Denn Tiere sind keine Maschinen

Update zu Tilly

von Admin, am 26.10.2018.
Unsere zwei Tagesbilder zeigen Tilly vor gut einem Jahr, wenige Tage nach ihrer Ankunft auf dem Hof, im direkten Vergleich zu heute. Inzwischen ruht unser Starhuhn sehr viel, sie rennt auch nicht mehr wie in ihren ersten Monaten, ihre Bewegungen sind sogar öfter recht unkoordiniert. Trotzdem haben wir uns im letzten Sommer, auch bedingt durch die Hitze, größere Sorgen um sie gemacht. Momentan hat sie sich wieder einigermaßen gefangen und nimmt auf jeden Fall geistig noch sehr rege am Hofgeschehen teil. Wir beurteilen ihre Lage dennoch täglich und machen uns da auch nichts vor. Aber solange uns Tilly nicht deutliche Signale gibt, dass sie nicht mehr möchte, sehen wir keinen Handlungsbedarf. Und diese Signale sendet sie noch nicht, im Gegenteil verträgt sie die Schmerzmittel gut und geniesst die Zeit in ihrem gefiederten Freundeskreis.
 
Tilly ist ein Masthuhn, in ihrem Geburtsjahr 2017 lebten über 100 Millionen ihrer Artgenossen in der Hühnerfleischindustrie. Fast 97 Prozent stammen aus konventionellen Betrieben, was in den meisten Fällen Massentierhaltung bedeutet. Anlagen mit bis zu 200.000 Hühnern sind heutzutage keine Seltenheit mehr.
 
Es wäre sehr sarkastisch, bei diesen Zahlen auch nur kurz in Erwägung zu ziehen, dass in diesen Betrieben nach Tierschutzvorschriften gearbeitet wird. Je nach Mastform (Kurzmast, Mittellangmast, Langmast) werden die Tiere zwischen 28 bis 42 Tage auf ihr Schlachtendgewicht von 2 bis 3 kg hochgemästet. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, dass diesen Lebewesen das Sättigungsgefühl weggezüchtet wurde. Eine Perversion, damit sie den ganzen Tag nur mit Nahrungsaufnahme verbringen und entsprechend schnell verfetten, und die jetzt auch Tilly selbst in Freiheit zum Verhängnis wird, weil auch sie täglich zunimmt.
 
In den einzelnen Mastställen sind Gruppen von 10.000 Tieren die Regel, mittlerweile wird aber auch immer öfter die 40.000er Grenze erreicht. In der konventionellen Haltungsform spricht man deshalb nicht mehr von Personen oder Lebewesen, es wird da von Lebendgewicht pro Quadratmeter gesprochen. Momentan liegt dieser Wert zwischen 33 und 39 kg, zur Erinnerung: wir sprechen hier von der Fläche eines Quadratmeters.
 
In der Kurzmast teilen sich bis zu 26 Tiere diesen Quadratmeter, in der Langmast sind es weniger, dafür sind die Opfer aber auch schwerer und dementsprechend größer. Fast schon logisch, dass die Tiere in diesem Horrorszenario Verhaltensstörungen und Krankheiten entwickeln. Die Pallette reicht von Knochendeformationen über Entzündungen und Herz-/Kreislauferkrankungen bis zu Infektionen der Atemwege.

Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Update zu Tilly”

  1. Christine sagt:

    Ach Tilly, mir stellts da die Haare nach oben, wenn ich les‘, wie übel Tiere durch Menschen behandelt werden. Vor allem, wenn genügend Alternativen bereitstehen … Deine Butenländer agieren genau richtig – solange Du mit Deinen Medikamenten gut + mit Lebenswillen leben kannst, passt das. Du bist ein so liebes + schönes Hühnermädchen – wünsch‘ mir für Dich, dass Du doch noch längere Zeit leben darfst.
    Das macht mich traurig + wütend zugleich, weil Tillys Leben + das vieler sogenannter ,Nutz‘-Tiere anscheinend keinen Pfifferling wert ist – wann checken denn die Menschen, dass Tiere genau wie wir fühlen + ebenso an ihrem Leben hängen? Es müsste Pflicht werden, dass jeder wenigstens 1x im Leben durch eine VR-Brille schaut mit dem Thema Tiere im Schlachthof.

  2. Cornelia sagt:

    Ich finde, Tilly erheblich älter aus als ein Jahr und das ist einfach traurig – sie soll leben!!!!

  3. Gabriele sagt:

    Liebe Tilly, Du Süße, bleibe noch bei uns, wir freuen uns so sehr über Deine Anwesenheit. Ich wünsche Dir noch eine schöne und vor allem schmerzfreie Zeit.

  4. Gabriele sagt:

    @Christine: Liebe Christine, Du wirst es nicht glauben aber, ich hatte bei youtube mal einen Kommentar gelesen, da hat dieser Typ gesagt, dass er das Fleisch um so lieber ißt, wenn er auch die Schlachtung gesehen hat. So gestörte und kranke Menschen gibt es tatsächlich. Das ist schon alles sehr, sehr traurig.

  5. Christine sagt:

    @Liebe Gabriele – das ist ja gruselig + kaum zu glauben, der tickt ja nicht mehr richtig im Oberstübchen …
    Bei Tieren gibt’s Gottlob solche Wahnsinnigen nicht – deshalb bevorzuge ich meist fedrige, fellige oder schuppige Gesellschaft!

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