Denn Tiere sind keine Maschinen

Wenn Kritik sich im Kreis dreht …

von Admin, am 28.11.2017.

Gastkommentar des Philosophieprofessors, Nutzierwissenschaftlers und Bioethikers, PhD Bernard Rollin: „Animal Welfare in the Dairy Industry“ https://www.bovinevetonline.com/…/guest-commentary-animal-w…

In diesem Text wird sehr deutlich, vor was für Problemen nicht nur die Tierausbeutungsindustrie steht, sondern auch jeder Verbraucher, der verfassende US-Professor eingeschlossen.

Auf der einen Seite stellt er völlig richtige Fragen, egal ob er die Mutter-Kind-Trennung in der Milchindustrie kritisiert, sich an Spaltenböden in der Schweinehaltung stösst oder Betonplatten im Rinderstall moniert. Aber auf der anderen Seite redet er trotzdem immer nur von Verbesserungen und rudert an einer Stelle sogar ganz zurück, indem er betont, „selbstverständlich“ keinen kompletten Abbruch der Tierausbeutung zu fordern.

Dummerweise ist das aber der einzige Weg, der praktikabel ist, sobald einen das Gewissen packt und man die Behandlung von Tieren in dieser Industrie in Frage stellt. Man kann nicht die fünf Freiheiten (Freiheit von Hunger und Durst, Freiheit von Unbequemlichkeit (Haltungsbedingungen), Freiheit von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten, Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens, Freiheit von Angst und Leiden) ins Spiel bringen, die das „Farm animal welfare council“ mal erstellt hat und die es in Deutschland sogar bis zum „Tierwohl“-Siegel geschafft haben, und dann darauf pochen, dass diese auch aus Sicht der Tiere umgesetzt werden sollten. Für Fleischkonsum müssen Tiere umgebracht werden, das ist wohl das größte Leid, was sich jeder denkende Organismus vorstellen kann, alle anderen Freiheiten müssen an einem simplen Punkt scheitern: Die Nachfrage in der Gesellschaft.

Diese ist nunmal nur mit Massentierhaltung zu befriedigen, wie soll man sonst Milliarden gierige Münder stopfen? Da kann der Herr Professor noch so sehr von ganzjähriger Weidehaltung, individueller Tierbetreuung in einer intakten Familie und dem ganz großen Tierglück in menschlicher Gefangenschaft träumen, das wird es nicht geben. Und selbst wenn wir Fleisch zum Produkt der Reichen machen, es nur noch einer tausendköpfigen Elite weltweit zur Verfügung stellen und so die Haltungsbedingungen gen absolutes Paradies wuppen, bleibt der gewaltsame, fremdverschuldete Tod am Ende jedes Nutztierlebens und macht so jede ethische Komponente wieder kaputt.

Professor Rollin arbeitet richtig heraus, dass es im Endeffekt in der Hand der Gesellschaft liegt. Einer Gesellschaft, die immer mehr aufwacht, sich nicht mehr von Photoshop-Bildern auf Verpackungen und Werbeprospekten irritieren lässt und immer mehr Haltungsbedingungen in Frage stellt. Wenn aber diese Gesellschaft daraus nicht die richtigen Schlüsse zieht, wird sich nichts verändern. Und diese Schlüsse sind nicht, das Leid, die Not und die Angst der Tiere zu verringern oder ihren Tod immer schneller durchzuziehen. Jeder, der tatsächlich aufwacht, anderen Tieren zukünftig respektvoll begegnen will und ihnen die oben erwähnten 5 Freiheiten zubilligen möchte, der kann auf kurz oder lang nur zu einem Schluß kommen: Sich in keiner Form mehr an der Ausbeutung dieser fühlenden, selbstbewussten und intelligenten Mitlebewesen zu beteiligen. Was zum Glück für das aufgeklärte, moderne Individuum gar nicht mal so schwer ist.

Foto: Chaya


Kategorie: Allgemein

11 Antworten zu “Wenn Kritik sich im Kreis dreht …”

  1. Ute sagt:

    Also ich kann garnicht herausfinden, auf welcher Seite der Strasse Bernie Rollin laeuft – weg vom Tiermissbrauch oder weiterhin genau auf ihn zu?
    Habe aber beim Lesen des Textes oefter den Eindruck erhalten, dass er die Reichweite der Tragoedie der Nutztierhaltung selbst nicht richtig erkennt. Schade!! In ein Ausbeutungssystem laesst sich Menschlichkeit halt nicht wirklich einbauen…

    Welch ein wunderschoenes Foto von Chaya, die auf eine etwas veraenderte Landschaft hinausschaut!

