Denn Tiere sind keine Maschinen

Abschied von Willi

von Admin, am 15.10.2018.


Wenn durch ein Wesen mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat das Leben einen Sinn gehabt.“
(Alfred Delp)

Es ist immer schlimm, wenn wir ein tierisches Familienmitglied betrauern müssen. Genauso schlimm ist es aber auch, wenn wir vom Tod eines Menschen erfahren, der uns im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen ist, der zum festen Stamm der Leute gehörte, auf die man sich immer verlassen konnte, und der ein so großes Loch hinterlässt, dass die Zukunft ohne ihn völlig irreal erscheint. So ein Mensch war Willi, über dessen Tod wir letzte Woche informiert wurden.

Schon in seiner Kindheit musste er lernen zu kämpfen, denn er wuchs ohne Eltern auf. Diese Kämpfernatur hat sich Willi sein ganzes Leben lang bewahrt und hat sich überall erfolgreich durchgebissen. Die Liste der Fähigkeiten, die er sich in Eigenregie beigebracht hat, ist lang, und auch ohne Abitur oder Studium hat er viele Tierärzte mit seinem immensen Wissen zum Staunen gebracht.

Wenn ein Rind irgendwo in Deutschland gerettet wurde und die Fahrt nach Butenland antreten durfte, dann mussten wir uns über den Transport nie Sorgen machen. Denn egal ob hoher Norden, tiefstes Bayern, Westen oder Osten, Willi machte sich mit seinem Transporter auf den Weg und holte das neue Herdenmitglied ab. Immer zuverlässig, immer sicher und immer so stressfrei für das jeweilige Tier wie eben möglich. Da fing der Geist von Butenland tatsächlich schon bei der Fahrt an. Lisbeth, Lillja, Mieke, Maret, Marte, Milla, Maja, Anton, Jette und Jule, Emma, Paul und Greta wurden auf diese Weise von Willi in unser kleines Paradies geholt.

Aber auch als Klauenpfleger machte ihm niemand etwas vor, da versorgte er sogar die Fälle, die woanders schon aufgegeben wurden, und sorgte für ein Happy End. So zum Beispiel bei unserer Lara, deren chronische Klauenentzündung schon bis zum Knochen ging und bei der Tierärzte schon zu einer Amputation geraten haben. Das kommentierte Willi mit einem grummelnden „Quatsch“, behandelte Lara und seitdem läuft diese Kuh so beschwerdenfrei wie noch nie in ihrem Leben.

Was werden wir seinen unvergleichlichen Humor, aber auch seine Ansagen vermissen. Denn Willi war ein Mensch, der nie mit seiner Meinung hinter dem Berg hielt, dem Tuscheleien hinter dem Rücken völlig fremd waren und der gerade wegen seiner ehrlichen Haut so sehr geschätzt wurde. Leider nicht von jedem und schon gar nicht von Tierquälern, denn auch diese Leute konfrontierte Willi direkt und ohne falsche Freundlichkeit. Von so einem Exemplar wurde ihm dann auch so übel mitgespielt, dass er in die Verzweifelung, schlimmer noch in die für ihn völlig ungewohnte Hilflosigkeit getrieben wurde und deshalb keinen Ausweg mehr gesehen hat.

Ach, Willi, warum bloß diese Notbremse? Du fehlst jetzt schon so unglaublich und irgendwie hätten wir das bestimmt gemeinsam alles wieder hingekriegt. So können wir jetzt nur hoffen, dass du an einem anderen Ort mit all deinen vorangegangenen Lieblingen wieder vereint bist, egal ob aus dem eigenen Zuhause, von Butenland oder von den anderen Höfen, die jederzeit auf deine Hilfe zählen konnten. Wo immer dieser Ort auch ist, dort werden nun bestimmt alle Klauen im Topzustand sein und die Bewohner werden von deiner liebenswerten Art profitieren. Wir hätten uns so sehr gewünscht, dass du uns dieses Privileg noch etwas länger eingeräumt hättest.

