Denn Tiere sind keine Maschinen

Rosa Mariechen nimmt Stellung

von Admin, am 13.07.2019.
Eine der großartigen Sachen an den sozialen Medien ist sicherlich, dass jeder sie nutzt und sich dort auch grundsätzlich für eine Koryphäe hält. Da machen viele Bauern keine Ausnahme, präsentieren ihre ganz normalen Gedanken einer breiten Öffentlichkeit und leisten so die vielleicht wertvollste Tierrechtsarbeit, einfach weil die meisten anderen Menschen sehr irritiert auf diese kalten und grundsätzlich tierfeindlichen Ansichten reagieren. Besser als mit diesen als Blogeinträge getarnten Geständnissen kann man Außenstehende wohl nicht davon überzeugen, dass ein Bauer in der industriellen Tierhaltung und Tierliebe kaum Schnittmengen besitzen.
 
Diese Woche hat der Mastbetrieb „Brokser Sauen“ mal wieder ein Standardwerk zum Thema veröffentlicht. https://broksersauen.wordpress.com/2019/07/09/liebe-medien-shame-on-you/?fbclid= Das geht gleich in der Überschrift in die Vollen und fordert die Medien dazu auf, sich zu schämen. Was ist passiert? Die Süddeutsche Zeitung und die Fernsehsendung „Report Mainz“ wurden Aufnahmen der SOKO Tierschutz zugespielt, auf der schwerste Tiermisshandlungen zu sehen sind. Da wird eine lebende Kuh mit zusammengebundenen Beinen an einer Baggerschaufel über ein Gatter gezerrt und schlägt danach mit dem Kopf hart auf den Boden auf, andere Tiere liegen tot in einem Krankenstall, wieder andere werden wie leblose Gegenstände von einem Ort zum anderen geschleift. Das Ganze ist so eindrucksvoll, dass mittlerweile die Staatsanwaltschaft ermittelt und der Fall eine Sondersitzung im bayrischen Landtag nach sich zieht. Bei dem Hof handelt es sich auch noch um einen Betrieb, der schon mehrmals angezeigt wurde und auch immer wieder bei Kontrollen auffiel.
 
Trotzdem ist sich die Dame von den Brokser Sauen nicht zu schade, einen Blogeintrag auf die Öffentlichkeit loszulassen, in dem sie über eine Hexenjagd fantasiert. Sie gibt sogar gleich am Anfang zu, dass sie die Bilder nicht kennt, sich aber trotzdem eine sehr konkrete Meinung gebildet hat. Was sie nämlich schlimm findet, hat nichts mit den massiven Tierquälereien zu tun, sie macht sich Sorgen um die Betreiber des Endres-Hof, weil über sie in den Medien namentlich berichtet wird.
 
Dieser Hof lebt hauptsächlich von öffentlichen Subventionen aus Steuergeldern, schon allein deshalb ist es natürlich von öffentlichen Interesse, wenn sich dort strafrelevante Vorfälle ereignen. Aber viel schlimmer ist dieser Reflex, der mit diesem Blogeintrag vermittelt wird, und der unter Bauern weit verbreitet ist. Es ist bisher noch nicht vorgekommen, dass ein Bauer Tierschutzverstösse auf einem anderen Betrieb angezeigt hat. Bei industrieller Tierhaltung ist das anscheinend ausschließlich Sache der privaten Tierschutzorganisationen, von Bauernseite kommt da nichts. Im Gegenteil rücken diese Menschen immer nur enger zusammen, sobald irgendwo grauenhafte Bilder an die Öffentlichkeit kommen, faseln etwas von Ausnahmen, nur um sich dann geschlossen vor diese Ausnahme zu stellen und einen kruden Korpsgeist zu beschwören.
 
