Denn Tiere sind keine Maschinen

Rehkitzsuche mit der Wärmebilddrohne

von Admin, am 06.06.2019.

In den nächsten Tagen steht auf Butenland die erste Heuernte auf dem Programm, deshalb bereiten wir die 20 Hektar Weiden vor, die dafür zur Verfügung stehen. Jan fliegt bereits seit 2 Tagen in der Morgendämmerung die Flächen mit der Drohne ab.
 
Jährlich werden bei der Grünlandernte in Deutschland über 100.000 Rehkitze durch Mähwerke getötet, weil sie in hohen Wiesen liegen und unter die Maschine gelangen. Leider hat die Natur nämlich einen bösen Haken in das Verhalten dieser Tiere eingebaut, der diese Erntehelfer für sie zu echten Todesfallen werden lässt. Nach der Geburt im Mai leckt die Rehmutter ihre zwei bis drei Kitze trocken, anschliessend suchen sich die Kitze unabhängig voneinander einen Liegeplatz im hohen Gras, wo sie – gut getarnt durch ihr Fleckenfell – regungslos verharren. Dieses sogenannte Drückverhalten zeigen die Kinder in den ersten zwei bis drei Wochen ihres Lebens. Werden sie dennoch entdeckt oder durch den Lärm der Mähwerke aufgeschreckt, verfallen sie in eine Starre, die dann natürlich tödlich endet. Erst ab der dritten Woche versuchen sie sich durch Flucht in Sicherheit zu bringen. Ihr Verhalten erschwert zwar Beutegreifern die Jagd auf sie, doch was beim Verstecken vor dem Fuchs Sinn macht, läuft bei Mähmaschinen unter Selbstmordversuch. Gegen einen Feind, der mit bis zu 20 km/h auf sie zukommt, haben die Rehkitze durch diesen Duckinstinkt keine Chance. Sie geraten in das Mähwerk und werden zerstückelt oder schwerstverletzt im Gras liegengelassen.
 
Um das zu verhindern, sucht Jan im Vorfeld die Weiden mit der Wärmebilddrohne sehr gründlich und gewissenhaft ab. Das muss unbedingt in den frühen Morgenstunden geschehen, den nur bei diesen kühlen Temperaturen wird der warme Organismus des Jungtiers sicher angezeigt. Die Suche muss abgeschlossen sein, bevor die Sonne zu wärmen beginnt und die Wärmebild-Kamera die Jungtiere deshalb nicht mehr erfassen kann. Es gibt da also ein sehr enges Zeitfenster, deshalb steht unser Bauer momentan bereits gegen 5 Uhr mit seiner Kollegin Drohne auf den Weideflächen.
 
Im letzten Jahr fanden wir auf einer Weide gleich 3 Rehkitze. Wenn wir fündig geworden sind, warten wir einfach 2 Wochen ab, prüfen danach erneut mit der Drohne und starten die Heuernte auf diesen Flächen erst, sobald sie nicht mehr als Kinderstube genutzt werden. Schließlich ist Hof Butenland seit Jahren jagdfrei https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Grundbesitzer-in-Niedersachsen-koennen-Jagdverbot-auf-eigenem-Land-erklaeren . Das hat sich natürlich auch bei unseren wilden Nachbarn herumgesprochen, die sich auf den Flächen entsprechend wohl fühlen und sie begeistert weiterempfehlen.

Kategorie: Allgemein

4 Antworten zu “Rehkitzsuche mit der Wärmebilddrohne”

  1. ellen sagt:

    Schön, dass die Rehe auf diesem Flecken Erde in Ruhe leben dürfen – ein Paradies – ich habe ohnehin den Eindruck, dass die Anzahl der Hochsitze sich drastisch in den letzten Jahren vermehrt hat – wie Pilze „schiessen“ sie aus dem Boden. Ein Elend………man fühlt sich doch recht hilflos und machtlos bei dem Anblick.

  2. ines sagt:

    Es ist immer wieder bewundernswert – eure Umsicht in jeder Beziehung!

  3. Gabriele sagt:

    Wie schrecklich, daß so viele Rehkitze diesen Maschinenmonstern zum Opfer fallen habe ich noch nicht gewußt. Das ist einfach eine unerträgliche Katastrophe. Unvorstellbar wie diese liebenswürdigen Tiere leiden müssen. Ich kann es nicht nachvollziehen wie es die Landwirte übers Herz bringen und trotzdem durch die Felder fahren, in dem Wissen, daß dort diese hilflosen Rehbabies liegen. Das muß doch endlich aufhören!!!!!!!!!!!!!

  4. […] letzte Woche haben wir euch hier https://www.stiftung-fuer-tierschutz.de/2019/06/rehkitzsuche-mit-der-waermebilddrohne/ über unsere Rehkitzsuche vor der Heuernte informiert. Heute morgen hat Jan tatsächlich eine wilde […]

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