Denn Tiere sind keine Maschinen

Die selbe Prozedur wie jedes Jahr …

von Admin, am 28.12.2017.

Eine komplette Branche befindet sich in einer Sackgasse und konzentriert sich jetzt darauf, das irgendwie zu beschönigen, weil sie selber eingesehen hat, dass Verbesserungen nur Augenwischerei sind. Wenn darunter nicht so viele Lebewesen leiden müssten, wäre es fast komisch.

Egal, wo neutrale Beobachter dieses Jahr eine Tierschutzbilanz ziehen, überall wird von „enormen Ausmaß von vermeidbaren Erkrankungen, Schmerzen und Leiden der Nutztiere“ gesprochen, es werden sogar im Akkord Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, also Straftatbestände, aufgelistet. Und wie reagiert die Branche darauf? Teils zeigt sie sich trotzig, erklärt lächerlicherweise das genaue Gegenteil und faselt etwas von extrem hohen Tierschutzstandards und nicht repräsentativen Ausnahmen, während ihr Schreckensbilder in Dauerschleife vorgelegt werden. Teils wird sie noch lustiger, zeigt sich betont einsichtig und sinniert über mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und Einzelbetreuung in Ställen mit mehreren zehntausend Insassen.

Der Verbraucher schiebt dagegen jede Verantwortung weit von sich und stellt nur utopische Forderungen nach mehr Tierwohl. Wie das in der Massentierhaltung gewährleistet werden soll, wenn Milliarden Menschen eine Nachfrage platzieren und die auch noch mehrmals täglich befriedigt haben wollen, behält er lieber für sich. Stattdessen faselt er etwas vom Metzger des Vertrauens, bei dem er ausschließlich konsumiert, während 90 % der Tierprodukte aus Massentierhaltung stammen, einer Haltungsform, die seltsamerweise niemand auf Anfrage unterstützt.

Und die Politik unter Landwirtschaftsminister Schmidt setzt zu 100 % auf Freiwilligkeit und Eigeninitiative der Wirtschaft. Obwohl sie genau weiß, wie hölzern so etwas ist, solange der Verbraucher den bunten Bildern in der Werbung und auf Verpackungen glaubt und deshalb mit gutem Gewissen weiter morden lässt.

Wer dann Ende 2018 eine Tierschutzbilanz zieht, der wird auch weiterhin diese Missstände entdecken, sie anprangern und ganz viele Menschen werden daraufhin zu Protokoll geben, dass sie das echt nicht schön finden und „Die da oben“ etwas ändern sollen. Was nie passieren wird. Für eine positive Wende müssten wir nämlich nicht nur die ominösen „Die da oben“ austauschen, sondern die komplette Konsumgesellschaft. Denn „Die da oben“ finanzieren das ganze Leid nicht an der Supermarktkasse, das tun ausschließlich die auf Augenhöhe und meistens sogar die Person, die im eigenen Spiegel wohnt. Und solange da niemand sein Gewissen neu entdeckt, werden Tiere weiter darunter leiden. Für diese Erkenntnis muss man echt nicht studieren.

https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Tierschutz-Bilanz-2017-Mehr-versprochen-als-gehalten-,tierschutz408.html


Kategorie: Allgemein

6 Antworten zu “Die selbe Prozedur wie jedes Jahr …”

  1. Ute sagt:

    „Einzelbetreuung in Staellen mit mehreren zehntausend Insassen“ – eines der himmelschreiendsten, unverfrorensten, krassesten Oxymora, die ich je gehoert habe!

    Der Panorama-Artikel beweist wieder einmal, dass das Wissen um die Missstaende in der Nutztierhaltung sehr wohl vorhanden ist, aber von egozentrischem Empathiemangel weit uebertroffen wird.

    „Die Putenhaltung… sei tiergerecht“ – mir fehlen die Worte…

    „Wir sind selbstkritisch“? Und doch scheint es, dass die Wandlung, die Verbesserung und Abschaffung der Misere in der Tierhaltung wohl nie von „denen da oben“ kommen wird, die muss von „uns hier unten“ geleitet und erzwungen werden, denn diese im Gesetz verankerten guten Vorsaetze werden vermutlich weiterhin nur von schmerzhafter Leere umhuellte Worte bleiben.

    Darf ich Euch zu der Gelegenheit bitten, die Petition von der Albert Schweitzer Stiftung anzuschauen und vielleicht zu unterschreiben? Es geht um das Kuerzen der Schnaebel von Tillys Artgenossen 🙁
    https://albert-schweitzer-stiftung.de/helfen/petitionen/schnabelkuerzen-beenden-richtig D A N K E !! 🙂

  2. Heike sagt:

    Hallo Ute,
    klar, hab sofort unterschrieben! Hoffe diese vielen Petitionen helfen wirklich. Wär ja zu schön!

    Und Oxymora muss ich jetzt erstmal googlen. 🙂

    Ansonsten ist es schon echt traurig wie wir Menschen uns alles schönreden. Wir haben noch viel Arbeit vor uns wenn wir wirklich was ändern wollen.

  3. Ute sagt:

    Heike – danke fuer’s Unterschreiben! Manchmal helfen diese Petitionen, manchmal muss man sie wiederholen und wiederholen und…
    Und, apropos Petitionen: habe gerade in der heutigen Email von „One Green Planet“ gelesen, dass die oeffentliche Protestwelle und die vielen Petitionen gegen Trumps Entscheidung, die Einfuhr nach Amerika der „Resultate“ von Trophaeenjagden zu erlauben, ihn dazu ueberredet haben, diesen Beschluss wieder rueckgaengig zu machen. Denn jetzt betrachtet er „Trophaeenjagden als eine Horrorshow“. Wo der Wind der Entruestung ihn halt hinblaest…

  4. Monika Hoffmann-Kühnel sagt:

    Die Politik wird immer dem größeren Druck nachgeben, und der kommt zur Zeit noch von der herkömmlichen Agrarwirtschaft. Wir Verbraucherinnen und Verbraucher müssen da deutlich zulegen! Ein bisschen Hoffnung macht die lauter werdende Diskussion über die system-immanenten Quälereien, die mit dem Verzehr tierischer Produkte verbunden sind, aber doch…niemand darf sich mehr damit rausreden, nichts gewusst zu haben! Da bin ich im Freundeskreis schon gern mal die Spaßbremse…

  5. ines sagt:

    Habe über Weihnachten eine Sendung über Ernährung und Fleischkonsum gesehen. Man forscht daran, Kühen Nahrung zu verabreichen, die dazu führt, dass sie weniger pupsen, damit die Umwelt weniger belastet wird. Dazu untersucht man den Pansen der Tiere …. – Mehr will ich dazu gar nicht wissen, ich kann mir schon vorstellen, wie das funktioniert. – Wie krank im Kopf sind doch diese Menschen!!!

  6. Sabine sagt:

    Nein, um die eigene Verantwortung für die Zustände in der „Nutztierproduktion“ zu erkennen, muss man nicht studieren. Ich habe noch nicht mal Abitur und weiß darüber ganz gut Bescheid. Während meine Akademiker-Kollegen ihre Weihnachtsfeier in einer Schnitzelranch abhalten und sich darüber amüsieren, wer das größte Fleischstück vertilgen kann. Eine Bekannte mit Ei-Allergie kauft einmal im Jahr Eier um Plätzchen zum Verschenken zu backen. Einziges Kriterium beim Kuaf: der billigste Preis. Es liegt wohl auf dem Focus, bei vielen Menschen sind das nicht unbedingt „Nutztiere“.

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