Denn Tiere sind keine Maschinen

Arme Schweine

von Admin, am 13.01.2018.

Unglaublich, was momentan wieder für eine schmierige Tragikomödie in deutschen Wäldern aufgeführt wird. Die afrikanische Schweinepest breitet sich immer mehr in osteuropäischen Ländern aus, und schon schreit alles nach falschen Sündenböcken und ihrer kruden Bekämpfung.

Dabei fängt das zynische Schmierenstück schon damit an, was die afrikanische Schweinepest überhaupt ist. Die wird in den afrikanischen Ursprungsgebieten zwar von Lederzecken übertragen, aber zur Seuche konnte der ganze Spuk nur werden, weil der Mensch unbedingt Schweine auf engstem Raum stapeln muss, weil er scharf auf ihre Kadaver ist. Damit nicht genug spielt diese Lederzecke in Europa oder überhaupt außerhalb von Afrika keinerlei Rolle. Den Virus überträgt da der Mensch, egal ob er seine persönliche Liebe für Fernreisen auslebt und den Erreger als Andenken in den eigenen Stall schleppt oder ob er Ferkel aus Risikogebieten importiert, weil er leidenschaftlich gerne Todeskandidaten vor ihrem letzten Schnaufer noch um den halben Erdball verschifft.

So oder so gibt es kein Wildschwein, das in Afrika seinen Jahresurlaub verbracht hat und nun diese Art der Schweinepest als exotischen Hauch unter den europäischen Artgenossen populär macht. Diese Tiere sind sogar so ortsgebunden, dass es absolut unwahrscheinlich ist, dass sie den Virus aus Osteuropa nach Deutschland einschleppen. Das ist aber egal, denn der Bauernverband braucht ein Opfer, das er töten kann, und da eignet sich der ursprüngliche Verantwortliche Mensch nicht für, also müssen die unschuldigen Wildschweine nun den Kopf hinhalten.

Die Population dieser Lebewesen explodiert sowieso, weil die Landwirtschaft mit ihrem Tunnelblick auf Mais- und Rapsfelder den Tieren eine unwiderstehliche Offerte direkt vor ihrer Haustür macht. Da lässt sich Mutter Natur nicht lumpen, wenn das Nahrungsangebot für eine Art quasi ohne Limit nach oben explodiert. Freundlicherweise haben Jäger auch den Wolf und andere natürliche Feinde in unseren Breitengraden ausgerottet, ein weiterer Pluspunkt für eine Wildschweinvermehrungsquote nach dem „Kevin und Schantalle“-Prinzip, das man sonst nur in deutschen Plattensiedlungen kennt. Jetzt könnte man auch noch die Fütterungen über den Winter nennen, die die Jägerschaft regelmäßig betreibt, damit ihr im Sommer nicht die Opfer ausgehen. Aber da der Mensch das Klima sowieso bereits so zerstört hat, dass diese Jahreszeit nicht mehr als natürliche Regulation funktioniert, kann man diese Taktik fast unter den Tisch fallen lassen.

Jedenfalls sollen nun offiziell 70 % der einheimischen Wildschweine sterben, weil der Mensch eine Seuche um die Welt trägt, dafür aber nicht den Kopf hinhalten will. Also darf jetzt wieder geballert werden in deutschen Wäldern, diesmal sogar aus noch fadenscheinigeren und noch freier erfundenen Gründen als gewohnt. Völlig egal, was Zahlen zu dieser holprigen Lösung sagen. Die tierärztliche Vereinigung für Tierschutz hat eine Studie in Auftrag gegeben, die belegt, dass bei einer Treibjagd nur etwa ein Drittel der Tiere per Blattschuss getötet werden. Über 60 Prozent der Tiere tragen nur schwere Verletzungen davon, wenn Hobbykiller ihre Mordlust ausleben. Eine andere Studie hat jüngst belegt, dass die Vermehrungsrate von Wildschweinen in bejagten Gebieten signifikant höher ist als in den jagdfreien Alternativen.

Das ist aber alles egal, der Mensch braucht jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ein Bauernopfer und schickt deshalb nun tausende „Dick & Doof“-Varianten schwer bewaffnet in einheimische Wälder, teilweise vergreist, gerne mit Alkoholproblem, immer im akuten Blutrausch. Und die knallen dann möglichst viele Wildschweine und möglichst wenige ihrer Artgenossen aus den eigenen Reihen ab. Nur um danach festzustellen, dass das nichts an der Population ändert, wenn gleichzeitig weiterhin der Tisch in direkter Rüsselnähe so gut gedeckt ist und Mensch die Tiere aus Profitgier immer nachhaltiger aus ihrem ursprünglichen Lebensraum vertreibt.

