Denn Tiere sind keine Maschinen

Der Metzger des Vertrauens

von Admin, am 07.11.2018.
Gibt es eigentlich eine größere Augenwischerei als den ominösen Metzger des Vertrauens? Und gibt es eine Märchenfigur, die von Erwachsenen ähnlich häufig benutzt wird? In Diskussionen verweist meist jeder Tierproduktekonsument auf diesen Typen, wobei jede Art von Nachfrage aber direkt radikal und unerwünscht ist. Denn der Metzger des Vertrauens ist meistens die Person hinter dem Verkaufstresen, mit der man sich öfter nett unterhält und die auch auf kritische Nachfrage immer betont, wie gut es den Opfern gegangen ist, mit deren Körperteilen die Verkaufsvitrine dekoriert wurde. Kein Konsument geht bei seinem Metzger des Vertrauens in die Ställe und schaut nach. Das ist sogar verpönt, denn die hübsche Welt aus den Prospekten und dem persönlichen Gespräch braucht man, um seinen gruseligen Konsum vor dem eigenen Gewissen zu rechtfertigen.
 
Ärgerlich, wenn dann immer wieder Berichte auftauchen, die diesem modernen Weihnachtsmann die Maske vom Gesicht reißen. So wie aktuell in gleich zwei Schlachthöfen in Oldenburg und Bad Iburg geschehen. Beide bio-zertifiziert, beide garantiert großzügig mit Fantasy-Tierschutz-Siegeln der Bundesregierung oder auch vom Bauern persönlich erfunden plakatiert, beide als Vorzeige-Metzger des Vertrauens bekannt. Und trotzdem werden Tiere getreten und anders misshandelt, Journalisten sprechen sogar von Sadismus. Wäre das nicht mal ein schönes, neues Siegel: bio-zertifizierter Sadismus? Wieso denkt überhaupt nicht mal jemand darüber nach, wo die Tiere aus den ach so tollen Bio-Betrieben schlußendlich landen? Nämlich eben in diesen Schlachthöfen, jeder Bio-Gedanke wird sowieso im Angesicht des Todes ad absurdum geführt.
 
Wir können diese Heuchelei einfach nicht mehr nachvollziehen. Jeder liebt auf Anfrage Tiere, trotzdem leben weite Teile der Menschheit diese Liebe so aus, indem sie die Gegenüber umbringen lassen. Sie sorgen sich unglaublich darum, dass die Tötung und überhaupt die Quälerei schneller, besser, sogar „humaner“ vonstatten geht, verteufeln aber jeden, der ihnen erklärt, dass der ganze Akt unnötig ist, da Millionen putzmuntere Veganer weltweit beweisen, dass man ohne Tierprodukte existieren kann. Und dann verstricken sich noch viele in kindische Konzepte wie den Metzger des Vertrauens, obwohl sie diesen Mann nicht kennen und sie auch spätestens bei dem Milchproduzenten des Vertrauens, dem Lederproduzenten des Vertrauens oder dem Discounter-Würstchen-Vertreiber des Vertrauens passen müssen. Im Endeffekt nehmen sie nur Berichte über massive Tierquälerei wahr, empören sich kurz darüber, und fordern mehr oder weniger lautstark, dass es ihren unschuldigen Opfern ab sofort besser gehen soll. Als würden diese Wesen nicht letztendlich nur an ihrem Leben hängen und als würde es tatsächlich ein theoretisches Konzept geben, unter dem sie gerne sterben. Fragt euch einfach mal, wie ihr vor eurer Schlachtung behandelt werden möchtet, damit ihr sie als Trip ins Disneyland empfindet. Solltet ihr darauf keine Antwort haben, wieso erwartet ihr sie von den Tieren?
 
Hier noch ein Statement der Grünen zur Videoüberwachung, die jetzt wieder als der große Heilsbringer glorifiziert wird. https://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/index.php?id=2247 Und das ist auch nur die Spitze des Eisberges, denn wir machen uns keine Illusionen darüber, dass dieses Vorhaben auch an die Wand gefahren würde, wenn vom Staat abgestellte CDU- oder FDP-Leute das Ganze überwachen. Da kann auch ruhig der Lobbyist selber kontrollieren, der Effekt bleibt wohl gleich: Nämlich Null.

Kategorie: Allgemein

11 Antworten zu “Der Metzger des Vertrauens”

  1. Gabriele sagt:

    Ihr habt leider so unendlich recht. Wie oft habe ich diese Statements schon gehört. Wieso kommt man an diese Leute nicht heran und wieso vergöttern sie ihren Hund / Katze und sind so mitleidlos gegenüber Schwein/Rind? Selbst bei unseren örtlichen Tierschutzvereinen kommt zu den diesjährigen Adventsbasaren Tier auf den Grill.

  2. Ute sagt:

    Wenn selbst der ueberwachende Tierarzt nicht nur die Misshandlungen, die vor seinen Augen stattfinden, ignoriert, sondern sich sogar aktiv an ihnen beteiligt, wie in Oldenburg geschehen – was kann man denn erwarten?

