Denn Tiere sind keine Maschinen

Die wundervolle Welt der Tierausbeutung

von Admin, am 02.04.2019.

https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/wirtschaft/grossenkneten-landwirtschaft-im-kreis-oldenburg-aus-der-redaktion-in-den-stall_a_50,4,1299405900.html

Wir sind uns wirklich uneinig, was eigentlich bedenklicher ist: Der Bericht über eine aufgedeckte Tierquälerei in einem Nutzbetrieb oder doch eher so romantisierte Versuche wie hier, die beschreiben sollen, wie sehr ein Halter angeblich auf die Bedürfnisse der Tiere eingeht und wie gut diese es deshalb bei ihm haben.

Wenn wir unsere fiese Seite entdecken und deshalb Erna, Rosa Mariechen, Winfried und Eberhard mal so richtig auflaufen lassen würden, dann müssten wir sie irgendwo einsperren und ihnen zur ausschließlichen Beschäftigung einen Gummi- und einen Holzstab zur Verfügung stellen. Das hätte dann nämlich absolut nichts mit einem artgerechten Schweineleben zu tun und die Hölle auf Erden würde durch so eine lieblose Pseudo-Beschäftigung als Zuckergußersatz nicht einen Hauch besser werden. Unsere schweinische Familie unternimmt jeden Tag kilometerweite Ausflüge, hat dabei unzählige Begegnungen, befriedigt die ungeheure Neugier mit immer neuen Entdeckungen und untersucht praktisch alles, was ihr vor den Rüssel kommt. So etwas ersetzt man nicht durch 2 ewig gleiche Stäbe und kann sich danach zurücklehnen, weil man so einen artgerechten Stall erschaffen hat.

Eberhard und Winfried mussten 11 bzw. 7 Jahre als Versuchsschweine in einem Kachelraum mit Strohecke durchleiden, kannten nichts anderes und brauchten trotzdem keine Woche, um hier auf dem Hof ein riesiges Erkundungsgebiet zu etablieren, Eberhard stieg sogar aus dem Transporter und fing direkt damit an. Schon allein daran sieht man, was für diese Tiere natürlich ist, was sie für Bedürfnisse haben und wie sehr man die durch jede Gefangenschaft und jedes fremdausgewählte Beschäftigungsplacebo mit Füßen tritt.

Übrigens stinkt es bei uns auch nur am Misthaufen, ansonsten nimmt man zwar wahr, dass weder Schweine noch andere Tiere mit dem Prinzip des Deos vertraut sind, doch von einem Gestank sind diese Wesen trotzdem weit entfernt. Der kommt nur auf, wenn man sie mit tausenden Artgenossen zusammenpfercht, jede Lebensfreude gegen zwei Stäbe eintauscht und ihnen vor allem die Möglichkeit nimmt, eine eigene Toilette weit entfernt vom eigentlichen Wohnraum zu schaffen.

Überhaupt stellt sich auch die alte Frage, wie man auf die Idee kommt, Schweine in der Schlachtindustrie mit Beschäftigungsprogrammen zu konfrontieren. Wie verroht muss man sein, um zu akzeptieren, dass diese Wesen Bedürfnisse haben, Emotionen verspüren und intelligent ihren Tagesablauf planen, aber gleichzeitig daraus nur ableitet, dass sie deshalb dringend eine schale Spielmöglichkeit benötigen, bevor man sie vergast oder ihnen die Kehle aufschneidet? Entweder sind diese Tiere schmerzfreie Gegenstände, dann darf man sie stapeln und mit ihnen alles anstellen, was man möchte, oder sie sind das nicht, haben ein Selbstbewusstsein und Eigeninteressen, das macht dann jede Misshandlung zu einem moralischen Verbrechen. Wozu natürlich auch die größte Misshandlung, nämlich das Beenden einer gesunden Existenz, gehört, die durch keine Geschwindigkeit und kein noch so „gutes“ Vorleben in irgendeiner Form relativiert werden kann.

Fast noch eine Spur widerlicher wird der Bericht dann in dem Teil über die Rinder. Wie kann man einen Artikel aufsetzen, indem man erst darüber berichtet, was für eine tolle Liebesbeziehung jede Kuh mit dem Melkroboter führt, im praktisch selben Atemzug über den süßen Nachwuchs fabuliert, und dann auch noch den bäuerlichen Oberwärter in diesem Strafvollzug anmerken lassen, dass man Mutter und Kind mit der sofortigen Trennung einen Gefallen tut, weil das Kalb ein total anfälliges Immunsystem hat? Da kann man echt nur hoffen, dass diese Berichterstattung dem Status einer Volontärin geschuldet ist und die Azubi-Tante deshalb keine Ahnung hat, worüber sie schreibt und wie sie das aufsetzen soll.

Wir erinnern an dieser Stelle aber gerne daran, dass der Melkroboter der Kuh ihre Muttermilch raubt, die eigentlich von der Natur ausschließlich für ihr Kind gedacht war, das man ihr weggenommen hat, und das sich in dem Iglu so wohl fühlt, das es tagelang nach seiner Mutter schreit. Klingt dann nicht mehr ganz so lustig, ist aber wenigstens ehrlich. Und über die niemals kalten Hände des Roboters freut sich diese Kuh genauso wie jede andere Mutter in ähnlicher Situation. Das müsste zumindest jede Frau korrekt einordnen können, die selber ein Kind hat und deshalb weiß, wie sie auf eine Entführung und anschließende regelmäßige Ersatzpenetrierung ihres Busen zur Muttermilchabpumpung reagieren würde. Und ja, das kann man vergleichen, denn kein Mensch hat das Copyright auf Mutterliebe angemeldet, auch wenn viele so tun und das vor anderen Arten auf widerlichste Weise ausleben.