Da interessiert dann auch niemand, dass im letzten Jahr ein sehr imposantes Beispiel aus der Tschechischen Republik kam. Da ist die afrikanische Schweinepest aufgetreten und die Behörden haben durch konsequentes und vor allem unaufgeregtes Handeln bis zum heutigen Zeitpunkt einen weiteren Ausbruch verhindert. Aber so etwas ist in Deutschland natürlich nicht möglich. Hier muss mit Waffengewalt ein Blutbad veranstaltet werden, und wenn dann demnächst Hein Blöd höchstpersönlich das afrikanische Souvenir mit seinem Schweinebestand bekannt macht, hat man wenigstens „alles getan“, um das zu verhindern. Jedenfalls alles, was am recht limitierten Lösungshorizont des Bauern- und Jägerverbandes aufdämmern kann.

http://www.sueddeutsche.de/wissen/tierseuche-das-wildschwein-als-bauernopfer-1.3823634


Kategorie: Allgemein

9 Antworten zu “Arme Schweine”

  1. Susanne sagt:

    Ich glaube ja, aber das ist meine persönliche Meinung, dass Säuchen dieser Art (Vogelgrippe, Schweinepest etc.) eher selbstgemachte und gewollte Angriffe sind. Es gibt genug Labore die derartiges produzieren Erreger fliegen nicht mal eben so um die ganze Welt und dann gleich systhematisch in alle Ställe und in die Natur. Ich glaube daran nicht. Aber man muss mir da nicht folgen. Ich habe zu EHEC Zeiten körperlich sehr hart erlebt, dass der Mist in unserer Natur war (ich ernähre mich u.a. von Wildpflanzen) – hier im Norden und das medial nur eine „Sau“ durchs Dorf getrieben wurde, das war alles Show! Aber das nur nebenbei. Wenn man das Volk (Angst) und die Märkte kontrollieren will, dann greift man offenbar auch zu solchen Mitteln. Selbst Helmut Schmidt sagt in einem Zeit Interview dass man online lesen kann, dass es „Angriffe unterfalscher Flagge“ gibt.

    Die Wildschweine haben mit all dem überhaupt nichts zu tun, sie zu töten, ein Irr- und Wahnisinn!

    Die Debatte über die zurückgekehrten Wölfe ist auch extrem traurig. Der Mensch soll sich endlich mal anpassen und nicht die Natur. Wie wunderbar, dass wir diese tollen und freien Geschöpfe noch haben und dass sie uns so lange überlebt haben – wir sollten Ehrfurcht und Respekt haben. stattdessen werden im TV besorgte Menschen gezeigt, die Angst haben -mit ihren Kindern -in den Wald zu gehen oder nur durchs Dorf und Bauern haben Angst um ihre Weidetiere. Können wir uns nicht einfach mal anpassen und die Natur akzeptieren! Wir haben so gut wie kine gefährlichen Tiere und Insekten hier, da können wir doch ein paar Wölfe und vor allem Wildschweine am Leben lassen und uns darauf einstellen (schlau machen – Herdenschutzhunde anschaffen usm.) oder? Mensch, Mensch!!

    Traurig auch, was ihr über die Treibjagd sagt. Die findet hier auch regelmäßig statt. Die Tierqualprodukte aus der Massentierhaltung reichen der Gattung mensch nicht, die Gier und die Respektlosigkeit des Menschen ist immens groß.

  2. Susanne sagt:

    Nachtrag: Wohin uns dass wohl alles noch führen wird.. Manche sagen ja (u.a. Ro*bert Bet*z), der Zustand der Welt ist nur ein letztes Aufbäumen, bevor Liebe und Respekt die Menschen erreicht, wir seien derzeit in einem Umbruch diesbezüglich. Es wäre zu schön um…

    Der Weg dahin ist unter anderem,sich seiner inneren Freiheit und Selbstliebe bewusst zu werden/sein. Also, es liegt auch an jedem einzelenen von uns. <3

  3. Christine sagt:

    Habs mir gestern gedacht, wie irre unsere eigene Spezies ist, als ich das Bild von unzähligen ermordeten Wildschweinen gesehen hab.
    Die armen, unschuldigen Tiere müssen wieder mal für selbstgemachte menschliche Panik bezahlen.
    Zum Abkotzen ist das.

