Denn Tiere sind keine Maschinen

Wir haben Nachwuchs bekommen

von Admin, am 10.06.2018.

Zwei Butenländer Schwalben sind jetzt stolze Mama und Papa geworden. Wir gratulieren dem jungen Elternpaar sehr herzlich und werden die kleine Familie als Anerkennung auch weiter in Ruhe lassen und uns höchstens mal per Zoom nähern. Schließlich hat sich dieses eher passive Nachbarschaftsmodell nun bereits über Jahre bewährt.
 
An anderen Stellen auf dieser Welt sind Schwalben bzw. Vögel allgemein leider nicht so beliebt. Erst gestern ist der Autor über einen empörten Hilferuf der Wildvogelhilfe Leipzig gestolpert. Der handelte davon, dass der Naturschutzbund den Einsatz von tierschutzwidriger Klebepaste in der Leipziger Innenstadt gemeldet hat. Obwohl diese Paste behördlich untersagt ist, wurde ein ganzes Haus über alle Etagen damit zugekleistert. Zig Tauben hatten sich bereits das Gefieder verklebt, auch ein Hausrotschwanz landete auf einer Fensterbank in dieser Todesfalle und kämpft nun um sein Leben, sein Weibchen konnte nur noch tot aufgefunden werden. Diese silikonartige Paste lässt sich nicht auswaschen und bei der Gefiederpflege verteilen die Vögel sie über ihren gesamten Körper, bis sie nicht mehr fliegen können und ihr ganzes Federkleid verklebt ist. So verhungern sie qualvoll oder werden Opfer von Unfällen. Obwohl diese Klebepaste ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstellt und ein Einsatz von der Staatsanwaltschaft verfolgt wird, wird sie immer wieder zur Taubenabwehr benutzt.
 
Nicht besser geht es den Schwalben in Deutschland. Viele Mieter fühlen sich gestört und schlagen einfach ihre Nester ab, obwohl Vögel gerade zur Brutzeit besonders geschützt sind. Anscheinend wiegt es aber schwerer, das die Vögel an Hauswände koten und somit in den Augen mancher Menschen ihre Existenzberechtigung verlieren.
 
Noch mehr macht Schwalben und anderen Vögeln zu schaffen, dass schon seit Jahren ein nie gekanntes Insektensterben eingesetzt hat. Experten gehen da inzwischen von Zahlen um die 80 % aus, hervorgerufen vom Klimawandel und von der industriellen Landwirtschaft ohne Blühstreifen, dafür mit enormen Einsatz von Pestizden. Und mit der Insektennahrung verschwinden natürlich auch die Vögel. Durch den Klimawandel kommen die Zugvögel auch immer früher aus ihren Überwinterungsgebieten zurück, finden hier aufgrund der Kälte kaum Nahrung und können unter diesen Bedingungen natürlich nur sehr schwer ihren Nachwuchs durchbringen.
 
Wir befinden uns da in einer sehr dramatischen Spirale, denn spätestens nach den Insekten wird auch der Mensch diesen Planeten verlassen. Und das ist eine Option, die manche Artgenossen zwar gerne bei Diskussionen vollmundig als die Beste deklarieren, aber spätestens dann ihre künstlich aufgesetzte Coolness verlieren werden, wenn es tatsächlich und vor allem persönlich ans Verrecken geht. Da lohnt sich doch eher das Gegensteuern im privaten Bereich, das mit Insektenhotels und Blumenwiesen anfängt, über ganzjährige Vogelfütterungen geht und nicht zuletzt den Schutz von Nistplätzen beinhaltet, ohne dabei steril-sauberen Hauswänden die höhere Priorität einzuräumen.

Kategorie: Allgemein

10 Antworten zu “Wir haben Nachwuchs bekommen”

  1. Ellen sagt:

    Eine tolle Aufnahme und ich kann den Ausführungen nur beipflichten – überall sterile Vorgärten und Steinoasen – da sage ich nur: Leben mit dem Löwenzahn – lässt Freiheit für viele Interpretationsmöglichkeiten.

  2. F. sagt:

    Liebe Butenländer, ihr sprecht mir sooooooooooo aus dem Herzen!

  3. Thekla sagt:

    Ich schließe mich an.

  4. Christine sagt:

    Dito Mädels!
    Was bin ich froh, dass die süssen Kleinen auf Butenland sicher sind.

  5. Dagmar S. sagt:

    Mir sprecht ihr auch total aus der Seele!
    Das Bienensterben geht ja gerade jeden an die Nieren. Geht ja auch ordentlich durch die Medien. Aber Wehe wenn sich ein Wespennest auf meinem Grundstück verirrt hat!!!
    Oder der Obstbaum im Garten, der sich zwar noch ordentlich anstrengt und Früchte trägt, aber weil man zu bequem oder zu alt ist ihn selber zu nutzen möchte man den Dreck, also das Laub nicht mehr auf dem Grundstück haben. (Aber der Regenwald tut mir schon arg leid, kann man halt nichts machen)
    Ich habe noch nie verstanden das „Tierliebhaber“ nur ihre eigenen Tiere lieben, oder „Mütter“ nur ihre eigenen Kinder

  6. Sigrid sagt:

    Mir geht es genauso wie euch: solange man theoretisch über den Zustand der Welt und der Natur spricht, sind die meisten betroffen und sprechen sich für Natur- und Tierschutz aus – das soll aber bitte eine entsprechende staatliche Institution oder NGO erledigen. Vor der eigenen Haustür wird selten gekehrt bzw. im Kleinen angefangen, seinen Teil zur Besserung der Welt beizutragen.
    Wenn ich beim Spazierengehen nebenbei Müll einsammle, bekomme ich oft ein „Danke“ von anderen, doch mitmachen will keiner…

  7. ines sagt:

    Es ist erstaunlich, wie viele Menschen sich betroffen fühlen , wenn sie über den Zustand der Natur etwas lesen oder hören und wie wenige trotzdem dazu bereit sind, ihre Bedürfnisse zu hinterfragen.

  8. Cornelia sagt:

    Wetten, dass ein Großteil derjenigen, die sich von Vogelkot „bedroht“ fühlen, selbst sog. Wildpinkler sind???

  9. Elke sagt:

    Oh wie schön! Bei uns sind auch 4 Schwalbenkinder geschlüpft und ein weiteres Pärchen baut gerade ein neues Nest. Zwar genau über meinem Auto, aber da lege ich halt jetzt eine Plane drauf bis die Brutzeit vorüber ist oder parke halt komplett im Freien. Ich finde es auch ganz schlimm, wenn Menschen die Nester entfernen. VlG, Elke

  10. Gabriele sagt:

    Oh je, die beiden Kleinen haben aber großen Hunger, ich hoffe die Eltern bewältigen diesen anstrengenden Job und finden ausreichend Nahrung für ihren Nachwuchs.

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