Denn Tiere sind keine Maschinen

Unser Statement zur „Euro-Tier“-Messe

von Admin, am 19.11.2018.

Reportagen wie diese https://www.ndr.de/fernsehen/Eurotier-Hannover,sendung845256.html?fbclid=IwAR0LIsY-7L4uMprSlTlksw4Gf45fUC2Fu7VRtH1O7gO_svOWlgmRHXOwsME von der „Eurotier“-Messe in Hannover sind oft schwerer zu ertragen als ihre blutigen Gegenstücke. Denn gerade durch den Versuch, alle Tiere extra dafür herzurichten und ausdrücklich alles wie ein Einblick ins Paradies darzustellen, wird deutlich, dass dieses System selbst in seinen bemühtesten Momenten nicht ohne massive Tierquälerei auskommt.

Es wird erzählt, wie sehr die Ausstellungskühe gepflegt werden, sie werden für die Kunden herausgeputzt, rund um die Uhr bewacht, auf Laufstegen und Drehbühnen präsentiert und nur noch nach ihrer Leistung beurteilt. Das sind Zustände, die erschreckende Parallelen zur Zuhälterei besitzen.

Natürlich erzählt auch jeder Besucher etwas von Tierwohl und wie sehr es ihm doch am Herzen liegt. Wenn das wirklich so wäre, warum kommt dann niemand auf die Idee, sich mal bei ehemaligen Milchbauern wie Jan Gerdes zu erkundigen, was zu tun ist, wenn man tatsächliches Mitgefühl für seine Tiere entwickelt hat? Da bekommt man dann garantiert andere Vorschläge, als über eine Messe der Tierausbeuterindustrie zu schlendern, sich die erfolgreichsten Turbokuh-Opfer anzugucken und sich über den angeblichen „Stall von morgen“ zu informieren. Wer sich für Frauenrechte stark macht, der pilgert ja auch nicht zur „Venus“ und trifft die Stars der Pornoszene.

Gruselig ist auch der Bauer, der seinen Betrieb mit Robotern bestückt hat. Als hätte das auch nur minimal etwas mit Tierwohl zu tun. Im Bericht wird unter anderem lapidar darauf hingewiesen, dass diese Roboter sogar den Spaltenboden säubern. Wir haben den Überblick darüber verloren, wieviele Rinder auf Butenland sich durch eben diese Bodenform ihr komplettes Gangbild ruiniert haben. Wie kann man unter diesen Umständen stolz darüber berichten, dass diese unartgerechten Böden neuerdings von Robotern blitzblank gehalten werden und das dann auch noch als geniale Innovation abfeiern? Unvergesslich ist auch die Szene, die bei Undercover-Recherchen entstanden ist, in der so ein Roboter ein neugeborenes Kalb von der Mutter weg durch den halben Stall schiebt.

Auch die Melkroboter werden abgefeiert, weil es halt niemanden kümmert, dass diese Dinger gerne mal Blut abzapfen. Ein Blick auf Herstellerseiten klärt nämlich auf, dass sie über einen Blut- oder Farbsensor verfügen und so die Milch vom Blut abgetrennt werden kann. Da gibt es auch verschiedene Varianten, ein paar schauen nach jedem „Euterviertel“, ob denn überhaupt noch Milch abgepumpt wird, ein Roboter schaut sich nur das „Gesamtgemelk“ an. Wichtig ist auch hier nur, dass so wenig Blut und Eiter wie eben möglich beim Kunden landet.

In einem Nebensatz wird auch erwähnt, dass sich die Milchleistung durch den Einsatz der Roboter gesteigert hat. Es ist der reine Hohn, wenn Bauern Milch als natürliches Produkt hinstellen wollen. Diese Muttermilch ist von der Natur dafür bestimmt, vom Euter in den Kälbermund zu wandern, die Umleitung Mensch wurde da nie eingeplant. Und dann wird sie auch noch tierischen Müttern in einem Akkord abgenommen, der durch die Decke geschossen ist und jährlich neue Rekorde aufstellt. Was verstehen diese Leute bloß unter „Natur“?

Dann wird es hochinteressant, denn es folgt ein Einspieler, in dem Gummimatten plötzlich als „Weich wie ein Bett“ angepriesen werden. Wenn das so ist, warum schläft der Mensch eigentlich noch nicht auf solchen Matten? Allerdings wird sofort aufgelöst, wieso man überhaupt auf den Gedanken für so eine „Verbesserung“ kommt. Die Kuh soll sich öfter hinlegen, mehr wiederkäuen und so die Milchproduktion ankurbeln. Denn nur darum geht es, sie soll produzieren, produzieren, produzieren. Jedes Tierwohl, das nichts mit Produktionsraten zu tun hat, geht den meisten (allen?) Landwirten nämlich komplett am A…. vorbei.