Für Willi:
https://www.youtube.com/watch?v=0-EF60neguk


Kategorie: Allgemein

10 Antworten zu “Abschied von Willi”

  1. Rielle sagt:

    Wie schrecklich und wie unsagbar traurig!
    Es ist ja leider oft so, daß gerade die Menschen, die Anderen gerne helfen, selber sehr schlecht in der Lage sind Hilfe anzunehmen.

  2. Ute sagt:

    So eine abgrundtiefe, uferlose Verzweiflung… Wie muss Willi gelitten haben, dass er sich einen Ausweg nur auf diese Weise verschaffen zu koennen glaubte!
    Es waere jetzt so einfach, zu sagen: „wenn nur…“ Aber es gibt Situationen, in denen man die Hilfe, die zugaenglich waere, die in Verstaendnis und in Liebe gegeben worden waere, einfach in der alles umfassenden Schwaerze nicht mehr wahrnehmen kann…
    In meinen Augen ist auch Willi ein Opfer der Nutztierindustrie und ihrer Unterstuetzer geworden. Mein Beileid an alle, die Willi schaetzten und lieben und ihm Freund waren.

  3. Angelika sagt:

    Ich kannte Willi nicht, aber mir ist spontan das Video von der Ankunft von Jette und Jule eingefallen. Ich denke, da ist er zu sehen. Ich habe es mir gerade noch mal angesehen.Der Tod eines so guten Menschen tut mir sehr leid.

  4. Wo aus Wu sagt:

    Ich kannte ihn auch nur von dem ein oder anderem Video, und jetzt von Admin’s Text. Wenn sich jemand in so einen Schritt flüchtet, dann muss es schon sehr schlimm gewesen sein. Es tut mir einfach leid.

  5. Monika sagt:

    Wie tragisch – sind es doch oft gerade diese besonders wertvollen Menschen, die keinen anderen Weg für sich mehr sehen. In dieser Phase der tiefen Verzweiflung kann meistens auch kein Außenstehender helfen. Ich hoffe sehr, daß es Willi jetzt besser geht.

  6. margitta sagt:

    notbremse? was ist passiert? hört sich nach selbsttötung an, finde aber keinen hinweis, habe ich was überlesen?

  7. margitta sagt:

    brauche noch eine auszeit, kann mich auf kein gewinnspiel einlassen

  8. ines sagt:

    Wie kann man einen Menschen nur derart in die Verzweiflung treiben, dass er für sich nur diesen einen Ausweg sieht! Normalerweise halte ich nichts von Strafe oder Vergeltung, aber bei manchen Menschen kann man schon mal seine Kinderstube vergessen.
    Es ist unheimlich traurig, lieber Willi, dass du dich zu diesem Schritt entschlossen hast. Ganz sicher werden dich einige Menschen und viele Tiere sehr vermissen!

  9. Gabriele sagt:

    Das ist wirklich unglaublich tragisch und traurig. Wie schade, daß Willi sich keine Hilfe gesucht hat, wo gerade Ihr doch an seiner Seite gestanden seid. Mein aufrichtiges Mitgefühl für alle Angehörigen, Freunde, Arbeitskollegen und alle, die ihm nahe standen. Menschen, wie Willi, die so konsequent im Tierschutz tätig sind, gibt es leider zu wenig um so mehr tut dieser Verlust weh. Er hat so vielen wehrlosen Wesen geholfen und konnte selber keine Hilfe anfordern. Willi RIP!!!

  10. Heike sagt:

    Nach der ersten Trauer kommt direkt die Wut!
    Was für ein Monster muss ihn traktiert haben!
    Hoffe inständig auf alptraumartiges schlechtes Gewissen auf Lebenszeit für dieses, dieses…!
    Ach, man darf ja gar nicht alles schreiben was man denkt.
    RIP.

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