Kategorie: Allgemein

11 Antworten zu “Die wundervolle Welt der Tierausbeutung”

  1. Wo aus Wu sagt:

    Ein Kommentar nach 6 Tagen. Man befindet sich eben im Milch- und Schweinegürtel. Aber der eine Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf. Zitat auszugsweise, wenn ich darf:

    „Ist das rabenschwarzer Humor oder nur unfähige Redakteure? Sie werden von den Müttern getrennt damit sie keine Milch „stehlen“. Zeitung sollte ein unabhängiges Medium bleiben. Es ist sehr traurig anzusehen, wie sich Medien nur noch für Lobbyisten und Industrie prostituieren. … “

    Halten wir der Redaktion einfach mal zugute, dass man es nicht anders kennt, obwohl über die Realität immer öfter kritisch berichtet wird. Aber was soll man auch erwarten bei dieser Entfremdung von der Nahrung ganz allgemein, wo man das Schwein nur als Billy-Wurst im Kühlregal kennt und nicht hinschauen möchte, wie sie gemacht wird? Dann mundet es u.U. nicht mehr so sehr.
    Ich jedenfalls habe am letzten WE großes Erstaunen auslösen können mit der Behauptung, dass Schweine sehr reinliche Tierchen sind, wenn man sie denn läßt.

  2. Claudia sagt:

    Für mich klingt das nach Unfähigkeit durch Nichtwissen, oder doch durch Nichtwissen wollen?
    Ich habe noch TV-Tipps für euch, beides läuft auf 3sat.
    Heute, 2.4. um 22.25 Uhr „Milliardenschwer – Das System Milch“. (Dokumentarfilm von 2017)
    Donnerstag,4.4. um 20.15 Uhr „Rechte der Tiere“ (von 2019), danach um 21.00 Uhr „scobel – Rechte der Tiere“, mit Kurt Kotrschal (Verhaltensbiologe, Uni Wien), Michael Marahrens (Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tiertransporte in der TVT) und Saskia Stucki (Juristin, Forschungsschwerpunkte: Tierrecht und Tierschutz).
    Vielleicht wollt ihr auch mit gucken, wobei ich mir vorstellen kann, das einiges (oder alles ?) wieder schwer zu ertragen sein wird…

  3. Sandra sagt:

    @ Wu aus Wu
    Die Redaktion der Nordwestzeitung (NWZ) befindet sich in der Großstadt Oldenburg (Oldenburg). Jene NWZ hat neben diesem Artikel- welcher über diese „tolle Erlebniswelt“ der Tiere in diesem Stall des Landkreises Oldenburg (Ganderkesee) berichtet – auch Artikel über den Schlachthofskandal in Oldenburg (Oldenburg) verfasst. Die Volontäre hatten bei dem „Bauernhofsbesuchstag“ wohl die rosarote Brille auf…

  4. Sandra sagt:

    Sorry, ich meinte natürlich @Wo aus Wu

  5. Sandra sagt:

    Und ich meinte Großenkneten (nahe Cloppenburg), nicht Ganderkesee (nahe Bremen).

  6. Marita sagt:

    Eigentlich sind wir uns doch alle darüber einig, dass die Beschäfitgungsteile für die Schweine nur zur Beruhigung der Verbraucher angeschafft werden. Genauso verhält es sich mit den vielen Tierlabel, die jetzt ja wie Pilze aus dem Boden sprießen. Da schmeckt das Schnitzel doch gleich viel besser, wenn es eine grüne Ampel auf der Verpackung hatte. Diese Tiere wurden ja auch zu Tode gestreichelt…. Was für eine Augenwischerei! Und auch die Zeitungen machen da mit. Sie verkaufen sich nicht von alleine. Da braucht es schon Anzeigengebühren. „Wes‘ Brot ich ess‘, des Lied ich sing.“

  7. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Schwein möchte man sein – dieser Wunsch sollte sich doch erfüllen lassen! Und als Beschäftigung einen Stab aus Gummi und einen aus Holz, einfach nur traumhaft! Glauben die Leute, die sowas schreiben, eigentlich selbst dran? Dann sollten sie schleunigst den Beruf wechseln…

  8. Antonia sagt:

    Erschütternd! Ich kann mir auch nur schwerlich vorstellen, dass die Verfasser dieses Artikels selbst glauben, was sie so positiv darstellen. So dumm und so unfähig zu Transfer-Denken ist doch niemand! Das dient ausschließlich dazu, dem Verbraucher ein gutes Gewissen zu machen, der genauso ignorant sein muss wie der Verfasser, damit diese Worte so wirken.

    Traurig, traurig.

  9. Dami sagt:

    Sorry, ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte, wenn ich diesen Mist lese !!!

    Und den Schrott lesen viele Unwissende und glauben den Schwachsinn dann !

    Habt Ihr die Reportage gestern auf 3Sat gesehen ?

  10. Ute sagt:

    Wenn es jemanden interessiert: Auf Butenlands Facebookseite sind zwei Antworten auf Kontakte mit der NWZ wiedergegeben, eine davon eine Reaktion an Butenland selbst. Die Erwiderungen sind zum Teil „einsichtig“, rechtfertigend und spoettisch….

  11. Gabriele sagt:

    Das Eigenartige ist, daß, wenn es sich um Hunde oder Katzen handeln würde, würden sich Massen von Menschen über so eine schreckliche Tierquälerei unendlich aufregen. Das Leid der sogenannten „Nutztiere“ ist leider fast allen Menschen relativ egal, denn dafür werden sie doch gezüchtet. Mit diesem Leid und Blut von den Tierleichen füllt man sich gern den Magen voll und sagt im gleichen Moment, daß man nicht verstehen kann, wenn man Tiere quält.

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