Denn Tiere sind keine Maschinen

Der Bauernverband outet sich endgültig

von Admin, am 10.07.2019.

Eigentlich wollten wir heute nur diesen Bericht https://www.sueddeutsche.de/bayern/tierquaelerei-milchviehbetrieb-bad-groenenbach-1.4517486?fbclid= aus der Süddeutschen Zeitung bringen, weil er so hervorragend die Missstände bei den Kontrollen von Tierhaltungsbetrieben anspricht und zusammenfasst. Aber dann erschien plötzlich auch dieser Beitrag https://www.facebook.com/BauernverbandSchleswigHolstein/photos/a.329685690456055/2369635029794434/?type=3&theater des Bauernverbands Schleswig Holstein auf unserer Startseite, und auf den möchten wir auch noch unbedingt eingehen. Denn er zeigt sehr deutlich, was in dem Bericht der SZ unter den Tisch gefallen ist, nämlich die Meinung der Bauernvertreter zu diesen Missständen.

Der Aufhänger ist eine Attacke gegen die SOKO Tierschutz. Logisch, dass diese Organisation zumindest den schwarzen Schafen unter den Bauern, die in diesem Verband anscheinend als wahre Heere operieren, ein Dorn im Auge ist. Immerhin stammt gefühlt jeder zweite Hinweis auf Tierquälerei in den Betrieben von dieser Gruppe. Nun ist es auch kein Geheimnis, wie manche Bauern reagieren, wenn über solche Undercover-Einsätze diskutiert wird. Da herrscht in vielen Kommentarbereichen die reinste Wildwest-Romantik. Waffenbilder werden kommentarlos gepostet, man prahlt mit seinem Kampfhund, der angeblich auf Menschen abgerichtet ist, und es wird sich immer mehr in Gewaltfantasien hineingesteigert, die damit gerechtfertigt werden, dass angeblich alles erlaubt ist, wenn man jemandem auf dem eigenen Grundstück erwischt.

Unter diesen Bedingungen ist es natürlich klar, dass eine mutige Organisation wie die SOKO Tierschutz sich absichert, und das auch sehr offen kommuniziert. Im Gegensatz zu manchen Bauern steigern sich diese Leute aber nicht in Blut- und Folterszenarien hinein, sondern geben sachlich an, dass sie alle juristischen, operativen und kommunikativen Mittel ausschöpfen werden, wenn Mitarbeiter bedroht oder sogar angegriffen werden. Dass daraus ausgerechnet der Bauernverband interpretiert, dass die SOKO „mit allen Mitteln“ zurückschlagen will, „nur“ weil man sie für vogelfrei erklärt und das Leben ihrer Aktivisten bedroht, geht schon wirklich ins Makabere. Und es zeigt auch sehr schön, dass anscheinend viele Bauern bereits den Boden der Legalität verlassen haben und sich deshalb gar nichts mehr unter juristischen, operativen und kommunikativen Mitteln vorstellen können, geschweige denn wissen, dass diese Mittel durch den Rechtsstaat gedeckt sind und deshalb weit weg von jeder Illegalität sind.

In den Kommentaren ist sich dieser Verband, der in jeder gerechteren Welt ein grundsätzliches Annäherungsverbot für jedes Tier erhalten würde, dann nicht mal zu schade, bedenkliche Zitate wie dieses hier loszulassen: „Wer Tieren ein Recht auf Leben zubilligt, der ist wider die Natur. Wer es situationsabhängig macht, der hat keine Ethik. Was wählt ihr?“ Das ist echt so übel, dass einem spontan schlecht wird. Der Bauernverband Schleswig Holstein, ein offizieller Vertreter der Landwirtschaft, sieht es also als unnatürlich an, Tiere nicht zu töten, weil auch Löwen in der Steppe oder wilde Wölfe Beutetiere reißen. Im weiteren Kommentarverlauf wird erschreckenderweise immer klarer, worauf das Ganze hinausläuft. Da fallen Zitate, wohlgemerkt noch immer von der offiziellen Seite des Bauernverbandes, wie dieses hier: „Es bleibt dabei. Tierrechtler verfolgen eine Täterethik, der Tod eines Tieres ist ihnen egal, wenn es nicht der Mensch ist, der tötet.“

Diese ganzen Stellungnahmen lassen nur ein Fazit zu: Zumindest der zuständige Administrator des Bauernverbands Schleswig Holstein sieht sich nicht als vernunftbegabt an, sondern verlässt sich wie der Wolf rein auf seinen Instinkt. Denn die Vernunft ist es, die den Menschen von anderen Tieren unterscheidet. Als Mensch ist man eben nicht instinktgesteuert wie ein Raubtier, sondern kann über seine Taten nachdenken und ist deshalb auch in der Lage, auf etwas zu verzichten, weil man es als ethisch nicht richtig einstuft. Es sei denn, man gehört zum Bauernverband. Dann reißt man anscheinend alles, worauf man gerade Appetit entwickelt, und ist nicht in der Lage, darüber zu reflektieren. Das erklärt dann auch jeden Zustand in der heutigen Landwirtschaft.


Kategorie: Allgemein

6 Antworten zu “Der Bauernverband outet sich endgültig”

  1. Wo aus Wu sagt:

    Jaaa! So schön entblößt haben die sich meines Wissens noch nie! Sowohl was den Charakter angeht als auch den Verstand!