Wer wundert sich bei so einem Verhalten noch ernsthaft über den schlechten Ruf der Bauern? Was soll man denn von einer Organisation halten, die in den eigenen Reihen schwere Verbrechen toleriert und diese höchstens intern und streng anonym über kleine Geldstrafen regeln möchte? Die wichtigste Frage ist sowieso, warum so ein Verhalten dort Usus ist, wenn nicht deswegen, um gute Tierschutzstandards zu verhindern, da die teuer, vielleicht sogar unmöglich zu erreichen sind, und deshalb kein Bauer konkret daran interessiert ist? Wenn wir kurz als reine Utopie annehmen, dass da draußen ein industrieller Tierbetrieb existiert, der vorbildlich arbeitet, auf keinem Gebiet dunkle Flecken hat und einfach jederzeit bedenkenlos kontrolliert werden könnte, wieso zeigt dieser Betrieb dann nicht die Leute an, die seinen makellosen Ruf durch leidende Tiere gefährden? Und wieso solidarisiert er sich sogar mit diesen Menschen? Fragen über Fragen, deshalb wollen wir eine letzte nicht vergessen: Wieso gibt es diese Verhaltensmuster eigentlich nur unter industriellen Tierhaltern und in keiner anderen Branche?
 
Die Brokser Sauen sorgen sich im Artikel dann noch über den fehlenden Aufschrei. Auch das ist so realitätsfern, denn natürlich fordern sie diesen Aufschrei, der jahrelang in Sachen Tierquälerei ausgeblieben ist und von den Bauern konsequent unterdrückt wurde, jetzt wegen der Berichterstattung über Tiermisshandlungen, in der Schuldige benannt werden. Das peppen sie mit einem Foto auf, nach dem sie lange suchen mussten und mit dem eine Einzelperson einen Bauern bedroht. Grund genug für diesen Betrieb, um Bauern sogar mit Politikern zu vergleichen, die von Irren Morddrohungen erhalten. Das ist dann endgültig so, als würde sich die AfD über das durch sie vergiftete Gesellschaftsklima beschweren. Denn es vergeht keine Facebook-Diskussion über Tierbefreiungen, in der Bauern nicht unangenehm auffallen. Da werden Bilder von Schusswaffen gepostet, es wird auf den Kampfhund hingewiesen, der auf Menschen trainiert wurde, und man schwelgt in Folterfantasien gegen die Tierrechtler, sofern man eines dieser Opfer endlich mal auf seinen Grund und Boden erwischt und ausnahmsweise nicht direkt über den Haufen schiesst.
 
Natürlich sind auch Bauernfamilien nicht vogelfrei. Die Verwendung dieses Begriffes ist aber nicht angebracht, wenn jemand bei schwersten Tierquälereien, die er auch noch seit Jahren praktiziert, erwischt wird und dann der Name seines Betriebs erwähnt wird. Sollte daraufhin ein Kind in der Schule gemobbt werden, „nur“ weil sein Vater Lebewesen an Baggerschaufeln kettet und sie dort halb zu Tode schleift, dann steht keine berichtende Zeitung der Welt in der Schuld, sondern immer nur der Erzeuger, dessen Ethikverständnis irgendwann komplett verstorben ist. Und sicher auch noch die geistigen Mittäter, die solche Vorfälle lieber unter dem Teppich halten wollen, weil es doch nur um Tiere geht, die in diesen Gehirnwelten eben ganz selbstverständlich als minderwertiges Leben besetzt sind, und deshalb von Fairness, Anstand und Respekt höchstens träumen können.


Kategorie: Allgemein

3 Antworten zu “Rosa Mariechen nimmt Stellung”

  1. Ute sagt:

    Frau Henke, eine TIERAERZTIN!, die mit ihrem Mann „Brokser Sauen“ betreibt, gibt zu, dass sie „keinen Vorzeigebetrieb mit artgerechter Haltung fuehren“, aber dass ihr Gewissen es ihr erlaubt, hinter ihrer Art Tierhaltung zu stehen. Mir hoert sich das schon sehr nach einem Bekenntnis, dass man Tiere misshandelt und das weiterhin zu tun beabsichtigt, an….

    Und wie meistens wurden Leute, die sich auf ihrer Fb-seite kritisch geaeussert haben, blockiert.

  2. Thekla sagt:

    Wie immer auch schon vorher freue ich mich über eure klaren Worte.
    Es ist schon unglaublich, wie bei manchen Menschen das Gehirn und das Gefühl tickt.

  3. Gabriele sagt:

    Das Lesen dieser Ungeheuerlichkeiten bereitet mir schon schwere Übelkeit und Atemprobleme, was müssen erst diese armen, wehrlosen Tiere aushalten. Ich bete, dass dieser Irrsinn irgendwann bzw. bald zu Ende ist und alle Menschen erkennen, daß sie mit ihrem Konsum Verbrecher und Mörder unterstützen.

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