Denn Tiere sind keine Maschinen

Abschied von Kaspar

von Admin, am 10.06.2019.

„Eines Morgens wachst du auf und bist nicht mehr am Leben,
über Nacht, wie Schnee und Frost, hat es sich begeben.
Aller Sorgen dieser Welt bist du nun enthoben,
Krankheit, Alter, Ruhm und Geld sind wie Wind zerstoben.
Friedlich sonnst du dich im Licht einer neuen Küste,
ohne Ehrgeiz, ohne Pflicht – wenn man das nur wüsste!
(Mascha Kaléko)

Völlig überraschend fanden wir heute morgen unseren Kaspar tot auf der Weide. Zwar hatte er vor 4 Wochen einen Tierarzttermin, weil uns sein schlechter Fellwechsel und die etwas schuppige Haut aufgefallen war, und die Blutabnahme erbrachte auch hohe Entzündungswerte, aber mit diesen tödlichen Konsequenzen hat trotzdem niemand gerechnet. Er hustete auch leicht, unsere Tierärztin vermutete dahinter eine allergisch bedingte Lungenproblematik durch Heustaub. Deshalb wurde ihm vor 2 Wochen nochmal Blut abgenommen und eingeschickt. Wir hatten schon mit der Therapie begonnen und liessen ihn mit Bronchienerweiterern inhalieren. Er sollte auch kein trockenes Heu mehr essen, deshalb bestellten wir einen Heubedampfer, und hätten ihm seine Mahlzeiten nur noch in dieser Form angeboten. Dass das alles nun hinfällig ist, hat uns komplett den Boden unter den Füßen weggezogen.

Das Rätselhafte ist vor allem, dass diese Probleme nicht die Todesursache sein können, denn Kaspar war bis auf den sehr leichten Husten und die Hautprobleme topfit, es gab auch seit Jahren keine weiteren Schübe bei seiner Hufrehe mehr. Außerdem hat uns die auf Pferde spezialisierte Tierärztin erst Ende letzter Woche mitgeteilt, wie zufrieden sie mit den Ergebnissen der zweiten Blutuntersuchung ist, da die Entzündungswerte bis zu 50 % zurückgegangen sind. Auch das Herz war völlig in Ordnung, die Lunge entpuppte sich zwar als leicht angegriffen, aber auch jenseits jedes Alarmsignals. Da seine Schleimhäute noch gut durchblutet waren, als wir ihn gefunden haben, und deshalb Herz-Kreislauf-Probleme ausgeschlossen werden können, vermuten wir einen plötzlichen Hirnschlag. Das würde auch zu dem Wirbelwind passen, da unser Schatz immer etwas aufgedreht und hektisch war, was sich zwar durch die täglichen Übungen mit Indira deutlich gebessert hatte, aber von ihm trotzdem nie ganz abgelegt werden konnte.

Der 12jährige Kaspar sollte eigentlich zu einer Existenz beim Ponyreiten verdammt werden. Glücklicherweise wurde er im letzten Moment nach Butenland vermittelt, allerdings stand er trotzdem am Anfang seines Lebens isoliert in einer Box, in der er einfach nur wachsen sollte, damit er irgendwann für den Rest seiner Tage kreischende Kinder im Kreis herumtragen muss. Davor konnten wir ihn zwar bewahren, trotzdem knabberte Kaspar lange an den Folgen dieser lieblosen Behandlung. Völlig verkrampft und panisch trat er bei jedem Kontakt sofort die Flucht an oder schlug bei jedem Geräusch und jeder Annäherung aus. Da er keinerlei Sozialisation erfahren hatte, wusste er sich einfach nicht anders zu helfen als durch Tritte und Bisse. Es dauerte fast ein Jahr, bis wir ihn berühren durften, und erst die Besuche einer erfahrenen Pferdetherapeutin führten dazu, dass sich Kaspar halftern, striegeln und führen ließ. Wir übten täglich mit ihm, mit stetig wachsendem Erfolg. Eine große Hilfe war es auch, dass sich unser 30jähriger Wallach Loriot als souveräner Freund und Beschützer angeboten hat, der dem Kleinen die nötige Sicherheit gab, um ins Leben zu finden. Die beiden waren bis zu Kaspars Tod ein starkes Team, wir müssen deshalb besonders beobachten, wie Loriot diesen Verlust verkraftet.

Im Moment sind wir wirklich wie vor dem Kopf geschlagen, weil der uns bekannte Krankheitsverlauf wie beschrieben niemals mit dem Tod hätte enden können. Wir haben uns sogar darauf vorbereitet, wie anstrengend die sowieso sehr anspruchsvolle Pferdeversorgung fortan mit dem weiteren Patienten wird. Wie gerne würden wir nun diese Strapazen auf uns nehmen, dürfen es aber nicht mehr, weil das Schicksal uns einen grausamen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Dann lauf jetzt also frei in der großen Weite, lieber Hofwirbelwind, im Moment haben wir keine Worte, die auch nur annähernd beschreiben würden, wie sehr wir dich jetzt schon vermissen.

Für Kaspar:
https://www.youtube.com/watch?v=DyzGiwbqnZ0

„Zuerst gibt es Stille, dann gibt es den Schock,
sind wir bereit oder sind wir nicht?
Ich erinnere mich, wie wir gesprochen haben,
wie die Welt etwas war, was wir vergessen haben.

Gib mir diese Liebe,
gib mir diese Seele,
gib mir dein Feuer und ich gebe dir alles –
alles in meinem Leben,
ich werde niemals loslassen
Und ich werde immer bei dir sein.“

So werden wir dich in Erinnerung behalten:
https://www.youtube.com/watch?v=vPhCdub5Gto


Kategorie: Allgemein

15 Antworten zu “Abschied von Kaspar”

  1. Ute sagt:

    Oh, Kaspar…. Unser Verlust schmerzt. Aber das Wissen um deinen Verlust deines Lebens, das ist unaushaltbar. Du haettest noch so viele Jahre geniessen sollen.
    Es tut mir so unbeschreiblich leid. Fuer die Butenlaender, fuer deine Freunde, fuer uns, aber hauptsaechlich fuer dich…. Und wieder fliessen die Traenen.

  2. Wo aus Wu sagt:

    Oh je, damit hätte ich jetzt am allerwenigsten gerechnet. Wie reagieren denn jetzt seine Kumpels darauf? Euch trifft es in der letzten Zeit aber auch so richtig, tut mir so leid. Weil das so mysteriös ist: Geht man der Sache noch weiter auf den Grund (Obduktion)?

  3. Marita sagt:

    Meine Stimmung fiel in den Keller als ich nur „Abschied“ las, und ich dachte – nein nicht schon wieder! Doch dann kam mir, wie egoistisch ich war. Ihr Butenländer, die Ihr Kaspar persönlich kanntet, wie muss es Euch treffen, und ich heule…. Ihr habt mein Mitgefühl und ich umarme Euch in Trauer. Kaspar Wirbelwind geniesse alles was auf Dich zu kommt, mit der gleichen Hingabe und Freude, wie hier auf Erden. Ich tröste mich mit der Vorstellung, dass Dir Flügel wachsen und Du von Wolke zu Wolke springst. Adieu – Du wundervolles Prachttier.

  4. Admin sagt:

    Hallo Wo,
    auf eine Obduktion werden wir wohl verzichten, weil er dafür nach Hannover gebracht werden müsste und diese Untersuchung ihm ja leider auch nicht mehr helfen könnte. Wir werden morgen aber nochmal mit unserer Pferdetierärztin telefonieren, vielleicht hat sie ja noch eine Erklärung.

  5. Wo aus Wu sagt:

    Hallo Admin,
    helfen tut ihm das nicht mehr, das ist klar. Ist wegen der Ursachenfindung, eine Marotte von mir, „Nachwirkungen“ aus dem Berufsleben. Erinnert mich an einen anderen Fall:

    http://www.et-staelleken.de/der-besondere-fall/

    (31.Januar + 03.Februar 2019)

    Kommt anscheinend vor. Und da die nicht in unserer Vokalsprache mit uns kommunizieren und uns sagen können, wo genau es gerade drückt, kommt das für uns dann überraschend. Ist trotzdem Sch….. Deshalb viel Glück mit Frederik, Tjock, u.s.w. Lolle’s Reaktion würde ich mal interessieren. Der hatte doch die stärkste Bindung zu ihm. Den müsst ihr jetzt bei Laune halten! So ein Verlust kann die Seele auffressen. Haltet durch!

  6. Antonia sagt:

    Oh je, das ist ja gerade eine Abschieds-Welle, die über Butenland rollt. Schlimm; ich trauere mit Euch über jeden verlorenen lieben Schatz und hoffe sehr, dass die Welle endlich zu Ende ist.

    Armer Kaspar; so unerwartet und so jung hat er sein irdisches Paradies und das starke Duo mit Loriot verlassen müssen. Hoffentlich trauert Loriot nicht zu lange und wird gesundheitlich nicht davon beeinträchtigt.

    Es tut mir so leid!

  7. Claudia sagt:

    Ihr lieben Butenländer, es tut mir ja so leid. In letzter Zeit seid ihr echt richtig gebeutelt. Ich wünsche euch viel Kraft!

  8. Christine sagt:

    Kaspar war noch so jung – tut mir so leid, daß er viel zu früh und dann noch so unerwartet gehen mußte. Hoff‘ auch, daß sein Kumpel Loriot das irgendwie verkraftet, genau wie die Butenländer Menschen.

  9. Rosemarie sagt:

    Die Tränen fließen.
    Ich bin mit meinen Herzen voller Trauer bei euch.

  10. V. Arken sagt:

    Kaspar wünsche ich, dass er schon jetzt an der neuen Küste im Licht steht. Und Euch wünsche ich Trost.

  11. Anke sagt:

    Es tut mir so unendlich leid.ja es tut mir in der Seele weh,zu lesen das der kleine Wirbelwind so abrubt aus dem Leben schied.
    Ich weiss nicht,wie oft ich dass noch packe,diese (zu oft) überraschenden hiobsbotshaften noch zu lesen. Alles Liebe an das gesamte Team.

  12. Melanie sagt:

    Ruhe in Frieden, Kaspar, mit Deinem Abschied hat man wohl am allerwenigsten rechnen können, aber man weiss nie was das Schicksal vorhat.

  13. Inga sagt:

    Welch ein neuer Schlag! Ruhe in Frieden, lieber Kaspar. Viel Kraft im Herzen allen, die Dich sehr vermissen werden.

  14. ingeborch sagt:

    Oh nein. Was für ein Schock. Der arme Kerl. Auch wenn man alles tut, manchmal soll es einfach nicht sein. Es tut mir so leid.

  15. Gabriele sagt:

    Oh, wie schade ein so junges Pferd viel zu früh zu verlieren. Erst heute lese ich von diesem Verlust und trauere mit Euch. Ein ganz kleine Trost für Kasper ist, dass ihm dies schreckliche Kinderreiten erspart geblieben ist und das Dank Eurem Einsatz und, das er hoffentlich nicht lange gelitten hat. Ich stelle mir vor, dass er jetzt über weite Wiesen und Prärien läuft mit vielen anderen Regenbogenpferden, die bereits im himmlischen Paradies angekommen sind. Machs gut Kasper, wir vermissen Dich und werden Dich nicht vergessen. RIP.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert