Denn Tiere sind keine Maschinen

Bitte tief durchatmen

von Admin, am 10.03.2020.

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Der 24jährige Cello kam im Mai 2013 bereits mit einem chronischen Lungenemphysem und diversen Allergien zu uns, deshalb bieten wir ihm schon länger Inhalationen an. Nun haben wir die Sole-Variante entdeckt und versuchen ihn damit regelmäßig zu behandeln. Leider findet diese Behandlung aber zwingend auf einem Hänger statt, den Cello nicht betreten will, obwohl wir schon seit Wochen mit ihm üben. Also war heute erstmal nur Runi dran, dem die Behandlung wegen seinem Sommerekzem auch sehr gut tut. Pferdinand leistet eigentlich nur Beistand und ist beschwerdefrei, aber die circa 30minütige Behandlung kann auch gesunden Pferden nicht schaden.

Im Volksmund wird nicht umsonst von einer Pferdelunge gesprochen, wenn dieses Organ beim Menschen besonders stark belastbar ist. Das Lungengesamtvolumen eines Pferd beträgt ungefähr 40 Liter, da kann sich der Mensch mit seinem fast kümmerlich erscheinenden 3,5 Litern nur vor verstecken. Die Größe beider Flügel erstreckt sich von der ersten bis zur 17. Rippe. Gut 6 Liter Luft atmet das Pferd bei jedem Atemzug ein und aus, das ist mehr als doppelt soviel wie ein handelsüblicher Luftballon aufnehmen kann. So kommt die Pferdelunge auf bemerkenswerte 90.000 Liter in 24 Stunden. Zehn bis 15 Atemzüge macht das erwachsene Pferd pro Minute. Bei starker Belastung schafft das Pferd bis zu 120 Atemzüge pro Minute. Kein Wunder also, dass dieses Organ besonders empfindlich bei diesen Tieren ist.

Das Schlimme bei Atemwegserkrankungen ist, dass sich in der Folge zäher Schleim in der Lunge bildet, der zu Husten führt und die Flimmerhärchen verklebt. Diese Härchen sind dafür zuständig, den Schmutz aus der Lunge zu transportieren, was sie im verklebten Zustand natürlich immer weniger können. So verkleinert sich das Lungenvolumen stetig und dem Pferd steht immer weniger Sauerstoff zur Verfügung. Unnötig zu erwähnen, was das für dramatische Folgen haben kann.

Bei der Solebehandlung wird mit einer Lösung gearbeitet, die durch Ultraschallschwingungen in mikrofeinen Nebel verwandelt wird, der bis zu den unteren, tiefen Atemwege vordringen kann. So befeuchtet er die Lungen, der festsitzende Schleim wird verflüssigt und die Lunge kann sich über die Flimmerhärchen wieder selbst reinigen. Sogar Krankheitserreger und Allergene können aus der Lunge abtransportiert werden. Außerdem wirkt die Sole entzündungshemmend und hat sogar positiven Einfluss auf das Hautbild des Patienten. Damit nicht genug ist sie auch noch antibakteriell, durchblutungsfördernd und pilzhemmend, sie stärkt vorbeugend die Abwehrfunktionen der Atemwege, lässt die Schleimhäute abschwellen, lindert Atemwegentzündungen und verbessert die allgemeine Lungenfunktion. Wir sind kurz davor, es selber mal auszuprobieren. Indira hat sich schon die volle Nebeldröhnung während der Begleitung abgeholt, wir halten euch natürlich über möglicherweise demnächst auftretende Marvel-Fähigkeiten unserer Hofperle auf dem Laufenden.


Kategorie: Allgemein

8 Antworten zu “Bitte tief durchatmen”

  1. ines sagt:

    Toll, was ihr alles auf die Beine stellt für eure tierischen Mitbewohner!!!!! Danke!

  2. Antonia sagt:

    Auf den ersten Blick bin ich erschrocken, als ich die Pferdchen im Hänger sah, – da wusste ich ja noch nicht, dass es sich um eine Inhalier-Station handelt. 🙂 Tolle Sache! Aber wenn Cello keine Hänger mag, dann muss eben ein Inhalier-Pavillon her;-)

  3. Christine sagt:

    Das ist was Gsundes! Pferdinand, Indira + Runi haben schon mal vorgetestet – Cello, das tut Dir gut – bitte trab‘ Deiner Indira nach, da kannst bald wieder gut durchschnaufen, Du Lieber.
    Hab‘ so geschmunzelt, weil Indira am Ende gleich von Cellos Leckerlirübchen genascht hat.

  4. Cornelia sagt:

    Wahrscheinlich verbindet er nur negative Erfahrungen mit Hängern gemacht und hat nur Angst, weggebracht zu werden…

    Da Ihr mehrere Tiere mit Atemproblemen habt, wäre ein kleiner Inhalationsstall doll wirklich eine Erwägung wert…, zumal sie tatsächlich gut auch für Menschen taugt 😉

  5. Marita sagt:

    Es ist so anerkennenswert was Ihr so alles für die Tiere tut. Respekt für alle Zweibeiner auf Butenland.

  6. Melanie sagt:

    Am besten immer weiter probieren, irgendwann wird er ganz selbstverständlich reingehen und dann so tun als ob nie was gewesen wäre 🙂

  7. Wo aus Wu sagt:

    Könnt Ihr mit denen bei Euch irgendwo ins Watt gehen? Oder ist das dort zu schlickig und gefährlich? Vor CUX ist der Boden gut begehbar. Danach ist die Lunge frei! Hin und wieder habe ich da Leute gesehen, die mit ihren Pferdchen spazieren waren. Einige haben sich regelrecht mit Watt eingesuhlt … und rochen danach auch schön nach H2S. Soll gut sein gegen Hautparasiten, wie man mir sagte. Aber so ein Hänger ist genial, gute Idee!

  8. Gabriele sagt:

    Nicht Gorillas im Nebel sondern, Pferde im Nebel. Toll, was Ihr alles gutes für Eure Pfleglinge auf die Beine stellt. Cello hat wahrscheinlich nur schlechte Erinnerungen an diese Hänger. Ich hoffe trotzdem, dass es Euch irgendwann gelingt, ihn von den Vorteilen dieser Inhalation zu überzeugen.

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