Denn Tiere sind keine Maschinen

Unser Statement zum Thema Stalleinbrüche

von Admin, am 08.11.2018.
Schon bemerkenswert, wie sehr sich die Regierung noch immer gegen Stalleinbrüche von Tierrechtlern positioniert. Die FDP will jetzt sogar Vereinen die Gemeinnützigkeit aberkennen, wenn sie aufklärende Filme aus solchen Aktionen verbreiten. https://www.nwzonline.de/wirtschaft/hannover-vereine-filmen-illegal-im-schlachthof-das-sagen-landwirte-zur-tierschutz-debatte-im-landtag_a_50,3,466599596.html?fbclid=IwAR0-E9EtZCf1IvkM7O3AYXrBUayjWSKDHtguMNGT-R0Ci-drf5CyXXy1Xls Und die CDU kündigt schwammig an, die Halter mehr in die Pflicht zu nehmen.
 
Nur kurz zur Erinnerung: Die gleiche Regierung lässt momentan zum Beispiel hier in Niedersachsen im Durchschnitt alle 21 Jahre einen Tierbetrieb kontrollieren, in anderen Bundesländern sieht es ähnlich katastrophal aus, da liegt keine Quote unter 10, viele über 15 Jahren. In Bayern kommt es durchschnittlich alle 48 Jahre zu einer Überprüfung. https://www.merkur.de/bayern/kontrollen-beim-tierschutz-in-bayern-passiert-rechnerisch-nur-einmal-in-50-jahren-10092091.html Und das liegt keinesfalls am fehlenden Personal, denn wir als Lebenshof werden regelmäßig kontrolliert, obwohl es jedes Jahr außer fehlenden Ohrmarken nichts zu beanstanden gibt.
 
Mehr als interessant ist auch, dass es selten bis gar nicht Landwirtschaftsminister oder -ministerinnen gibt, die keinen eigenen Tierbetrieb führen. Das geht sogar soweit, dass die ehemalige Umweltministerin von NRW Schulze-Föcking während ihrer Amtszeit eine Stabsstelle für Umweltkriminalität aufgelöst hat, weil diese gegen ihren Schweinemastbetrieb ermitteln wollte, und den kompletten Landtag in die Irre geführt hat. Dafür musste sie zwar ihr Amt räumen, das aber nur nach schwerem Druck aus der Öffentlichkeit und ohne jede Konsequenz für ihren Betrieb. Und die Stabsstelle ruht natürlich auch weiterhin in Frieden und kann ihre Ermittlungen nicht fortführen.
 
Nach wie vor wehren sich deutsche Politiker auch vehement gegen ein Lobbyregister. Gerade in Landwirtschaftsministerien würde so etwas aber sehr transparent machen, wieso Politiker nach jedem neuen Lebensmittelskandal nur immer mehr Tierschutz ankündigen, ohne auch nur einmal zu handeln. Das passt eben ihren Sponsoren nicht, so vereinfacht kann man das tatsächlich darstellen.
 
Man sieht es auch aktuell wieder bei der Betäubungspflicht vor Ferkelkastrationen. Für die Umsetzung hatten die Betreiber 5 Jahre Zeit, in dem Zeitraum wurden sie aber nicht mal ansatzweise tätig, also verlängert die Große Koalition die Frist einfach um zwei weitere Jahre. Angeblich weil sonst kleinere Tierquäler vor dem Aus stehen würden, die gleiche Begründung zieht vielleicht sogar nochmal in 24 Monaten, mal sehen.
 
Was bei dem ganzen Thema auch nicht unter den Tisch fallen darf: Es gibt nicht einen Vorwurf gegenüber diesen mutigen Menschen, der sich mit Sachbeschädigung beschäftigt. Einfach weil das nicht vorkommt. Die Bauern jammern ausschließlich darüber, dass jemand gefilmt hat, was für eine unglaubliche Tierquälerei in ihren Betrieben stattfindet. Und die Regierung will auch nur verhindern, dass solche Bilder in die Öffentlichkeit kommen und ihre Sponsoren schlecht aussehen lässt. Das Tier steht da nur im Mittelpunkt, solange eine breite Öffentlichkeit sich dafür interessiert, entsetzt ist und Forderungen stellt. Spätestens am nächsten Bundesligaspieltag kräht da kein Hahn mehr nach.
 
Außerdem wollen wir nicht vergessen, was die Bauern für enorme EU-Subventionen einstreichen, und dass diese Beträge aus Steuergeldern finanziert werden. Das ist nochmal ein enormer Unterschied, ob eine Privatperson sich dagegen wehrt, dass eine Öffentlichkeit sich über interne Arbeitsabläufe informiert, oder ein Bauer, der von eben dieser Öffentlichkeit sehr gut bezahlt wird. Wir müssen bei diesem Thema auch immer schmunzeln, denn oft bekommen wir von Bauern vorgeworfen, dass wir uns über Spendengelder finanzieren, die uns freiwillig überwiesen werden, ohne dass diese Kritiker auch nur kurz darüber nachdenken, dass sie von Spendengeldern leben, die per Zwang eingetrieben und an sie ausgeschüttet werden.
 
Auf jeden Fall gilt: Wenn sich eine Regierung, egal ob auf Bundes- oder Landesebene, tatsächlich für Tierschutz interessieren würde, dann müsste sie sogar jeden Stalleinbruch begrüßen, der schaurige Bilder öffentlich macht. Einfach weil diese Privatleute etwas übernehmen, was kein Beamter dieser Welt hinbekommen wird: Unangekündigte Kontrollen mit dem Fokus auf das Tierwohl.
 
