Denn Tiere sind keine Maschinen

Tiermedizin in Bauernhand

von Admin, am 30.03.2019.

Wer dachte, dass nach der in unserem Tagesbild thematisierten Farce um das Tierwohl-Label erstmal kein neuer Vorstoß in Sachen Tierleid aus dem Landwirtschaftsministerium kommt, der war wohl ziemlich naiv. Die aktuelle Idee von Frau Klöckner ist nämlich, dass Landwirte zukünftig ihre gefangenen Schweine selber narkotisieren und kastrieren dürfen. https://www.tagesschau.de/inland/narkose-ferkel-kastration-101.html?fbclid=
 
Das ist aber eigentlich nur die Spitze dieses Eisbergs, gegen die sich außerdem auch noch Proteste regen. Viel schlimmer ist es, dass diese angedachte Erlaubnis perfekt in die Landschaft passt, die sich Bauern trotz Tierschutzgesetz eingerichtet haben und die kaum noch jemand in Frage stellt. Diese Menschen dürfen Kälber die Hornanlage ausbrennen, dabei greift dann sogar eine gesetzliche Ausnahme und diese Folter darf bei Kälbern unter 6 Wochen ohne Betäubung vorgenommen werden. Älteren Rindern dürfen vom Tierarzt diese wichtigen, mit Nervenbahnen durchzogenen Werkzeuge, über deren Funktionen wir schon viele Artikel veröffentlicht haben https://www.stiftung-fuer-tierschutz.de/2019/03/zeigt-her-eure-hoerner/ , mit einem Sägedraht entfernt werden.
 
Der Bauer kann dann wieder selber Hand anlegen, wenn es darum geht, Ferkelschwänze mit einer Heißschneidemaschine zu amputieren. Laut einer EU-Richtlinie darf dieses Kupieren zwar nicht routinemäßig durchgeführt werden, Fachleute gehen aber mittlerweile davon aus, dass bis zu 99 Prozent der Ferkel aus konventioneller Haltung die Behandlung über sich ergehen lassen müssen. Zig Millionen Hühnern werden ebenfalls vom Bauern persönlich die Schnäbel kupiert. Auch die Krallen dieser Tiere darf jeder, der einen Seitenschneider besitzt, selber kürzen, auf einschlägigen Ratgeberseiten kommt da nur sporadisch der Hinweis, dass man dabei auf die Blutgefäße achten soll, weil es sonst dreckig werden könnte. Die Berechtigung zu diesen Amputationen erhalten diese Leute entweder, weil es in ihrer Ausbildung mal kurz besprochen wurde, oder weil ihr Urgroßvater das heilige Wissen samt Verstümmelungswerkzeugen in einer Vollmondnacht an sie weitergegeben hat.
 
Jeder Bauer darf auch Gebärhilfe leisten und dabei auf Geburtsstricke und -ketten als Zughilfe, Pumpen, Schläuche und sogar mechanische Geburtshelfer zurückgreifen. Mit dieser Ausrüstung sollte mal ein Mensch in einem beliebigen Kreissaal vorstellig werden und die anwesenden Ärzte in die Mittagspause schicken, das würde bestimmt ein großes Hallo geben. Aber in der Nutztierhaltung ist das inzwischen völlig normal und wird widerspruchslos von der Gesellschaft hingenommen, deshalb dürfte auch der neue Vorstoß über kurz oder lang gesetzlich verankert werden. Natürlich wird sich auch kein Tierarzt darüber beschweren, wie sehr er dabei übergangen wird, da warten wir schon seit Ewigkeiten auf den berechtigten Einspruch, der einfach nicht erfolgt.
 
Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn jemand einem Meerschweinchen gezielt die Barthaare ausbrennt oder einem Hund in der eigenen Gartenlaube den Schwanz abschneidet. Wer auf einem Ponyhof die tierische Belegschaft in Eigenregie kastrieren möchte, sollte diese illegale Aktion auch nicht an die große Glocke hängen. Man bewegt sich ebenfalls auf ganz dünnem Eis, wenn man die eigene Katze in ständige Schwangerschaft versetzt, regelmäßig ihre neugeborenen Kinder an Metzgereien verkauft und die abgezapfte Muttermilch an entsprechend gestörte Geister verhökert. In allen Fällen greift das Tierschutzgesetz und hohe Geldstrafen wären fällig, vielleicht würde sogar ein Gefängnisaufenthalt anstehen. Nur bei sogenannten Nutztieren ist das alles normal und wer dagegen ist, wird sogar belächelt.
 