  4. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Kann dem Kommentar von Admin nur Wort für Wort zustimmen! Es ist der Gipfel der Perversion! Da der Bestand an Wildvögeln ja dramatisch abnimmt (u.a. auch dank der selbstlosen Bemühungen der im Bauernverband organisierten Landwirte), dürfte sich das Problem mit der Vogelgrippe auch bald erledigt haben…außerdem weg mit den Bäumen, die werfen nur Laub und Schatten und stellen sich häufig und unvermittelt auch noch harmlosen Autofahrern in den Weg usw. usw.
    Ich fürchte sehr, der homo oeconomicus mit seiner Egozentrik, unersättlichen Gier und Dummheit ist unfähig zu überleben!

  5. Elke sagt:

    Da alles bereits gesagt wurde, kann ich nur noch bemerken, dass das Alles schlicht und einfach eine Schande und ein Armutszeugnis ist. An die Wölfe habe ich auch sofort gedacht. Erst schreit alles Juchhu, und nun sollen auch sie bejagt werden dürfen. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln- und dennoch wird es geschehen. Da kann man schon verzweifeln, wie an so vielem anderen auch.

  6. Heike sagt:

    Amen.

    Es gibt irgendwo eine kleine, zwar weltweite aber leider völlig verlorene Gesellschaft zur Ausrottung der Menschheit. Und zwar nicht brutal durch Ermordung oder Selbstmord oder so, nein, ganz einfach durch Einstellung der Vermehrung. Keine Frage, die Mittel wären da, allein der Wille fehlt. Für mich gleichzeitig eine machbare, aber trotzdem Traumvorstellung.
    Seufz.

  7. Ellen sagt:

    Ich kann Admin nur zustimmen – unter welchem Deckmantel, die „Hobbyjäger“ wieder zuschlagen dürfen, es soll ja sogar vor Muttertieren mit Frischlingen nicht Halt gemacht werden. Es ist für mich der absolute Wahnsinn, es ist unglaublich, welche Personen in diesem Land das Sagen haben und einfach Beschlüsse fassen, ohne auch nur im Geringsten Sachkenntnis zu besitzen. Unschuldige Tiere müssen für die Grobschlächtigkeit des Menschen Blut lassen. Eine Schande – aber ich persönlich vertrete die Ansicht, dass offensichtlich der Großteil der Bevölkerung teilnahmslos bei allem zuschaut respektive großzügig wegsieht. Es gibt mittlerweile einige respektive Untersuchungen, die belegen, dass Vogelgrippe und Co. ein hausgemachtes Problem darstellen. Wir ernten, was wir sähen……………….Ein Mensch mit klarem Verstand kann da nur ein Kopfschütteln hervorbringen. Absurd!

  8. ines sagt:

    Habe neulich in den Nachrichten gehört, dass 80% der Verbraucher mehr Geld für Lebensmittel ausgeben würden, wenn es den Tieren dabei besser geht. Das ist ja unglaublich! Wenn ein Großteil dann wohlmöglich auch noch ganz auf Fleisch verzichten würde – nicht auszudenken, diese Tendenz. Da muss man doch was tun! – Liebe Susanne, ich glaube auch, dass vom Menschen produzierte Erreger auf sonderbare Weise die Labore verlassen, aber ich denke auch, dass Seuchen in größerem Ausmaß einfach der verzweifelte Versuch der Natur sind, sich gegen den Menschen zu wehren. Die Natur an sich ist ein phänomenales Gleichgewicht aller Lebewesen und Pflanzen. Der Mensch versucht allerding ständig, dieses Gleichgewicht zu stören, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Die Natur wehrt sich mit Seuchen, mit Naturkatastrophen und mit dem Aussterben von für den Menschen lebenswichtigen Organismen. Aber die Menschen in ihrer Ignoranz machen unbeirrt weiter, weil sie sich überlegen fühlen. Irgendwann wird die ganze Sache kippen – wie bei einer Waage. Der Mensch in seiner heutigen Daseinsform ist dem Untergang geweiht. Und das schafft er ganz allein. Nur traurig, dass er so viele Lebewesen auf diesem irrsinnigen Weg mitnimmt!

  9. Ute sagt:

    Ines – das hoert man hier auch immer, dass Verbraucher gerne mehr Geld fuer „ungequaeltes Fleisch“ oder „glueckliche Eier“ und so ausgeben wuerden. Haben sie aber die Chance, ihren Behauptungen Taten folgen zu lassen, scheitern die meisten.

    Und Heike – da bin ich voll mit Dir! Eine „menschenreduzierte“ Welt – wirklich ein (leider maerchenhafter) Traum.

    Susanne – danke fuer den Hinweis auf Robert Betz!

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