechen lässt und danach ihr Schicksal mit toten Augen hinnimmt. Das ist übrigens der Grund, wieso wir nie Fan von einem Tierqualbetrieb werden.

Schließlich gibt es auch gute Nachrichten, denn es kann verkündet werden, dass die zwei Hauptdarstellerinnen sich angefreundet haben. Da ist der Sau wahrscheinlich doch das Herz übergeflossen, weil sie auf so einem lieblos hingeworfenen dünnen Strohhaufen liegen und sich sogar bis zur Betonwand zurückziehen darf. Welcher Mutter würden unter solchen Bedingungen nicht die Gefühle vor Dankbarkeit durchgehen? Es könnte natürlich auch sein, dass diese Bestandsaufnahme sehr einseitig ausfällt und das Schwein einfach keine andere Möglichkeit hat, als die Frau zu akzeptieren, die irgendwann ihre Kinder ausnahmslos in den sicheren Tod schicken wird. Aber das sind sicherlich nur unbeweisbare Vermutungen.

Überhaupt macht sich die Dame im Folgeverlauf einen unglaublichen Kopf darüber, dass es den Ferkeln nicht gut geht. Der Ort ist ihr zu nass und auch nicht warm genug, und der neutrale Beobachter könnte tatsächlich kurz vermuten, dass es ihr um das Wohlergehen von Kameraden geht. Aber diese Vermutung wird spätestens dann ausgeräumt, wenn präsentiert wird, wie und wo die 16köpfige Großfamilie ihre Zeit bis zur Hinrichtung verbringen wird. Jeder Butenland-Fan hat die Möglichkeit, sich einfach mal ein beliebig ausgewähltes Video von unserer Diva Rosa Mariechen anzuschauen und sie sich danach in dieser Umgebung vorzustellen. Spätestens dann sollte jedem klar sein, was diese Haltung für ein Verbrechen am Tier darstellt.

Als Titel für das Video wurde übrigens „Mein Nachmittag als Ferkelhebamme“ gewählt, was auch sehr bezeichnend ist. Im ganzen Beitrag wird vermieden, die Tiere zu vermenschlichen. Da wird von „abferkeln, fressen und saufen“ gesprochen, immer darauf bedacht, diese intelligenten Lebewesen so gut wie eben möglich herunterzustufen. Das ist schon schäbig genug, wenn man das aber macht, dann sollte man auch die eigene Tätigkeit nicht vermenschlichen. Denn Hebammen, die ihre Schützlinge nach der Betreuung irgendwo einkasernieren, sie mästen und danach in den Tod schicken, kommen nur in ziemlich kranken Horrorfilmen vor und laufen dort dann auch eher unter der Bezeichnung „Psychopath“. Wenn man dieses Miteinander also bewusst nicht vermenschlichen will, dann sollte man das konsequent tun und nicht ausgerechnet an den Stellen brechen, an denen ein ganzer Berufsstand in den Dreck gezogen wird.


Kategorie: Allgemein

10 Antworten zu “Aus dem Leben von Schweinen und ihrer „Hebamme“”

  1. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Ich bin ja aus grundsätzlichen Erwägungen nicht bei Facebook, muss aber gerade feststellen, dass mir da so manches Kleinod entgeht! Wahnsinn, was für einen Heidenspaß die Ferkel haben und wie super wohl sich die Sauen fühlen. Wem ginge da nicht das Herz auf! Ok, von dem Magen, der sich da grad umdreht, abgesehen, können wir alle ja total beruhigt sein, dass wir so herzensgute Ferkelerzeuger im Lande haben!

  2. Melanie sagt:

    Ich bin aus genau diesen Gründen auch nicht bei Facebook, ich glaube ich würde mir jeden Tag drei Magengeschwüre anärgern über diese ganzen Dinge die die Welt nicht braucht.

  3. Ute sagt:

    Ganz unglaublich ist, dass der von „Brokser Sauen“ selbst geschriebene Text mit den Worten: „Natuerlich gibt’s am Ende ein Happy End“ schliesst. Gasgondeln und „happy end“ sollten sich fuer jeden klardenkenden Menschen eigentlich ausschliessen.