  2. Melanie sagt:

    Ja, zum Glück ist es mehr als einfach, wenn man denn daran interessiert ist etwas zu ändern.
    Ich verstehe immer weniger wie eine Zutat auf dem Teller so wichtig sein kann, dass man darüber alles andere verdrängt, mitleidlos….
    und jetzt kommt Weihnachten, das „Fest der Liebe“, allerdings nur für uns Zweibeiner…

  3. Ute sagt:

    Ganz andere Sache, aber in meinen Augen doch irgendwie verwandt – darf ich Euch bitten, diese Petition von „Campact“ anzusehen und vielleicht zu unterschreiben? Christian Schmidt hat auf etwas hinterhaeltige Weise die Genehmigung fuer einen fuenfjaehrigen Weitergebrauch von Glyphosat durchdruecken koennen… Entschuldigung – aber was fuer ein gewissenloser Mensch, total frei von jeglichem Skrupel! https://www.campact.de/glyphosat/monsanto-minister/
    DANKE!!

  4. Steffi sagt:

    Hallo Ute, vielen Dank für den Hinweis hier, freut mich. Wir sind als Feld-Nachbarn als Abdrift-Opfer betroffen. Ich habe in diesem Sommer erstmals die Ausbringung der Giftstoffe dokumentiert (Anbau: Kartoffeln) und war schockiert, teilweise 3x pro Woche!! wurde Gift gespritzt. Ein Schutzstreifen wird nicht mehr subventioniert und sieht der Landwirt daher auch nicht mehr als notwendig an. Teilweise sind also die Gifte direkt auf unsere Büsche gelangt. Kaum Vögel im Sommer, der Hund hat sich erbrochen, wir haben als Folge den Garten in der „Hochgiftphase“ nicht genutzt. Als der Bauer merkte dass ich filme, ist er nicht mehr direkt an unserer Seite gefahren. Bevor wir uns freuen konnten, merkten wir, dass er sehr früh am nächsten Tag, 5-6 Uhr kam, und den Streifen am Grundstück schnell nachgeholt hat.
    Bei uns im Ort gibt es sehr ! viele Sterbefälle aufgrund von Krebserkrankungen.

    Dieses Ergebnis der Abstimmung ist daher sehr deprimierend für uns, vor allem dass vermutlich alles ohne Konsequenzen bleibt und für den Schmidt wohl zukünftig schon ein gut bezahlter Job bei Monsanto winkt…

    Traurig traurig.
    Aber unbedingt weiter dranbleiben, wir haben unterschrieben, danke!

  5. Steffi sagt:

    Wer vielleicht auch betroffen ist oder Interesse hat: es gibt ein Pestizid Aktions-Netzwerk in Hamburg:
    http://www.pan-germany.org/

  6. Steffi sagt:

    Das Bild von Chaya ist wunderschön, sehr stimmungsvoll… als könne man fast ihre Gedanken hören….

  7. Ute sagt:

    Steffi – scheussliches Problem, das Dich da konfrontiert. Bin ueberhaupt nicht sicher, ob diese Leute Dich beraten koennen, aber versuch’s mal, man kann nie wissen!: PAN Germany Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

  8. Ute sagt:

    Autsch – Steffi, gerade gesehen, dass Du von diesem Verein schon weisst…

  9. Sigrid sagt:

    @Steffi, das Leben auf dem Land neben einem Acker scheint im Moment eher ein Alptraum zu sein, nach allem, was du beschreibst, und nun diese grauenhafte Entscheidung für weitere Jahre mit dem Gift, das angeblich keines ist.
    In dieser Doku wird allerdings gezeigt, was inzwischen viele Betroffene leidvoll erfahren haben:
    https://www.youtube.com/watch?v=3ivpJx3gkMY

  10. Steffi sagt:

    Sigrid, noch ein Nachtschwärmer… 😉
    Vielen Dank, ich werde mir die Doku demnächst mal ansehen. Gute Nacht.

  11. Gabriele sagt:

    Der Mensch wird sich durch seinen Fleischkonsum selbst zerstören. Klimawandel, Klimaflüchtlinge, Eisberge schmelzen, eine Spezies nach der anderen stirbt aus, Dürren, Krankheiten nehmen zu, die Weltbevölkerung wächst, Kriege um Wasser und Nahrung, die Wälder verschwinden usw. Es wird bald nicht mehr möglich sein überhaupt soviel Getreide oder Soja für die Tierfutterindustrie anzubauen. Somit wird sich dieses Problem irgendwann von alleine lösen. Die Ernährung der Zukunft ist vegan.

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