Jeder macht Fehler, so etwas ist menschlich. Wenn man sich aber einen krassen Faux-Pas erlaubt, darauf aufmerksam gemacht wird und ihn trotzdem nicht zurücknimmt, dann müssen sich Beobachter doch wundern. So geschehen gestern auf der Facebookseite von Top Agrar. Dort hat sich jemand eine Studie aus Oxford zum Thema „Futtermittel in der Tierindustrie“ durchgelesen, die Zahlenkolonnen nach dem „Widdewitt – wie es mir gefällt“-Prinzip übersetzt, und daraus direkt einen eigenen Blogeintrag fabriziert.

Das Ergebnis der eigenen Übersetzungshavarie hat Top Agrar so sehr die Freudentränen in die Augen gespült, dass sie gleich triumphierend verkündet haben, dass die Fleischproduktion nur 13 % der globalen Getreideernte verbraucht und deshalb bisher in allen Diskussionen mit viel zu hohen Zahlen gearbeitet wurde. https://www.facebook.com/topagrar/posts/10156008919056282 Nur leider wird das in der Studie, die man im Blogeintrag vorsichtshalber nicht mal verlinkt hat, nie herausgearbeitet. http://www.sciencedirect.com/…/article/pii/S2211912416300013 Dort ist viel mehr die Rede davon, dass ein Drittel der menschenkompatiblen Getreidenahrung in die Mägen der Opfer der Tierausbeutung wandert, nämlich 32 %, ein doch etwas anderer Wert als die abgefeierten 13 %.

Diese 13 % zeigen nur an, wieviel das Getreide in der Gesamtmenge der Futtermittel ausmacht. Was nicht weiter überrascht, da Tiere nunmal auch verstärkt mit zum Beispiel Gras gemästet werden. Weshalb übrigens auch 40 % des bebaubaren Landes für die Herstellung der Futtermittel draufgeht, ein Wert, der ebenfalls in dieser Studie unterstrichen wird. Überhaupt können wir nur jedem Leser empfehlen, sich dieses Teil unbedingt durchzulesen. Da sind noch einige Zahlen enthalten, die schwindelig machen, wahrscheinlich sogar Top Agrar, wenn das Ganze nicht in einer fiesen Fremdsprache aufgesetzt worden wäre.

Uns verwundert allerdings am meisten an der ganzen Sache, wie mit diesem krassen Fehler umgegangen wird. Inzwischen machen sogar Bauern darauf aufmerksam, die Tierrechtler standen sowieso direkt nach Veröffentlichung mit Kritik parat. Aber das veranlasst Top Agrar zu … nichts. Da wird der Blog nicht mal korrigiert, geschweige denn zurückgenommen, im Gegenteil wirbt er marktschreierisch weiter mit dem krassen und zigmal aufgedeckten Übersetzungsfehler. Was uns dann doch zum Nachdenken bringt. Denn wenn Top Agrar in dieser Sache jedes Mittel recht ist und man auch mit direkten, enttarnten Lügen für seine Sache wirbt, warum sollte das ein Einzelfall sein? Diese Frage hat dann einen extrem schlechten Nachgeschmack, wirft diese ganze Industrie doch ständig mit Zahlen und Studien um sich. Warum sollte dort nicht auch massiv auf Fake-News gesetzt werden? Das darf sich nun jeder selbst beantworten, wir haben es definitiv getan.