Oft werden wir dafür kritisiert, dass wir die Tiere vermenschlichen würden. Das tun wir aber sehr bewusst, um damit aufzuzeigen, wie sehr das Säugetier Mensch alle anderen intelligenten Lebewesen vertierlicht. Und das ist gerade in den Bereichen schäbig, in denen es um das natürliche Recht auf Leben geht oder der persönliche Anspruch definiert wird, von niemandem bewussten Schaden hinnehmen zu müssen. Dort sollten wir dringend alle emotionalen und selbstbewussten Bewohner dieses Planeten auf eine Stufe bringen, das hat nämlich nichts mit Schöpfungskronen und ähnlichem Quatsch zu tun, sondern ist eine dringende Frage des Anstands.

Kategorie: Allgemein

17 Antworten zu “Tiermedizin in Bauernhand”

  1. Marita sagt:

    Mir ist schon klar, dass ich hier teilweise eine sehr radikale Meinung vertrete, obwohl ich meine gute Erziehung immer noch zu Rate ziehe um mich dann doch noch gewählt auszudrücken. Aber es fällt mir immer schwerer. Manche Namen tauchen auch hier bei solchen Themen gar nicht auf. Entweder weil sie ebenfalls sonst den Krieg ausrufen könnten, so wie ich, oder weil es vielleicht doch nicht opportun ist? Meiner Meinung nach kann mensch diesen Tierquälern es gar nicht deutlich genug sagen, wie sehr sie zu Monstern mutiert sind. Möge eine andere Macht das Gleiche mit diesen Monstern machen, was sie ihren Mitgeschöpfen antun. Bei solchen Bildern könnte ich dann auch zu sehen.

  2. Claudia sagt:

    Ach Marita, du sprichst mir aus der Seele! Mir geht es auch so wie dir. Ich finde es unerträglich, was an Grausamkeiten und Quälereien alles dank „unserer“ sogenannten Landwirtschaftsministerin möglich ist. Ich finde auch, wir sollen noch lauter werden, um auf die ganzen Missstände und Qualen aufmerksam zu machen, um die dringend notwendigen Änderungen im ganzen System anzugehen. Am 18. Mai findet dieses Jahr zum ersten Mal die Demonstration „Für die Schließung aller Schlachthäuser“ in Hamburg statt, im Fokus stehen die Rinder. Ich bin mit dabei. Weitere Infos und Termine sind bei ariwa.org zu finden.

  3. Marita sagt:

    Hallo Claudia,
    wenn es mir irgendwie möglich ist, werde ich auch dabei sein. Über diesen Termin war ich gar nicht informiert. Vielen Dank für die Info.

  4. Claudia sagt:

    Hallo Marita, Hamburg hat damit dieses Jahr Premiere

  5. Christine sagt:

    Das ist einfach nur krank + absolut grausam – die gute Frau tickt für mich nicht mehr richtig.

  6. Ute sagt:

    Marita – das Fehlen einiger Namen bei Themen wie dem heutigen, ist mir auch schon aufgefallen. Mein Name ist auch einer, der hier unter solchen Beitraegen unterdessen herzlich wenig auftaucht. Diese Abwesenheit ist, fuer mich wenigstens, symptomatisch fuer die hilflose, oft hoffnungslose, rotgluehende Wut, die ich der Wahrheit in ihnen entgegenbringe.
    Zum Teil spielt aber auch die Auseinandersetzung mit solchen Artikeln durch den Tag auf Facebook eine Rolle. Bis dann diese Beitraege auf Butenlands Seite erscheinen, war man ihnen oft schon waehrend des Tages ausgeliefert und die Traurigkeit, der Zorn, die gespuerte Hilf- und Hoffnungslosigkeit hat einen manchmal ausgelaugt.
    Das heisst aber nicht, dass man diese Beitraege nicht als notwendig betrachtet und deshalb willkommen heisst. Fuer mich laeuft das Schweigen, das Nichtkommentieren eigentlich schon in Richtung Selbstschutz.

  7. Sandra sagt:

    Mein Mann ist bei Facebook registriert und kommentiert auch solche Beiträge wie z. B. die Zustände in Schlachthäusern. „Gerne“ wird er dann als militanter egoistischer Veganer beschimpft, der Menschen hasst, durch die Schließung von Schlachthöfen doch Arbeitsplätze verloren gehen würden, der Mensch doch „immer NUTZ-tiere gehalten hat“, das Fleischessen in der Natur des Menschen liegt usw. Es ist leider ein Kampf gegen Windmühlen und häufig kommen nur trotzige uneinsichtige (teilweise beleidigende) Kommentare – nach dem Motto, jetzt esse ich erst recht Fleisch!
    Ich denke mir immer, was für Menschen die Schlachter und Transporteure sein müssen, dass sie die Tiere nicht mehr als Mitkreaturen auf dieser Welt mit Gefühlen und Empfindungen sehen, sondern nur als Sache/Ding, die man oft im Akkord umherstößt, foltert, und tötet.

