Denn Tiere sind keine Maschinen

Die wiederkehrenden Feriengäste von Hof Butenland

von Admin, am 10.04.2018.

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Alfred Hitchcock hätte momentan seine helle Freude auf Butenland, denn wie in jedem Frühjahr sind wir von Krähen umzingelt und der Hof drängt sich deshalb geradezu auf für ein Remake von „Die Vögel“. Da die gefiederten Grufties gerade brüten, regnet es hier ständig kleine Äste, weswegen wir den Hofplatz täglich fegen müssen. Als Ausgleich bekommen wir aber auch ein beeindruckendes Open-Air-Konzert spendiert, das ihr sicher auch schon in anderen Videos von uns bemerkt habt. Die Performance startet gegen 4 Uhr und kann nur mit Ohropax abgemildert werden. Die Krähen bleiben, bis der Nachwuchs flügge ist, bedanken sich danach für die gute Nachbarschaft und lassen sich dann bis zum nächsten März nur noch bei kurzen Stippvisiten blicken.

Krähen gehören zu den Rabenvögeln und gelten allgemein als die intelligentesten Vögel, wenn nicht Tiere allgemein. Sie bilden Traditionen, indem sie Erkenntnisse an Artgenossen weitergeben. Die Rabenkrähen von Tokio haben es zum Beispiel seit Jahrzehnten etabliert, Drahtkleiderbügel von Balkonen zu stehlen, wo die Japaner gern ihre Kleidung auslüften. Damit bauen sie Nester, die selbst dem Wasserstrahl der Feuerwehr standhalten. Außerdem nutzen diese Vögel Autos als Nußknacker. Dafür werfen sie die Nüsse auf die Straße und sammeln bei Rotphasen dann ihre Beute ein.

Außerdem erkennen Rabenvögel Gesichter wieder und identifizieren noch nach Jahren Menschen, die ihnen etwas Böses angetan haben. Dabei kommunizieren sie untereinander, so dass ganze Schwärme nach schlechten Erfahrungen negativ auf bestimmte Menschen oder andere Lebewesen reagieren.

Forscher an der Universität Oxford fanden heraus, dass diese Vögel nicht nur Werkzeuge nutzen, sondern sogar aufbauend hintereinander. In diesem Versuch mussten sie erst zwei andere Werkzeuge gezielt einsetzen, um schließlich an das dritte zu gelangen. Einige Krähen schafften diese Aufgabe schon beim ersten Versuch. Dieses sequenzielle Nutzen von Werkzeugen gilt eigentlich als Zeichen menschlicher Intelligenz.

Britische Forscher konfrontierten Saatkrähen mit einem hohen Becher, in dem unerreichbar ein Wachswurm schwamm. Die Vögel warfen so lange neben das Gefäß platzierte Steine ins Wasser, bis sie den nach oben gespülten Wurm erreichen konnten. Laut diesen Forschern kann ihre Geschicklichkeit in etwa mit der von fünf- bis siebenjährigen Kindern verglichen werden.

In anderen Futterexperimenten wurde bewiesen, dass Krähen für den nächsten Tag planen und zu komplexen Gedankengängen fähig sind. Solltet ihr also irgendwann nichts mehr von uns hören und die Texte nur noch aus „Krahkrah“ bestehen, dann wurde uns wohl der Hof abgeschwatzt. Aber da besteht zum Glück kaum Gefahr, denn wir verstehen uns super mit unseren gefiederten Saisongästen.


Kategorie: Allgemein

3 Antworten zu “Die wiederkehrenden Feriengäste von Hof Butenland”

  1. Marita sagt:

    So einen tollen und faszinierenden Film habe ich ja noch nie gesehen! Fast kam es mir vor, als wenn ich selber in so einem wackeligen Nest hocke. Einfach umwerfend und hoch interessant. Paß nur gut auf deine Drohne auf, Jan. Wenn die Tiere so intelligent sind, wie ihnen nachgesagt wird, fühlen sie sich möglicherweise gestört… Aber ab und an dürfen wir mal kucken. Wir tun ja nichts. Vielleicht wieder, wenn der Nachwuchs da ist? Herrlich – vielen Dank für die Einblicke.

  2. Ute sagt:

    Ich liebe es, Kraehen zu beobachten und ihren Gespraechen zuzuhoeren!
    Wenn ich hier auf den Landwegen spazieren gehe, nehme ich immer Futter fuer sie mit und werde meistens von einer ganzen Kraehen- und Moewenwolke begleitet. Manchmal sehe ich Rituale, die man nur als „ruehrend“ bezeichnen kann. Und die Taktiken, die gebraucht werden, um die Moeven beim Essen zu ueberlisten, koennen wirklich urkomisch sein! (Wahrscheinlich nicht so sehr fuer die Moewen…)
    Und, wie im Text beschrieben, Kraehen wissen sich, wenn sie ueber Probleme stolpern, meist ueberraschend schnell zu helfen.
    Aber Kraehenkaempfe koennen toedlich sein… 🙁

  3. Wo aus Wu sagt:

    Auf unserem Firmenparkplatz hatte ich mich immer gefragt, wie Pommes auf Autodächer kommen. Und dann konnte ich es live erleben: Eine Krähe war offenbar einkaufen und hat aus dem Mülleimer eines benachbarten Supermarktes mit Pommesbude eine alte Pappschale mit Resten mitgebracht. Dieser Einkauf wurde dann mit weiteren Krähen „sozial“ geteilt. Dabei wurden Autos mit Dachreling eindeutig bevorzugt. Die Schwärme bei uns sind jahreszeitbedingt RIESIG und vergesellschaften sich gerne mit Dohlen. Sie säumen zu bestimmten Tageszeiten die Dachkanten hoher Produktionsgebäude. Sie kommen aus dem Umland mit viel freien Flächen und hohen Baumbeständen regelmäßig zusammen, offenbar um neue Pläne für den Tag zu schmieden. Bei Sturm stürzen sie sich in die Turbulenzwalzen an den Dachkanten und lassen sich im Kreis hinauf und hinunter tragen. Beim Gang zu Kantine fühlt man sich ständig unter Beobachtung. Manchmal fällt auch eine Walnuss vom Himmel …

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