    Was in Beutetieren hormonell und endorphinmäßig abläuft wenn sie vom Löwen gerissen werden, da gab es Untersuchungen. Kenne die Einzelheiten nicht mehr, ist aber auf jeden Fall gaaaaanz anders als beim Steuergeld-subventionierten Langstreckentransport durch halb Europa mit anschließendem Abmurksen in Effizienz-Schlachthöfen u.s.w. Von daher ist der rechtfertigende Vergleich mit Wolf/Löwe absoluter Schwachsinn und zeugt von Null Ahnung.

    Jetzt müssen es endlich auch mal die Sommer- und Wintergriller und TV-Griller und Challengegriller und Mastergriller und Grilltellergriller und alle anderen mit diesen Neigungen, die mitverantwortlich dafür sind dass der ehemalige „Sonntagsbraten“ zum Nullachtfuffzehn-Alltagsereignis mutiert ist, kapieren, mit was für bis in die höchsten Ebenen der Politik verfilzten und verpilzten Lebensformen man es da zu tun hat. Ich freue mich wirklich, dass Derartiges zunehmend in den „klassischen“ Medien gebracht wird. Vielleicht trägt das alles ja auch mal Früchte!

    Übrigens: Römische Gladiatoren ernährten sich vorwiegend vegetarisch!

    https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/die-ernaehrungsgewohnheiten-roemischer-gladiatoren-2664/

    Die haben zwar allgemein nicht lange gelebt, was an den Besonderheiten ihres Jobs lag, aber sie waren immerhin die Spitzenathleten der damaligen Zeit!! Die flächendeckend maßlose Fleischvöllerei wie wir sie heute als normal empfinden gab es damals nicht!

  2. ellen sagt:

    Es ist unfassbar, wie auf gewissen Höfen mit Tieren umgegangen wird – gäbe es nicht diese massiven, anhaltenden Verstöße, würde es eine SOKO Tierschutz gar nicht geben. Es ist bewundernswert, wie sich dieses Team für die Tiere einsetzt und wie muss es sich anfühlen, solche Szenarien wirklich miterleben zu müssen, ohne dass hier ein Veterinäramt einschreitet oder diese Leute zur Rechenschaft gezogen werden. Diese barbarischen Methoden müssen endlich ein Ende haben. Leider wird unsere derzeitige Landwirtschaftsministerin, die sich ja definitiv auf Schmusekurs mit dem Bauernverband befindet, nicht nur annähernd der Situation gerecht. Ich habe großen Respekt vor der SOKO Tierschutz und verfolge die Berichterstattungen immer, leider sind die Bilder wirklich unfassbar, man muss sich schämen, so etwas in unserem Land zu sehen und die Hilflosigkeit, die anscheinend bei den Behörden vorherrscht.

  3. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Ja, da bellen die getroffenen Hunde! Und die Reaktionen des Bauernverbands in den sozialen Medien entsprechen leider dem heute üblichen Umgangston. Erschreckend ist, dass weder Regierung noch Behörden ihren Job machen, umso wichtiger, dass sich zivilgesellschaftliche Organisationen um die Offenlegung von Missständen und Rechtsbruch kümmern. Aber soviel demokratisches Verständnis ist wohl nicht von einem Verband zu erwarten, der als direkter Rechtsnachfolger des von den Nazis gehätschelten Reichsnährstandes geübt ist im Erpressen der deutschen Nachkriegsregierungen. Und dessen Mitglieder sich offensichtlich sehr lange alles erlauben konnten, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen…
    Alles auf diesem Planeten ist endlich, nur leider nicht die Dummheit und Gier der Menschen!

  4. Melanie sagt:

    Ist das nur Dummheit oder schon leichte Panik und wildes Um-sich-Schlagen?

  5. Michael Könecke sagt:

    In einem Land das offensichtlich von Lobbyverbänden regiert wird (welches Demokratieverständnis haben unsere gewählten Volksvertreter eigentlich?), gibt mir diese Seite immer wieder Kraft.
    Vielen Dank für den letzten Absatz des Artikels, auf den Punkt!

  6. Wo aus Wu sagt:

    Zum Demokratieverständnis: In diesem Zusammenhang zu erwähnen ist auch das Prinzip der “Freiwilligkeit“, welches immer wieder von den Regierenden beschworen wird.
    Das hört sich ja auch ganz toll und nach Harmonie und heiler Welt voller Wonneproppen an, ist aber in Wirklichkeit nichts anderes als eine Variation des lustlosen Aussitzens, um mächtigen Verbänden nur ja nicht auf die Füße treten zu müssen, bis das zugrunde liegende Problem in Vergessenheit gerät und alles so bleiben kann wie es ist. Und das nicht nur in diesem Zusammenhang!
    In der Vergangenheit funktionierte das auch ganz gut. Nur jetzt tut es das nicht mehr: Die Medien bleiben, auch Dank solcher Vereine wie SOKO Tierschutz, bei den fiesen Themen am Ball, die die Politik am liebsten ausblenden möchte.
    Bin mal auf die juristischen Konsequenzen gespannt … hoffe, es gibt überhaupt welche!

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