Wenn diese Tierrechtsaktionen nun also noch mehr als sowieso schon kriminialisiert werden, dann wird das nur zu diesen Punkten führen: Diese Bilder werden nicht mehr gemacht, die Tierquälerei wird wieder anonymisiert, der Verbraucher bezieht sein Wissen wie gehabt ausschließlich aus den Werbeprospekten der Tierindustrie, und Politiker machen bei angekündigten Wahlveranstaltungen nette Bilder mit dem Premium-Kalb des für den Pressetermin extra ausgesuchten Hofes, ohne sich auch nur die Bohne dafür zu interessieren, was in den Ecken passiert, in die sie nicht geführt werden. Diese Welt wollen wir nicht erleben, deshalb solidarisieren wir uns absolut mit den Helden, die im Dunkeln kommen, damit es für andere hell wird.
 

Kategorie: Allgemein

8 Antworten zu “Unser Statement zum Thema Stalleinbrüche”

  1. ellen sagt:

    Wie schon mehrfach gesagt, es müßte diese Filme und Dokumentationen überhaupt nicht geben, wäre da auch nur ein Funken von Menschlichkeit und Respekt gegenüber den Tieren. Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was in den „Produktionsställen“ so abläuft. Schlimm genug, dass es soweit kommt – aber unsere gewählten Politiker haben ein dickes Fell.

  2. Wo aus Wu sagt:

    „Wer sucht, der findet. Und wer nicht finden will, sucht erst gar nicht bzw. sorgt dafür, dass nicht gefunden werden kann“. Dass die FDP so agiert ist nicht verwunderlich, die waren schon immer so.
    Ich bin ja schon positiv überrascht, dass diese Nummer im ZDF (öffentlich-rechtlich!) zur besten Nachrichtenzeit und sogar mit den „fiesen“ Szenen gezeigt wurde. Woanders habe ich das nicht gesehen. Bin wirklich gespannt, wie sich das entwickelt.
    Und dass Ihr so oft kontrolliert werdet seid ihr auch selber schuld: Bei euch ist es so schön, die Kontrolleure wollen garnicht erst woanders hin
    Der nächste Fall: Bio-Schlachthof in Brandenburg. ACHTUNG: Film ist nichts für Jedermann!

    ….rbb24.de/panorama/beitrag/2018/11/oeko-schlachter-tierquaelerei-brandenburg.html….

    Diese Beiträge sollten zur standardmäßigen „Pflichtunterweisung“ all derjenigen gehören, die wir durch als Wähler eingestellt haben und die wir bezahlen.

  3. Marita sagt:

    Harter Tobak, aber es ist immer wieder notwendig, dass mensch so etwas sieht. Diese Menschereien müssen gezeigt werden. Und wie ich schon vor einem Jahr mal anregte, wo ist dass Problem, gewissen Damen und Herren, also die, die sich besonders hervor tun bei den Tierquälereien, mal einen netten Brief zu schreiben und als Danke schön noch ein paar Hochglanzfotos beizulegen von den Taten, die begangen werden, weil sie als Politiker die Hände in den Schoß legen. Andererseits werden nicht nur die Hände, sondern sogar die Arme geöffnet, wenn es darum geht, Geschenke für sich oder der Partei entgegen zu nehmen. Oder wie wäre es denn damit: Narkosefreie Zwangkastrationen bei den Herren und die Mädels an die Melkstationen…..

  4. Thekla sagt:

    Ich muss sagen, dass ich ganz hohen Respekt vor diesen Menschen habe, die diese Undercover-Recherchen auf sich nehmen. Denn es sind mit Sicherheit Tierschützer, denen das, was sie sehen, unter die Haut geht.
    Ich möchte nicht wissen, wie es denen gegangen ist auf dem Schlachthof. Das könnte ich kaum aushalten.
    Also, meinen höchsten Respekt für diesen Einsatz. Und ich hoffe, dass die Politiker nicht damit durchkommen, diese Tierschützer als Straftäter zu behandeln.

  5. Maria sagt:

    Verbraucher lässt die Hände von Tier-Qualprodukten = Industrie stellt sich um.

  6. Melanie sagt:

    Es ist wie immer und bei allem, Nachfrage und Angebot, der Verbraucher oder auch der Wähler entscheidet und hätte letzten Endes alle Macht….wenn er sie denn nutzen würde.
    Es würde mich interessieren inwieweit meine „besondere Freundin“ Julia Klöckner in dieses Netz verwoben ist. Ist bekannt ob sie auch einen wie auch immer gearteten Betrieb besitzt?

  7. Admin sagt:

    Die Klöckner ist in einer Winzer-Familie aufgewachsen und war auch mal Weinkönigin. Die Herkunft tendiert also mehr zum Alkohol als zur Ausbeutung. ^^

  8. Gabriele sagt:

    Dieses ganze unnötige Leid, was den Tieren angetan wird und diese ganz Ungerechtigkeit, ich könnte mir immer nur die Haare raufen und mir sonstwo hinschlagen. Ja, alles muss gezeigt werden aber, nur die wenigsten schauen es sich an und die, die es gesehen haben werden ihr Verhalten nach solche Horrorszenen auch nur selten ändern. Die ganzen Naturvölker, die Nomaden oder die, die auf dem Land leben ermorden die Tiere selber und der Rest schaut dabei zu. Trotzdem werden sie keine Vegetarier. Ich denke, daß die meisten Menschen so schlimm abgestumpft sind und das macht mich sehr traurig. Die armen, wehrlosen Tiere, die niemandem etwas zuleide tun. Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben.

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