Denn Tiere sind keine Maschinen

Liebe in der Milchindustrie

von Admin, am 30.04.2018.


Die hier vorgestellte Kuh „Liebe“ hat es bis ins Fernsehen geschafft, „Heimat der Rekorde“ ist eine Produktion des bayrischen Rundfunks, die vor einer Woche ausgestrahlt wurde. Leider kommen wir aber nicht daran vorbei, diese Grafik näher zu erläutern, denn ein Grund zum Feiern liegt hier in unseren Augen nicht vor.

Diese älteste Kuh Bayerns hat 21 Kälber geboren, das heisst aber auch übersetzt, dass sie 21 Kinder an die Milchindustrie verloren hat. Dabei spielt es kaum eine Rolle, wie das vonstatten ging. Es ist grausam, einer Mutter ihr Kind direkt nach der Geburt zu entreißen und sie wochenlang nach ihm brüllen zu lassen. Genauso grausam ist es, Mütter und Kinder in Sichtweite zu halten, ohne ihnen jemals die Chance zu geben, sich anzunähern, ein Schicksal, das unsere Minna mit ihrer Tochter Stine 7 Jahre lang durchmachen musste. Nicht minder grausam ist es, Familien in der Mutterkuhhaltung ein Jahr zusammen aufwachsen zu lassen, nur um sie dann per Schlachtung gemeinsam umzubringen. Das alles sind gängige Methoden in der Schlacht- und Milchindustrie, und nicht eine einzige davon fällt für uns unter den heutzutage sowieso sehr abstrakt ausgelegten Begriff „Artgerecht“.

Eine Kuh ist erst mit 3 Jahren ausgewachsen, was einige Milchbauern aber nicht interessiert, da ist Lillja ein schlimmes Beispiel für. Sie wurde noch als Kind besamt, ihr Becken war deshalb zu schmal für ihr Kalb, darum wurde ihr die Zerfix aufgeschnitten und ein kompletter Kaiserschnitt an ihr durchgeführt. Ihr Nachwuchs war eine Totgeburt und Lillja sollte traumatisiert zur Schlachtung freigegeben werden, da ihre Milchleistung selbstverständlich nach dieser Tortur eingebrochen ist. Und nein, leider ist Lillja in dieser Turboindustrie, in der es nur auf Geschwindigkeit ankommt, kein Einzelfall.

Gehen wir aber mal davon aus, dass „Liebe“ erst als erwachsene Kuh besamt wurde. Selbst das bedeutet dann, dass sie ihr Leben lang quasi dauerschwanger war, da eine Kuh genau wie der Mensch 9 Monate den Nachwuchs austrägt. Da kann jeder selbst ausrechnen, wie man in 22 Jahren zu 21 Kindern kommt. Auch für diese Turbokühe gibt es auf Butenland Beispiele, nehmen wir einfach Lady Welle. Diese Kuh musste in 16 Jahren Tierindustrie 12 Kälber abgeben und hat 140.000 Liter Milch „erbracht“. Heute mit 19 Jahren schleppt sie sich mühsam voran und erhält von uns zweimal täglich Kraftfutter, bei ihrer 2015er Ankunft auf dem Hof war sie so mitgenommen, dass wir ihr insgeheim nicht mehr lange gegeben haben.

Wenn man schon auf diesem unbeschreiblichen Leid eine ganze Fernsehsendung aufbaut und triumphierend Grafiken auf Facebook teilt, dann sollte man doch wenigstens auch diese Hintergründe nicht verschweigen. Auch wenn es den schönen Rekord dann als das outet, was er eigentlich ist: Eine Tierquälerei, für die man sich eigentlich schämen sollte.


Kategorie: Allgemein

5 Antworten zu “Liebe in der Milchindustrie”

  1. Ute sagt:

    Ein Wettbewerb in Grausamkeit, Preis gewinnende Folterung. Auf was wir Menschen doch alles stolz sein koennen! „Ich quaele besser als du…“ Und der Beifall ist garantiert.

  2. Marita sagt:

    Wie pervers ist das denn? Ich möchte der Bäuerin, die auch noch sehr stolz auf ihre Kuh ist, mal bitten sich vorzustellen, sie hätte 21 Kinder bekommen müssen. Nach vorheriger künstlicher Besamung. Nach der Geburt schnell weg mit dem Baby, egal wie es der Mutter das Herz zerreißt, und dann ganz schnell wieder Milch abpumpen, bis sie wieder zwangsbesamt wird. Wie würde diese Bäuerin wohl nach 21 Geburten aussehen? Ob sie stolz wäre auf ihre Milch- und Geburtenrate? Wie Ute so „schön“ schreibt…. Ein Wettbewerb der Grausamkeiten wäre nichts dagegen.

  3. Christine sagt:

    Das ist einfach grausam – und die Menschen sind auch noch so unbewußt – die wenigsten denken dran, daß ein Tier genauso ein fühlendes Wesen ist wie ein Mensch. Da gibts keinen Unterschied.
    Marita, mir gehts da auch wie Dir und Ute. Wenn man die üblen Haltungsbedingungen und – wie oben angeführt 21 Kälbchen – das mal näher erörtert, denn ist man schnell abstempelt als radikale Vegan-Tussi oder Spaßverderber, weil die Würste ja so gut schmecken …
    Dabei gibts fantastische vegane Würsterl + Lupinenfrikadellen, die ich am Sonntag oft mit Gemüse, Salat + Kartoffelstampf mach‘.
    Irgendwann wirds doch der letzte mal schnallen, daß für feines Essen wirklich kein Tier sein Leben lassen muß.

  4. Marita sagt:

    Das Kapital wird nicht von der Ausbeutungsquelle Tier lassen. Die verdienen an der Quälerei mehr und machen erfreulichere Gewinne als die Drogenindustrie. Da kann MAN auch notfalls das Fleisch billiger machen als das Brot. Teilweise ist das ja jetzt schon der Fall. So werden die Massen gesteuert. Wenn das Bier und das Fleisch billig zu kaufen ist, das Privatfernsehen leicht Kost sendet, das Volk also satt und zufrieden ist, wird sich nichts ändern. Wenn aber jeden Montag „nur“ 1 Million Menschen nach Berlin ziehen würden, um Mutti mal auf die Zustände aufmerksam zu machen, dann sähe es schon anders aus. Aber wer geht da schon mit? Das Volk sitzt satt, von Kotlett und Co., vor der Klotze und schaut Schweinchen Babe. So ist dann die Welt wieder in Ordnung. Leiden tut ja schließlich das arme Vieh.

  5. ines sagt:

    Genau, Marita. Das sind doch nur Tiere, die stehen halt in der Nahrungskette hinter dem Menschen, da muss man sich keine Gedanken drüber machen. Das war doch schon immer so. Und zur Zeit der Grillsaison ist es wieder besonders widerlich. 🙁

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