Denn Tiere sind keine Maschinen

Schnatterpedia

von Admin, am 02.07.2019.


Lest euch diesen Text bitte leise durch, Nicoletta hält nämlich ihre Mittagsruhe ab. Wenn ihr versprecht, dabei nur ganz flach zu atmen und auf jede Geräuschkulisse zu verzichten, dürft ihr euch aber noch den folgenden Schnatterpedia-Eintrag zu Gemüte führen:

Gänse sind sehr soziale Tiere. Sie gehen Partnerschaften ein, in denen das Hochzeitsmotto „Bis dass der Tod uns scheidet“ tatsächlich mal Sinn macht. Stirbt der Partner oder die Partnerin, trauern sie sehr intensiv. Dieser ausgeprägte Familiensinn geht bereits im Ei los, denn sogar die Küken zwitschern kurz vor ihrer Geburt schon eine Lautfolge, mit der sie sich erkundigen, ob die Elterntiere da sind, die dann mit beruhigenden Geschnatter antworten. Dieser Laut war titelgebend für das letzte Buch des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz „Hier bin ich – wo bist du? Ethologie der Graugans“.

Wildgänse besitzen ein überragendes Gedächtnis und können sich deshalb kilometerlange Flugstrecken merken, auf denen sie jedes Jahr vor Wintereinbruch in den wärmeren Süden ziehen. Die domestizierte Hausgans ist dagegen flugunfähig, verfügt aber über so kräftige Beine, dass sie täglich mehrere Kilometer herumlaufen oder in unserem Fall auf Nonstop-Patrouille gehen kann. Diese Tiere verfügen auch über Schwimmhäute und müssen deshalb kein Wasserhindernis fürchten.

Gänse werden fast einen Meter hoch, können bis zu 20 Jahre alt werden und erreichen ein Gewicht von bis zu 10 kg. Ihre Brutzeit umfasst einen knappen Monat, die Gelege können bis zu 10 Eier enthalten.

In der Massentierhaltung werden diese Tiere dagegen nur wenige Wochen alt. In Deutschland ist zwar die Weidehaltung üblich, die verschönert aber erstens kaum den Tod Jahrzehnte vor der eigenen Lebenserwartung, zweitens kommen aber auch nur circa 14 % des Gänsefleisches aus unserem Land. Der Rest wird aus Ungarn, Polen, Frankreich oder sogar China importiert. Dort ist die Intensivhaltung Usus, die Tiere vegetieren in geschlossenen Ställen mit 1.000 Leidensgenossen und mehr vor sich hin. Es gibt sogar Haltungen, in denen die Tiere ohne Bewegungsmöglichkeit in Einzelkäfigen gefangen sind, da das der Mast zugute kommt, weil Tiere ohne Bewegung natürlich noch schneller verfetten. Sie sterben nicht nur für Daunen und ihr Körperfleisch, auch Stopfleberprodukte erfreuen sich nach wie vor hoher Beliebtheit unter herzkalten Möchtegern-Gourmets.


Kategorie: Allgemein

4 Antworten zu “Schnatterpedia”

  1. Ute sagt:

    Na, aber Nicoletta scheint bombensicherer zu sein, als Ihr denkt! Ich hab‘ viermal hintereinander geniest und ein Hundegast hat sich laut bellend darueber beschwert. Aber Nicoletta zuckte mit nicht einer Wimper….

  2. ingeborch sagt:

    Ich krich Nacken, wenn ich datt Foto angucke…
    Beim Nachbarn nebenan lässt sich schön beobachten, wie sehr sie Wasser lieben und die Möglichkeit zu schwimmen – und so viele dürfen das nie in ihrem Leben…

  3. Christine sagt:

    So eine Bildschöne! Bin ganz leise, damit Nicoletta durchschläft.

    Ute: Hab‘ geschmunzelt, wegen der hündischen Nies-„Beschwerde“. Vielleicht wollte Dein felliger Gast einfach nett sein + höflich ‚Gesundheit‘ bellen. Einer meiner beiden Kater macht das + maunzt dann immer ganz beruhigend …

  4. Gabriele sagt:

    Ein so schönes Foto, wie aus Porzellan. Leider so grausame Textinhalte, die mir wieder mal die Kehle zuschnüren. Wie gut, daß Eurer Nicoletta dieses schreckliche Schicksal erspart blieb.

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