Denn Tiere sind keine Maschinen

Mit Ruhe und Gemütlichkeit

von Admin, am 11.11.2017.

Nachdem in der letzten Woche mit Marte und Maret die zwei ältesten Damen auf dem Hof ihren Kuhday gefeiert haben, wird am heutigen Jubeltag fast das komplette Gegenteil zelebriert. Denn mit Anton hat das drittjüngste Butenländer Rind nach Jule und Janne Geburtstag und wird süße 2 Jahre alt.

Eigentlich wurde er von seinem ehemaligen Halter zu einem frühen Tod im Kleinkindalter verurteilt, da er in einem Mastbetrieb auf die Welt gekommen ist. Männliche Kälber sind in der Fleischindustrie eher ungewollt und werden in vielen Veröffentlichungen sogar als Abfallprodukt bezeichnet. Weil sie nicht als Milchkuh ausgebeutet werden können, sind sie fast ausschließlich für die Mast vorgesehen. Sie werden ihren Müttern direkt nach der Geburt entrissen und in sogenannte Kälberiglus gesteckt, wo sie mit Milchersatz abgespeist werden.

Nach circa 2 – 8 Wochen landen sie dann, meist noch über den Umweg von Zwischenhändlern entweder direkt in einem Stall, wo sie ein halbes Jahr auf ihr Schlachtgewicht gemästet werden. Oder sie werden an einen Mäster verkauft und vor dieser Tortur noch quer durch das Land, wenn nicht sogar ins europäische Ausland gefahren. Das Immunsystem von Rindern ist erst ab einem Alter von circa drei Monaten voll entwickelt, man kann sich somit ausmalen, was Massentransporte für diese Lebewesen bedeuten. Atemwegs- und Durchfallerkrankungen sind die Regel, was nicht nur Leid, sondern auch eine erhöhte Antibiotikabehandlung zur Folge hat. Manche Kälber werden auch direkt mit 8 Wochen geschlachtet, da ihr Labmagen zur Käseherstellung verwendet werden kann, solange ihm noch kein Raufutter zugeführt wurde.

Die deutsche Tierschutz-Nutztierhaltungsfarce … Entschuldigung, wir meinen natürlich -verordnung erlaubt ausdrücklich die Haltung auf Spaltenböden, problemlos auch auf Beton basiernd. Diese Böden werden durch Kot und Urin extrem rutschig, so dass ein Ausleben des natürlichen Spieltriebs schnell unmöglich wird. Das lernen die Kälber und bewegen sich deswegen kaum noch, was jeder Mäster begrüßt, da sie so natürlich schneller an Gewicht zunehmen.

Eine „interessante“ Randnotiz zum Thema ist auch, dass selbst Kälber aus einem Bio-Betrieb nicht dort gemästet werden, sondern größtenteils an konventionelle Halter weiterverkauft werden. Darüber sollte sich jeder bewusst sein, der meint, in der Bio-Tötungsmaschinerie eine Lösung gefunden zu haben.

Zum Glück konnten wir Anton dieses Leben ersparen und ihn nach nervenaufreibenden Verhandlungen im März 2016 auf unserem Hof und gleichzeitig in einem artgerechten Leben begrüßen. Hier besticht er seitdem nicht nur durch seinen Charme, sondern beeindruckt auch mit seinem geschmackssicheren Modebewusstsein, lässt er sich doch jedes Jahr in der kalten Jahreszeit total en vogue einen schicken Fleece-Pullover wachsen, der ihm auch seinen Kosenamen „Anton Plüsch“ eingebracht hat.

Wir wünschen eine ausgelassene Geburtstagssause, Herr Plüsch, lebe deinen Spieltrieb wie immer solange aus, wie du möchtest. Und bestimmt lässt die Herdenleitung auch mit sich muhen und es geht heute etwas später ins Heu, wir fragen mal unverbindlich nach.


Kategorie: Allgemein

7 Antworten zu “Mit Ruhe und Gemütlichkeit”

  1. Sylvia sagt:

    Hallo Du toller Anton Plüsch,
    viele liebe Geburtstagsgrüße zu Deinem 2. Muhday schick ich Dir. Laß Dich mal weiter so verwöhnen und hab ein schönes Leben auf Hof Butenland

  2. Doro sagt:

    Liebster Anton Plüsch, geniesse deinen Ehrentag in vollen Zügen und jeden weiteren Tag ebenso!
    Es ist soo schön, dass Butenland dich gefunden hat!

  3. Ines sagt:

    Lieber Anton, auf Butenland kannst du unbeschwert toben und springen, ohne dass dir etwas passiert. Ich weiß, du genießt es und hast sicher einen schönen Geburtstag gefeiert. Herzlichen Glückwunsch auch von mir!

  4. Ute sagt:

    Ach, Anton – das haettest du dir nie im Traum denken koennen, dass du vom „Abfallprodukt“ (entschuldige!) zur gefeierten Persoenlichkeit wirst! Alles Liebe zu deinem Geburtstag!

    Einer Mutter beraubt, gesunder Ernaehrung beraubt, einer Kindheit beraubt, der Gefaehrten beraubt, der Lebensfreude beraubt und letztlich des Lebens beraubt: das Schicksal eines maennlichen Kalbes. Und alles von diesem von Jens „Tierschutz-Nutztierhaltungsfarce“ genannten System gebilligt und fuer gut (weil „artgerecht“?) befunden….

  5. Thekla sagt:

    Lieber Anton,
    auch von mir alles Liebe nachträglich.
    Gestern habe ich mir eine Sendung vom SWR Nachtcafe angesehen: An den Rand gedrängt. Da wurde nochmal ganz deutlich, dass nur der Profit zählt. Und da wird auch nicht bei Menschen Halt gemacht, und dann doch schon gar nicht bei Tieren.
    Eigentlich sehe ich für mich nur einen Weg: Die zu unterstützen, die schon auf einem guten Weg sind, jedenfalls so gut es möglich ist.

  6. Ellen sagt:

    Schön, dass Anton gerettet werden konnte. Alles Gute zu Deinem 2. Geburtstag und die Freude, Freiheit genießen darf. Alles Dinge, die so vielen in ihrem kurzen „Leben“ (man kann es ja eigentlich kein Leben nennen) verwehrt bleiben. Es ist eine Schande, wie wir als so „reiches“ Land mit unseren Lebewesen umgehen und für alles eine Erklärung haben. Die Gleichgültigkeit regiert überall!!!!!!!!!

  7. Christine sagt:

    Reih‘ mich für Dich, liebster Anton♡, in die Geburtstagswünsche ein.
    Das Bild von Dir damals in dem engen, verdreckten Verlies + Dein Blick hat mich bis in den Traum verfolgt + nicht mehr losgelassen.
    Was für ein Glück, dass Deine Butenländer nicht locker gelassen haben + Du jetzt beschützt, geliebt + umsorgt in Deinem sauberen + gemütlichen Stall sein darfst.
    Apropos Herdenleitung – ist Chaya da von Frieda vor ihrem Heimgang gut eingearbeitet worden oder teilt sie sich die verantwortungsvolle Aufgabe mit einer Kuhfreundin?

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