    Gabriele – wie oft habe ich das Argument gehoert, dass es besser ist, eine Tierart zu schuetzen, als gar keine! Als gaebe es nur diese zwei Alternativen! Spenden fuer zum Beispiel gerettete Hunde zu erheben, indem man Kuehe oder Huehner opfert – Leute sehen weder den Widerspruch noch die Heuchelei.

  3. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Ich kann Euren bissigen Kommentar sehr gut verstehen! Das Ganze ist ein schier unerträgliches Gewirr aus Verdrängen, Leugnen und Gleichgültigkeit. Und nach der ersten Empörung geht man schnell wieder über zum Tagesgeschäft. Was habe ich heute gelesen? Der Trend geht zum Wintergrillen…da bleibt einem selbst das „Mahlzeit“ im Halse stecken.

  4. Stefan sagt:

    Das Wort „Metzger“ in der Überschrift, könnte durchaus mit dem Wort „Henker“ ausgetauscht werden.

  5. Antonia sagt:

    Wirklich schlimmstens, was Menschen Tieren antun! Ich verstehe die Menschheit u.a. in dieser Hinsicht immer weniger und will es auch gar nicht. Das ist doch alles nur krank.

    Leider zeigen die meisten schockierenden Nachrichten nur kurz Wirkung. Viele können/wollen sich nicht damit auseinandersetzen; wollen es erst recht nicht sehen. Da muss ich an Manfred Karremann denken, wie er diese Ignoranz so treffend hinterfragt: „Wenn etwas so schlimm ist, dass man nicht hinsehen kann, warum lässt man DAS dann zu?“
    Ja, das frage ich mich auch pausenlos.
    Traurig!!

  6. Marita sagt:

    Die Metzger heutzutage machen sich doch gar nicht mehr die Finger blutig. Da kommt früh morgens ein Kleintransporter, direkt aus dem Schlachthof, und bringt die Schweine- und Rinderhälften vorbei. Das Kleinschneiden übernimmt dann der Metzger und lässt sich noch dafür feiern. Das ganze System ist so absurd, dass es eigentlich nur noch die Fleischesser in ihrer Ruhe stört, wenn zufälligerweise ein Pferd, statt eines Rindes, in die Lasagne verarbeitet wurde. Die Bilder aus den niedersächsischen Schlachthöfen habe ich gestern auch gesehen, aber selbst bei diesen Tatsachen machen nicht mal alle staatlichen Fernsehsender mit und zeigen den Bericht. Es könnte ja beim Abendschmaus stören und für einige Minuten den Appetit verderben. Geld verdirbt den Charakter, dass kann mensch bei der Fleischindustrie besonders gut beobachten. Hier verdienen alle Tierquäler besonders viel.

  7. Ursula sagt:

    Den Metzger des Vertrauens kann es genauso
    wenig geben wie den Mörder des Vertrauens.
    Für die Schließung des Schlachthofs in
    Oldenburg hat das deutsche Tierschutzbüro
    eine Petition gestartet.
    Mir bleibt nur festzustellen: Für die Tiere
    ist die Erde die Hölle und die Menschen sind
    die Teufel.

  8. Petra Frank sagt:

    Mein Metzger hat sich als sehr flexibel erwiesen, da er eine Ecke seiner Theke für fleischlose Produkte resaviert hat und durch eine Glaswand von den Fleischprodukte getrennt hat.

  9. Sandra sagt:

    Selbst bei Kochsendungen (egal welche) werden die Zuschauer durch den „TV-Koch“ ermahnt, doch bitte das Fleisch beim Metzger des Vertrauens zu kaufen. Selbst wenn ich den Metzger persönlich kennen sollte – man weiß nie wirklich, wie das Tier vorher leben/leiden durfte/musste und dann zum Schlachtort befördert und geschlachtet wurde.

  10. Claudia sagt:

    Und es ist schon wieder passiert. Heute um 13.00 Uhr im ARD Mittagsmagazin wird über einen biozertifizierten Schlachthof in Brandenburg berichtet. Habe ich gerade bei ARIWA gesehen.
    Mir fehlen einfach die Worte.
    Was muss denn noch alles passieren, damit sich endlich etwas ändert?

  11. Gabriele sagt:

    Ja, sie wollen eben mit gutem Gewissen ihr Steak essen. Ich habe in Gesprächen auch schon die absurdesten Argumente gehört wie z.B., die werden dafür doch extra gezüchtet, denen wird doch vor der Schlachtung die Augen verbunden, Tiere haben doch kein Bewußtsein, daß war schon immer so und niemand wird das ändern können, der Mensch braucht Fleisch sonst wird er krank, nur Fleisch macht stark und gesund, was soll man denn sonst mit den ganzen Tieren machen als sie aufzuessen. Da kann man sich nur an den Kopf fassen, verzweifeln und schreien, wacht doch endlich mal auf.

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