  8. Admin sagt:

    Die direkte Aufforderung, solche Berichte zu unterlassen und nur noch süße Tierbilder zu posten, kam bisher nur von einer Userin. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Wichtigkeit auch solcher Artikel allen zumindest bewusst ist. Wir werden sie auf jeden Fall auch weiterhin regelmäßig bringen, weil sie einfach zur Tierrechtsarbeit dazugehören und eine ewig rosarote Brille inklusive ausgeschwiegener Verdrängung fast schon ein Verrat an den Tieren ist.

  9. Sandra sagt:

    @Admin:
    Richtige Einstellung!

  10. ellen sagt:

    Die Aufklärung ist wichtig – etwas zu verdrängen oder nicht darüber zu sprechen/berichten ist eine sehr einfache Übung. Diese Themen gehören in den Fokus gerückt, damit sich überhaupt etwas verändern kann. Leider trägt unsere derzeitige Landwirtschaftsministerin in feinster Weise nur einen Hauch dazu bei, dass ein Veränderungswille spürbar erkennbar wäre. Pestizide werden zugelassen als ob sie Limonade wären. Wenn der Bayer-Vorstandsvorsitzende „großartige“ Loblieder auf Glyphosat singt, kommt von der Politik keine Stellungnahme, anscheinend leben sie auf einem anderen Flecken Erde. Es wird endlich Zeit eine Veränderung anzustreben, ansonsten hat die Spezielle Mensch keine große Überlebenschance.

  11. Ute sagt:

    Ich glaube, Butenland ist in einer hervorragenden Lage, diese „harten“ Beitraege anzubieten, einfach weil sie die entgegengesetzte Seite so anschaulich vorstellen und nicht nur notwendige Kritik, sondern auch vorbildliche Anweisungen fuer ein besseres Verstaendnis fuer Tiere uebermitteln koennen.

  12. Marita sagt:

    Ich freue mich doch sehr über die Diskussion zu dem obigen Thema und lasse mich gerne eines anderen belehren. Ute, für mich ist das teilweise niedrige Niveau von Facebook ein Grund, warum ich diesem Netzwerk nicht angehören möchte. Verstehe aber deine Argumentation. Irgenwann muss auch mal Pause sein. Umso mehr schätze ich deshalb den Ton und Umgang auf der Butenland-Seite. Denn hier finde ich auch immer wieder Trost, wenn es gar zu schlimm wird und ich nicht weiß, wohin mit meinen Frust. Hier habe ich das Gefühl, unter Gleichgesinnten zu sein, die es auch verstehen zu trösten, obwohl es ihnen genauso „bescheiden“ geht wie mir. Eines werde ich zumindestens nicht tun, mich in den Niederungen von Facebook bewegen und so zu werden, wie die, über die wir gerade schreiben.

  13. Ute sagt:

    Marita – Facebook hat seinen Nutzen, auch wenn es oft zur Kriegszone ausarten kann. Eine Fb-Freundin, mit der ich auch im richtigen Leben befreundet bin und die bisher „unbelehrbar“ war, hat aufgrund der Posts auf meiner Seite ihren Milchverbrauch beendet, ihren Fleischkonsum zurueckgeschraubt und stellt ihren Kaeseverzehr langsam auf veganen Kaese um. Ein Bekannter hat seinen Fleischkonsum sehr eingeschraenkt. Nicht genug, aber doch wenigstens Babyschritte aus der Unterstuetzung der Grausamkeiten heraus.
    Und ja – es ist manchmal schwer, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht zu Aggressionen und hasserfuellten Aeusserungen verleiten zu lassen…

    Du erfaehrst hier, was so viele von uns mit Dir teilen – die Gelegenheit durch Butenlands Videos unsere Seelen ausruhen zu lassen, uns zu erholen. Ich kann Dir nicht sagen, wie oft Butenland einen Tag wieder ins rechte Lot gerueckt, ihn gerettet hat! Die groessten „Zurechtbieger“ fuer mich waren und sind immer noch RUDI, KLARA und MILLA!
    Und, wie Du sagst, das Wissen unter Gleichgesinnten zu sein, hilft sehr!

  14. Dami sagt:

    Ich stimme Euch zu und Deinen Beitrag, Ute, bzgl Butenland und Aufklärungsarbeit sehr gut !

    @Admin/Jens :
    sehr gut ausgedrückt !!
    Bitte macht genauso weiter !!!

  15. ulla39 sagt:

    Nö, nö, die Meldung ist nicht vom 30. März, die ist vom 1. April!!

  16. Elke Kloos sagt:

    Selbstverständlich ist es richtig aufzuklären. Meine vollste Zustimmung.

  17. ingeborch sagt:

    Ich werde den Mangel an Empathie für Tiere nie verstehen. Wer sich Tiere als fühlende Wesen vorstellen kann, ist zu solchen quälerischen Handlungen nicht imstande.
    Trotzdem. Man darf nicht aufgeben. Man darf nicht aufgeben. Man darf nicht aufgeben.

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