  4. Marita sagt:

    Denken eigentlich solche Leute mal darüber nach, wie es sein kann, dass in freier Natur noch nie eine Mamasau ihre Kinder platt gedrückt hat? Könnte es eventuell sein, dass in der Natur einfach mehr Platz zur Verfügung steht? Ob die Dame eigene Kinder hat? Dann sollte sie vielleicht mal an den eigenen Geburtsvorgang denken. Als sie ihr Kind zur Welt gebracht hat. Bestimmt nicht auf einem Betonboden und anschließend fixiert, damit das Baby besser trinken kann. Alles was der Mensch Tieren antut, sollte er/sie sich mal mit Menschen vorstellen. Wenn das dann ein no go ist, geht es auch nicht mit Tieren – Punkt!

  5. Anne sagt:

    Es ist einfach entsetzlich und mir gefriert das Blut, wenn ich bedenke wie da „was“ produziert wird.
    Es gehört einfach abgeschafft!
    (Vielleicht gehört der Mensch abgeschafft,
    dann gäbe es diese Situationen gar nicht)
    Ich schaffe es nicht, mehr dazu zu sagen, weil es zum verzweifeln ist!
    Wer bist du, Mensch?
    Wo bist du hingelangt?

  6. Juli sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Präzise und konsequent diese sich selbst widersprechenden Inhalte zu Ende gedacht.
    Augen auf. Seid Augenöffner für die um Euch herum. Ist es nicht mehr als eindeutig, wenn wir hinschauen und unseren Menschenverstand mitnehmen!
    Wenn wir dann durch die Traurigkeit gehen, die der Erkenntnis folgt, kommt an einem Punkt der Handlungsimpuls und das offen geäußerte, ungemütliche Nein zu jeder Form der Tiernutzung. Aber den Mut müssen wir schon haben: nicht nur in diesem Forum z.B. uns zu solidarisieren und froh sein, dass die Butenländer das Alles tun: Wir müssen in unseren kleinen und großen sozialen Zusammenhängen diese Dinge immer wieder zur Sprache bringen. Unermüdlich.

  7. Gabriele R. sagt:

    Wo der Mensch aufhört zu denken, müssen die wehrlosen Tiere fühlen und es ist nie etwas Gutes. Wie bedeckt muss das Bewußtsein dieser „Menschen“ sein, um sich in der industriellen Tiernutzung wohl zu fühlen. Mitgefühl, Gewissen gleich Null und Profitgier, Rücksichtslosigkeit im krankhaften Übermaß.

  8. Anja sagt:

    Man weiß es, aber trotzdem gefriert auch mir das Blut in den Adern, wenn ich diesen Text lese (den eigentlichen Facebook-Mist, um den es eigentlich geht kann ich mir überhaupt nicht geben). Und ich schäme mich, dass auch ich vor meinem veganen Leben Teil dieses unfassbar grausamen Systems war, wenn es auch schon sehr viele Jahre her ist.
    Und ich sehe es wie Juli: Wir müssen das alles immer wieder und wieder zur Sprache bringen. Bis sich vielleicht doch irgendwann irgendwas ändert.
    Danke, dass Ihr immer wieder auch solche Themen aufgreift!

  9. Cornelia sagt:

    Wissen muss man dazu, dass diese zärtliche Frau Nadine Henke Tierärztin ist – so kann sie ihre Tiere extrem effizient quälen und das Fleisch mit gezielten Antibiotikagaben vergiften und sie hat zwei kleine Kinder, die für Fotosessions gerne mit den Ferkeln spielen dürfen

  10. Petra B. sagt:

    Ich wollte mir den Film gar nicht erst ansehen, habe das aber gerade doch getan. Wie zynisch ist das denn? Eine Muttersau auf drei Halmen Stroh, die sich „ärgert“? Deren Ferkel angeblich vor dem Erdrücken gerettet werden? Die dann in den Kastenstand gesperrt wird und deren Kinder nicht mehr richtig mit ihr zusammen sein dürfen. Was ist das für eine amoralische tierquälerische Art der „Produktion“ von billigem Schweinefleisch? Sorry, aber ich bin entsetzt, dass das auch noch als „Hebammentätigkeit“ auf Facebook ausgelobt wird. Ich kann mein Entsetzen gar nicht mehr ausdrücken. Es gibt tatsächlich keine Schamgrenze.

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