Zynisch wird der Bericht, wenn eine Datenbrille vorgestellt wird, mit der sich der Bauer jederzeit über die Gesundheit seiner Kühe informieren kann. Auch das wird natürlich wieder als Tierwohl-Durchbruch hingestellt. Dabei informiert sich der Bauer nur, wie sehr er die Gesundheit seiner Gefangenen bereits ruiniert hat und wen er besser zum Schlachten aussortieren sollte. Überhaupt geht es da um eine Gesundheit, die bei der Kuh nie gefährdet gewesen wäre, wenn sie ihren ach so fürsorglichen Bauern nicht kennengelernt hätte. Dieser lapidare Tonfall, mit dem der Zweck dieser „Innovationen“ verdreht wird, ist wirklich nichts für schwache Nerven.

Natürlich muss auch der Landwirt vorgestellt werden, der den Beruf ergriffen hat, um „ein Verhältnis zu den Tieren aufzubauen“. Und deswegen reißt er Familien auseinander, schwängert im Akkord Kühe gegen ihren Willen, lässt im Labor Bullen Sperma abpumpen und gibt seine Opfer zur Schlachtung frei, wenn sie nicht mehr ausgebeutet werden können, grundsätzlich Jahre oder Jahrzehnte vor ihrer eigentlichen Lebenserwartung. Wenn solche Leute dann ein adäquates Verhältnis zu Menschen aufbauen, werden sie bei „Aktenzeichen XY“ vorgestellt. Wieder können wir nur empfehlen, mal einen unserer Besuchersamstage wahrzunehmen, wenn man erfahren möchte, wie man ein Verhältnis zu Tieren aufbaut, an dem beide Seiten interessiert sind.

Der Bericht dreht sich auch auf der Stelle, denn eigentlich werden nur Verschlimmbesserungen vorgestellt, von denen die Opfer gar nichts haben, weil sie ausschließlich Probleme lösen, die kein Tier ohne die Gefangenschaft durch den Bauern hätte. Das ist auch das Fazit, das man ziehen und auf die komplette Tierwohl-Initiative in all ihren Auswüchsen übertragen kann.


Kategorie: Allgemein

8 Antworten zu “Unser Statement zur „Euro-Tier“-Messe”

  1. Gabriele sagt:

    Das Lesen dieser dämonischen Ausbeutung fällt schon sehr schwer, mir schnürt sich dabei die Kehle und der Magen zu. Die Vorstellung, daß so sanfte Wesen, wie es Kühe sind, so einen Horror auch noch oft jahrelang erdulden müssen und diesem Albtraum aus eigener Kraft nie entrinnen können, macht mich so traurig. Gestern in der Sendung Odysso wurde auch eine Maschine gezeigt die, die Tiere innerhalb 60 Sekunden töten bzw. erst mit dem Bolzen betäuben und danach mit dem Messer erstechen soll. Die Menschen brauchen dann nur noch diesen Roboter bedienen und machen sich nicht mehr die Hände schmutzig. Alles wird aber unter dem Label Tierwohl verkauft. Es gibt kaum die passenden Worte die, diese Finsternis beschreiben könnten.

  2. Stefan sagt:

    Der nächste Schritt wäre der Robo-Landwirt. Der würde den heutigen Bauern ersetzen und keine unangenehmen Fragen oder sogar Forderungen stellen.
    Ausgediente und alte Arbeitsroboter mit defekten Schaltkreisen kämen dann in ein Altersheim für Elektroschrott und warten auf Spender für durchgeschmorte Kabel.
    Wenn das die Zukunft ist…?

  3. ellen sagt:

    Ja, das Wort gruselig trifft es genau – dieses Schönreden, als wäre so ein Kuhstall das Paradies auf Erden, Wohlfühlatmosphäre für die Kuh von heute. Das Marketing funktioniert. Die Tiere leiden von der Geburt bis zum Tod – keine, auch nur ansatzweise, artgerechte Haltung, sei es Kühe, Schweine, Hühner………….man kann endlos weiter aufzählen.

  4. Stefan sagt:

    Ich habe den Eindruck, dort werden Staubsauger angeboten. Als Kaufanreiz gibt es dazu viel passendes Zubehör.

  5. Gisi sagt:

    Es gibt nichts Richtiges im Falschen!!Danke an Butenland!

  6. Ute sagt:

    „Nach den negativen Schlagzeilen um die Schlachthoefe…. wird der Ruf nach einem besseren Tierwohl immer lauter. Zu Recht.“ sagt der Reporter vor einem Bullen mit Ring durch die empfindliche Nase und mit Strick und Kette „verziert“. Und merkt den Widerspruch nicht….
    Und so wurde der Anfang des Filmes fuer mich auch schon das Ende. Die Information in Butenlands Beitrag ist furchtbar genug. 🙁

  7. Christine sagt:

    Ja, da reicht schon allein die butenländische Info.
    Wie Menschen Tiere behandeln macht wütend, traurig, ist zum Kotzen.

  8. Gabriele sagt:

    Man muß doch dieses blutige Geschäft hübsch verpacken und die Verbraucher davon überzeugen wie gut und richtig alles ist. Es gibt tatsächlich Menschen, die glauben, daß den Tieren vor dem Gang ins Schlachthaus die Augen verbunden werden. Zum Glück gibt es aber auch viele, die aufgewacht sind und sich nicht mehr belügen lassen und die anderen wollen belogen werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert