Denn Tiere sind keine Maschinen

Die ewigen Phrasen

von Admin, am 10.05.2019.


Das heutige Tagesbild zitiert aus einem Zeitungsbericht, der in der NWZ erschienen ist. Da hat ein Chefredakteur 12 Stunden in einem MIlchbetrieb gearbeitet und musste sich da wohl die ganze Zeit diese kalten Phrasen anhören. https://www.nwzonline.de/plus/stadland-nwz-chef-im-stall-chefredakteur-reckermann-inmitten-von-145-kuehen_a_50,4,2798671845.html?fbclid=

Man stelle sich bloß den Aufschrei vor, wenn irgendein Krankenhaus solche Stellungnahmen veröffentlichen würde. „Wenn wir die Mutter und ihren Säugling getrennt halten, können wir uns wesentlich besser auf das Kind einstellen und es auch effektiver überwachen. Das Einzige, was so ein Knirps braucht, ist eh die Muttermilch und die zapfen wir der Mutter ab. Menschen bauen erst eine Beziehung zu ihrem Nachwuchs auf, wenn sie Kontakt haben. Lässt man den von Anfang an konsequent nicht zu, vermisst weder die Mutter noch das Kind etwas, sie kennen es dann ja nicht anders.“

Und das kann man hervorragend miteinander vergleichen, denn hier geht es nicht um eine Karriere in der Wissenschaft oder ähnliche Dinge, für die ein Tier eher ungeeignet wäre, hier werden Muttergefühle miteinander verglichen. Die sind bei Mensch und Rind identisch besetzt, immerhin teilen sich diese Wesen sogar die Klasse als Säugetier. Überhaupt kennt jede Art Mutterliebe, denn sonst würde kein Tier in der freien Wildbahn seinen Nachwuchs großziehen, verteidigen und sich überhaupt um ihn kümmern.

Will uns wirklich irgendein Milchbauer erzählen, dass aus Mattis ein prächtigerer Ochse geworden wäre, wenn ihn nicht seine Mama Dina mittlerweile fast 8 Jahre erzogen hätte, sondern ihn stattdessen ein fremder Mensch die wenigen Monate bis zur Schlachtreife in einem Kälberiglu „beobachtet“ hätte? Wieso haben Stine und ihre Mama Minna sich stundenlang beleckt und beschnuppert, als sie sich auf unserem Hof nach 7 Jahren Anbindehaltung zum ersten Mal nicht nur sehen, sondern direkten Kontakt aufnehmen durften? Wer will Julchen unterstellen, dass es für sie keinen Unterschied gemacht hätte, ob sie die ersten dreieinhalb Jahre ihres Lebens die Muttermilch direkt aus Jettes Euter oder abgezapft aus Menschenhand bekommen hätte? Die Frage ist sogar zynisch, da Jule in dieser Industrie als Milchkuhnachwuchs mit 3 Jahren längst selber ihr erstes Kind für immer gestohlen worden wäre.

Ist der Gruselfilm über Kinderraub, lebenslange, künstlich herbeigeführte Schwangerschaften mit absurd kurzen Trockenstehphasen, auseinandergerissenen Familien und bis auf den letzten Lebenswillen ausgebeuteten Geschöpfen, auf die Jahre vor ihrer natürlichen Lebenserwartung nur noch das Schlachtermesser wartet, den die Milchindustrie tagtäglich erzeugt, wirklich nicht schlimm genug? Muss man dazu auch noch urbane Legenden darüber erfinden, dass es den Opfern dabei so richtig gut geht und sie das große Los gezogen haben? Dagegen werden wir uns immer wieder positionieren, da haben wir nicht mal eine Wahl. Denn uns wird hier Tag für Tag bewiesen, wie liebevoll Tiere miteinander umgehen, was das für soziale Lebewesen sind, wie engagiert sie ihren Freundeskreis aufbauen und pflegen, und wie stark ihre Familienbanden werden, wenn man sie nicht auseinanderreißt. Was für ein Bond-Schurke muss man sein, um vor diesem Hintergrund zur persönlichen Verteidigung lediglich lapidar zu behaupten, dass man jeden Willen brechen kann und sich jedes Wesen irgendwann an eine Leidroutine gewöhnt?


Kategorie: Allgemein

3 Antworten zu “Die ewigen Phrasen”

  1. Marita sagt:

    Es ist schon wichtig, dass den tumpen Verbrauchern ein gutes Gefühl vermittelt wird. Möglicherweise konsumieren sie sonst nicht soviel, wenn sie wirklich begreifen würden, was sie den Tieren antun. Wenn das millionfache Leid der Tiere, am eigenen Körper und Seele nachvollziehbar wäre, würde es ein verändertes Kauf- und Essverhalten geben. Also wird der Konsument weiterhin eingeschläfert. Ich weiß nicht, was noch alles passieren muss, damit die Menschen aufgeweckt werden können. Es macht mich so traurig und wütend, dass ich so hilflos bin und so wenig bewirken kann. Es geht nur langsam voran und die Qual und das Töten hört nicht auf. Wo ist Gott?

  2. ingeborch sagt:

    Schlimm auch, dass der Nonsens von ansonsten intelligenten Menschen geglaubt wird, die der Meinung sind, dass „ihre“ Bauern den Kühen damit nur Gutes tun. „Die Kühe schreien nur, weil sie gemolken werden wollen.“ Wann werden sie je verstehen? Wann ändert sich das endlich für die Tiere?

  3. Gabriele sagt:

    @Marita: fast allen ist das egal und die wollen sich damit auch nicht näher beschäftigen. In Gesprächen höre ich immer wieder den gleichen Satz: es sind doch Nutztiere, die werden dafür gezüchtet. Geht es aber um „wirkliche“ Tierquälerei (an Hunden und Katzen) sind die Leute außer sich vor Wut und sie sagen: „ich kann nicht verstehen, wie man soetwas Tieren antun kann.“

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